Schreibfedern aus Stahl, werden dargestellt, indem man aus entsprechend dünnem Stahlblech Plättchen von der
Gestalt der Federn mittels eines Durchstoßes ausschneidet, dann diese Plättchen unter einem andern Durchstoß mit dem
Loch versieht, in welchem der Spalt endigt, und zugleich mit den beiden seitlichen Spalten, welche die Biegsamkeit der Feder erhöhen.
Hierauf glüht man die Plättchen in eisernen Töpfen aus, versieht sie unter einem Fallwerk mit der Schrift und etwanigen
Verzierungen und gibt ihnen auf einer Presse durch Hineintreiben in eine entsprechend konkave Stanze die
rinnenförmige Gestalt.
Die durch das Ausglühen sehr weich gewordenen Federn werden nun zum Zweck des Härtens in flachen, bedeckten Eisengefäßen
rotglühend gemacht und schnell in Öl oder Thran geschüttet. Behufs ihrer Reinigung von dem Öl behandelt man sie dann mit
Sägespänen in einer um ihre Achse rotierenden Trommel, scheuert sie durch eine ähnliche Prozedur mit
zerstoßenen Schmelztiegelscherben und schleift sie nun einzeln auf der Außenseite ihres Schnabels durch fast nur augenblickliches
Anhalten an eine schnell umlaufende Schmirgelscheibe.
Die blau oder gelb angelaufenen S. erhalten diese Farbe durch Erhitzen in einer über Kohlenfeuer rotierenden Trommel aus Eisenblech.
Diese Operation ist für alle S. erforderlich, da sie die Härte bestimmt, und es müssen daher diejenigen, welche nicht farbig
in den Handel gebracht werden sollen, schließlich nochmals gescheuert werden. Zuletzt wird der Spalt mittels einer besonders
gebauten kleinen Parallelschere erzeugt. Manche S. werden schließlich noch mit Schellackfirnis überzogen. Über
die Erfindung der S. ist nichts Sicheres bekannt. Die ersten S. soll auf Anregung des Chemikers Priestley der Metallwarenfabrikant
Harrison in Birmingham hergestellt haben, aber erst sein Gehilfe Josiah Mason (gest. 1881) beutete die Erfindung aus und arbeitete
Jahrzehnte für Perry, welcher als Begründer der Birminghamer Stahlfederindustrie gilt. Gegenwärtig gibt
es 18 Stahlfedernfabriken: 13 in England, 2 in Nordamerika, 2 in Deutschland (Berlin und Plagwitz-Leipzig), 1 in Frankreich, welche
zusammen wöchentlich 37½ Mill. Stück
fabrizieren.
(Steelyard, wohl aus »Stapelhof« korrumpiert), die alte
Faktorei der Hanseaten in London, die ihnen 1473 gegen eine Jahresmiete von 70 Pfd. Sterl. überlassen wurde
und bis 1866 ihr Eigentum blieb, in welchem Jahr sie dieselbe an eine Eisenbahngesellschaft verkauften.
Jetzt steht an der Stelle der Bahnhof in Canon Street.
(Siderographie), die Vervielfältigung von Bildwerken mittels geschnittener Stahltafeln, 1820 von
dem Engländer Charles Heath erfunden. Das Verfahren dabei ist folgendes. Stahlblöcke oder Platten werden dekarbonisiert, d. h.
des Kohlenstoffs beraubt, und dadurch bis zu dem Grad erweicht, daß sie sich beim Stich der Figuren noch besser behandeln lassen
als Kupfer. Das Verfahren beim Stich ist dasselbe wie bei dem auf Kupfer, nur bedient man sich auf Stahl seltener
und mit weniger Vorteil der kalten Nadel.
Nach dem Stich wird durch ein chemisches Verfahren die Platte wieder gehärtet. Um den Stich auf andre Platten zu übertragen, schiebt
man einen gleichfalls dekarbonisierten Cylinder von Stahl in die Übertragungspresse (transfer-press) und
fährt damit über die eingeschnittenen Figuren der wieder gehärteten Stahlplatte hin. Die Einschnitte der Platte drücken
sich hierbei dem Cylinder erhaben auf, und zwar wird es durch eine schwingende Bewegung der Presse und der Peripherie des Cylinders
ermöglicht, daß sich immer eine neue Oberfläche zur Aufnahme des Stahlschnitts darbietet.
Nachdem darauf der Cylinder ebenfalls gehärtet worden ist, drückt man damit auf neue dekarbonisierte Stahlplatten das ursprüngliche
Bild der Originalplatte auf und druckt diese wie gewöhnlich ab. Auf diese Weise kann das Bild ins Unendliche vervielfältigt
werden, so daß der 10,000. Abdruck nicht den geringsten Unterschied vom ersten zeigt. Dennoch ist für
Kunstwerke höherer Gattung der Kupferstich in Geltung geblieben, da er größere Kraft, Sicherheit und Weichheit in der Linienführung
gestattet, wogegen der S. besonders für solche Werke angewendet wird, welche einen starken Absatz versprechen, wie für Illustrationen,
Veduten u. dgl. Der erste Stahlstecher in Deutschland war Karl Ludwig Frommel in Karlsruhe. Seit der Erfindung
der Galvanoplastik, welche die Abnahme von Klischees von Kupferplatten gestattet, und der Verstählung von Kupferplatten
ist der S. in Abnahme gekommen. Vgl. Kupferstecherkunst.
Adolf Wilhelm Theodor, Schriftsteller, geb. 22. Okt. 1805 zu Prenzlau, widmete sich in Halle den
klassischen Studien, ward 1826 Lehrer am Pädagogium daselbst und 1836 Konrektor am Gymnasium zu Oldenburg. Seine litterarische
Thätigkeit erstreckte sich zunächst auf die Geschichte, Kritik und Erklärung der Schriften des Aristoteles. Hierher gehören
seine »Aristotelia« (Halle 1830-32, 2 Bde.),
ferner: »Aristoteles bei den Römern« (Leipz. 1834) und die Bearbeitung der
Aristotelischen »Politik« (das. 1836 bis 1838),
denen sich »Aristoteles und die Wirkung der Tragödie« (Berl. 1859) und die Übersetzungen
von Aristoteles' Poetik, Politik, Rhetorik und Ethik (Stuttg. 1860-63) anschließen. Neben dieser philologischen Thätigkeit hatte
sich S. frühzeitig auch den
mehr
allgemeinen litterarischen Interessen zugewandt. Er gab eine Handschrift von Goethes »Iphigenia«, die er in der Bibliothek zu
Oldenburg entdeckt hatte, mit einem trefflichen Vorwort heraus, schrieb eine »Charakteristik Immermanns« (Hamb. 1842) und nahm
an dem versuchten Aufschwung der Oldenburger Hofbühne lebhaften Anteil, den seine »Oldenburgische Theaterschau« (Oldenb.
1845, 2 Bde.) bethätigte. Einen Wendepunkt
seines Lebens bildete seine Reise nach Italien, die er 1845 antrat und die er in seinem lebendig geschriebenen, farbenreichen
und weitverbreiteten Buch »Ein Jahr in Italien« (Oldenb. 1847-50, 3 Bde.; 4. Aufl.,
das. 1874) eingehend schilderte. In Rom lernte er Fanny Lewald (s. d.) kennen, mit der er sich nach Trennung
seiner ersten Ehe 1854 verheiratete.
Schon vorher hatte er wegen Kränklichkeit seine Stellung am Oldenburger Gymnasium niedergelegt und sich 1852 in Berlin niedergelassen,
wo er lebte, bis ihn Gesundheitsrücksichten nötigten, verschiedene Kurorte zu seinem Wohnsitz zu wählen. S. starb 3. Okt. 1876 in
Wiesbaden. Seine litterarische Produktivität hatte während der Zeit seines Berliner Aufenthalts sich
beständig gesteigert. Die poetischen Anläufe in dem Roman »Die Republikaner in Neapel« (Berl. 1849, 3 Bde.)
und den Gedichten »Ein Stück Leben« (das. 1869) erwiesen keine eigentliche Produktionskraft. So wandte sich S. in zahlreichen
Kritiken, Essays und selbständigen Werken zur Kunst- und Litteraturgeschichte. Seinem »Torso; Kunst, Künstler
und Kunstwerke der Alten« (Braunschw. 1854-55, 2 Bde.; 2. Aufl.
1878) folgten: »Lessing, sein Leben und seine Werke«, eine populäre Biographie und Charakteristik, die raschen Eingang ins Publikum
gewann (Berl. 1859, 2 Bde.; 9. Aufl.
1887);
»Fichte«, ein Lebensbild (das. 1862);
»Goethes Frauengestalten« (das. 1865-68, 2 Bde.; 7. Aufl.
1882);
»Kleine Schriften zur Litteratur und Kunst« (das. 1871-75, 4 Bde.).
Aus Lebenserinnerungen, persönlichen Eindrücken, namentlich der zahlreichen Reisen, die er mit seiner Gattin unternahm, gingen
die Bücher: »Die preußische Revolution« (Oldenb. 1850, 2 Bde.; 2. Aufl.
1852),
»Weimar und Jena«, ein Tagebuch (das. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl.
1871),
»Zwei Monate in Paris« (das. 1851, 2 Bde.),
»Nach fünf Jahren«, Pariser Studien (das. 1857, 2 Bde.),
»Herbstmonate in Oberitalien« (das. 1860, 3. Aufl. 1884),
»Ein Winter in Rom«, gemeinsam mit Fanny Lewald (Berl. 1869, 2. Aufl. 1871),
hervor, während er in der Schrift »Aus der
Jugendzeit« (Schwerin 1870-77, 2 Bde.) seine Jugendtage schilderte. Heftigen
Widerspruch erfuhren seine »Bilder aus dem Altertum« (Berl. 1863-66, in 4 Bänden),
»Tiberius« (2. Aufl. 1873),
»Kleopatra« (2.
Aufl. 1879),
»Römische Kaiserfrauen« (2. Aufl. 1880),
»Agrippina, die Mutter Neros« (2. Aufl. 1880) enthaltend, in denen S.
den Versuch unternahm, die bisherige historische Auffassung, namentlich des Tacitus, zu entkräften und
die genannten historischen Gestalten zu reinigen und zu rechtfertigen.