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Helligkeit der S. ist sehr verschieden, im Mittel gleich derjenigen von Fixsternen 4. Größe. Die Farbe ist meist weiß, ins Gelbe oder Blaue spielend. Nach Schmidt steht dieselbe im Zusammenhang mit der mittlern Dauer der sichtbaren Bewegung; er findet dieselbe nämlich für weiße S. 0,75 Sekunden (886 Beobachtungen), für gelbe 0,98 Sek. (400 Beob.), für rote 1,63 Sek. (188 Beob.) und für grüne 1,97 Sek. (125 Beob.). Beim Erlöschen mancher S. beobachtet man, wie bei den Feuerkugeln, Funkensprühen, auch bisweilen ein erneutes Aufleuchten.
Der leuchtende
Schweif, den viele hinterlassen, dauert häufig mehrere
Minuten lang. Diese
Schweife zeigen oft merkwürdige
Formveränderungen, namentlich sieht man bei teleskopischer
Beobachtung in den ersten
Sekunden starke wellenförmige
Krümmungen; auch haben sie nach
Heis eine seitliche
Bewegung. Das
Spektrum der S. hat Konkoly kontinuierlich von vorherrschend
gelber oder grüner
Farbe, je nach der Färbung der S., gefunden;
Indigo
[* 2] wurde selten,
Rot nur bei roten S.,
Violett
nie beobachtet. Im
Spektrum des Schweifs wurde bei gelben S.
Natrium, bei grünen
Magnesium, bei roten
Strontium gefunden; bei
einem 156
Sekunden nachleuchtenden
Schweif einer Stern
schnuppe, welche die
Venus an Helligkeit übertraf, zeigten sich außer
den
Natrium- und Magnesiumlinien noch helle
Banden in
Grün und
Blau.
Coulvier-Gravier hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß die Zahl der S., die ein Beobachter stündlich zählt, im allgemeinen im Lauf der Nacht von den Abendstunden an zunimmt, und Schiaparelli hat dies dadurch erklärt, daß ein Beobachter um so mehr S. sehen werde, je höher über dem Horizont [* 3] der Punkt des Himmels steht, nach welchem hin die Bewegung der Erde gerichtet ist. Dieser Punkt, der sogen. Apex, ist aber um einen Viertelkreis nach W. von der Sonne [* 4] aus; er hat also seinen höchsten Stand um Sonnenaufgang.
Nach
Schmidt fällt die größte stündliche Zahl auf die
Stunde von früh 2½-3½
Uhr.
[* 5] Die stündliche Häufigkeit der S.
ist auch nicht das ganze Jahr hindurch gleich; nach
Schmidt fällt der kleinste Wert auf den
Februar, der größte auf den
August, wenn man absieht von den gleich zu erwähnenden großen Novemberströmen. Durch außerordentliche Häufigkeit
der S. sind nämlich die
Nächte um den 12. Nov. ausgezeichnet; insonderheit beobachtete man
1833, 1866 und 1867 förmliche Stern
schnuppenregen. Es erreicht dieses
Phänomen, wie H. A.
Newton bis 902 zurück dargethan
hat, alle 33 Jahre seinen Höhepunkt.
Weniger dicht, aber gleichmäßiger wiederkehrend sind die Stern
schnuppenregen in den
Nächten um den 10. Aug. (Laurentiustag),
deren schon in altenglischen Kirchenkalendern unter dem
Namen der »feurigen
Thränen des heil.
Laurentius«
gedacht wird. Außerdem sind auch die
Nächte des 18.-20. April, 26.-30. Juni, 9.-12. Dez. u. a. durch größere Häufigkeit
der S. ausgezeichnet. Bei den Stern
schnuppenfällen in diesen
Nächten bewegt sich die
Mehrzahl der
S. in parallelen
Bahnen;
sie scheinen von einem und demselben
Punkte des
Himmels ausgestreut zu werden, wie es sein muß, wenn diese
Körper in größern
Schwärmen
Bahnen um die
Sonne beschreiben.
Dieser Ausstreuungspunkt oder
Radiant liegt für die Novemberstern
schnuppen im Sternbild des
Löwen
[* 6] (10
Stund.
Rektaszension
und 23° nördl.
Deklination), für die
Laurentius-S. im
Perseus
[* 7] (2,9
Stund.
Rektaszension und 56° nördl.
Deklination),
weshalb man jene auch
Leoniden, diese
Perseïden nennt. Doch gibt es in diesen
Nächten nicht bloß einen, sondern immer mehrere
Radianten,
so beim Novemberphänomen nach
Heis 5; derselbe Beobachter hat am nördlichen
Himmel
[* 8] über 80
Radianten bestimmt.
Im allgemeinen unterscheidet man die in bestimmten
Nächten in größerer Häufigkeit fallenden S. als
periodische von den sporadischen, die unregelmäßig aus den verschiedensten Gegenden des
Himmels kommen.
Die Höhe, in welcher die S. aufleuchten und verlöschen, läßt sich aus korrespondierenden Beobachtungen von verschiedenen Punkten aus ermitteln. Sie ist sehr verschieden; so fand Heis beim Augustphänomen 1867 Höhen zwischen 20½ und 4 geogr. Meilen (im Mittel 13½ Meilen) für das Aufblitzen, solche zwischen 11½ und 3 Meilen (im Mittel 7½) für das Verlöschen; doch sind auch noch größere Höhen bis zu 40 Meilen und darüber beobachtet worden. Die Geschwindigkeiten, mit welchen sich die S. bewegen, sind solche, wie wir sie nur bei selbständig um die Sonne laufenden Weltkörpern antreffen, 3 und mehr, selbst 10-20 Meilen in der Sekunde.
Die kosmische
Natur dieser
Erscheinungen ist namentlich seit dem bereits erwähnen glänzenden Stern
schnuppenfall im
November 1866 außer
Zweifel gestellt; derselbe hat uns auch noch weitere Aufschlüsse über dieselben gegeben.
Schon früher hat man einen Zusammenhang
zwischen den Stern
schnuppenschwärmen und den
Kometen
[* 9] geahnt, und namentlich hat
Chladni bereits 1819 sich
für einen solchen ausgesprochen. Aber erst 1866 wurde es durch
Schiaparelli fast außer
Zweifel gesetzt, daß manche
Kometen,
wenn auch nicht alle, zu den
Erscheinungen der periodischen Stern
schnuppenfälle beitragen.
Insbesondere glaubte Schiaparelli aus der großen Ähnlichkeit [* 10] der Bahn des August- oder Laurentiusstroms mit derjenigen des Kometen III des Jahrs 1862 auf eine Identität beider Erscheinungen schließen zu müssen. Diese Meinung fand rasch eine Bestätigung durch die von Leverrier ausgeführte Berechnung der Bahn des großen Novemberschwarms von 1866. Es machte nämlich sehr bald Peters in Altona [* 11] auf die auffallende Übereinstimmung dieser Bahn mit derjenigen des Tempelschen Kometen I von 1866 aufmerksam.
Seitdem hat die
Idee, daß die periodisch erscheinenden Stern
schnuppenschwärme Teile von
Kometen seien, die, durch die
Anziehung
der
Erde aus ihrer
Bahn abgelenkt, durch die obern
Regionen unsrer
Atmosphäre schießen und hier infolge ihrer raschen
Bewegung
durch die
Luft ins
Glühen geraten, immer mehr Anklang gefunden. Insbesondere führt man auch die glänzenden
Stern
schnuppenregen vom und 1885 auf kleine kosmische
Körper zurück, die der zerfallende Bielasche
Komet längs
seiner
Bahn ausgestreut hat.
Während aus den größern Feuerkugeln nicht selten Meteorsteine [* 12] zur Erde niederfallen, ist bei den S. bis jetzt noch nichts Ähnliches nachgewiesen. Ob die eisenhaltigen Staubmassen, welche Nordenskjöld auf den Schneeflächen Skandinaviens, Gaston Tissandier in Paris [* 13] und Umgegend gesammelt und untersucht haben, wirklich von den Schweifen der S. und Feuerkugeln herrühren, wie letzterer glaubt, ist noch zweifelhaft. Die gallertigen, frischem Eiweiß oder Stärkekleister ähnlichen, oft tellergroßen Massen, die man hin und wieder am Boden findet, und welche die Volksmeinung in Europa [* 14] und Nordamerika [* 15] als Sternschnuppensubstanz bezeichnet, sind nach Cohn aufgequollene Frosch-Eileiter, welche wahrscheinlich von Nachtvögeln ausgeleert werden.
Vgl. Schiaparelli, Entwurf einer astronomischen Theorie der S. (deutsch, Stett. 1871);
Boguslawski, Die S. und ihre Beziehungen zu den Kometen (Berl. 1874). ¶