Endglied der Kiefertaster ist löffelförmig ausgehöhlt und enthält einen spiralig gebogenen
Faden
[* 2] nebst hervorstreckbaren
Anhängen. Bei der
Begattung füllt das Männchen dies
Glied
[* 3] mit
Samen
[* 4] und führt es in die weibliche Geschlechtsöffnung ein,
wo sich ein besonderes Behältnis zur
Aufbewahrung des
Samens (Samentasche) befindet. Zuweilen leben beide
Geschlechter friedlich
nebeneinander in benachbarten Gespinsten oder selbst eine Zeitlang in demselben Gespinst; in andern
Fällen
stellt das stärkere Weibchen dem schwächern Männchen wie jedem andern
Tier nach, und selbst bei der
Begattung ist dieses
gefährdet. Die
Entwickelung im
Eie ist insofern interessant, als der
Embryo eine Zeitlang einen deutlich aus 10 bis 12
Segmenten
bestehenden
Hinterleib besitzt, an dem sich auch die
Anlagen von
Gliedmaßen zeigen, die aber im weitern Verlauf samt der
Gliederung
wieder verschwinden. Die ausschlüpfenden
Jungen erleiden keine
Metamorphose, bleiben aber bis nach der ersten
Häutung im Gespinst
der
Eihüllen. -
AlleSpinnen
[* 5] nähren sich vom
Raub: die vagabundierenden überfallen die
Tiere im
Lauf oder
Sprung;
andre bauen Gespinste, welche bei den verschiedenen
Gattungen sehr wesentlich voneinander abweichen und zum
Fang von
Insekten
[* 6] dienen;
oft finden sich in der
Nähe derselben röhren- oder trichterartige
Verstecke zum Aufenthalt der
Spinnen.
Man kennt mehrere tausend
ArtenSpinnen; fossil finden sie sich namentlich in
Bernstein
[* 7] eingeschlossen vor. Man ordnet sie in
zwei größere
Gruppen:
1) Vierlunger (Tetrapneumones), mit 4 Lungensäcken und 4 Stigmen, 4, selten 6 Spinnwarzen. Hierher nur die
Familie der
Vogelspinnen
(Theraphosidae), s.
Vogelspinne.
2) Zweilunger (Dipneumones), mit 2 Lungensäcken und 2 oder 4 Stigmen (in diesem
Fall führt das hintere
Paar zu Tracheenstämmen),
stets 6 Spinnwarzen. Sie zerfallen in mehrere kleinere
Gruppen: a) Springspinnen (Saltigradae), b) Wolfsspinnen
(Citigradae), unter andern mit der
Gattung Lycosa
(Tarantel,
s. d.), c) Krabbenspinnen (Laterigradae), unter andern mit der
Gattung Thomisus (umherschweifende Krabbenspinne, T. viaticusC. L.Koch), d) Röhrenspinnen (Tubitelariae), zu denen Tegenaria
(Hausspinne, T. domesticaL.) und Argyroneta (gemeine Wasserspinne, A.aquaticaL.) gehören, e) Webspinnen
(Retitelariae) mit der
Gattung Theridium (bekränzte Webspinne, T. redimitumL.), f) Radspinnen (Orbitelariae) mit der
Gattung
Tetragnatha (gestreckte Strickerspinne, T. extensaWalck.) und
Epeira
(Kreuzspinne, s. d.).
vegetabilische oder animalische Gebilde, die sich zur Verarbeitung
auf Gespinste und
Gewebe
[* 14] eignen und daher fest, geschmeidig und
womöglich bleichbar sein müssen. Die Zahl der tierischen
S. ist verhältnismäßig gering. Von größerer Bedeutung sind nur
Wolle,
Seide
[* 15] und die
Haare
[* 16] einiger
Ziegen, des Alpako u.
der Vicunna, das
Kamelhaar und
Pferdehaar. Viel größer ist die Zahl der vegetabilischen S., welche auch in ihrer
Natur und
Beschaffenheit viel mehr voneinander abweichen.
Wir finden darunter Haargebilde,
Gefäßbündel
[* 17] und Gefäßbündelbestandteile. Die erstern sind fast ausschließlich Samenhaare,
wie die
Baumwolle,
[* 18] die
Wolle der
Wollbäume und die vegetabilische
Seide; viele S. setzen sich aus den
Gefäßbündeln
der
Blätter,
Stämme oder
Wurzeln monokotyler
Pflanzen zusammen, wie der neuseeländische
Flachs, die Agavefaser, die Aloefaser
und die Ananasfaser, der
Manilahanf und die Tillandsiafaser. Am häufigsten werden aber Gefäßbündelbestandteile dikotyler
Pflanzen als S. benutzt.
sie sind glanzlos bis seidenglänzend, zum Teil sehr hygroskopisch, so daß wenigstens bei den
animalischen
(Seide,
Wolle) im
Handel der Wassergehalt der
Ware in besondern Anstalten (Konditionierungsanstalten)
festgestellt zu werden pflegt.
Aber auch
Baumwolle, welche lufttrocken 6,5 Proz.
Feuchtigkeit enthält, kann über 20 Proz.,
Manilahanf sogar über 40 Proz.
Wasser aufnehmen. Die Hygroskopizität der S. wechselt bei den Kulturvarietäten einer und
derselben
Pflanze und steigt bisweilen bei derselben
Faser, wenn diese beim
Lagern an der
Luft dunkler wird.
Über die
Festigkeit
[* 21] der S. liegen vergleichbare Angaben bis jetzt nicht vor; weitaus am festesten ist
Seide, die übrigen
zeigen die mannigfachsten Abstufungen der Zerreißbarkeit.
Die chemische
Zusammensetzung der vegetabilischen S. ist eine sehr gleichartige; die Hauptsubstanz bildet überall
Cellulose,
und die
Fasern, welche nur aus letzterer bestehen, sind biegsam, geschmeidig und fest, während diejenigen,
bei denen außer
Cellulose noch Holzsubstanz oder ähnliche
Stoffe auftreten, spröde und brüchig erscheinen und erst nach
Entfernung derselben weicher und biegsamer werden. Eine solche Vervollkommnung der
Fasern wird z. B. durch den
Prozeß des
Bleichens
erreicht; doch ist die weiße
Farbe einer
Faser keineswegs ein
Beweis, daß sie
frei vonHolzfaser sei.
Selbst sehr geringe
Mengen von letzterer kann man durch Betupfen mit einer
Lösung von schwefelsaurem
Anilin nachweisen, welche
die Holzsubstanz bräunt.
Alle S., die der Hauptmasse nach aus
Cellulose bestehen, werden durch
Jod und
Schwefelsäure
[* 22] blau gefärbt
und durch
Kupferoxydammoniak aufgelöst; die übrigen, denen größere
Mengen von Holzsubstanz oder andern organischen
Stoffen
anhaften, werden durch ersteres
Reagens gelb oder braun oder grün bis blaugrün gefärbt und durch
Kupferoxydammoniak entweder
nicht verändert, oder nur unter mehr oder minder deutlicher Quellung gebläut.
Alle S. enthalten mineralische
Stoffe und lassen
daher beim Verbrennen
Asche zurück. Die tierischen S. weichen in ihrer
Zusammensetzung vollständig von den vegetabilischen
ab: sie enthalten sämtlich
Stickstoff und unterscheiden sich sehr bestimmt von den vegetabilischen durch ihr Verhalten beim
Verbrennen, indem sie
vor derFlamme
[* 23] gleichsam schmelzen und unter Verbreitung eines übeln
Geruchs eine schwammigeKohle
hinterlassen, während die
¶
mehr
Pflanzenfasern bis auf die Asche vollständig und ohne Geruch verbrennen. Eine Unterscheidung der einzelnen tierischen und
vegetabilischen S. ist nur durch methodische Prüfung mittels des Mikroskops und chemischer Reagenzien möglich; letztere aber
leisten im allgemeinen für die rohen Fasern nicht viel und für die gebleichten, welche sämtlich aus reiner Cellulose
bestehen, naturgemäß sehr wenig oder nichts.
Die übrigen Spinnfaserpflanzen, zum Teil seit alter Zeit in Gebrauch, haben in der neuern Industrie doch erst angefangen,
einen Platz sich zu erobern, was der Jute, in gewissem Grad auch dem Chinagras, Ramé, der Piassava, der Agavefaser, dem Manilahanf,
der Kokosfaser und einigen andern bereits gelungen ist und voraussichtlich noch weiter gelingen wird.
Beherrscht Nordamerika
[* 27] durch seine Baumwolle das ganze Gebiet, so wird es doch an Mannigfaltigkeit der dargebotenen Fasern weit
übertroffen von Asien,
[* 28] speziell von Indien, woher wir wohl die wichtigsten Bereicherungen auch ferner noch zu erwarten haben.
Vgl. Royle, The fibrous plants of India (Lond. 1855);
Wiesner, Beiträge zur Kenntnis der indischen Faserpflanzen
(Sitzungsberichte der WienerAkademie, Bd. 62);