Wenn eine Lichtquelle mit großer
Geschwindigkeit, welche mit derjenigen des
Lichts vergleichbar ist, sich uns nähert oder
von uns entfernt, so müssen von jeder homogenen Lichtsorte, welche sie aussendet, im ersten
Fall mehr, im letztenFall
weniger
Schwingungen pro
Sekunde auf das
Auge
[* 4] oder das
Prisma
[* 5] treffen, als wenn die Lichtquelle stillstände.
Da aber die
Farbe
und die Brechbarkeit eines homogenen Lichtstrahls durch die Anzahl seiner
Schwingungen bedingt sind, so muß jene im erstern
Fall etwas erhöht, im letztern
Fall etwas erniedrigt sein, d. h. die Spektrallinie, welche dieser
Strahlenart entspricht, wird nach dem violetten Ende des
Spektrums verschoben erscheinen, wenn die Lichtquelle sich nähert,
dagegen nach dem roten Ende, wenn die Lichtquelle sich entfernt.
Man nennt diesen
Satz, welcher für jede
Wellenbewegung
[* 6] gilt und für Schallschwingungen direkt nachgewiesen ist, das
Dopplersche Prinzip.
Als
Huggins dieLinie F des Siriusspektrums mit der gleichnamigen Wasserstofflinie einer
Geißlerschen Röhre
verglich, konstatierte er eine meßbare
Verschiebung der erstern gegen die letztere nach dem roten Ende hin und berechnete
daraus, daß sich der
Sirius mit einer
Geschwindigkeit von 48 km pro
Sekunde von der
Erde entfernt. In dieser
Weise können mittels
des
SpektroskopsBewegungen wahrgenommen und gemessen werden, welche in der
Gesichtslinie selbst auf uns zu oder von uns weg
gerichtet sind, während ein
Fernrohr
[* 7] nur solche
Bewegungen wahrzunehmen gestattet, welche senkrecht zur
Gesichtslinie erfolgen.
So hat
Lockyer aus den eigentümlichen
Verschiebungen und Verzerrungen, welche die dunkle
Linie F des Sonnenspektrums
und die helle
Linie F der
Chromosphäre bisweilen zeigen, den
Schluß ziehen können, daß in der Sonnenatmosphäre
Wirbelstürme
wüten, deren
Geschwindigkeit gewöhnlich 50-60, ja manchmal 190 km beträgt, während die heftigsten
Orkane unsrer Erdatmosphäre
höchstens eine
Geschwindigkeit von 45 m in der
Sekunde erreichen.
Vgl.
Schellen, Die S. (3. Aufl., Braunschw.
1883);
Roscoe, Die S. (deutsch von Schorlemmer, 2. Aufl., das. 1873);
[* 1] (lat.-griech.),
Apparat zur
genauen Messung der Ablenkung der verschiedenen homogenen farbigen
Strahlen
eines durch ein
Prisma oder
Gitter entworfenen
Spektrums. Das Meyersteinsche
S. (s. Figur) ist ähnlich eingerichtet
wie das Bunsensche
Spektroskop (s.
Spektralanalyse),
[* 11] und die Wirkungsweise der entsprechenden Teile ist die nämliche. Das
Spaltrohr und das
Fernrohr sind nach der Mitte des Tischchens gerichtet, auf welchem das
Prisma (oder das
Gitter etc.) aufgestellt
wird.
Zwei geteilte
Kreise,
[* 12] ein kleinerer und ein größerer, sind unabhängig voneinander um ihre vertikalen
Achsen drehbar; der
letztere dreht sich mit dem
Fernrohr und gestattet, an den feststehenden Nonien die jeweilige Ablenkung der am
Fadenkreuz des
Fernrohrs erscheinenden Spektrallinie abzulesen, während der erstere, das
Prisma tragende durch eineKlemme
festgehalten wird. Läßt man dagegen den größern
Kreis
[* 13] feststehen, während man durch das ebenfalls feststehende
Fernrohr
das an einer Prismenfläche gespiegelte Spaltbild anvisiert, und dreht nun den kleinern
Kreis samt dem von ihm getragenen
Prisma, bis das an der zweiten Prismenfläche gespiegelte Spaltbild am
Fadenkreuz erscheint, so erfährt man aus
der Drehung, welche man am
Nonius
[* 14] des kleinern
Kreises abliest, den brechenden
Winkel
[* 15] des
Prismas; das S. spielt in diesem letztern
Fall die
Rolle eines Reflexionsgoniometers (s.
Goniometer). Das
Instrument liefert demnach bequem und sicher die beiden
Daten,
den brechenden
Winkel und die kleinste Ablenkung, welche zur Berechnung der Brechungsverhältnisse (s.
Brechung des Lichts)
[* 16] erforderlich sind.
Vgl. Meyerstein, Das S. (2. Aufl.,
Götting. 1870).
(lat.) hat in den verschiedenen philosophischen
Schulen eine verschiedene Bedeutung,
indem man darunter bald ein streng begriffmäßiges (wissenschaftliches)
Denken und
Erkennen, bald ein von vernünftigem
Reflektieren
absehendes visionäres
Schauen versteht. In letzterer Bedeutung nahmen die S. zuerst die Neuplatoniker und neuerlich die
Schulen
des transcendentalen und absoluten
Idealismus auf. Die HegelscheSchule versteht unter S. dasjenige
Denken,
welches streng methodisch alle
Gegensätze und
Widersprüche in den
Begriffen in höhere
Einheiten aufzulösen sucht.
Herbart
stellt der spekulativen
Philosophie die Aufgabe, die in der
Erfahrung enthaltenen
Widersprüche darzulegen und mittels logischer
Bearbeitung der
Begriffe zu beseitigen. - Im gewöhnlichen
Leben, insbesondere im
Handel, nennt man S. jede
auf die
Durchführung¶
mehr
solcher Unternehmungen gerichtete Erwägung, bei welchen der erwartete Gewinn durch Eintritt oder Ausbleiben von Ereignissen
bedingt ist, die von dem Willen des Unternehmers (Spekulanten) selber unabhängig sind. Eine jede Unternehmung beruht mehr
oder weniger auf spekulativer Grundlage, und die S. ist als eine Berücksichtigung zukünftiger Möglichkeiten an und für
sich eine unerläßliche Bedingung geordneter Bedarfsdeckung und eines geregelten Wirtschaftslebens. Zu
unterscheiden von der soliden S. ist das Spekulationsmanöver, welches unter Benutzung monopolistischer Stellung durch Aufkauf
und »Erwürgen« (Vorschreibung harter Bedingungen für bedrängte Schuldner) oder auch durch betrügerische Anpreisung, unzulässige
Verteilung zu hoher Dividenden etc. die Preise künstlich zu verändern sucht. Spekulationspapiere sind
solche Wertpapiere, welche starken Kursschwankungen unterworfen und daher zur Gewinnerzielung aus Kauf und Verkauf sehr geeignet
sind. Über Spekulationskauf vgl. Börse, S. 235.