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Stengels in der bisherigen Richtung aufhört und daneben in zwei divergierenden Richtungen sich fortsetzt, indem der Vegetationspunkt selbst in zwei neue sich teilt [* 1] (Fig. 2 A, Bärlapp).
3) Die Scheinachse (sympodium), wenn der S. in seiner Fortbildung an der Spitze unterbrochen wird, dafür aber die der Spitze nächste Seitenachse das Wachstum in gleicher Richtung fortsetzt und dies nach einem oder einer Reihe von Internodien sich wiederholt [* 1] (Fig. 2 D, wo a die Hauptachse, bb' die aufeinander folgenden Nebenachsen), so daß der scheinbar Einer Achse angehörige Sproß aus successiven Nebenachsen verschiedenen Grades zusammengesetzt ist.
Der Grad der Verzweigung und die Ausbildungsform der einzelnen Sprosse, die Sproßfolge, beginnen in ihrer Entwickelung bei phanerogamen Pflanzen an dem Keimling. Das Stengelchen desselben erwächst zur Hauptachse. In seltenen Fällen schließt schon diese mit einer Blüte [* 2] ab, und der S. kann dabei einfach bleiben, so daß die Pflanze nur aus einer einzigen Achse besteht und als einachsige bezeichnet wird. Zweiachsige Pflanzen sind dagegen diejenigen, bei denen erst an den Nebenachsen erster Ordnung Blütenentwickelung eintritt, also z. B. wenn die Hauptachse aufrecht steht und Laubblätter trägt, aus deren Achseln Blütenstiele entspringen, oder an der Spitze zu einer Traube, Dolde oder Ähre wird, denn auch jede Blüte dieser Infloreszenzen ist ein Sproß für sich; aber auch der Fall gehört hierher, wo die Hauptachse unterirdisch als Rhizom [* 3] wächst und einfache Nebenachsen über den Boden treibt, die mit einer einzelnen Blüte abschließen, wie z. B. bei Paris [* 4] quadrifolia.
Man kann hiernach leicht selbst finden, was unter drei-, vierachsigen etc.
Pflanzen zu verstehen ist.
Sehr häufig sind bei mehrachsigen
Pflanzen die successiven
Achsen nicht bloß dem
Grad nach, sondern auch hinsichtlich der
Ausbildung der
Blätter, die sie tragen, voneinander unterschieden. Durch die
Metamorphose der
Blätter werden nämlich bei fast
allen
Phanerogamen bestimmte Blattformationen bedingt, die man als
Nieder-,
Laub- u.
Hochblätter charakterisiert (s.
Blatt,
[* 5] S. 1016), und nach deren Auftreten am S. man eine Nied
erblattregion, Laubblattregion und Hochblattregion zu unterscheiden
hat. Bei einachsigen
Pflanzen folgen diese drei
Regionen an Einer
Achse aufeinander, bei mehrachsigen sind sie in der
Regel auf
die einzelnen
Achsen verteilt, so daß man diese selbst als Nied
erblattstengel etc. unterscheiden
kann. Diese Verhältnisse, von denen hauptsächlich mit das äußere Ansehen
(Habitus) der
Pflanze abhängt, zeigen wiederum
große Mannigfaltigkeiten.
Für die S. gewisser Pflanzen sind besondere Namen üblich. Bei den Kräutern redet man schlechthin vom S. oder Krautstengel, bei den grasartigen Monokotyledonen wird er Halm (culmus) genannt. Der hohe, meist einfache, an der Spitze mit einer einzigen großen Gipfelknospe endigende S. der Palmen [* 6] und Baumfarne heißt Stock (caudex). Der holzige, lang dauernde, in Äste und Zweige sich teilende S. der Dikotyledonen und Nadelhölzer [* 7] wird Stamm (truncus) genannt (vgl. Baum).
Abweichende, für besondere Lebenszwecke eingerichtete Stengelformen sind die Knollen, [* 8] Ranken und Dornen (s. d.). Bei manchen Pflanzen ist der S. fleischig verdickt und dann knollig, wie bei dem Kohlrabi [* 1] (Fig. 3), nahezu kugelig, wie bei Melocactus [* 1] (Fig. 4), aus ovalen, zusammengedrückten Gliedern zusammengesetzt, wie bei den Opuntien [* 1] (Fig. 5). Ja, es gibt auch S., welche der Gestalt nach mit Blättern übereinstimmen, wie z. B. die Zweige von Ruscus [* 9] aculeatus [* 1] (Fig. 6), welche flächenartig ausgebreitet sind und ein beschränktes Längenwachstum besitzen, daher sie eine begrenzte blattähnliche Form haben. Solche Blattzweige (phyllocladia) unterscheiden sich von wahren Blättern leicht dadurch, daß sie aus den Achseln kleiner, schuppenförmiger Blätter entspringen und auf ihrer Fläche selbst kleine Blättchen tragen, aus deren Achsel sie eine Blüte hervorbringen. Über den innern Bau des Stengels vgl. die Artikel Gefäßbündel, [* 10] Holz, [* 11] Rinde, Kambium. [* 12]
^[Abb.: Fig. 3. Kohlrabi. [* 1] Fig. 4. Stengel [* 13] von Melocactus. [* 1] Fig. 5. Stengel von Opuntia. [* 1] Fig. 6. Phyllokladien von Ruscus aculeatus.]