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Taylor« und 1797 Horstigs »Erleichterte deutsche S.«, beide ebenso wie das vom Hauptmann Danzer in Wien [* 2] 1800 veröffentlichte »Allgemeine System der S. des Herrn Sam. Taylor« nach englischem Muster gearbeitet. Seit jener Zeit ist in Deutschland [* 3] eine außerordentlich große Anzahl stenographischer Systeme aufgetaucht, unter denen aber nur die Methoden von Gabelsberger (s. d., 1834), Stolze (s. d., 1841) und Arends (s. d., 1850) in den Vordergrund getreten sind. Gabelsberger schuf in seiner Redezeichenkunst das erste deutsche Nationalsystem und eroberte der graphischen Richtung das Feld. Stolze hob die S. zur Bedeutung eines allgemeinen Hilfsmittels, brachte strengere Grundsätze zur Anwendung und belebte den früher toten Bindestrich. Arends ist darüber nicht hinausgekommen. Die Pflege dieser drei Hauptsysteme nebst Übertragungen stellt sich nach der neuesten Statistik folgendermaßen:
Gabelsberger | 660 Vereine mit | 17000 Mitgliedern, |
Stolze | 450 - - | 10500 - |
Arends | 120 - - | 2600 - |
Erst in neuester Zeit hat der stenographische Gedanke wieder eine wirkliche Förderung erfahren durch Brauns, der in seinem »Entwurf eines Schulkurzschriftsystems« (Hamb. 1888) auf Grund eingehender Untersuchungen über die Häufigkeit der Lautgruppen einerseits und die Schreibflüchtigkeit der verfügbaren Zeichen anderseits die Bahnen für eine rationelle Ökonomie in der Kurzschrift vorgezeichnet hat. Diejenigen Systeme der S., welche in der Zwischenzeit veröffentlicht worden sind, haben wohl diesen oder jenen neuen Einzelvorteil sich zu nutze gemacht, für den Allgemeinfortschritt der S. aber nichts geleistet. Faulmanns Phonographie, die zuerst von Braut 1875 herausgegeben ward, hebt sich durch ihre Einfachheit hervor. Das sogen. »Dreimännersystem« von Schrey, Johnen und Socin (1888), gewöhnlich nach dem Hauptautor Schrey allein benannt, versucht eine Vermittelung zwischen Gabelsberger, Stolze und Faulmann. Durch Vereine sind folgende kleinere Systeme vertreten:
Vereine | Mitgl. | |
---|---|---|
Roller (1875) | 105 | 1450 |
Faulmann (1875) | 25 | 1000 |
Lehmanns "Stenotachygraphie« (1875) | 40 | 860 |
Schrey (1888) | 30 | 450 |
Merkes (1880) | 15 | 150 |
Velten (1876) | 10 | 150 |
Ganz vereinzelt bestehen auch Vereine nach den Systemen von Adler [* 4] (1877), Herzog (1884) und einigen andern, wie denn das stenographische Vereinswesen in Deutschland, dem gegenwärtigen Hauptsitz stenographischer Thätigkeit, am meisten entwickelt ist. Ein regelmäßiger Gedankenaustausch zwischen den Stenographen aller Länder ist von Großbritannien [* 5] aus durch die Einführung internationaler Stenographenkongresse geschaffen worden. Die erste Zusammenkunft dieser Art fand 1887 in London [* 6] statt (vgl. »Transactions of the first international short-hand congress«, Lond. u. Bath 1888). Einen Einblick in acht bedeutende Systeme der S. gewährt beifolgende Tafel »Stenographie«. [* 7]
Für die umfängliche stenographische Litteratur besteht bei J. H. Robolsky in Leipzig [* 8] eine besondere buchhändlerische Zentralstelle; Bücher von wirklichem Wert sind seltene Erscheinungen.
Vgl. Pitman, A history of short-hand (Lond. 1852);
Anderson, History of short-hand (das. 1882);
Rockwell, The teaching, practice and literature of short-hand (2. Aufl., Washingt. 1885);
Scott de Martinville, Histoire de la sténographie (Par. 1849);
Guénin, Recherches sur l'histoire, la pratique et l'enseignement de la sténographie (das. 1880);
Depoin, Annuaire sténographique international (das. 1887);
Gabelsberger, Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder S. (Münch. 1834);
Anders, Entwurf einer allgemeinen Geschichte und Litteratur der S. (Köslin [* 9] 1855);
Erkmann, Geschichte der S. im Grundriß (Görl. 1875);
Mitzschke, Beiträge zur Geschichte der Kurzschrift (Berl. 1876);
Zeibig, Geschichte und Litteratur der Geschwindschreibkunst (2. Aufl., Dresd. 1878);
Blenck, Die geschichtliche Entwickelung etc. der S. (Berl. 1887);
Krieg, Katechismus der S. (2. Aufl., Leipz. 1888);
Moser, Allgemeine Geschichte der S. (das. 1889, Bd. 1.);
»Panstenographikon« (Dresd. 1869-74);
Faulmann, Historische Grammatik der S. (Wien 1887);
Keil und Hödel, Verzeichnis der stenographischen Litteratur Deutschlands [* 10] etc. (Leipz. 1880 u. 1888);
Westby-Gibson, The bibliography of short-hand (Lond. u. Bath 1887).