Die höchste Form der Stachelbildung tritt bei vielen
Pomaceen und Amygdalaceen, besonders bei
Arten von
Crataegus und
Prunus
ein; hier wandelt sich ein ganzer blatttragender
Zweig in einen S. um. Auch kann umgekehrt durch
Kultur der S. wieder als blatttragender
Zweig erscheinen. Auch der Hauptsproß erzeugt unter Umständen, wie bei
Rhamnus cathartica, durch Verholzung
des
Vegetationspunktes einen endständigen S. Im allgemeinen zeigt sich, daß der
Begriff des Stachels durchaus nicht durch
ein einheitliches morphologisches Merkmal zu bestimmen ist, sondern daß hier wie überall die
Pflanze die verschiedensten
morphologischen
Glieder
[* 2] demselben physiologischen
Zweck anzupassen weiß.
Die biologische Aufgabe der Stacheln besteht teils darin, als Schutzorgan der
Pflanze gegen die
Angriffe
weidender
Tiere zu dienen, teils in der
Rolle eines Verbreitungsmittels, insbesondere bei stachligen
Früchten, die in dem
Haar-
oder Federkleid von
Tieren hängen bleiben und dadurch weiter transportiert werden; endlich sind auch Beziehungen zwischen
stacheltragenden
Pflanzen und insektenfressenden
Vögeln, wie den Würgerarten, bekannt, die ihre
Beute
an den Stacheln von Dornsträuchern aufzuspießen pflegen.
Vgl. Delbrouck, Die Pflanzenstacheln
(Bonn
[* 3] 1875).
stets sitzt er am Ende des
Hinterleibes, nie am
Munde (die Stechvorrichtungen der
Mücken,
Wanzen etc. sind Mundteile und heißen Stechborsten, nicht Stacheln).
(Ribitzel,
GrossulariaMill.), Untergattung der
GattungRibes
(Familie der
Saxifragaceen),
Sträucher
mit sehr verkürzten
Zweigen, meist dreiteiligen
Dornen an der
Basis derselben, büschelförmig gestellten Blättern und einzeln
oder in arm-, selten reichblütigen
Trauben stehenden
Blüten. Der gemeine Stachelbeerstrauch
(Krausbeere,
Klosterbeere, R.GrossulariaL.), mit meist dreiteiligen
Stacheln, drei- bis fünflappigen Blättern, 1-3 grünlichgelben
Blüten an
gemeinschaftlichem Stiel und grünlichweißen oder roten
Früchten, ist wahrscheinlich im nordöstlichen
Europa
[* 6] heimisch, wo
er in
Norwegen
[* 7] bis 63° nördl.
Br. vorkommt, und findet sich bei uns vielfach verwildert.
Linné u. a. unterscheiden drei
Arten: R. uva crispa, mit schließlich unbehaarten, grünlichen oder gelben
Früchten, im
Norden;
[* 8]
R. reclinatum, mit roten, glatten
Früchten, aus dem
Kaukasus, vielleicht bei uns verwildert.
Die meisten Kultursorten dürften von der ersten Art
abstammen, die roten von den letztern; doch werden auch viele
Blendlinge kultiviert. Der S. wächst am besten in lockerm,
nahrhaftem
Boden in freier, aber geschützter
Lage; man pflanzt ihn meist auf
Rabatten, doch darf er nicht zu dicht und nicht
unter hohen
Bäumen stehen. Im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr schneidet man allzu lange oder schlecht
gestellte
Zweige wie auch Wurzelschößlinge fort, nach dem Fruchtansatz gibt man zweimal einen Düngerguß und
pflückt zu
dicht hängende
Beeren aus; man vermehrt ihn durch
Stecklinge aus vorjährigen, im
Herbst geschnittenen
Trieben oder durch Wurzelausläufer
und gewinnt die besten
Früchte von einstämmig erzogenen Kronenbäumchen, welche durch Unterdrücken
der Seitentriebe und Wurzelsprosse, sehr gut und dauerhaft durch
Okulieren
[* 11] und
Kopulieren auf R. aureum zu erziehen sind.
QueenMary, Sämling von Pausner. Über die
Zusammensetzung der Stachelbeeren s.
Obst. Der
Strauch wird zuerst in einem französischen Psalmenbuch des 12. Jahrh. als Groisellier,
die
Frucht vom
TrouvèreRutebeuf im 13. Jahrh. erwähnt. Gegenwärtig ist die Stachelbeere eine Lieblingsfrucht
der
Engländer, welche vorzügliche
Sorten erzogen haben. Man benutzt sie auch viel zur Bereitung von
Obstwein.
Mehrere amerikanische Stachelbeersträucher werden bei uns als Ziersträucher kultiviert.
65
cm lang,
mit 11
cm langem
Schwanz, 24
cm hoch, hat auf der Oberlippe glänzend schwarze Schnurren, längs des
Halses
eine
Mähne aus starken, rückwärts gerichteten, sehr langen, gebogenen, weißen oder grauen
Borsten mit schwarzer
Spitze,
auf der Oberseite verschieden lange, dunkelbraun und weiß geringelte, scharf gespitzte, leicht ausfallende
Stacheln und borstige
Haare,
[* 18] an den Seiten des Leibes kürzere und stumpfere
Stacheln, am
Schwanz abgestutzte, am Ende offene
Stacheln, an der Unterseite dunkelbraune, rötlich gespitzte
Haare.
Die dünnen, biegsamen
Stacheln werden 40
cm, die starken nur 15-30
cm lang, aber 5
mm dick; alle sind hohl oder mit schwammigem
Mark gefüllt. Das S. stammt aus Nordafrika und findet sich jetzt auch in
Griechenland,
Kalabrien, Sizilien
[* 19] und in der
Campagna von
Rom.
[* 20] Es lebt ungesellig am
Tag in langen, selbstgegrabenen
Gängen, sucht nachts seine
Nahrung, die in
allerlei Pflanzenstoffen besteht.
AlleBewegungen des Stachelschweins sind langsam und unbeholfen, nur im
Graben besitzt es
einige Fertigkeit. Im
Winter schläft es tagelang in seinem
Bau. Vollkommen harmlos und unfähig, sich
zu verteidigen, erliegt es jedem geschickten Feind. Es ist stumpfsinnig, aber leicht erregbar. Gereizt grunzt es, sträubt
die
Stacheln und rasselt mit
¶
mehr
denselben, wobei oft einzelne ausfallen, was zu der Fabel Veranlassung gegeben hat, daß es die Stacheln fortschießen könne.
In der Not rollt es sich wie ein Igel zusammen. Die Paarung erfolgt im Frühjahr, und 60-70 Tage nach der Begattung wirft das
Weibchen in einer Höhle 2-4 Junge, deren kurze, weiche Stacheln sehr bald erhärten und ungemein schnell
wachsen. In der Gefangenschaft wird es leicht zahm, hält sich gut, pflanzt sich auch fort, bleibt aber stets scheu und furchtsam.
Italiener ziehen mit gezähmten Stachelschweinen von Dorf zu Dorf. Man ißt sein Fleisch und benutzt die Stacheln zu mancherlei
Zwecken. Die Bezoarkugel eines ostindischen Stachelschweins war früher als Heilmittel hochgeschätzt.
Stachelschweine mit Wickelschwanz, welche andern Gattungen angehören, leben als Baumtiere in Amerika.
[* 22]