mit
Georgisch, Mingrelisch und
Lasisch nebst Suanisch und einen nordkaukasischen Sprachstamm mit Tscherkessisch, Awarisch,
Udisch, Tschetschenzisch etc. unterscheiden kann;
(besser Sprachstörungen) werden bedingt durch
Bildungsfehler oder Erkrankungen 1) der lautbildenden
Organe
(Kehlkopf,
[* 10]
Schlund,
Mund), 2) des diesen Artikulationsorganen zugehörenden Nervenapparats. Über S. der ersten
Gruppe s. die
betreffenden
Artikel. Die S. der zweiten
Gruppe, die eigentlichen S., äußern sich als solche der Artikulation,
d. h. der mechanischen
Silben- und Wortbildung, und solche der
Diktion, d. h. der Fähigkeit, einen
Gedanken in richtiger
Wahl
und
Anordnung der
Wörter zum
Ausdruck zu bringen.
Bei den Fehlern der Artikulation handelt es sich um Beeinträchtigung derjenigen
Muskelbewegungen, welche nötig sind, um
einen bestimmten
Laut hervorzubringen; diese
Muskeln
[* 11] werden in Thätigkeit versetzt von dem zwölften Gehirnnerv
(nervus hypoglossus), und da die Ursprungsstellen oder
Kerne dieses Nervs im verlängerten
Mark (bulbus), am
Boden des vierten
Gehirnventrikels, gelegen sind, so sind es besonders häufig
Blutungen oder andre Veränderungen dieses Gehirnteils, welche
zu schweren Bewegungsstörungen der
Lippen-,
Zungen- und Schlundmuskulatur
(Bulbärparalyse, s. d.) führen.
Die S. der
Diktion sind stets bedingt durch Erkrankungen des Großhirns (z. B.
Gehirnerweichung), und zwar sind es besonders
zwei
Stellen der Großhirnrinde, deren Zerstörung die als
Aphasie benannten S. herbeiführt. Die eine dieser
Stellen (von
Broca
entdeckt) findet sich bei Rechtshändern im
Fuß der dritten linken Stirnwindung, die andre (nach Wernicke)
in der
ersten Schläfenwindung. Ist die erstere erkrankt, so findet sich motorische oder ataktische
Aphasie, d. h. der Kranke
ist nicht im stande, die
Bewegungen seiner Sprachwerkzeuge so zu beeinflussen, daß ein ihm in seinem
Bewußtsein vorschwebender
Laut ertönt. Bei Schädigung der zweiten
Stelle tritt sensorische
Aphasie
(WorttaubheitKußmauls) ein, wobei
der Kranke trotz vorhandener
Intelligenz und bei intaktem
Gehör
[* 12] den
Sinn gesprochener
Worte nicht auffassen kann. Als amnestische
Aphasie bezeichnet man das
Unvermögen des Kranken, für einen ihm bekannten Gegenstand die richtige Bezeichnung zu finden;
als
Paraphasie das Verwechseln ganzer
Wörter oder
Silben, ein krankhaftes Sichversprechen. - Den
Störungen
der
Sprache entsprechen solche des Schreibens, der
Aphasie die
Agraphie; doch findet sich z. B. bei sensorischer
Aphasie nicht
etwa auch sensorische
Agraphie, d. h. das
Unvermögen, Geschriebenes zu verstehen, woraus hervorgeht, daß die Zentren des
Hörens und
Lesens an verschiedenen
Stellen der Gehirnrinde ihren Sitz haben. Da die meisten S. durch solche
Gehirnveränderungen bedingt werden, welche einen dauernden Verlust von Rindensubstanz mit sich bringen, so sollte man annehmen,
daß diese S. unheilbar sein müßten; doch lehrt die
Erfahrung, daß teilweise oder völlige
Heilung eintreten kann, wobei
namentlich methodischer
Unterricht von Erfolg ist.
Gewölbe,
[* 13] welche so gebaut sind, daß alles, was an einem bestimmten
Punkt ihres Innern leise gesprochen
wird, nur an einem andern
Punkte desselben gehört werden kann.
Sie müssen ellipsoidisch gebaut sein, weil
Ellipsen die
Eigenschaft
haben, alle Schallstrahlen, welche von dem einen ihrer beiden
Brennpunkte ausgehen, nach dem andern zurückzuwerfen
und dort zu vereinigen.
die
Ausscheidung fremdartiger, im weitern
Sinn auch fehlerhafter Beimischungen (Solözismen) aus einer
Sprache und die Ersetzung derselben durch einheimische und regelrecht gebildete
Wörter und Wortverbindungen.
Das hierauf gerichtete
Streben ist
an sich löblich; doch muß dabei mit Vorsicht, gründlicher Sprachkenntnis, gesundem
Urteil
und geläutertem
Geschmack zu Werke gegangen werden, da es leicht in Übertreibung
(Purismus) ausartet.
Sprachrohr - Sprachunt
* 18 Seite 15.183.
Wörter wie
Fenster,
Wein,
Pforte, opfern, schreiben etc. (v. lat.
fenestra, vinum, porta, offerre, scribere) lassen
nur für den Sprachforscher den fremden Ursprung erkennen;
seit frühster Zeit eingebürgert, haben sich dieselben mit den auf deutschem Sprachboden erwachsenen Wörtern verschwistert
und gleiche
Rechte erworben (vgl.
Fremdwörter). Auch werden heutzutage, wenn neue technische und wissenschaftliche
Begriffe
eine sprachliche Bezeichnung verlangen, die
Ausdrücke dafür mit
Recht vornehmlich dem griechischen und
lateinischen Sprachschatz entnommen. Mit einheimischen vertauscht, sind diese häufig unverständlich oder zu unbestimmt
oder müssen gar umschrieben werden; auch wird dadurch der
Verkehr mit fremden
Nationen erschwert.
Mehr als lächerlich ist
es aber, wenn der
Purismus sich an solchen Wörtern vergreift, die nur scheinbar fremden Ursprungs sind,
wie z. B. von Deutschtümlern für
Nase
[* 17] der
Ausdruck »Gesichtserker« vorgeschlagen wurde, während
Nase keineswegs von dem
¶
mehr
lateinischen nasus stammt, sondern ein Urwort ist, das sich in allen indogermanischen Sprachen übereinstimmend wiederfindet
(sanskr. nâs, nâsâ, altpers. nâha, lat. nâsus, altslaw. nosu
etc.). Auch die S., die in neuester Zeit von einigen Germanisten an den durch Volksetymologie (s. Etymologie) entstandenen Wörtern
Sündflut, Friedhof u. a. versucht wurde, ist, obwohl sie auf gründlicher Sprachkenntnis
beruht, nicht zu billigen. In diesen Fällen hat die jetzige Schreibung und Deutung dieser Wörter längst das Bürgerrecht
erlangt, wenn auch »Sinflut« und »Freithof«,
wie man nach jenen Gelehrten schreiben sollte, früher »die große Flut« und den »eingefriedigten Hof«
[* 19] bedeutet haben.
Ihren triftigen Grund hat dagegen die S., wenn aus bloßer Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit oder aus
Vorliebe für das Ausländische ohne alle NotFremdwörter eingeschwärzt werden. Einen solchen Kampf hatte namentlich die deutsche Sprache
zu führen seit dem Anfang des 17. Jahrh., als der Verkehr mit den Franzosen zunahm und der Deutsche
[* 20] die größere Freiheit
und Gewandtheit derselben auch durch Nachäffung ihrer Sprache sich anzueignen suchte. Energisch trat
diesem Unwesen zuerst MartinOpitz in seinem Buch »Von der teutschen Poeterei« entgegen; weiter noch ging Philipp v. Zesen teils
mit seiner Schrift »Rosenmond«, teils durch die Stiftung der Deutschgesinnten Genossenschaft (s. d.) in Hamburg.
[* 21]
Noch freilich fehlten Werke, die mit dem Streben nach reiner und edler Form auch gediegenen Inhalt verbanden. Sobald aber im 18. Jahrh.
die große Blütezeit der deutschen Litteratur anbrach, erhob sich auch die Sprache aus ihrer tiefen Erniedrigung
und gedieh durch unsre Klassiker noch vor dem Ende des Jahrhunderts zu hoher Vollendung. Nicht ohne Verdienst waren dabei auch
die besondern, ausdrücklich auf S. gerichteten Bemühungen J. H. Campes (s. d.) und Karl W. Kolbes (gest. 1835; »Über Wortmengerei«,
Berl. 1809), während Chr. Heinr. Wolke (gest. 1825) sich wieder in übertriebenen Purismus verirrte.
In der neuesten Zeit wurde der Kampf gegen den noch immer über Gebühr herrschenden Gebrauch von Fremdwörtern sowohl als von
sprachwidrigen Wortbildungen und Redensarten von M. Moltke in seiner Zeitschrift »Deutscher Sprachwart« (1856-79) und namentlich
von dem 1885 begründeten Allgemeinen Deutschen Sprachverein und der »Zeitschrift« desselben (hrsg. von
Riegel in Braunschweig)
[* 26] wieder aufgenommen.