(Kontermarke), Zeichen, welches in die
Münzen
[* 2] eingeschlagen wurde, um anzuzeigen, daß eine bisher ungültige
Münze Geltung erhält, oder daß der Wert einer bisher kursierenden
Münze verändert worden ist.
Dergleichen S. finden sich
schon auf den
Münzen der alten Griechen und
Römer.
[* 3] In
Frankreich wurden früher bei jedem Regierungswechsel
die
Münzen gestempelt.
[* 25]
(Caulis,
Kaulom,
Stamm,
Achse), eins der morphologischen Grundorgane der
Pflanzen, in der Fähigkeit dauernder
Verjüngung an seiner
Spitze mit der
Wurzel
[* 26] übereinstimmend, aber durch den
Besitz von Blättern wesentlich
verschieden. Man beschränkt gewöhnlich das Vorkommen des Stengels im
Pflanzenreich auf die deshalb so genannten stammbildenden
Pflanzen
(Kormophyten), welche, alle
Gewächse von den
Moosen an aufwärts umfassend, den
Thallophyten gegenübergestellt sind,
denen man den S. abspricht und einen
Thallus beilegt.
Der S. ist an den Seiten immer mit Blättern besetzt; beim sogen. blattlosen S. sind in
Wahrheit die
Blätter entweder nur
auf ganz unscheinbare Rudimente reduziert, oder umfassen ihn als bloße
Scheiden nur am
Grund, oder der vermeintlich blattlose
S. ist nur das zu ungewöhnlicher
Länge gestreckte Zwischenstück zwischen je zwei einander folgenden
Blättern. Die
Stellen des Stengels, an welchen ein
Blatt
[* 27] sitzt, die
Knoten (nodus), sind nicht selten durch eine knotenartige
Verdickung und oft auch durch andre anatomische
Beschaffenheit ausgezeichnet, insbesondere bei hohlen Stengeln mit
Mark erfüllt.
Das zwischen je zwei aufeinander folgenden
Knoten liegende
Stück heißt Stengelglied
(Internodium). Das
aus dem
Blatt in den S. übertretende
Gefäßbündel
[* 28] wird als
Blattspur bezeichnet. Die im jugendlichen Zustand an der Stengelspitze
dicht zusammengedrängten Blätterrücken erst bei der weitern
Ausbildung in der
Regel mehr auseinander, indem die Stengelglieder
sich strecken. Bei Stengeln, deren Internodien unentwickelt bleiben, stehen alle
Laubblätter unmittelbar
über der
Wurzel und heißen deshalb
Wurzel- oder Grundblätter, während man solche
Pflanzen ungenau stengellosePflanzen (plantae
acaules) nennt. Auch die
Knospen,
[* 29] die
Köpfchen, die
Blüten sind
Beispiele für S. mit verkürzten Internodien. Einen sehr hohen
Grad erreicht die Streckung der Stengelglieder z. B. bei den
Pflanzen mit windenden Stengeln, bei den fadendünnen
Ausläufern und beim
Schaft (scapus), welcher ein einziges, ungemein gestrecktes
Internodium eines aus der
Achsel¶
Der S. ist in Bezug auf seine Seitenorgane (Blätter, Haare)
[* 33] das Primäre; jene entstehen erst auf diesem. Wenn man die in der
Fortbildung begriffene Spitze des Stengels der Länge nach durchschneidet, so sieht man, daß der S. in eine
halbkugel- bis schlank kegelförmige Kuppe endigt
[* 25]
(Fig. 1), auf deren Oberfläche noch keinerlei seitliche Organe vorhanden
sind. Dieser Vegetationspunkt (punctum vegetationis) bewirkt durch seine zellenbildende Thätigkeit die Fortbildung des Stengels
in die Länge.
Erst ein mehr oder minder großes Stück unterhalb des Scheitels
[* 25]
(Fig. 1 ss) desselben zeigen sich auf seiner
Oberfläche sanfte Höcker, die wir, nach rückwärts verfolgend, bald in größere Gebilde übergehen sehen und als die ersten
Anlagen der Blätter erkennen. Die ganze fortbildungsfähige Spitze eines Stengels samt den daran sitzenden, den Vegetationspunkt
bedeckenden jungen Blättern
[* 25]
(Fig. 1 pb) nennt man Knospe (s. d.). Der Vegetationspunkt ist aus lauter
gleichartigen, sehr kleinen, polyedrischen, dünnwandigen, reichlich mit Protoplasma erfüllten, sämtlich in Teilung begriffenen
Zellen zusammengesetzt, welche das sogen. Urparenchym oder -Meristem darstellen, aus welchem allmählich die Gewebe
[* 34] (Fig. 1 m)
durch entsprechende Ausbildung der Zellen hervorgehen. Bei den Gefäßkryptogamen und einigen Phanerogamen gibt es im Scheitel
des Vegetationspunkts eine Scheitelzelle, welche durch regelmäßige Teilungen stetig Zellen bildet, und
von welcher alle Zellen des Meristems und somit des ganzen Stengels abstammen. Bei andern Phanerogamen bilden sich dagegen im
Vegetationspunkt gewisse Gewebe selbständig und unabhängig voneinander fort, so daß keine Scheitelzelle anzunehmen ist.
Bei den meisten Pflanzen verzweigt sich der S., d. h. er erzeugt an seiner Seite neue
Vegetationspunkte, die sich fortentwickeln zu einer neuen, der ersten gleichen und am Grund mit ihr zusammenhängenden Achse,
welche in Bezug auf jene den Zweig oder Ast (ramus) bildet. Bei der normalen Verzweigung des Stengels bilden sich die Vegetationspunkte
der Zweige frühzeitig, schon in der Nähe der Spitze des Stengels und meist in regelmäßiger Stellung.
Von dieser Verzweigung, auf welcher hauptsächlich die Architektonik der ganzen Pflanze beruht, muß man diejenigen Zweige unterscheiden,
welche aus
Adventivknospen (s. Knospe) hervorgehen, da diese fern von der Spitze des Stengels, an ältern Teilen, ohne bestimmte
Ordnung und oft durch zufällige äußere Einflüsse veranlaßt entstehen.
Bei jeder normalen Verzweigung treten die neuen Vegetationspunkte meist in der Achsel der Blätter auf, und zwar an der Oberfläche
des Stengels
[* 25]
(Fig. 1 k). Daher ist die Stellung der Zweige von der Blattstellung
[* 35] abhängig und zeigt dieselbe Regelmäßigkeit
wie diese. Indessen erzeugen meist nicht alle Blätter in ihrer Achsel eine Knospe, und noch weniger oft
bilden sich alle angelegten Knospen zu wirklichen Zweigen aus. Die Verzweigung des Stengels erfordert die Unterscheidung von
Hauptachse und Seiten- oder Nebenachsen oder, da man jede einzelne Achse samt allen ihren Blättern Sproß nennt, von Haupt- und
Seitensprossen.
Insofern aber die Nebenachsen sich abermals verzweigen u. s. f., spricht
man von Nebenachsen erster, zweiter etc. Ordnung. Nach dem Ursprung der Achsen und nach dem Grad ihrer Erstarkung unterscheidet
man folgende Arten der Verzweigung:
1) Wenn die Hauptachse in gleicher Richtung sich fortbildet und stärker bleibt als alle ihre Nebenachsen, so nennt
man ein solches Verzweigungssystem monopodial oder ein Monopodium; es ist die gewöhnlichste Form.
2) Wenn der S. aber an einem Punkt endigt und daselbst in zwei ihm und einander nahezu gleich starke, in der Richtung divergierende
Zweige sich teilt, so heißt er gabelig verzweigt oder dichotom (caulis dichotomus), die Verzweigungsform
Dichotomie. Dieses Verhältnis kann auf dreierlei Weise zu stande kommen. Entweder beruht es nur auf einer Modifikation der
monopodialen Verzweigung und wird dann falsche Dichotomie genannt, wenn nämlich eine Nebenachse sich ebenso stark entwickelt
wie die Hauptachse und die letztere in ihrer Richtung etwas zur Seite drängt
[* 25]
(Fig. 2 C, wo aaa die Hauptachse,
bb die Nebenachsen), oder wenn unter der Spitze der Hauptachse, deren Gipfelknospe entweder sich nicht ausbildet, oder welche
durch eine Blüte abgeschlossen ist, zwei gegenüberstehende Seitensprosse sich entwickeln und in demselben Grad wie der Hauptsproß
erstarken
[* 25]
(Fig. 2 B, Mistel). Oder aber es liegt eine echte Dichotomie vor, ein seltener bei den Selaginellen
und Lykopodiaceen
[* 36] vorkommender Fall, der gar nicht auf der Bildung von Nebenachsen, sondern darauf beruht, daß das Wachstum
am Scheitel des
[* 25]
^[Abb.: Fig. 1. Längsschnitt durch die Stengelspitze
eines Keimlings von Phaseolus. ss Scheitel, pb Teile der ersten beiden Blätter, k deren Achselknospen, m inneres Gewebe des Stengels.