mehr
Elias und F. Giner, die freiern Ansichten Bahn brachen. Eine Philosophie des Familienrechts und Geschichte der Familie schrieb Manuel Alonso Martinez. In ironischem Gegensatz zu dem von jeher in Spanien [* 2] herrschenden schlechten Staatshaushalt steht die seit der Mitte des 18. Jahrh. mit Vorliebe betriebene theoretische Bearbeitung der Nationalökonomie; bereits zu Anfang des 19. Jahrh. konnte Semper die Herausgabe einer »Biblioteca española economico-politica« unternehmen. Außer den im 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. berühmt gewordenen Schriftstellern Campomanes, Jovellanos, Cabarrus, wovon die beiden letztern klassisches Ansehen erhalten haben, haben sich später aus diesem Gebiet besonders Canga-Arguelles (gest. 1843) und Florez Estrada (gest. 1853; »Curso de economia politica«) ausgezeichnet. Als hervorragende Arbeiten über Fragen des öffentlichen Wohls werden die einer Frau, Arenal de Garcia Carrasco (in den »Publicaciones« der königlichen Akademie), gerühmt.
Besonders fleißig ist von den Spaniern das Gebiet der Geschichte bearbeitet worden. Von den alten Chroniken, zu denen man sich seit Alfons X. der Landessprache bediente, und den übrigen Geschichtswerken der frühern Zeit, in welchen sich mit der stilistischen Vervollkommnung allmählich auch der Sinn für pragmatische Auffassung entwickelte, wurden die wichtigsten schon oben bei der Nationallitteratur erwähnt. Im 18. Jahrh. zeichneten sich der Marques de San Felipe (gest. 1726), der eine Geschichte des spanischen Erbfolgekriegs schrieb, Henrique Florez (gest. 1773; »España sagrada«),
Juan Bautista Muñoz (gest. 1799) durch seine Geschichte der Entdeckung und Eroberung Amerikas (»Historia de nuovo mundo«) und Juan Franc. Masdeu (gest. 1817; »Historia critica de España«) aus. Im 19. Jahrh. glänzten zunächst Juan Antonio Conde (gest. 1820),
Verfasser der berühmten »Historia de la dominacion de los Arabes en España«, und Manuel José Quintana (gest. 1857) durch seine »Vidas de Españoles celebres«, während der vielverfolgte Verfasser der Geschichte der spanischen Inquisition, Llorente (gest. 1823),
sein Werk im
Ausland und in französischer
Sprache
[* 3] schreiben mußte. Besonderes
Lob verdient
die Thätigkeit der königlichen
Akademie der Geschichte, die außer ihren
»Memorias« zahlreiche Quellenschriften
herausgab, an die sich dann andre Urkundensammlungen, namentlich die von
Navarrete,
Salva und Barranda begonnene, von Fuensanta
del
Valle, J.
Sancho
Rayon und
Fr. de Zabalburu fortgeführte »Coleccion de documentos ineditos para la historia
de España« (bis 1888: 91 Bde.),
reihten. Am meisten wurde auch später die vaterländische Geschichte bearbeitet, so namentlich von Modesto Lafuente (gest. 1866),
dessen »Historia general de España« alle frühern derartigen Werke übertrifft, von Zamorro y Caballero, Alf. Espinosa, Alfaro, Rico y Amat, Antonio Cavanilles (gest. 1864),
dessen vortreffliche »Historia de España« leider unvollendet blieb, u. a. An diese Werke schließen sich die Arbeiten über die spanische Kulturgeschichte von Tapia (»Historia de la civilisacion de España«),
Fernan
Gonzalo
Moron, Ramon de
Mesonero
Romanos,
Ad.
de Castro (über die
Kultur
Spaniens im 17. Jahrh.) u. a. sowie zahlreiche, zum
Teil vorzügliche
Provinzial- und Lokalgeschichten, z. B. die
»Historia de Cataluña« von
Balaguer, die
»Historia de la villa de
Madrid«
[* 4] von San
guineti etc. Auch die Geschichte der ehemals spanischen
Kolonien hat neuerdings Bearbeiter
gefunden, z. B. an Torrente (»La revolucion moderna
hispano-americana«),
Mora (»Mexico y sus revoluciones«),
Pedro de Angelis u. a., wie denn auch eine Urkundensammlung über die Entdeckung und Eroberung derselben veröffentlicht wird. Von den zahlreichen sonstigen Spezialwerken seien nur erwähnt: Maldonados klassische »Historia de la guerra de independencia de España« (1833),
des Grafen von Toreno »Historia del levantamiento etc. de España« (1835),
Carvajals »La España de los Borbones« (1843),
San Miguels »Historia de Felipe II« (1844),
Gomez Arteches »Historia de la guerra civil« (1868 ff.),
Barrantes »Guerras piraticas de Filipinas«,
Amador
de los
Rios'
»Historia
de los Judios de España«,
Castelars »La civilisacion en los
cinco primeros siglos del cristianismo«
und
»Historia del movimiento republicano en
Europa«
[* 5] u. a. Auf dem Gebiet der Litteraturgeschichte behauptet Amador
de los
Rios
(gest. 1878) mit seiner (unvollendeten)
»Historia critica de la literatura española« (1860 ff.) die erste
Stelle, wenn sie
auch den wissenschaftlichen Anforderungen der Neuzeit nicht voll gerecht wird.
Andre Übersichtswerke sowie Einzelstudien, zum Teil sehr verdienstlicher Art, liegen aus neuerer Zeit vor von J. Moratin (»Origenes de teatro español«),
Lista y Aragon (»Ensayos litterarios criticos«),
Gil y Zarate (»Manual de literatura«),
Martinez de la Rosa (»La poesia didactica, la tragedia y la comedia española«),
Fernandez Guerra y Orbe (»Juan Ruiz de Alarcon«); von Abelino de Orihuela (»Poetas españoles y americanos del siglo XIX«),
Mila y Fontanals (»De la poesia heroico popular castellana«),
Balaguer (»Historia de los trovadores«),
Valera (»Historia de la literatura española«),
Canalejas, Revilla (»Principios de la literatura española«),
Perojo, Espino (»Ensayo critico-historico del teatro español«),
Villaamil y
Castro, Valdes y
Alas, Menendez Pelayo
(»Historia de las ideas esteticas en España«) u. a.
In Bezug auf
Kunstgeschichte und
Archäologie sind in erster
Linie die
Arbeiten von
Cean-Bermudez und P.
Madrazo
hervorzuheben; daneben verdienen
Contreras, Manjarres,
Hurtado Villaamil etc., nicht minder die Veröffentlichungen der königlichen
Akademie der schönen
Künste, das von Rada y
Delgado herausgegebene »Museo español de antiguedades«, welches die
interessan
testen
Kunst- und archäologischen Gegenstände der
Halbinsel reproduziert, und die »Monumentos
arquitectonicos de España« ehrende Erwähnung. - Neben der Geschichte fand auch die
Geographie bei den Spaniern sorgfältige
Pflege, wozu sie beizeiten durch ihre
Eroberungen in fremden
Weltteilen und ihre Entdeckungsreisen veranlaßt wurden. Aus früherer
Zeit ist vor allem die vortrefflich geschriebene
»Historia
de los descubrimientos y viajes
de los Españoles«
von
Navarrete anzuführen; aus der neuern seien die
Schriften von Miñano,
Fuster und die lexikalischen
Arbeiten von
Pascal Madoz
und
Mariana y Sanz
sowie die »Geografia de España« von Mingote y
Tarazona erwähnt. Anthropologische
Schriften gab neuerdings
Fr.
Maria Tubino heraus.
Eine umfassende Sammlung spanischer Schriftsteller von den ältesten
Zeiten bis auf unsre
Tage ist die
von Rivadeneyra herausgegebene »Biblioteca de autores españoles«
(Madr. 1846-80, 70 Bde.); eine Sammlung meist neuerer belletristischer
Werke enthält die »Coleccion de autores españoles« (bis jetzt 48 Bde.,
Leipz. 1860-86). Für die Herausgabe alter und seltener Werke sorgten vorzugsweise die »Coleccion
de bibliofilos
españoles« (bis 1879: 19 Bde.) und die »Coleccion
de libros españoles
¶
mehr
raros y curiosos« (bis jetzt 16 Bde., Madr. 1871-1884). Auf dem Gebiet der Bibliographie sind, von ältern Werken abgesehen, besonders Ferrer del Rios' »Galeria de la literatura española« (Madr. 1845),
Ovilo y Oteros' »Manual de biografia y de bibliografia de los escritores del siglo XIX« (Par. 1859, 2 Bde.) und Gallardos (von Zarco del Valle und Rayon vermehrter) »Ensayo de una biblioteca española de libros raros« (Madr. 1863-66, 2 Bde.) sowie das »Diccionario bibliografico historico« von Muñoz y Romero (das. 1865),
das »Diccionario general de bibliografia española« von D. Hidalgo (1864-79, 6 Bde.) und das »Boletin de la libreria« (Madr., seit 1874) namhaft zu machen.
Vgl. Bouterwek, Geschichte der spanischen Poesie und Beredsamkeit (Götting. 1804; span. Ausgabe, Madr. 1828, 3 Bde.),
fortgesetzt von Brinckmeier: »Die Nationallitteratur der Spanier seit Anfang des 19. Jahrhunderts« (Götting. 1850);
Brinckmeier, Abriß einer dokumentierten Geschichte der spanischen Nationallitteratur bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts (Leipz. 1844);
Clarus, Darstellung der spanischen Litteratur im Mittelalter (Mainz [* 7] 1846, 2 Bde);
Ticknor, Geschichte der schönen Litteratur in Spanien (3. Aufl., New York 1872, 3 Bde.; deutsch von Julius, Leipz. 1852, 2 Bde.; Supplementband von Wolf, das. 1867);
v. Schack, Geschichte der dramatischen Litteratur und Kunst in Spanien (2. Ausg., Frankf. 1854, 3 Bde.; Nachträge, das. 1855);
Lemcke, Handbuch der spanischen Litteratur (das. 1855-56, 3 Bde.);
Wolf, Studien zur Geschichte der spanischen und portugiesischen Nationallitteratur (Berl. 1859);
Dohm, Die spanische Nationallitteratur (das. 1867);
Hubbard, Histoire de la littérature contemporaine en Espagne (Par. 1875).