hat, sind teils
Glücksspiele (s. d.), teils sogen.
Kammer- oder Kommerzspiele, bei welch letztern nicht bloß das
Glück, sondern
auch die Geschicklichkeit und die Verstandeskräfte der Spielenden ausschlaggebend sind. Die beliebtesten
Kartenspiele sind
das englische
Whist, ferner
Skat,
Solo,
Boston,
[* 2]
Mariage etc. Die S. dienen ferner zu Kartenkunststücken, wovon die interessantesten
auf gewissen Kunstgriffen (Volteschlagen), einige auf Berechnung arithmetischer Verhältnisse, alle auf
Geschwindigkeit und
Geschicklichkeit in der Handhabung beruhen.
Endlich ist das
Kartenschlagen oder Kartenlegen, die
Kunst der
Kartomantie, welche arabischen Ursprungs sein soll, noch gegenwärtig
eins der beliebtesten
Mittel, vorzüglich bei den
Frauen aus den niedern Volksschichten, um denSchleier
der Zukunft zu lüften, und ist besonders bei den
Zigeunern zu einem Haupterwerbsmittel ausgebildet worden. Die berühmteste
Kartenschlägerin der Neuzeit war die
Lenormand (s. d.). Theoretisch behandelten die
KunstFrancesco Marcolini in seinen
»Sorti«
(Vened. 1540) und der
Pariser Kupferstichhändler Aliette unter dem
Anagramm Etteila im
»Cours théorétique et pratique du
livre de Thott« (Par. 1790). Die wichtigsten Werke über die Geschichte der S. sind: J. B.
Thiers,
Traité des jeux (Par. 1686);
Breitkopf,
Versuch, den Ursprung der S. etc. zu erforschen (Leipz. 1784);
eine unter Anwendung der Abstempelung von
Spielkarten erhobene
Aufwandsteuer. Ein solcher wurde
mit der für
Sicherung des Eingangs erforderlichen Beaufsichtigung und Kontrollierung der Fabrikation und des
Handels 1838 in
Preußen
[* 4] eingeführt, nachdem bis dahin der
Staat den
Alleinhandel mit
Spielkarten sich vorbehalten hatte.
Eine solche
Steuer bestand auch in den meisten andern deutschen
Ländern, seit 1878 ist an deren
Stelle der S. als Reichsabgabe
getreten (30 u. 50
Pf. vom
Spiel).
ein Uhrwerk, welches zu bestimmten
Zeiten, etwa nach
Ablauf
[* 7] einer
Stunde, ein oder mehrere musikalische
Stücke
spielt. Bei den Glockenspieluhren, welche früher nicht selten mit Turmuhren verbunden wurden, schlagen kleine, durch eine
Stift- oder Daumenwalze gehobeneHämmer in bestimmter Abwechselung taktmäßig an abgestimmte
Glocken.
In ähnlicher
Weise wurden auch
Flötenwerke und Harfensaiten mit Uhrwerken in
Verbindung gebracht. Gegenwärtig sind die sogen.
Stahlspielwerke
(Carillons) am gebräuchlichsten, welche sich in einem kleinen
Raum (in Taschenuhren,
Dosen,
Albums etc.) unterbringen
lassen.
Sie bestehen aus abgestimmten
Stahlfedern, welche durch dieStifte einer mittels des Uhrwerks in
Umdrehung
versetzten
Walze geschnellt werden. Befindet sich ein solches Spielwerk in einer
Uhr,
[* 8] so ist dasselbe von dem
Gang- und
Schlagwerk
derselben ganz unabhängig, indem es selbständig durch ein
Gewicht oder eine
Feder getrieben wird, und es findet eine
Verbindung
zwischen beiden nur in derWeise statt, daß das Uhrwerk in bestimmten
Zeiten das Spielwerk auslöst, d. h.
seine Triebkraft frei macht, worauf letzteres sofort zu spielen beginnt und damit fortfährt, bis es durch die Arretierung
wieder zum Stillstehen gebracht wird. Die Stahlspielwerke werden hauptsächlich in der
Schweiz
[* 9] angefertigt.
Francesco, »der Apostat«, geboren um 1498, war als Rechtsgelehrter
zu Citadella ^[richtig:
Cittadella] bei
Padua
[* 25] 1542 evangelisch geworden, schwor aber, von der
Inquisition bedroht, 1547 die
gewonnene Überzeugung
¶
mehr
ab, um sofort ein Opfer rasender Verzweiflung zu werden.
Sein 1548 erfolgtes trauriges Ende war entscheidend für den Übertritt
des P. P. Vergerio (s. d.).
SeinLeben beschrieben Comba (ital., Flor. 1872) und Rönneke (Hamb. 1874).