durch
Alkalien leicht verseift. Es besteht aus Stearinsäuretriglycerid und kann direkt durch Erhitzen von
Stearinsäure mit
Glycerin erhalten werden. Das S. des
Handels ist kein neutrales
Fett, sondern ein aus solchem dargestelltes Gemisch von
Stearinsäure
und
Palmitinsäure.
Zur Gewinnung des Fettsäuregemisches erhitzte man das
Fett ursprünglich mit
Kalkmilch (aus 14 Proz. gebranntem
Kalk), trennte
die Kalkseife von dem glycerinhaltigen
Wasser und schied aus derselben durch
Schwefelsäure
[* 2] die fetten
Säuren ab. Gegenwärtig
arbeitet
man in verschlossenen
Kesseln
(Autoclaves) unter einem
Druck von 8-10
Atmosphären (bei 170°) und
erreicht eine ziemlich vollständige Verseifung durch Anwendung von nur 2-4 Proz.
Kalk, so daß bei der weitern Verarbeitung
an
Schwefelsäure bedeutend erspart wird.
Unter einem
Druck von 10-15
Atmosphären und bei einer
Temperatur vom
Schmelzpunkt des
Bleies werden die
Fette auch durch reines
Wasser ohne Anwendung von
Alkalien zersetzt, und wenn man sie bei 315° mit überhitztem Wasserdampf in
geeigneten
Apparaten behandelt, so destillieren die Fettsäuren und das
Glycerin über, während in dem
Apparat ein brauner,
pechartiger Rückstand bleibt, den man auf
Photogen und
Anilin verarbeitet. Diese beiden
Methoden sind im großen
Maßstab
[* 3] ausgeführt,
gegenwärtig aber durch die Verseifung mit
Schwefelsäure verdrängt worden.
Letztere wendet man besonders auf solche
Fette an, welche wegen ihrer
Beschaffenheit oder ihrer Verunreinigungen nicht mit
Kalk
verseift werden können, wie
Palmöl,
Kokosöl,
Knochenfett,
Abfälle aus Schlächtereien,
Küchen etc. Man erhitzt die möglichst
gereinigten
Fette unter Umrühren mit 6-12 Proz. konzentrierterSchwefelsäure durch
Dampf
[* 4] auf 110-177°,
kocht noch 15-20
Stunden das
Produkt mit
Wasser, reinigt es durch wiederholtes
Waschen, entwässert es durch Erhitzen in flachen
Pfannen und unterwirft es, da es sehr dunkel gefärbt ist, auch unzersetztes
Fett enthält, der
Destillation
[* 5] durch überhitzten
Wasserdampf.
Die
Produkte, welche nach dieser
Methode erhalten werden, weichen in mancher Hinsicht von den durch Kalkverseifung
gewonnenen ab. Die
Ausbeute beträgt bei letzterer 45-48, bei der Schwefelsäureverseifung mit
Destillation 55-60 Proz. Kerzenmaterial.
Das gewonnene Gemisch von Fettsäuren läßt
man in flachen
Gefäßen möglichst langsam grobkristallinisch bei 20-32° erstarren,
preßt unter starkem
Druck zuerst kalt, dann bei 35-40° die
Ölsäure ab, aus welcher sich bei hinreichender
Abkühlung noch S. ausscheidet, die man auf Zentrifugalmaschinen von der
Ölsäure trennt, schmelzt und kocht sämtliche S.
mit stark verdünnter
Schwefelsäure und
Wasser, klärt sie mit
Eiweiß, bleicht sie auch wohl durch
Kochen mit schwacher Oxalsäurelösung
und gießt sie in
Formen.
Nach einer neuern
Methode erhitzt man das
Fett mit 4-6 Proz.
Schwefelsäure etwa 2
Minuten auf 120° und
kocht es dann mit
Wasser. Es findet vollständige
Zersetzung statt, und von der erhaltenen S. kann man 80 Proz. nach zweimaliger
Pressung direkt auf
Kerzen verarbeiten, während nur der Rest von 20 Proz. zu destillieren
ist. Nebenprodukte bei der Stearinsäurefabrikation sind
Glycerin und
Ölsäure.
Letztere durch geeignete
Prozesse in feste Fettsäuren
umzuwandeln
(Ölsäure gibt mit schmelzenden
AlkalienPalmitinsäure und
Essigsäure, mit salpetriger
Säure starre Elaidinsäure),
ist bis jetzt in lohnender
Weise noch nicht gelungen.
Reine S. erhält man aus
Seife, wenn man diese in 6 Teilen
Wasser löst, 40-50 Teile kaltes
Wasser zusetzt,
das ausgeschiedene
Gemenge von saurem stearinsaurem und palmitinsaurem
Natron durch Umkristallisieren aus heißem
Alkohol trennt,
das schwer lösliche Stearinsäuresalz mit
Salzsäure zersetzt und die S. aus
Alkohol umkristallisiert. Sie bildet farb- und
geruchlose, silberglänzende Kristallblättchen, ist leicht löslich in
Alkohol und
Äther, nicht in
Wasser,
reagiert sauer, schmilzt unter starker Volumvergrößerung bei 69° und erstarrt schuppig-kristallinisch, ist in kleinen
Quantitäten bei vorsichtigem Erhitzen destillierbar, leichter im
Vakuum und mit überhitztem Wasserdampf.
Ein
Patent auf
Darstellung von
Kerzen aus
S. und
Palmitinsäure nahmen zuerst
Gay-Lussac,
Chevreul und
Cambacères 1825, doch wurde
erst de Milly Begründer der Stearinindustrie, indem er 1831 die Kalkverseifung einführte und 1834 auch die
Verseifung mit wenig
Kalk andeutete und 1855 vervollkommte. 1854 gelangten Tilghman und Melsens unabhängig voneinander zu
der
Zersetzung der
Fette durch überhitztes
Wasser, und
Wright und
Fouché konstruierten
Apparate für diese
Methode, welche indes,
wie auch die mit einer
Destillation verbundene Behandlung der
Fette mit überhitztem Wasserdampf, nur vorübergehende Bedeutung
errang. Anfang der 40er Jahre begründeten
Jones,
Wilson, Gwynne die
Methode, welche auf der schon 1777 von
Achard beobachteten
Zersetzung der
Fette durch
Schwefelsäure beruht und in neuerer Zeit allgemeine Verbreitung gefunden hat.