Pflanzenfasern bis auf die
Asche vollständig und ohne
Geruch verbrennen. Eine Unterscheidung der einzelnen tierischen und
vegetabilischen S. ist nur durch methodische
Prüfung mittels des
Mikroskops und chemischer Reagenzien möglich; letztere aber
leisten im allgemeinen für die rohen
Fasern nicht viel und für die gebleichten, welche sämtlich aus reinerCellulose
bestehen, naturgemäß sehr wenig oder nichts.
Die übrigen Spinnfaserpflanzen, zum Teil seit alter Zeit in
Gebrauch, haben in der neuern
Industrie doch erst angefangen,
einen Platz sich zu erobern, was der
Jute, in gewissem
Grad auch dem
Chinagras,
Ramé, der Piassava, der Agavefaser, dem
Manilahanf,
der
Kokosfaser und einigen andern bereits gelungen ist und voraussichtlich noch weiter gelingen wird.
Beherrscht
Nordamerika
[* 8] durch seine
Baumwolle das ganze Gebiet, so wird es doch an Mannigfaltigkeit der dargebotenen
Fasern weit
übertroffen von
Asien,
[* 9] speziell von
Indien, woher wir wohl die wichtigsten
Bereicherungen auch ferner noch zu erwarten haben.
Vgl.
Royle, The fibrous plants of
India (Lond. 1855);
Wiesner, Beiträge zur Kenntnis der indischen Faserpflanzen
(Sitzungsberichte der
WienerAkademie, Bd. 62);
(auch Lichtstube), der ehemals auf dem flachen Land und namentlich in den Gebirgsgegenden
weitverbreitete
Gebrauch, die langen Winterabende gemeinsam in geselliger
Handarbeit hinzubringen. Die S. wird abwechselnd
auf dem einen oder andern
Hof
[* 13] abgehalten, die
Frauen und Mädchen spinnen, die
Burschen machen
Musik, oder es werden
Volkslieder
gesungen,
Hexen- und Gespenstergeschichten erzählt
und allerlei Kurzweil dabei getrieben. Wegen der dabei
vorkommenden Ausschreitungen in sittlicher Beziehung mußten in verschiedenen
Ländern »Spinnstubenordnungen«, d. h.
polizeiliche Regelungen bezüglich der Zeit und Dauer des Beisammenseins, erlassen werden, ja im Bereich des ehemaligen
Kurhessen
wurden sie bereits 1726 gänzlich verboten. In
Nachahmung dieser alten Dorfsitte wurden im
PalastEmanuels d. Gr. zuEvora,
wo die glänzendste
Periode des portugiesischen Hoflebens sich abspielte, die von mehreren Dichtern geschilderten »portugiesischen
Spinnstuben«
(Seroëns de Portugal) abgehalten.
Vgl. Siret, S., épisode du temps d'Albert et d'Isabelle
(Antwerp. 1851).
2)
ChristophRojas de, Vertreter des
Gedankens der
Union zwischen Katholiken und
Protestanten, aus
Spanien gebürtig, trat in den
Franziskanerorden, ward 1685
Beichtvater der österreichischen
Kaiserin und 1686
Bischof von
Wiener-Neustadt. Seine Unionspläne,
zu deren
Durchführung er die meisten deutschen
Residenzen (1676 und 1682) aufsuchte, fanden Anklang am hannöverschen
Hof;
der
PhilosophLeibniz und der
AbtMolanus ließen sich in nähere
Verhandlungen mit ihm ein (1683). Seine
Schrift
»Regulae circa
christianorum omnium ecclesiasticam reunionem« bot als Zugeständnisse von katholischer Seite an: deutschenGottesdienst,
Laienkelch, Priesterehe, Aufhebung der Tridentiner Beschlüsse bis zum Zusammentritt eines neuen
Konzils etc., forderte dagegen
von den
Protestanten Unterordnung unter die katholische
Kirchenverfassung nebst
Anerkennung des päpstlichen
Primats. Gegen diese
Basis der
Verhandlungen erklärte sich
Bossuet, während
Innocenz XI. dieselbe anzunehmen nicht abgeneigt war. Der
Tod Spinolas
(1695) raubte diesem unionistischen Unternehmen seinen ebenso tiefreligiösen wie geschäftsgewandten
Leiter.
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