Seine
Stellung inmitten der Parteiungen des
Adels und der Übermacht der Nachbarstaaten war eine schwierige. Der nötigen
Energie
ermangelnd, um den unabhängigen
Adel zu zügeln und sich der schlauen russischen
Politik zu entziehen, ward er bald mißliebig.
Ja, ward er von den Verschwornen aus
Warschau entführt, doch auf seine beredten
Vorstellungen
wieder dahin zurückgeführt. Die erste
TeilungPolens 1772 mußte er genehmigen. Er schloß sich dann den Bestrebungen, den
zerrütteten
Staat zu reformieren, an, vereitelte dieselben aber dadurch, daß er sich der
Konföderation von Targowitz gegen
die
Konstitution vom anschloß und die abermalige Einmischung der
Russen veranlaßte.
»Lectures on the history of the Eastern
Church« (1861, 5. Aufl. 1883) u. a. Nachdem er 1862 als
Begleiter des
Prinzen von
Wales eine zweite
Reise nach dem
Orient gemacht, veröffentlichte er: »Scenes of the
East« (1863);
»Lectures
on history of the Jewish
Church« (1862; 8. Aufl. 1884, 3 Bde.);
»Historical memorials of
Westminster Abbey« (5. Aufl. 1882);
»Essays chiefly on questions of church and state from
1850-70« (1870, neue Aufl. 1884);
»The Athanasian creed« (1871);
»Lectures on the history of the
Church of Scotland« (1872);
»Christian institutions« (4. Aufl. 1883) u. a. Vielfach
Unwillen erregte S. 1880 durch seinen hartnäckig festgehaltenen
Plan, dem
SohneNapoleons III. ein Denkmal in der Westminsterabtei
setzen zu lassen, bis ihn endlich der
Wille des
Parlaments zum Nachgeben nötigte. Er starb in
London.
Vgl.
Grace Oliver,
A. P. S. (3. Aufl., Lond. 1885).
2)
HenryMorton (eigentlich
James Rowland), berühmter Afrikareisender, geb. bei
Denbigh in
Wales als Sohn des Farmers
John Rowland, kam im
Alter von drei
Jahren ins Armenhaus von St. Asaph, woselbst er bis zum 13. Jahr blieb
und eine gute
Erziehung erhielt. Er wollte sich anfangs dem Lehrfach widmen, wurde dann aber
Schiffsjunge und kam als solcher
nach
New Orleans. Hier fand er bei einem
Kaufmann,
Namens S., Beschäftigung, ward von demselben adoptiert
und nahm dessen
Namen an. Nach dem
Tod seines Wohlthäters trat er 1861 beim
Ausbruch des
Kriegs in die
Armee der
Konföderierten,
wurde aber gefangen genommen und der
Marine der
Vereinigten Staaten
[* 16] zugeteilt, in welcher er es bis zum
Fähnrich brachte.
Nach dem
Frieden bereiste er 1865 die Türkei
[* 17] und
Kleinasien und begleitete 1867-68 als
Korrespondent des
»NewYork Herald« die englische
Armee nach
Abessinien.
Seinen Weltruf verdankte S. seinem kühnen Zug
zur Auffindung
Livingstones,
während die Feststellung des
Lualaba und Congostroms ihn zum ersten Afrikareisenden aller
Nationen der Jetztzeit stempelte.
Im Auftrag von J. G.Bennett (s. d.), demBesitzer des
»NewYork Herald«, war S. nämlich im Okt. 1869 ausgeschickt
worden, um den ganz verschollenen
Livingstone aufzusuchen und ihm
Hilfe zu bringen. Nachdem er zuvor als
Berichterstatter des
»Herald« der
¶
mehr
Einweihung des Suezkanals beigewohnt, dann einen Abstecher nach Persien
[* 19] und Indien gemacht hatte, langte er im Januar 1871 in
Sansibar
[* 20] an, von wo er mit etwa 200 Mann (darunter 3 Weiße), vorzüglich ausgerüstet und aufs beste bewaffnet, einige Wochen
später seinen Marsch ins Innere von Afrika
[* 21] antrat. Nach vielen zu überwindenden Schwierigkeiten war er
endlich am Ziel: 10. Nov. hielt er seinen feierlichen Einzug in Udschidschi am Tanganjikasee, wo er in der That den tot geglaubten
Livingstone fand.
Daß S. in Großbritannien
[* 22] eine starke Anfeindung erfuhr, daß man seinen ganzen Bericht für eine Unwahrheit erklärte, daß
später aber sich alles dies als bloße Verleumdung herausstellte, trug nur dazu bei, dem verdienten Manne
noch größere Berühmtheit zu verschaffen. Nachdem er mit Livingstone sich noch der Erforschung des Tanganjika gewidmet, trat
er im März 1872 seine Rückreise nach Sansibar und Europa
[* 23] an. Über seine Erlebnisse und die Resultate seiner Expedition, die
dem Besitzer des »NewYork Herald« gegen 10,000 Pfd. Sterl. gekostet hatte, berichtete er in dem Werk
»How I found Livingstone« (Lond. 1872; deutsch, 2. Aufl., Leipz.
1885), worin er außer seinen eignen auch LivingstonesBeobachtungen in dem See- und Flußsystem im SW. und W. des Tanganjikasees
brachte.
Vom Ukerewe sich westlich wendend, entdeckte er im Januar 1876 zunächst das 5000 m hohe, schneebedeckte Gambaragaragebirge.
Unter 30° 20' östl. L. v. Gr. und dem Äquator stieß er alsdann auf einen großen Golf, den er Beatricegolf
nannte und für einen Teil des Mwutan ansah. Nach spätern Aufnahmen des ägyptischen Obersten Mason Bei muß jedoch angenommen
werden, daß S. hier einen neuen großen, noch unbenannten See entdeckt hat. Nun sich südlich wendend, erforschte er den Hauptzufluß
des Ukerewe, den Kagera oder Kitangule, welchen er als einen bedeutenden, 20-40 m tiefen Strom schildert,
und der aus einem gleichfalls von S. entdeckten See, dem Akanjaru oder Alexandrasee (zwischen 2-3° südl. Br. und 31° östl.
L. v. Gr.), entspringt. S. wandte sich nun der Lösung des größten noch vorhandenen afrikanischen Problems zu. Er wollte
zu ergründen suchen, wohin die ungeheuern Wassermassen der Seen und Ströme, die westlich vom Tanganjikasee
liegen, sich ergössen, und ob dieselben, wie theoretisch bereits Behm nachgewiesen, den obern Lauf desCongo darstellten, von
dem man nur die Mündung kannte. Am war S. wieder in Udschidschi am Ostufer des Tanganjikasees, machte auf demselben
sein tragbares Boot flott und umfuhr in 51 Tagen zum erstenmal vollständig dieses große Wasserbecken.
Auch den nach W. führenden »Abfluß« des Tanganjika, den von Cameron entdeckten Lukuga, fand S. wieder auf und fuhr denselben
eine Strecke weit abwärts. Nach seinen Schilderungen
ist der Lukuga jedoch nur ein sumpfiger Arm des Tanganjika,
welcher bloß bei Hochwasser einen gelegentlichen Abfluß nach W. ausmacht. Nach Vollbringung dieser Aufgabe drang S. nach
W. vor und erreichte unter großen GefahrenNyangwe, den äußersten von Livingstone und Cameron erreichten Ort am obern Lualaba-Congo.
Nachdem er seine zusammengeschmolzene Expedition wieder auf 200 Bewaffnete gebracht hatte, verließ er mit 18 KanoesNyangwe, um eine der gefahrvollsten und merkwürdigsten Reisen anzutreten, von welcher die Geschichte aller Zeiten berichtet.
Sowohl in seinem obern Lauf bis zum Äquator als in seinem untern zeigt der Lualaba-Congo zahlreiche bedeutende Wasserfälle,
die zum großen Teil umgangen werden mußten, was meist unter Kämpfen mit den Eingebornen geschah.
Einzelne Katarakte wurden durchschifft, doch verlor S. hierbei seinen treuen Diener Kalulu und seinen letzten weißen Gefährten,
FrancisPocock. Drei Vierteljahre hatte diese gefahrvolle, abenteuerliche Reise gedauert, als S. mit seiner zusammengeschmolzenen
Schar, dem Hungertod nahe, in Boma an der Congomündung in den Bereich portugiesischer Herrschaft
gelangte. Aber die Anstrengungen waren des Resultats wert. Der bisher unbekannte Riesenlauf des Congo konnte in die Karte eingetragen
werden (s. Congo). S. stellte die ganze Länge des Stroms, für welchen er den nicht acceptierten Namen »Livingstone« vorschlug,
auf 630 Meilen fest, von denen der 225 Meilen lange, oft seeartig erweiterte mittlere Teil für die größten
Schiffe
[* 26] fahrbar ist, so daß hier dem Handel ein neues, ungeheuer großes Gebiet durch den kühnen Reisenden eröffnet wurde.
Die Identität des Congo mit dem Lualaba war somit festgestellt und damit eine Wasserstraße ins Innere von Afrika von mehr
als 4000 km Länge eröffnet, die nur an 2-3 Stellen von Katarakten unterbrochen wird. Bereits vier Monate nach seiner Rückkehr
veröffentlichte er seinen Reisebericht »Through the dark continent« (Lond.
1878),
der mehrmals aufgelegt wurde, ebenso wie die zu gleicher Zeit erschienene deutsche Übersetzung »Durch
den dunkeln Weltteil« (2. Aufl., Leipz. 1881, 2 Bde.).
Der großartige Erfolg Stanleys führte nach der Begegnung König Leopolds II. von Belgien
[* 27] mit dem Entdecker in Brüssel
[* 28] zur
Gründung des Comité d'études du Haut-Congo, das es sich zur Aufgabe stellte, Zentralafrika dem Handel zu eröffnen. S. wurde
mit der Leitung des Unternehmens betraut, er legte nicht allein längs des Congo, auch in dem später
an Frankreich abgetretenen Gebiet des Kuilu eine Reihe von Stationen an bis zu den Stanleyfällen am obern Congo, entdeckte, den
Kwa aufwärts fahrend, den großen See, welchem er denNamenLeopolds II. gab, und war mit kurzer Unterbrechung, als ihn seine
geschwächte Gesundheit zur Reise nach Europa nötigte, bis 1884 unermüdlich im Congogebiet thätig. In
diesem Jahr kehrte er endgültig nach Europa zurück, nahm als technischer Kommissar des Bevollmächtigten der amerikanischen
Union an der Congokonferenz in Berlin
[* 29] teil und veranlaßte in England die Bildung einer Gesellschaft zur Erbauung einer Eisenbahn
von der Congomündung bis zum Stanley Pool. Zu gleicher Zeit publizierte er »The Congo and the foundation
of its free state«, deutsch unter dem Titel: »Der Congo und die Gründung des Congostaats« (Leipz. 1885, 2 Bde.).
Als Ende 1886 die ägyptische Regierung in Gemeinschaft mit einigen englischen Kapitalisten eine Expedition zum EntsatzEminBeis auszusenden beschloß,
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