wirkliche (reelle) oder Sammelbilder. Die Bilder der ebenen Spiegel dagegen entstehen durch Strahlen, welche vor dem Spiegel auseinander
gehen und sich zerstreuen, indem sie von hinter der Spiegelfläche liegenden Punkten auszugehen scheinen, und werden nur gesehen,
wenn diese Strahlen unmittelbar in das Auge dringen. Sie werden daher scheinbare (virtuelle) oder Zerstreuungsbilder
genannt. Auch die reellen Bilder der Sammelspiegel (so nennt man häufig die Hohlspiegel) können ohne Auffangsschirm unmittelbar
wahrgenommen werden, wenn man das Auge in den Weg der Strahlen bringt, welche nach der Vereinigung von den Punkten des Bildes
aus wieder auseinander gehen. Das Bild scheint alsdann vor dem Spiegel in der Luft zu schweben.
Sammelbilder liefert ein Hohlspiegel nur von Gegenständen, welche um mehr als die Brennweite von ihm abstehen. Von einem dem
Spiegel nähern Gegenstand (A B,
Fig. 8) kann derselbe, weil die von jedem Punkt kommenden Lichtstrahlen nach der Zurückwerfung
auseinander gehen, nur noch ein scheinbares Bild (a b) entwerfen, welches einem in den Spiegel blickenden
Auge aufrecht hinter der Spiegelfläche und größer als der Gegenstand erscheint. Die
Figur zeigt
den Gang der Lichtstrahlen im gegenwärtigen Fall. Wegen dieser vergrößernden Wirkung werden die Hohlspiegel auch Vergrößerungsspiegel
genannt und zu Zwecken der Toilette (als Rasierspiegel) verwendet.
Jede auf der äußern gewölbten Seite polierte Kugelfläche bildet einen Konvexspiegel oder Zerstreuungsspiegel.
Da ein solcher die von einem Punkt (B,
Fig. 9) ausgehenden Strahlen stets so zurückwirft, daß sie von einem hinter dem Spiegel
liegenden Punkt b noch stärker als vorher auseinander gehen, so kann derselbe von einem Gegenstand A B
nur ein scheinbares oder Zerstreuungsbild a b liefern, welches hinter dem Spiegel in aufrechter Stellung gesehen wird. Da das
Bild stets kleiner ist als der Gegenstand, so nennt man die Konvexspiegel auch Verkleinerungsspiegel und verwendet sie ihrer
niedlichen Bilder wegen als Taschentoilettenspiegel. - Bezeichnet a die Entfernung des Lichtpunktes, b
diejenige des Bildpunktes von einem Konkav- oder Konvexspiegel und f seine Brennweite, so gilt die Gleichung: 1/a + 1/b = 1/f.
Hieraus ergibt sich, wenn der Bildpunkt virtuell ist, die Größe b negativ; für Konvexspiegel ist die Brennweite f negativ
zu nehmen, für Hohlspiegel positiv. Alles von den kugelförmig gekrümmten oder sphärischen Spiegeln bisher
Gesagte gilt jedoch nur, wenn ihre Öffnung klein ist. Bei Hohlspiegeln von größerer Öffnung werden z. B. die parallel
zur Achse in der Nähe des Randes auffallenden Strahlen nach einem Punkte der Achse gelenkt, welcher dem Spiegel näher liegt als
der für die näher der Mitte auffallenden Strahlen gültige Brennpunkt, ein Fehler, der dadurch vermieden
werden kann, daß man dem Spiegel eine parabolische Gestalt gibt. Man nennt daher diesen Fehler die »Abweichung wegen der Kugelgestalt«
oder
die sphärische Aberration. Die Lehre von der S. (Reflexion oder regelmäßigen Zurückwerfung) des Lichts wird Katoptrik
genannt. Über Brennlinie s. d. Über die Erklärung der S. aus der Wellenbewegung s. d.
^[Abb.: Fig. 8. Entstehung eines virtuellen Bildes bei einem Hohlspiegel.]
Insel in der Nordsee, an der Küste von Ostfriesland, zum preuß. Regierungsbezirk Aurich,
Kreis Wittmund gehörig, 14 qkm groß, hat hohe Dünen, Viehzucht, Seehundsfang, Fischerei, ein aufblühendes Seebad und (1885) 243 evang.
Einwohner.
Vgl. Nellner, Die Nordseeinsel S. (Emden 1884).
eine Beschäftigung, die um der in ihr selbst liegenden Zerstreuung, Erheiterung oder Anregung willen, meist
mit andern in Gemeinschaft, vorgenommen wird. Man teilt die Spiele am besten ein in Bewegungsspiele, zu
denen unter andern die Ball-, Kugel-, Kegel- und Fangspiele gehören, und in Ruhespiele, die solche zur Schärfung der Beobachtung
und der Aufmerksamkeit, zur Bethätigung von Witz und Geistesgegenwart, also die meisten unsrer sogen. Gesellschaftsspiele,
dazu Karten-, Brettspiele, das Schach u. a., umfassen.
Glücksspiele (s. d.), um Gewinn betrieben, fallen nicht unter diesen Begriff des Spiels. Wenngleich manche Spiele über viele
Völker der Erde verbreitet sind, so ist doch im ganzen die Art der Spiele eines Volkes bezeichnend für seinen Charakter wie
für seine Bildungsstufe. Das S. beruht daher meist auf volkstümlicher oder örtlicher Sitte; es kann
aber auch pädagogisch und planmäßig zur Förderung leiblicher oder geistiger Kräfte benutzt werden. Der Wert des Spiels
in letzterer Hinsicht, den schon Gesetzgeber und Philosophen des Altertums erkannt hatten, ist besonders durch die von Rousseau,
den Philanthropisten, Pestalozzi und Fröbel (s. Kindergärten) ausgehenden erzieherischen Bestrebungen zur Geltung
gekommen.
Die Bewegungsspiele hat auch die Turnkunst, insbesondere das Schulturnen, in ihren Bereich gezogen. Großer Wert wird diesen
Spielen in England beigelegt, wo an allen Unterrichts- und Erziehungsanstalten bis zu den Universitäten hinauf Wettspiele im
Schwange sind. In Deutschland hat der preußische Kultusminister von Goßler der Sache der Jugendspiele durch
seinen Erlaß vom 27. Okt. 1882 erfreulichen Aufschwung gegeben.
Vgl. Schaller, Das S. und die Spiele (Weim. 1851);
Lazarus, Über
die Reize des Spiels (Berl. 1883);
insbesondere die Spielsammlung von Guts Muths (7. Aufl., hrsg. von Schettler, Hof 1885);
Jakob, Deutschlands spielende Jugend (3. Aufl., Leipz. 1883);
Kohlrausch und Marten, Turnspiele, Wettkämpfe,
Turnfahrten (3. Aufl., Hannov. 1884);
Kupfermann, Turnunterricht und Jugendspiele (Bresl. 1884);
Georgens, Das S. und die Spiele
der Jugend (Leipz. 1884);
Köhler, Die Bewegungsspiele des
mehr
Kindergartens (8. Aufl., Weim. 1888);
Wagner, Illustriertes Spielbuch für Knaben (10. Aufl., Leipz. 1888);
Gayette-Georgens,
Neues Spielbuch für Mädchen (Berl. 1887);
Wolter, Das S. im Hause (Leipz. 1888).
Über Gesellschafts- u. Unterhaltungsspiele im allgemeinen vgl.
Alvensleben, Handbuch der Gesellschaftsspiele (8. Aufl., Weim. 1889);
»Encyklopädie der Spiele« (3. Aufl., Leipz. 1878);
Georgens, Illustriertes Familien-Spielbuch (das. 1882). - Bei den Alten nahmen die großen
öffentlichen Kampfspiele (s. d.) die oberste Stelle ein, aber auch gesellige Spiele hatten sie in nicht geringer Zahl, namentlich
die Griechen, so bei Gelagen den Weinklatsch (s. Kottabos), das bei Griechen und Römern sehr beliebte Ballspiel (s. d.) und
Würfelspiel (s. Würfel), das Richterspiel der Kinder etc. Ein Brettspiel (petteia), nach der Sage eine
Erfindung des Palamedes, erscheint bereits bei Homer als Unterhaltung der Freier in Ithaka (»Odyssee«, I, 107); doch fehlt uns
nähere Kunde über die Art der griechischen Brettspiele.
Unserm Schach- oder Damenspiel scheint das sogen. Städtespiel ähnlich gewesen
zu sein. Von den verschiedenen Gattungen der römischen Brettspiele sind einigermaßen bekannt der ludus latrunculorum (Räuberspiel),
eine Art Belagerungsspiel, wobei die Steine in Bauern und Offiziere geteilt waren und es galt, die feindlichen Steine zu schlagen
oder festzusetzen, und der ludus duodecim scriptorum, das S. der 12 Linien, bei welchem auf einem in zweimal 12 Felder
geteilten Wurfbrett das Vorrücken der 15 je weißen und schwarzen Steine durch die Höhe des jedem Zug
vorangehenden Würfelwurfs
bestimmt wurde. Sehr beliebt war im Altertum das Fingerraten, noch heute in Italien verbreitet als Moraspiel (s. Mora).
Vgl.
Grasberger, Erziehung und Unterricht im klassischen Altertum (Würzb. 1864-81, 3 Tle.);
Becq de Fouqiers,
Les jeux des anciens (2. Aufl., Par. 1873);
Ohlert, Rätsel und Gesellschaftsspiele der alten Griechen (Berl. 1886);
Richter,
Die Spiele der Griechen und Römer (Leipz. 1887). -
Aus der deutschen Vorzeit wird als vornehmstes Volksspiel der Schwerttanz erwähnt, neben welchem Steinstoßen,
Speerwerfen, Wettlaufen beliebt waren. Auch das Kegeln und das stets mit Leidenschaft betriebene Würfelspiel sind uralt. Während
das Landvolk an diesen Spielen festhielt, wandten sich die höfischen Kreise der Ritterzeit vorwiegend den Kampfspielen zu,
aus denen sich unter fremdem Einfluß die eigentlichen Ritterspiele (Tjost, Buhurt, Turnier) entwickelten.
Daneben wurde das Ballspiel (von der weiblichen Jugend) und als beliebteste Verstandesspiele das Brettspiel
und das Schachspiel (seit dem 11. Jahrh.) eifrig betrieben. In der spätern Zeit des Mittelalters trat, namentlich in den Städten,
das Spielen um Geld in den Vordergrund.
Vgl. Schultz, Das höfische Leben im Mittelalter, Bd. 1 (2. Aufl.,
Leipz. 1889);
Kriegk, Deutsches Bürgertum im Mittelalter (Frankf. 1868 u. 1871);
Weinhold, Die deutschen
Frauen im Mittelalter (2. Aufl., Wien 1882).