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(»Isabel de Solis«) und Gertrudis de Avellaneda (»Dos mugeres«). Ungemeinen Erfolg hatten auf diesem Gebiet außerdem Fernan Caballero (Cäcilia de Arrom, gest. 1877),
die Begründerin des realistischen Romans in Spanien, [* 2] und Antonio de Trueba (gest. 1889) mit seinen zahlreichen Erzählungen (»Cuentos campesinos«, »Cuentos populares« etc.); ebenso Vicente Perez Escrich (»Cura de la Aldea«, »La muger adultera«, »Los angeles de la tierra« etc.),
Manuel Fernandez y Gonzales (gest. 1888; »Los Mondes de las Alpujarras«, »La virgen de la Palma« etc.) und Pedro Antonio de Alarcon (geb. 1833; »Sombrero de tres picos« und »El escandalo«),
denen wir aus neuester Zeit noch als die namhaftesten Erzähler anreihen: Juan Valera (»Pepita Jimenez«, »Doña Luz«),
José Selgas (»La manzana de oro«, »Dos rivales«),
Cespedes, Perez Galdos, der den historischen Roman kultiviert, Castro y Serrano, Escamilla, die Schriftstellerinnen: Maria del Pilar Sinués, Angela Grassi und Faustina Saez de Melgar (»Inés«). Als interessanter Sittenschilderer bewährte sich Ramon de Mesonero (gest. 1882) in den Werken: »Manual de Madrid«, [* 3] »Escenas matritenses« u. a. Im übrigen wurde die spanische Prosa durch eine Reihe ausgezeichneter Historiker (s. unten) und berühmter Redner und Publizisten (wie Jovellanos, Augustin Arguelles, Alcalá-Galiano, Donoso Cortes, Martinez de la Rosa, Emilio Castelar u. a.) wie durch die kritischen Arbeiten eines Gallardo, Salva, Lista, Hermosilla, Marchena etc. in ihrer Ausbildung wesentlich gefördert. Groß ist auch die Zahl der Zeitschriften und Revuen, die, teils politisch-belletristischen, teils wissenschaftlichen Inhalts, in den letzten Jahrzehnten in Spanien aufgetaucht sind, und von denen hier als die reichhaltigsten und gediegensten nur die »Revista de España«, »Revista Contemporanea« und »Revista Europea« genannt seien.
Wissenschaftliche Litteratur.
Die wissenschaftlichen Leistungen vermochten sich in Spanien nicht so glänzend zu gestalten wie die Nationallitteratur. Insbesondere konnte sich in den philosophischen Wissenschaften ein freier, selbständiger Geist nie entwickeln, weil geistiger und weltlicher Despotismus höchstens ein scholastisches Wissen im Dienste [* 4] der positiven Theologie und Jurisprudenz duldete. Die Philosophie ist fast bis auf die neuesten Zeiten auf der niedrigsten Stufe, der scholastisch-empirischen, stehen geblieben; nur Dialektik, Logik und mittelalterlicher Aristotelismus wurden etwas kultiviert, da diese Disziplinen den Theologen als Waffe zur Verteidigung ihrer dogmatischen Subtilitäten dienen mußten.
Erst im 19. Jahrh. hat auch Spanien einen wirklichen Philosophen hervorgebracht, Jayme Balmes (gest. 1848), der schöne Darstellungsgabe mit metaphysischem Tiefsinn verband, im wesentlichen aber ebenfalls noch auf scholastischem Boden stand. Eine rege Thätigkeit entfaltete Spanien in den letzten Jahrzehnten in der Aneignung philosophischer Meisterwerke des Auslandes durch Übertragung und Bearbeitung; so übersetzte M. de la Ravilla den Cartesius und Kant, Patricio de Azcarate den Leibniz, und Sans del Rio [* 5] verpflanzte die Krausesche Philosophie nach Spanien, die daselbst zahlreiche Anhänger fand.
Auch Hegel ist viel bearbeitet worden, seitdem Castelar für ihn in Spanien Boden geschaffen. Von philosophischen Schriftstellern der Neuzeit sind sonst zu nennen: Lopez Muños, der Lehrbücher über Psychologie, Moralphilosophie und Logik schrieb;
Mariano Perez Olmedo, Eduardo A. de Bessón (»La lógica en cuadros sinopticos«),
Die wissenschaftliche Theologie blieb infolge der Unbekanntschaft mit philosophischer Spekulation starrer Dogmatismus im theoretischen, Kasuistik und Askese im praktischen Teil.
Das ganze Mittelalter hindurch galt in der Theologie die scholastische Weisheit des Isidorus Hispalensis als erste einheimische Autorität. Im 15. und 16. Jahrh. machten zwar die Kardinäle Torquemada, der Großinquisitor, und Jimenez, der Regent, Miene, das Bibelstudium zu fördern, und sogar Philipp II. unterstützte die von einem Spanier, Arias Montanus, in Angriff genommene Antwerpener Polyglotte. Aber im grellen Kontrast zu dieser wenn auch vornehmlich des litterarischen Ruhms wegen entwickelten, doch immerhin verdienstlichen Thätigkeit steht es, wenn der Versuch, die Bibel [* 6] dem Volk selbst zugänglich zu machen, sogar an einem so strenggläubigen Priester wie Luis de Leon durch die Inquisition mit Kerker bestraft ward. Nur in der mystischen Askese und in der Homiletik hat die gläubige Begeisterung der Spanier Ausgezeichnetes geleistet. Hierher gehören unter andern die homiletischen Schriften des Antonio Guevara (gest. 1545) und Luis de Granada [* 7] (gest. 1588) sowie die mystisch-asketischen des Karmelitermönchs Juan de la Cruz (gest. 1591) und der heil. Teresa de Jesus (gest. 1582). Erst in den neuern Zeiten durften die trefflichen Bibelübersetzungen von Torres Amat, von Felipe Scio de San Miguel und Gonzalez Carvajal an die Öffentlichkeit treten und in einzelnen kirchenhistorischen und kirchenrechtlichen Abhandlungen tolerantere Ansichten verbreitet werden, wie in den Schriften von J. L. ^[Joaquin Lorenzo] Villenueva, Blanco White (Leucado Doblado), J. ^[Judas José] Romo u. a. Sogar eine »Historia de los protestantes etc.« (Cad. 1851; deutsch, Frankf. 1866),
von Adolfo de Castro verfaßt, wagte sich ans Licht, [* 8] der sich neuerdings eine »Historia de los heterodoxos españoles« von Menendez Pelayo (1880 ff.) anschloß. Dagegen veröffentlichte Orti y Lara eine Verherrlichung der Inquisition (»La inquisicion«). Auf theologisch-philosophischem Gebiet erlangten neuerdings der Bischof von Cordova, Ceferino Gonzalez, und der Erzbischof von Valencia, [* 9] A. Monescillo, bedeutenden Ruf.
Auch im Fach der Rechts- und Staatswissenschaften ermangelte es an einer philosophischen Grundlage und an Freiheit der Diskussion. An Gesetzsammlungen und gesetzgeberischer Thätigkeit war in Spanien nie Mangel. Die ältesten Rechtsbücher, wie das »Fuero Juzgo« (Madr. 1815),
reichen bis in die Zeit der Gotenherrschaft zurück; dann sind besonders des Königs Alfons X., des Weisen, legislatorische Arbeiten zu nennen: die »Leyes de las siete partidas« und das »Fuero real« (hrsg. Von der Akademie der Geschichte, das. 1847; neuerdings kommentiert von Jimenez Torres, das. 1877). Eine Sammlung aller spanischen Gesetzbücher mit den Kommentaren der berühmtesten Rechtsgelehrten erschien unter dem Titel: »Los codigos españoles concordados y anotados« (Madr. 1847, 12 Bde.);
die »Fueros« (Munizipalgesetze) begann Muñoz zu sammeln (das. 1847).
Wertvolle Arbeiten über die spanische Rechtsgeschichte lieferten Montesa und Manrique, auch Benvenido Oliver, der speziell das katalonische Recht behandelte, während Soler und Rico y Amat ihre Aufmerksamkeit der Geschichte des öffentlichen Lebens zuwendeten. Selbst die Rechtsphilosophie fand Bearbeiter in Donoso Cortes und Alcalá-Galiano sowie neuerdings in Clemente Fernandez ¶
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Elias und F. Giner, die freiern Ansichten Bahn brachen. Eine Philosophie des Familienrechts und Geschichte der Familie schrieb Manuel Alonso Martinez. In ironischem Gegensatz zu dem von jeher in Spanien herrschenden schlechten Staatshaushalt steht die seit der Mitte des 18. Jahrh. mit Vorliebe betriebene theoretische Bearbeitung der Nationalökonomie; bereits zu Anfang des 19. Jahrh. konnte Semper die Herausgabe einer »Biblioteca española economico-politica« unternehmen. Außer den im 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. berühmt gewordenen Schriftstellern Campomanes, Jovellanos, Cabarrus, wovon die beiden letztern klassisches Ansehen erhalten haben, haben sich später aus diesem Gebiet besonders Canga-Arguelles (gest. 1843) und Florez Estrada (gest. 1853; »Curso de economia politica«) ausgezeichnet. Als hervorragende Arbeiten über Fragen des öffentlichen Wohls werden die einer Frau, Arenal de Garcia Carrasco (in den »Publicaciones« der königlichen Akademie), gerühmt.
Besonders fleißig ist von den Spaniern das Gebiet der Geschichte bearbeitet worden. Von den alten Chroniken, zu denen man sich seit Alfons X. der Landessprache bediente, und den übrigen Geschichtswerken der frühern Zeit, in welchen sich mit der stilistischen Vervollkommnung allmählich auch der Sinn für pragmatische Auffassung entwickelte, wurden die wichtigsten schon oben bei der Nationallitteratur erwähnt. Im 18. Jahrh. zeichneten sich der Marques de San Felipe (gest. 1726), der eine Geschichte des spanischen Erbfolgekriegs schrieb, Henrique Florez (gest. 1773; »España sagrada«),
Juan Bautista Muñoz (gest. 1799) durch seine Geschichte der Entdeckung und Eroberung Amerikas (»Historia de nuovo mundo«) und Juan Franc. Masdeu (gest. 1817; »Historia critica de España«) aus. Im 19. Jahrh. glänzten zunächst Juan Antonio Conde (gest. 1820),
Verfasser der berühmten »Historia de la dominacion de los Arabes en España«, und Manuel José Quintana (gest. 1857) durch seine »Vidas de Españoles celebres«, während der vielverfolgte Verfasser der Geschichte der spanischen Inquisition, Llorente (gest. 1823),
sein Werk im Ausland und in französischer Sprache [* 11] schreiben mußte. Besonderes Lob verdient die Thätigkeit der königlichen Akademie der Geschichte, die außer ihren »Memorias« zahlreiche Quellenschriften herausgab, an die sich dann andre Urkundensammlungen, namentlich die von Navarrete, Salva und Barranda begonnene, von Fuensanta del Valle, J. Sancho Rayon und Fr. de Zabalburu fortgeführte »Coleccion de documentos ineditos para la historia de España« (bis 1888: 91 Bde.),
reihten. Am meisten wurde auch später die vaterländische Geschichte bearbeitet, so namentlich von Modesto Lafuente (gest. 1866),
dessen »Historia general de España« alle frühern derartigen Werke übertrifft, von Zamorro y Caballero, Alf. Espinosa, Alfaro, Rico y Amat, Antonio Cavanilles (gest. 1864),
dessen vortreffliche »Historia de España« leider unvollendet blieb, u. a. An diese Werke schließen sich die Arbeiten über die spanische Kulturgeschichte von Tapia (»Historia de la civilisacion de España«),
Fernan Gonzalo Moron, Ramon de Mesonero Romanos, Ad. de Castro (über die Kultur Spaniens im 17. Jahrh.) u. a. sowie zahlreiche, zum Teil vorzügliche Provinzial- und Lokalgeschichten, z. B. die »Historia de Cataluña« von Balaguer, die »Historia de la villa de Madrid« von Sanguineti etc. Auch die Geschichte der ehemals spanischen Kolonien hat neuerdings Bearbeiter gefunden, z. B. an Torrente (»La revolucion moderna hispano-americana«),
Mora (»Mexico y sus revoluciones«),
Pedro de Angelis u. a., wie denn auch eine Urkundensammlung über die Entdeckung und Eroberung derselben veröffentlicht wird. Von den zahlreichen sonstigen Spezialwerken seien nur erwähnt: Maldonados klassische »Historia de la guerra de independencia de España« (1833),
des Grafen von Toreno »Historia del levantamiento etc. de España« (1835),
Carvajals »La España de los Borbones« (1843),
San Miguels »Historia de Felipe II« (1844),
Gomez Arteches »Historia de la guerra civil« (1868 ff.),
Barrantes »Guerras piraticas de Filipinas«, Amador de los Rios' »Historia de los Judios de España«, Castelars »La civilisacion en los cinco primeros siglos del cristianismo« und »Historia del movimiento republicano en Europa« [* 12] u. a. Auf dem Gebiet der Litteraturgeschichte behauptet Amador de los Rios (gest. 1878) mit seiner (unvollendeten) »Historia critica de la literatura española« (1860 ff.) die erste Stelle, wenn sie auch den wissenschaftlichen Anforderungen der Neuzeit nicht voll gerecht wird.
Andre Übersichtswerke sowie Einzelstudien, zum Teil sehr verdienstlicher Art, liegen aus neuerer Zeit vor von J. Moratin (»Origenes de teatro español«),
Lista y Aragon (»Ensayos litterarios criticos«),
Gil y Zarate (»Manual de literatura«),
Martinez de la Rosa (»La poesia didactica, la tragedia y la comedia española«),
Fernandez Guerra y Orbe (»Juan Ruiz de Alarcon«); von Abelino de Orihuela (»Poetas españoles y americanos del siglo XIX«),
Mila y Fontanals (»De la poesia heroico popular castellana«),
Balaguer (»Historia de los trovadores«),
Valera (»Historia de la literatura española«),
Canalejas, Revilla (»Principios de la literatura española«),
Perojo, Espino (»Ensayo critico-historico del teatro español«),
Villaamil y Castro, Valdes y Alas, Menendez Pelayo (»Historia de las ideas esteticas en España«) u. a. In Bezug auf Kunstgeschichte und Archäologie sind in erster Linie die Arbeiten von Cean-Bermudez und P. Madrazo hervorzuheben; daneben verdienen Contreras, Manjarres, Hurtado Villaamil etc., nicht minder die Veröffentlichungen der königlichen Akademie der schönen Künste, das von Rada y Delgado herausgegebene »Museo español de antiguedades«, welches die interessantesten Kunst- und archäologischen Gegenstände der Halbinsel reproduziert, und die »Monumentos arquitectonicos de España« ehrende Erwähnung. - Neben der Geschichte fand auch die Geographie bei den Spaniern sorgfältige Pflege, wozu sie beizeiten durch ihre Eroberungen in fremden Weltteilen und ihre Entdeckungsreisen veranlaßt wurden. Aus früherer Zeit ist vor allem die vortrefflich geschriebene »Historia de los descubrimientos y viajes de los Españoles« von Navarrete anzuführen; aus der neuern seien die Schriften von Miñano, Fuster und die lexikalischen Arbeiten von Pascal Madoz und Mariana y Sanz sowie die »Geografia de España« von Mingote y Tarazona erwähnt. Anthropologische Schriften gab neuerdings Fr. Maria Tubino heraus.
Eine umfassende Sammlung spanischer Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf unsre Tage ist die von Rivadeneyra herausgegebene »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1846-80, 70 Bde.); eine Sammlung meist neuerer belletristischer Werke enthält die »Coleccion de autores españoles« (bis jetzt 48 Bde., Leipz. 1860-86). Für die Herausgabe alter und seltener Werke sorgten vorzugsweise die »Coleccion de bibliofilos españoles« (bis 1879: 19 Bde.) und die »Coleccion de libros españoles ¶