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erobert und Villars, der bei Hüningen über den Rhein ging, zum Rückzug genötigt; aber 1703 eroberten die Franzosen Breisach (7. Sept.) und Landau [* 2] (17. Nov.); ferner vereinigte sich der Kurfürst von Bayern [* 3] bei Tuttlingen [* 4] mit Villars, und beide drangen in Tirol [* 5] ein. Zwar wurden sie durch die Erhebung der Tiroler unter großem Verlust wieder zurückgetrieben; aber da der ungeschickte österreichische General Styrum sich 20. Sept. bei Höchstädt [* 6] schlagen ließ und 13. Dez. Augsburg [* 7] sich ergeben mußte, so endete der Feldzug für die Verbündeten im ganzen nicht günstig. Landau und Breisach gingen wieder an die Franzosen verloren. Auch fiel Anfang 1704 Nassau in die Hände des Kurfürsten, und der Kaiser, der gleichzeitig einen Aufstand in Ungarn [* 8] zu bekämpfen hatte, sah sich schon in seinen Erblanden bedroht.
Da trat 1704 die entscheidende Wendung ein. Prinz Eugen, den der Kaiser an die Spitze des Hofkriegsrats gestellt hatte, faßte den Plan, durch einen kombinierten Angriff der beiden verbündeten Heere die bayrisch-französische Macht zu vernichten. Marlborough ging bereitwilligst auf diesen Plan ein und zog in Eilmärschen vom Niederrhein nach Schwaben. Markgraf Ludwig und er vereinigten ihre Truppen bei Ulm, [* 9] nötigten durch Wegnahme der Verschanzungen auf dem Schellenberg bei Donauwörth (2. Juli) den Kurfürsten und den französischen General Marsin zum Rückzug nach Augsburg, und nachdem einerseits Tallard sich mit letzterm, anderseits Eugen sich mit Marlborough vereinigt hatte (während der Markgraf von Baden [* 10] Ingolstadt [* 11] belagerte), erlitt das französisch-bayrische Heer bei Höchstädt (Blenheim) eine entscheidende Niederlage und verlor gegen 30,000 Mann an Toten und Verwundeten; Tallard selbst und 15,000 Mann wurden gefangen.
Der Kurfürst mußte flüchten. Als Leopold I. starb, setzte sein Sohn Joseph I. den Kampf mit Energie fort. Er beschwichtigte den ungarischen Aufstand, erwirkte die Achtserklärung gegen die beiden wittelsbachischen Kurfürsten und bemächtigte sich nach blutiger Unterdrückung einer Volkserhebung der bayrischen Lande. Am erfocht Marlborough bei Ramillies einen glänzenden Sieg über die Franzosen unter Villeroi, besetzte Löwen, [* 12] Mecheln, [* 13] Brüssel, [* 14] Gent [* 15] und Brügge und ließ überall Karl III. als König ausrufen.
Als infolge dieser Niederlage Vendôme aus Italien [* 16] nach den Niederlanden berufen wurde, erhielt dadurch Eugen die Möglichkeit, von Verona [* 17] aus dem von den Franzosen belagerten Turin [* 18] zu Hilfe zu eilen und nach seiner Vereinigung mit dem Herzog von Savoyen den vereinigten französischen Generalen Marsin, Herzog von Orléans [* 19] und La Feuillade 7. Sept. vor Turin eine gänzliche Niederlage beizubringen, infolge deren die Franzosen gemäß der sogen. Generalkapitulation vom ganz Italien räumen mußten.
Nur am
Oberrhein gelang es
Villars, nach dem
Tode des
Markgrafen
Ludwig
(Januar 1707) die von den Reichstruppen besetzten
Stollhofener
Linien zu durchbrechen und das südwestliche
Deutschland
[* 20] brandschatzend zu durchziehen. Selbst in
Spanien,
[* 21] wo die überwiegende
Mehrheit der
Nation dem bourbonischen König
Philipp V. anhing, gelang es dem habsburgischen Prätendenten,
vorübergehende Erfolge zu erringen.
Gleich im Anfang des
Kriegs wurde von den Engländern und
Holländern eine im
Hafen von
Vigo liegende spanische
Flotte zerstört; 1703 trat König
Dom
Pedro II. von
Portugal dem großen
Bündnis bei, und 1704 erschien
Erzherzog
Karl in
Spanien, während die
Engländer
Gibraltar
[* 22] eroberten.
Wirklich gelang es Karl, 1705 sich zum Herrn von Valencia, [* 23] Katalonien und Aragonien zu machen; wurde sogar Madrid [* 24] von einem vereinigten englisch-portugiesischen Heer unter Galloway und Las Minas besetzt; allein da den Operationen der Verbündeten der Zusammenhang fehlte, so waren diese Erfolge nicht von Dauer, Madrid ging bald wieder verloren, und nach dem Sieg des Marschalls Berwick über das englisch-portugiesische Heer bei Almanza fielen auch die südlichen Provinzen in die Hände Philipps V.
Obwohl die Verbündeten auch auf den übrigen Kriegsschauplätzen 1707 keine großen Erfolge errangen, machte sich in Frankreich die Erschöpfung der Hilfsmittel schon so sehr geltend, daß Ludwig XIV. den Seemächten den Verzicht auf Spanien anbot und nur die italienischen Lande für seinen Enkel beanspruchte. Indes noch war Marlboroughs Einfluß in England maßgebend, überdies hofften die Engländer, Spanien unter Karl III. zu ihrem ausschließlichen Nutzen merkantil ausbeuten zu können.
Die
Seemächte waren mit
Österreich
[* 25] darüber einverstanden, daß man nicht bloß aus dem
Erwerb der ganzen spanischen
Monarchie
für
Österreich bestehen, sondern auch die
Lage benutzen müsse, um
Frankreichs Vorherrschaft für immer zu brechen. Der Erfolg
schien dies Vorhaben zu begünstigen. Ein
Versuch, den ein starkes französisches
Heer unter dem
Herzog
von
Burgund und
Vendôme 1708 unternahm, um die spanischen
Niederlande
[* 26] wiederzuerobern, wurde durch den
Sieg
Eugens und
Marlboroughs
bei
Oudenaarde (11. Juli) vereitelt und ganz
Flandern und
Brabant von neuem unterworfen.
Ludwig XIV. war jetzt sogar bereit, auf
Grundlage des völligen
Verzichts auf
Spanien über einen
Frieden zu verhandeln. Auch als die Verbündeten
die Rückgabe des Elsaß mit
Straßburg,
[* 27] der Freigrafschaft, der lothringischen
Bistümer forderten, war der französische
Gesandte im
Haag,
[* 28] Torcy, noch zu Unterhandlungen bereit. Erst die Zumutung, seinen Enkel selbst durch französische
Truppen
aus
Spanien vertreiben zu helfen, wies
Ludwig XIV. mit Entschiedenheit zurück. Der
Krieg in den
Niederlanden
wurde wieder aufgenommen; die blutige
Schlacht bei
Malplaquet blieb zwar unentschieden, die furchtbaren Verluste
der
Franzosen in derselben erschöpften aber ihre
Kräfte. Gleichzeitig siegte in
Spanien der österreichische
General
Starhemberg
bei Almenara 27. Juli und
Saragossa
[* 29] 20. Aug., und
Karl zog 28. Sept. in
Madrid ein.
Da, als Frankreichs Niederlage unabwendbar schien, als der Übermut der Verbündeten keine Grenzen [* 30] mehr kannte, traten unerwartete Ereignisse ein, welche einen Umschwung zu gunsten Ludwigs XIV. zur Folge hatten. Am errang Vendôme einen glänzenden Sieg über Starhemberg bei Villa Viciosa. Wichtiger war noch, daß in England das Whigministerium durch ein Toryministerium verdrängt wurde, welches den Frieden möglichst rasch herzustellen wünschte, und daß Kaiser Joseph I. starb. Da nun dessen Bruder, der Prätendent für Spanien, als Karl VI. Kaiser wurde, so fürchteten die andern Mächte, das Haus Habsburg möchte durch die Vereinigung Österreichs mit Spanien zu mächtig werden. Zunächst knüpften die Engländer mit Ludwig XIV. geheime Unterhandlungen an. Am wurden die Präliminarien zu London [* 31] unterzeichnet und trotz aller Gegenbemühungen des Kaisers der Friedenskongreß zu Utrecht [* 32] eröffnet. Marlborough wurde durch den Grafen Ormond, einen eifrigen Jakobiten, ersetzt, und dieser gewährte dem Prinzen ¶
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Eugen nicht die nötige Unterstützung, so daß der Marschall Villars bei Denain wieder einige Erfolge über Eugen und die Holländer davontrug. Als Philipp V. auf die Erbfolge in Frankreich für sich und seine Nachkommen feierlichst verzichtete und diese Urkunde von Ludwig XIV. bestätigt, also eine Union Spaniens mit Frankreich für die Zukunft verhindert wurde, schlossen England und bald auch die Niederlande mit Frankreich Waffenstillstand, dem am der förmliche Abschluß des Friedens zu Utrecht folgte, dem auch Portugal, Savoyen und Preußen [* 34] beitraten; Kaiser und Reich weigerten sich, ihn anzuerkennen.
Die Bedingungen dieses Friedens waren folgende: Philipp V. erhält Spanien mit den außereuropäischen Besitzungen, welches aber nie mit Frankreich vereinigt werden darf;
Frankreich erkennt die Thronfolge in England an und tritt an dieses die Hudsonbailänder, Neufundland und Neuschottland ab;
von Spanien erhält England Gibraltar und Menorca sowie beträchtliche Handelsvorteile
im spanischen
Amerika,
[* 35] Preußen bekommt das Oberquartier von Geldern und Neuchâtel mit Valengin, Savoyen
eine Anzahl Grenzfestungen und die Insel Sizilien,
[* 36] Holland die sogen. Barrierefestungen (s. Barrieretraktat) und einen günstigen
Handelsvertrag. So von den Verbündeten verlassen, konnten der Kaiser und Prinz Eugen nichts mehr ausrichten, zumal die Reichsfürsten
sich sehr saumselig und unzuverlässig zeigten.
Der Marschall Villars nahm Landau, brandschatzte die Pfalz und Baden und eroberte 16. Nov. Freiburg [* 37] i. Br., worauf er Eugen Friedensunterhandlungen anbot, welche auch zu Rastatt [* 38] eröffnet wurden. Am wurde der Friede zwischen Frankreich und dem Kaiser zu Rastatt abgeschlossen. Um auch das Deutsche Reich [* 39] in den Frieden aufzunehmen, fand ein Kongreß zu Baden im Aargau statt, wo der Rastatter Friede mit wenigen Änderungen 7. Sept. d. J. angenommen wurde.
Hiernach bekam der Kaiser die spanischen
Niederlande, Neapel,
[* 40] Mailand,
[* 41] Mantua
[* 42] und Sardinien;
[* 43] Frankreich behielt von seinen Eroberungen
nur Landau; die Kurfürsten von Bayern und Köln
[* 44] wurden in ihre Länder und Würden wieder eingesetzt. Vergeblich
verwendete sich der Kaiser für die treuen Katalonier, welche sich Philipp V. nicht unterwerfen wollten; seine Bemühungen
waren fruchtlos, Barcelona
[* 45] wurde von dem Marschall von Berwick erobert, und die Katalonier verloren ihre alten Vorrechte
und ständischen Freiheiten.
Vgl. v. Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert, 1. Teil: Der spanische
Erbfolgekrieg (Düsseld. 1870-82, 3 Bde.);
Lord Mahon, History of the war of the succession in Spain (Lond. 1832);
de Reynald, Louis XIV et Guillaume III. Histoire des deux traités de partage et du testament de Charles II. (das. 1883, 2 Bde.);
Courcy, La coalition de 1701 contre la France (Par. 1886, 2 Bde.);
Parnell. The war of succession in Spain 1702-1711 (Lond. 1888);
Arneth, Prinz Eugen von Savoyen (Wien [* 46] 1858, 3 Bde.);
die Memoiren des Herzogs von Marlborough (s. d. 1).