Jahrtausenden vor dem Auftreten
Mohammeds. Aber gerade der mystische
Reiz, welcher in der Verehrung des rohen Naturidols liegt,
führte zu den tollsten Übertreibungen in dieser Kultusform. Theophrast schildert im 4. Jahrh.
v. Chr. den
Typus des abergläubischen Griechen, der immer sein Salbfläschchen bei sich führt, um jedem heiligen
Stein,
dem er auf der
Straße begegnet,
Öl aufzuträufeln, dann davor niederzufallen und ihn anzubeten, ehe er seines
Wegs weiter schreitet.
Die
Kirchenväter
(Arnobius, Tertullian u. a.) machen sich lustig über diesen
Gebrauch der
Heiden,
Steine zu salben und anzubeten;
aber sie vergessen, daß dies eine gut biblische
Sitte war, die auch
Jakob, der
Erzvater, bei jenem
Stein
übte, der ihm als Kopfkissen gedient hatte.
Noch Heliogabal brachte das schwarze Steinidol des syrischen
Sonnengottes unter
großer Feierlichkeit nach
Rom und
[* 2] errichtete ihm einen durch orientalische Pracht ausgezeichneten
Dienst.
Viele
Forscher nehmen an, daß die
Menhirs,
Bautasteine (s. d.) und megalithischen Bauwerke, die sich in einer
weiten
Zone vom
WestenEuropas bis nach
Indien ziehen, ähnliche
Idole eines besondern Steinvolkes gewesen seien.
Mehr an den reinen
Fetischdienst erinnert die besonders in
Syrien und
Phönikien heimisch gewesene Verehrung kleiner
Meteorsteine
[* 3] oder Bätylien
(s.
Bätylus); denn diese
Steine wurden speziell als
Hausgötter etc. gebraucht, und die
Dioskuren,
[* 4] welche
als die
Nothelfer des
Altertums galten, wurden besonders häufig als
Steine verehrt. Ähnliches gilt von den Buddhasteinen in
Indien.
Vgl. v.
Dalberg, Über Meteorkultus der Alten (Heidelb. 1811);
(Bausteine),
Gesteine
[* 15] (s. d.) der verschiedensten Art, welche zu Bauzwecken benutzt werden.
Soweit sich dieselben nicht als lose Trümmer in der
Nähe größerer Felsmassen, als Rollsteine,
Geschiebe oder
erratische Blöcke
vorfinden, werden sie an ihren natürlichen Fundorten
(Steinbrüchen) abgebaut oder gebrochen. Am häufigsten
und leichtesten gewinnt man die S. durch
Tagebau; liegt das brauchbare
Gestein tief unter der Erdoberfläche, so wird die Gewinnung
durch
Grubenbau betrieben.
Zur Abtrennung der S. von ihren
Lagern dienen Brechstangen und
Keile, und wo diese nicht ausreichen, sprengt man mit
Pulver oder
Dynamit, während das früher übliche
Feuersetzen jetzt fast ganz aufgegeben ist.
BeimSprengen
[* 16] werden
Bohrmaschinen
[* 17] angewandt, und auch bei der
Ablösung der S. mittels der
Keile benutzt man jetzt
Maschinen, wie in einem
Steinbruch
bei Marcoussis
(Paris)
[* 18] einen auf
Schienen beweglichen
Dampfhammer,
[* 19] der die S. absprengt und spaltet. Die aus
den
Steinbrüchen gelieferten rohen S. werden zum Teil als solche benutzt, meist aber zu Werkstücken, Schnittsteinen oder
Quadern verarbeitet.
Seit dem
Altertum wird diese Steinmetzarbeit mit
Hammer
[* 20] und sehr verschieden gestalteten
Meißeln
(Eisen)
[* 21] ausgeführt, in neuerer
Zeit aber sind immer mehr maschinelle Vorrichtungen in
Gebrauch gekommen, welche erfolgreich mit der
Handarbeit
konkurrieren. Zum Zerschneiden der S. dienen Steinsägen, welche statt der gezahnten in der
Regel einfache Stahlblätter oder
Drähte enthalten, die scharfkörnigen
Sand unter Zufluß von
Wasser hin- und herschleifen. Die
Bewegung des
Gatters wird durch
Menschen,
Göpel
[* 22] oder andre
Motoren hervorgebracht.
Bei den
Sägen
[* 23] mit
Draht
[* 24] benutzt man oft einen sehr langen
Draht, der sich abwechselnd von einer
Rolle auf
eine andre ab- und aufwickelt. Zur Bearbeitung ebener
Flächen benutzt man
Maschinen, welche nach Art der Metallhobelmaschinen
wirken, nur daß die
Meißel
[* 25] während der Steinbewegung nicht stillstehen, sondern, unter 45° geneigt, vermittelst schnell
drehender Exzenter kurze
Stöße gegen den
Stein führen und so die
Handarbeit nachahmen. Bei Anwendung
profilierter
Meißel erhält man hierbei
Kehlungen etc.
AndreMaschinen besitzen als Arbeitsorgan eine sehr schnell rotierende
Scheibe mit feststehenden
Meißeln oder mit kleinen runden
Scheiben aus
Hartguß (Kreismeißel), welche bei der schnellen
Rotation
der
Scheibe gegen den
Stein stoßen, sich an diesem wälzen und
Stücke bis 25
mmDicke abtrennen.
Auch schwarze
Diamanten werden statt der
Meißel angewandt. Die ebenen Steinflächen werden mit scharfkörnigem
Sand und
Wasser
mittels hin und her bewegter, auch rotierender, belasteter eiserner Schleifschalen geschliffen und zuletzt mit
Bimsstein (für
Marmor),
Kolkothar
(Granit,
Syenit),
Zinnasche (für weicheresGestein) poliert. Hierbei werden runde
Formen
(Säulen
[* 26] etc.) durch eine
Drehbank
[* 27] gedreht, während die Schleifschalen dagegen gedrückt werden. In neuerer Zeit benutzt man
mehr und mehr auch
Schmirgelscheiben zum
Schleifen der S.
der natürlichen Steine benutzt werden. Hierher gehören außer den Mauersteinen (s. d.) die Kalkziegel (Kalksandziegel), die
durch Mischen von Kalkmilch mit Sand zu einer plastischen Masse, Formen der letztern unter starkem Druck und Trocknen an freier
Luft dargestellt werden. Vorteilhaft taucht man sie vor völligem Erhärten in schwache Wasserglaslösung. Auch der
Zementguß muß zu den künstlichen Steinen gerechnet werden. Sehr gute k. S. erhält man aus einer Mischung von Steinbrocken,
Zement und Wasser, welche in Formen gestampft wird.
Aus derartigem Beton sind für Hafenbauten Steine von 18 cbmInhalt dargestellt worden. Cendrinsteine bestehen aus Zement mit Kohlenstaub
oder Asche; eine andre Sorte aus gebranntem Kalk und Steinkohlenasche, welche breiförmig zusammengestampft
werden, worauf man die Masse in Ziegelform bringt und die Steine nach dem Trocknen in Wasserglaslösung taucht. Die englischen
Viktoriasteine werden aus kleinen Granitbruchstücken und Zement geformt und nach 4 Tagen etwa 12 Stunden in Natronwasserglaslösung
gelegt.
Marmorartige und bei Zusatz von Quarzstückchen und Eisenoxyd auch granitartige Steine stellt Ransome dar,
indem er Zement, Kreide,
[* 29] feinen Sand und Infusorienerde mit Natronwasserglas zu einem dicken Brei anmacht, diesen in Formen gießt,
die erhärtete Masse wiederholt mit sehr starker Chlorcalciumlösung begießt, 3 Stunden hineinlegt und schließlich in Wasser
bringt, um lösliche Salze zu entfernen. Diese Steine werden für solides Mauerwerk, Trottoirplatten und
zu Ornamenten sehr viel benutzt und sind polierbar.
Die Marmormosaik-Bodenbelegplatten von Oberalm bestehen aus Marmorabfällen, welche durch eine Mischung von Zement und Marmorpulver
zu einer Masse verbunden werden, die man in eiserne Formen preßt und nach dem Erhärten schleift und poliert.
In Nordamerika
[* 30] finden Steinplatten aus Schieferpulver, mit geringem Zementzusatz gepreßt, ausgedehnte Verwendung. Der Bietigheimer
künstliche Sandstein besteht aus Sandkörnern, die durch ein gesintertes alkalisches Silikat (Feldspat, Glaspulver, Thon) verbunden
sind. In Dirschau
[* 31] mischt man 1 Teil Thon mit 4 Teilen Mergel (Wiesenkalk) im Thonschneider, zerschneidet den heraustretenden
Strang, brennt die Steine im Ringofen, mahlt sie mit 3 VolumenSand und wenig Wasser in rotierenden Trommeln,
setzt Farbstoff zu und formt daraus Steine unter dem Dampfhammer.