mehr
genügendem Umfang möglich (Privatstatistik), sie bildet vorzüglich eine Aufgabe von Staat und Gemeinden und in zweiter Linie als Ergänzung von Vereinen. Infolgedessen ist denn die S. vorwiegend amtliche S. Die erste Organisation derselben erfolgte 1756 in Schweden, [* 2] wo eine »Tabellenkommission« jährlich Nachweisungen über die Bewegung der Bevölkerung [* 3] lieferte. Ferner wurden eigne mit der Ansammlung, Ordnung und Veröffentlichung des statistischen Materials betraute Stellen (statistische Büreaus) errichtet in: Frankreich (1796 vorübergehend, dann 1800), Bayern [* 4] (1801, Hermann, Mayr), Italien [* 5] (1803, Bodio), Preußen [* 6] (1805 von Stein gegründet, Krug, J. G. Hoffmann, Dieterici, Engel, Blenck), Österreich [* 7] (1810, Czörnig, Ficker), Belgien [* 8] (1831), Griechenland [* 9] (1834), Hannover, [* 10] Holland (1848), Sachsen [* 11] (1849, von Engel gegründet, Petermann, Böhmert), Kurhessen, Mecklenburg [* 12] (1851), Braunschweig [* 13] (1853), Oldenburg [* 14] (1855), Rumänien [* 15] (1859), in der Schweiz [* 16] (1860), im Großherzogtum Hessen [* 17] (1861), in Serbien (1862), den vereinigten thüringischen Landen (in Jena, [* 18] 1864, jetzt Weimar) [* 19] etc. Das 1872 ins Leben gerufene »Statistische Amt des Deutschen Reichs« verarbeitet die Erhebungen der einzelnen Landesbüreaus und der Reichs- und Zollvereinsbehörden.
Meist sind die Büreaus Zentralstellen, welchen in mehreren Ländern für Beratungen über die Art der auszuführenden Arbeiten noch eigne aus Mitgliedern verschiedener Verwaltungszweige, Volksvertretern und Theoretikern bestehende statistische Zentralkommissionen beigegeben sind. Seit neuerer Zeit haben auch die meisten Großstädte eigne statistische Büreaus errichtet. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden die Arbeiten der statistischen Büreaus ziemlich geheim gehalten; seitdem hat man überall mit regelmäßigen amtlichen statistischen Veröffentlichungen in Form von Zeitschriften, Jahrbüchern etc. begonnen, neben welchen als private Unternehmungen das »Journal of the Statistical Society« (London) [* 20] und das »Journal de la Société de statistique« (Paris) [* 21] zu nennen sind.
Eine internationale S. ist schwer durchführbar, insbesondere deswegen, weil die Begriffe, welche den Gegenstand statistischer Ermittelung bilden, nicht überall die gleichen sind. Volle Gleichheit läßt sich auf vielen Gebieten wegen der Verschiedenartigkeit in den Verwaltungseinrichtungen, Volksleben, Gebräuchen etc. nicht erzielen. Die besonders auf Quételets Anregung geschaffenen internationalen statistischen Kongresse, welche stattgefunden haben in Brüssel [* 22] (1853), Paris (1855), Wien [* 23] (1857), London (1860), Berlin [* 24] (1863), Florenz [* 25] (1867), Haag [* 26] (1869), St. Petersburg [* 27] (1872), Pest (1876), hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Einheit in die amtlichen Statistiken der verschiedenen Staaten zu bringen und gleichförmige Grundlagen für die statistischen Arbeiten zu erlangen. 1885 wurde in London ein »internationanales ^[richtig: internationales] Institut der S.« mit dem Sitz in Rom [* 28] gegründet, welches das »Bulletin de l'Institut international de statistique« herausgibt. Weiteres s. in den Artikeln: Bevölkerung, Gewerbe-, Handels-, Kriminal-, Moralstatistik und Statistische Darstellungsmethoden.
Vgl. Fallati, Einleitung in die Wissenschaft der S. (Tübing. 1843);
A. Quételet, Sur l'homme (Par. 1835; deutsch, Stuttg. 1838);
Derselbe, Physique sociale (Brüssel 1869, 2 Bde.);
Knies, Die S. als selbständige Wissenschaft (Kassel [* 29] 1850);
Jonak, Theorie der S. (Wien 1856);
Rümelin, Reden und Aufsätze (Tübing. 1875);
Ad. Wagner (in Bluntschlis »Staatswörterbuch«);
M. Haushofer, Lehr- und Handbuch der S. (2. Aufl., Wien 1882);
Block Traité théorique et pratique de statistique (Par. 1878; deutsch von v. Scheel, Leipz. 1879);
Wappäus, Einleitung in das Studium der S. (das. 1881);
Meitzen Geschichte, Theorie und Technik der S. (Berl. 1886);
Gabaglio, Teoria generale della statistica (2. Aufl., Mail. 1888);
John, Geschichte der S. (Stuttg. 1884 ff.);
R. Böckh, Die geschichtliche Entwickelung der amtlichen S. des preußischen Staats (Berl. 1863);
Puslowski, Das königlich preußische Statistische Büreau (das. 1872);
Klinckmüller, Die amtliche S. Preußens [* 30] im vorigen Jahrhundert (Jena 1880);
Mayr, Die Organisation der amtlichen S. (Münch. 1876).
Als Sammlungen wichtiger statistischer Thatsachen sind zu erwähnen: der »Gothaische Genealogische Hofkalender« und O. Hübners »Statistische Tafel« (Frankf. a. M., jährlich erscheinend);
Kolb, Handbuch der vergleichenden S. (8. Aufl., Leipz. 1879);
Brachelli, Die Staaten Europas (4. Aufl., Brünn [* 31] 1884).