mehr
von Wurzelblättern entspringenden, eine Blüte [* 2] oder einen Blütenstand [* 3] tragenden Sprosses darstellt.
Der S. ist in Bezug auf seine Seitenorgane
(Blätter,
Haare)
[* 4] das
Primäre; jene entstehen erst auf diesem. Wenn man die in der
Fortbildung begriffene
Spitze des Stengels
der
Länge nach durchschneidet, so sieht man, daß der
S. in eine
halbkugel- bis schlank kegelförmige
Kuppe endigt
[* 1]
(Fig. 1), auf deren Oberfläche noch keinerlei seitliche
Organe vorhanden
sind. Dieser
Vegetationspunkt (punctum vegetationis) bewirkt durch seine zellenbildende Thätigkeit die Fortbildung des Stengels
in die
Länge.
Gewebe (Zeuge: glatte

* 5
Gewebe.
Erst ein mehr oder minder großes
Stück unterhalb des
Scheitels
[* 1]
(Fig. 1 ss) desselben zeigen sich auf seiner
Oberfläche sanfte
Höcker, die wir, nach rückwärts verfolgend, bald in größere Gebilde übergehen sehen und als die ersten
Anlagen der
Blätter erkennen. Die ganze fortbildungsfähige
Spitze eines Stengels
samt den daran sitzenden, den
Vegetationspunkt
bedeckenden jungen Blättern
[* 1]
(Fig. 1 pb) nennt man
Knospe (s. d.). Der
Vegetationspunkt ist aus lauter
gleichartigen, sehr kleinen, polyedrischen, dünnwandigen, reichlich mit
Protoplasma erfüllten, sämtlich in
Teilung begriffenen
Zellen zusammengesetzt, welche das sogen. Urparenchym oder
-Meristem darstellen, aus welchem allmählich die
Gewebe
[* 5] (Fig. 1 m)
durch entsprechende
Ausbildung der
Zellen hervorgehen. Bei den
Gefäßkryptogamen und einigen
Phanerogamen gibt es im
Scheitel
des
Vegetationspunkts eine
Scheitelzelle, welche durch regelmäßige
Teilungen stetig
Zellen bildet, und
von welcher alle
Zellen des
Meristems und somit des ganzen Stengels
abstammen. Bei andern
Phanerogamen bilden sich dagegen im
Vegetationspunkt gewisse
Gewebe selbständig und unabhängig voneinander fort, so daß keine
Scheitelzelle anzunehmen ist.
Bei den meisten
Pflanzen verzweigt sich der S., d. h. er erzeugt an seiner Seite neue
Vegetationspunkte, die sich fortentwickeln zu einer neuen, der ersten gleichen und am
Grund mit ihr zusammenhängenden
Achse,
welche in Bezug auf jene den
Zweig oder
Ast (ramus) bildet. Bei der normalen Verzweigung des Stengels
bilden sich die
Vegetationspunkte
der
Zweige frühzeitig, schon in der
Nähe der
Spitze des Stengels
und meist in regelmäßiger
Stellung.
Von dieser Verzweigung, auf welcher hauptsächlich die
Architektonik der ganzen
Pflanze beruht, muß man diejenigen
Zweige unterscheiden,
welche aus
Adventivknospen (s.
Knospe) hervorgehen, da diese fern von der
Spitze des Stengels
, an ältern Teilen, ohne bestimmte
Ordnung und oft durch zufällige äußere Einflüsse veranlaßt entstehen.
Blattstiel - Blattwesp

* 6
Blattstellung.
Bei jeder normalen Verzweigung treten die neuen
Vegetationspunkte meist in der
Achsel der
Blätter auf, und zwar an der Oberfläche
des Stengels
[* 1]
(Fig. 1 k).
Daher ist die
Stellung der
Zweige von der
Blattstellung
[* 6] abhängig und zeigt dieselbe Regelmäßigkeit
wie diese. Indessen erzeugen meist nicht alle
Blätter in ihrer
Achsel eine
Knospe, und noch weniger oft
bilden sich alle angelegten
Knospen
[* 7] zu wirklichen
Zweigen aus. Die Verzweigung des Stengels
erfordert die Unterscheidung von
Hauptachse und Seiten- oder Nebenachsen oder,
da man jede einzelne
Achse samt allen ihren Blättern
Sproß nennt, von
Haupt- und
Seitensprossen.
Insofern aber die Nebenachsen sich abermals verzweigen u. s. f., spricht man von Nebenachsen erster, zweiter etc. Ordnung. Nach dem Ursprung der Achsen und nach dem Grad ihrer Erstarkung unterscheidet man folgende Arten der Verzweigung:
1) Wenn die Hauptachse in gleicher Richtung sich fortbildet und stärker bleibt als alle ihre Nebenachsen, so nennt man ein solches Verzweigungssystem monopodial oder ein Monopodium; es ist die gewöhnlichste Form.
2) Wenn der S. aber an einem Punkt endigt und daselbst in zwei ihm und einander nahezu gleich starke, in der Richtung divergierende Zweige sich teilt, so heißt er gabelig verzweigt oder dichotom (caulis dichotomus), die Verzweigungsform Dichotomie. Dieses Verhältnis kann auf dreierlei Weise zu stande kommen. Entweder beruht es nur auf einer Modifikation der monopodialen Verzweigung und wird dann falsche Dichotomie genannt, wenn nämlich eine Nebenachse sich ebenso stark entwickelt wie die Hauptachse und die letztere in ihrer Richtung etwas zur Seite drängt [* 1] (Fig. 2 C, wo aaa die Hauptachse, bb die Nebenachsen), oder wenn unter der Spitze der Hauptachse, deren Gipfelknospe entweder sich nicht ausbildet, oder welche durch eine Blüte abgeschlossen ist, zwei gegenüberstehende Seitensprosse sich entwickeln und in demselben Grad wie der Hauptsproß erstarken [* 1] (Fig. 2 B, Mistel). Oder aber es liegt eine echte Dichotomie vor, ein seltener bei den Selaginellen und Lykopodiaceen [* 8] vorkommender Fall, der gar nicht auf der Bildung von Nebenachsen, sondern darauf beruht, daß das Wachstum am Scheitel des
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Längsschnitt durch die Stengel
spitze
eines
Keimlings von
Phaseolus. ss
Scheitel, pb Teile der ersten beiden
Blätter, k deren Achselknospen, m inneres
Gewebe des Stengels.
Stengelbrand - Stenogr

* 9
Seite 15.288.Fig. 2. Verzweigungsarten des Stengels.] ¶
mehr
Stengels in der bisherigen Richtung aufhört und daneben in zwei divergierenden Richtungen sich fortsetzt, indem der Vegetationspunkt selbst in zwei neue sich teilt [* 9] (Fig. 2 A, Bärlapp).
3) Die Scheinachse (sympodium), wenn der S. in seiner Fortbildung an der Spitze unterbrochen wird, dafür aber die der Spitze nächste Seitenachse das Wachstum in gleicher Richtung fortsetzt und dies nach einem oder einer Reihe von Internodien sich wiederholt [* 9] (Fig. 2 D, wo a die Hauptachse, bb' die aufeinander folgenden Nebenachsen), so daß der scheinbar Einer Achse angehörige Sproß aus successiven Nebenachsen verschiedenen Grades zusammengesetzt ist.
Rhinow - Rhizom

* 10
Rhizom.Der Grad der Verzweigung und die Ausbildungsform der einzelnen Sprosse, die Sproßfolge, beginnen in ihrer Entwickelung bei phanerogamen Pflanzen an dem Keimling. Das Stengelchen desselben erwächst zur Hauptachse. In seltenen Fällen schließt schon diese mit einer Blüte ab, und der S. kann dabei einfach bleiben, so daß die Pflanze nur aus einer einzigen Achse besteht und als einachsige bezeichnet wird. Zweiachsige Pflanzen sind dagegen diejenigen, bei denen erst an den Nebenachsen erster Ordnung Blütenentwickelung eintritt, also z. B. wenn die Hauptachse aufrecht steht und Laubblätter trägt, aus deren Achseln Blütenstiele entspringen, oder an der Spitze zu einer Traube, Dolde oder Ähre wird, denn auch jede Blüte dieser Infloreszenzen ist ein Sproß für sich; aber auch der Fall gehört hierher, wo die Hauptachse unterirdisch als Rhizom [* 10] wächst und einfache Nebenachsen über den Boden treibt, die mit einer einzelnen Blüte abschließen, wie z. B. bei Paris [* 11] quadrifolia.
Man kann hiernach leicht selbst finden, was unter drei-, vierachsigen etc. Pflanzen zu verstehen ist. Sehr häufig sind bei mehrachsigen Pflanzen die successiven Achsen nicht bloß dem Grad nach, sondern auch hinsichtlich der Ausbildung der Blätter, die sie tragen, voneinander unterschieden. Durch die Metamorphose der Blätter werden nämlich bei fast allen Phanerogamen bestimmte Blattformationen bedingt, die man als Nieder-, Laub- u. Hochblätter charakterisiert (s. Blatt, [* 12] S. 1016), und nach deren Auftreten am S. man eine Niederblattregion, Laubblattregion und Hochblattregion zu unterscheiden hat. Bei einachsigen Pflanzen folgen diese drei Regionen an Einer Achse aufeinander, bei mehrachsigen sind sie in der Regel auf die einzelnen Achsen verteilt, so daß man diese selbst als Niederblattstengel etc. unterscheiden kann. Diese Verhältnisse, von denen hauptsächlich mit das äußere Ansehen (Habitus) der Pflanze abhängt, zeigen wiederum große Mannigfaltigkeiten.
Palmen I

* 13
Palmen.Für die S. gewisser Pflanzen sind besondere Namen üblich. Bei den Kräutern redet man schlechthin vom S. oder Krautstengel, bei den grasartigen Monokotyledonen wird er Halm (culmus) genannt. Der hohe, meist einfache, an der Spitze mit einer einzigen großen Gipfelknospe endigende S. der Palmen [* 13] und Baumfarne heißt Stock (caudex). Der holzige, lang dauernde, in Äste und Zweige sich teilende S. der Dikotyledonen und Nadelhölzer [* 14] wird Stamm (truncus) genannt (vgl. Baum).
Abweichende, für besondere Lebenszwecke eingerichtete Stengelformen sind die Knollen, [* 15] Ranken und Dornen (s. d.). Bei manchen Pflanzen ist der S. fleischig verdickt und dann knollig, wie bei dem Kohlrabi [* 9] (Fig. 3), nahezu kugelig, wie bei Melocactus [* 9] (Fig. 4), aus ovalen, zusammengedrückten Gliedern zusammengesetzt, wie bei den Opuntien [* 9] (Fig. 5). Ja, es gibt auch S., welche der Gestalt nach mit Blättern übereinstimmen, wie z. B. die Zweige von Ruscus [* 16] aculeatus [* 9] (Fig. 6), welche flächenartig ausgebreitet sind und ein beschränktes Längenwachstum besitzen, daher sie eine begrenzte blattähnliche Form haben. Solche Blattzweige (phyllocladia) unterscheiden sich von wahren Blättern leicht dadurch, daß sie aus den Achseln kleiner, schuppenförmiger Blätter entspringen und auf ihrer Fläche selbst kleine Blättchen tragen, aus deren Achsel sie eine Blüte hervorbringen. Über den innern Bau des Stengels vgl. die Artikel Gefäßbündel, [* 17] Holz, [* 18] Rinde, Kambium. [* 19]
^[Abb.: Fig. 3. Kohlrabi. [* 9] Fig. 4. Stengel von Melocactus. [* 9] Fig. 5. Stengel von Opuntia. [* 9] Fig. 6. Phyllokladien von Ruscus aculeatus.]