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Liberalen noch behaupteten Städte, Barcelona, [* 2] Cartagena und Alicante, ergaben sich im November, und Angoulême kehrte nach Frankreich zurück; doch blieben 45,000 Mann Franzosen unter Bourmont bis 1828 im Land zum Schutz der neuen Regierung.
Ferdinands VII. erste Regierungshandlung nach seiner Befreiung aus der Gewalt der Cortes war eine Proklamation vom welche alle Akte der konstitutionellen Regierung vom bis »indem er während dieses Zeitraums der Gewalt beraubt gewesen sei«, für null und nichtig erklärte, dagegen alle Beschlüsse der Madrider Regentschaft genehmigte. Alle Anhänger der Liberalen wurden als »Feinde des Königs« der Rache der Glaubensbanden preisgegeben, welche die abscheulichsten Gewaltthaten verübten.
Die apostolische Junta, an deren Spitze des Königs Bruder Don Karlos stand, und welche die Hierarchie, vor allem die Inquisition, herstellen wollte, erlangte eine solche Macht, daß sie eine Art Nebenregierung bildete und alle Minister, die sich ihrem Willen nicht fügten, wie Zea-Bermudez (1824-25), auch den absolutistisch gesinnten Infantado (1825-26) stürzte. Die apostolische Partei war um so siegesgewisser, als bei dem Alter des kinderlosen Königs ihr Haupt, Don Karlos, der mutmaßliche Thronfolger war.
Als ihre Anhänger im August 1827 in Katalonien indes eine bewaffnete Schilderhebung versuchten, schritt der König mit Strenge gegen sie ein und vermählte sich nach dem Tod seiner dritten Gemahlin mit der Prinzessin Christine von Neapel, [* 3] die eine Tochter, Isabella, gebar. Schon hatte Ferdinand VII. eine Pragmatische Sanktion erlassen, welche das 1713 in S. von den Bourbonen eingeführte Salische Gesetz aufhob und im Einklang mit den altkastilischen Rechten die weibliche Thronfolge einführte.
Eine Verschwörung der bitter enttäuschen Anhänger des Don Karlos gegen das Leben des Königspaars wurde entdeckt und vereitelt, ein dem schwer erkrankten König im September 1832 abgepreßter Widerruf der Pragmatischen Sanktion von demselben nach seiner Genesung für ungültig erklärt. Im Oktober 1832 ward Christine zur Regentin ernannt, berief Zea-Bermudez an die Spitze des Ministeriums, erließ eine Amnestie und versammelte die Cortes, welche Isabella als Thronerbin den Eid der Treue leisteten. Somit gelangten, als nach dem Tod Ferdinands VII. Isabella II. unter der Vormundschaft ihrer Mutter Christine den Thron [* 4] bestieg, die Liberalen wieder zur Herrschaft.
Der Karlistenkrieg und die Regentschaft.
Don Karlos hatte von Portugal [* 5] aus, wo er bei Dom Miguel Zuflucht und Beistand gefunden hatte, schon Protest gegen die neue Thronfolgeordnung erhoben und nach Ferdinands Tod sich als Karl V. zum König proklamiert. Ihm schlossen sich außer der apostolischen Partei besonders die baskischen Provinzen und Navarra an, deren aus uralten Zeiten bestehende Freiheiten (Fueros), zu denen freilich auch Mißbräuche, wie der Schmuggel, gehörten, von den Liberalen angefochten worden waren.
Die Erhebung der Karlisten begann im Oktober 1833 mit der Einsetzung einer Junta und der allgemeinen Volksbewaffnung, welche Zumala-Carreguy leitete. Derselbe treffliche Feldherr verschaffte den Karlisten im Gebirgskrieg immer mehr Erfolge und bemächtigte sich eines Teils von Katalonien. Auch Don Karlos, nach dem Sturz Dom Miguels aus Portugal vertrieben, erschien in den aufständischen Provinzen. Der Bürgerkrieg nahm bald einen grausamen Charakter an, und seitdem Mina die Mutter des Karlistengenerals Cabrera hatte erschießen lassen, wurden die Gefangenen auf beiden Seiten nicht mehr geschont.
Die Christinos (Anhänger der Regentin) welche an Machtmitteln den Karlisten bei weitem überlegen waren, da ihrer Regierung der größte Teil des Landes, der Armee und der Beamten, namentlich die Bevölkerung [* 6] der Städte und die zahlreichen amnestierten Spanier (50,000 Personen) anhingen, würden den Karlistenaufstand ohne große Schwierigkeiten haben unterdrücken können, wenn sie sich nichts durch Zwistigkeiten geschwächt hätten. Die Progressisten, wie sich jetzt die vorgeschrittenen Liberalen nannten, waren mit der neuen Verfassung, welche nach der Entlassung von Zea-Bermudez der neue Minister Martinez de la Rosa gegeben hatte, dem Estatuto real (mit zwei Kammern, den Proceres und den Procuradores), nicht zufrieden und verlangten die Herstellung der Verfassung von 1812. Alle weitern Zugeständnisse der Regentin, welche auf den Beistand der Liberalen angewiesen war, genügten nicht; die Progressisten veranstalteten 1836 in zahlreichen Städten Aufstände, bei denen die Verfassung von 1812 ausgerufen wurde. Schließlich, empörte sich auch eins der in San Ildefonso liegenden Milizregimenter, zog nach dem Palast La Granja, wo die Königin Christine sich aufhielt, und zwang sie, die Konstitution von 1812 anzunehmen. Der Minister Isturiz, ein Moderado, floh, Quesada wurde vom Pöbel ermordet. Der neue Ministerpräsident Calatrava berief zum die Cortes, welche 1837 die Verfassung von 1812 im gemäßigten Sinn revidierten.
Der Zwiespalt im liberalen Lager [* 7] ermutigte die Karlisten zu kühnen Unternehmungen: nach seinem Sieg bei Huesca überschritt Don Karlos den Ebro und bedrohte Madrid, [* 8] während gleichzeitig in Andalusien ein karlistischer General Gomez, bedenkliche Fortschritte machte. Dieser wurde von Narvaez besiegt; im Norden [* 9] errang Espartero den entscheidenden Sieg von Huerta del Rey (14. Okt.); und brachte nach und nach die nördlichen Provinzen in seine Gewalt. Denn auch bei den Karlisten war Zwietracht zwischen einer Hofkamarilla unter der Prinzessin von Beira, Don Karlos' zweiter Gemahlin, und dem Oberbefehlshaber Maroto, der sogar mehrere Häupter der Kamarilla erschießen ließ. Um sich vor der Rache seiner Gegner zu schützen, schloß Maroto mit Espartero den Vertrag von Vergara, nach welchem er mit 50 Karlistenchefs die Waffen [* 10] streckte. Don Karlos trat 15. Sept. auf französisches Gebiet über; ihm folgte Cabrera, welcher in Niederaragonien und Katalonien den Widerstand noch fortgesetzt hatte. Den baskischen Provinzen wurden die Fueros von den Cortes bestätigt. Im Spätsommer 1840 war ganz S. der Königin Isabella unterworfen und der Karlistenkrieg beendet.
Durch seine Erfolge im Karlistenkrieg hatte Espartero so großes Ansehen erlangt, daß die Regentin, welche durch Bestätigung des von den konservativen Cortes beschlossenen Ayuntamiento- (Gemeinde-) Gesetzes eine Erhebung der Progressisten in Madrid hervorgerufen hatte, ihn im September 1840 zum Ministerpräsidenten ernennen mußte und 12. Okt. abdankte und sich nach Frankreich einschiffte, als Espartero ihr ein unannehmbares Regierungsprogramm vorlegte. Dieser war nun zum Regenten gewählt. Aber trotz seiner Popularität, und ¶
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obwohl er eifrig und mit Erfolg bemüht war, das materielle Wohl des Landes zu fördern, hatte er doch unaufhörlich mit den Ränken seiner Gegner, der Regentin und der Moderados (Konservativen), der Unbotmäßigkeit seiner eignen Anhänger, der Progressisten, und Aufständen (Pronunciamentos) ehrgeiziger Offiziere zu kämpfen. Im Juni 1843 brach eine allgemeine Empörung aus, der sich sogar die Radikalen anschlossen, und vor der Espartero nach England flüchten mußte.
Nachdem die den Moderados angehörige Mehrheit der Cortes die noch nicht 14jährige Königin Isabella für volljährig erklärt hatte, übernahm Bravo Murillo, dann (1844) Esparteros Nebenbuhler Narvaez die Leitung des Ministeriums; die Königin Christine wurde zurückgerufen und die Verfassung im Mai 1845 in reaktionärem Sinn geändert; für die Cortes ward ein hoher Zensus eingeführt, der Senat von der Krone auf Lebenszeit ernannt, die katholische Religion als Staatsreligion proklamiert.
Die Regierung der Königin Isabella.
Narvaez veruneinigte sich schon 1846 mit den Cortes und trat zurück, worauf die Königin Isturiz in das Kabinett berief. Die Errichtung einer festen, zielbewußten Regierung wurde durch die Vermählung Isabellas II. erschwert. Der Plan, dieselbe mit dem Grafen von Montemolin, Don Karlos' Sohn, zu verheiraten und dadurch die Legitimität der Dynastie außer Frage zu stellen, wurde durch Ludwig Philipp von Frankreich vereitelt, der einem seiner Söhne zur Herrschaft in S. verhelfen wollte.
Das Ränkespiel der »spanischen Heiraten« endete damit, daß Ludwig Philipp, durch ein England gegebenes Versprechen gebunden, seinen Sohn, den Herzog von Montpensier, nicht mit Isabella, sondern mit deren Schwester, der Infantin Luise, vermählte, aber, um indirekt seinen Zweck doch zu erreichen, durchsetzte, daß Isabella mit ihrem Vetter Franz d'Assisi, einem körperlich und geistig schwachen Prinzen, eine Ehe schließen mußte, die jede Hoffnung auf Leibeserben ausschloß.
Indes Isabella, den ihr aufgedrungenen Gemahl verachtend und über die Schranken der Sitte sich hinwegsetzend, erwählte sich Günstlinge, von denen sie zahlreiche Kinder gebar, welche die eigennützigen Berechnungen der Familie Orléans [* 12] zu Schanden machten. Diese Günstlinge, in deren Wahl Isabella allmählich von Serrano auf Marfori herabsank, beuteten ihre Stellung aufs schamloseste für Befriedigung ihres Ehrgeizes und ihrer Habsucht aus, und so wurde in dem sonst so loyalen Volk das moralische Ansehen des Königtums durch die lasterhafte, heuchlerische Aufführung des Hofs vernichtet.
Die Regierung des unglücklichen Landes ward zu einem unwürdigen Intrigenspiel in der vertrauten Umgebung der Monarchin, durch welches trotz mehrjähriger Aufrechterhaltung der äußern Ruhe die wenigen Fortschritte in der geistigen und materiellen Entwickelung des Landes gefährdet und die sittlichen Grundlagen des Staatswesens untergraben wurden. Die Minister wechselten so oft, daß S. 1833-58 nicht weniger als 47 Ministerpräsidenten, 61 Auswärtige, 78 Finanz- und 96 Kriegsminister hatte.
Nach der kurzen Regierung der Progressisten unter Serrano stand 1847-51 Narvaez an der Spitze des Ministeriums, der, obwohl Moderado, doch mit Mäßigung vorging und nicht nur die Ruhe aufrecht hielt, sondern auch den nationalen Wohlstand förderte. Sein Nachfolger Bravo Murillo (1851-52) erzeugte jedoch durch den Plan, die Verfassung in absolutistisch-klerikalem Sinn umzugestalten, eine Aufregung, welche sich 1854 in Pronunciamentos zahlreicher Generale äußerte.
Schließlich kam es in Madrid zu einem Aufstand, welchen die Königin nur durch die Berufung Esparteros zum Ministerpräsidenten (Juli 1854) beschwichtigen konnte. Nachdem er das Gesetz über den Verkauf der National- und Kirchengüter der Königin 1855 abgerungen hatte, wurde Espartero 14. Juli durch O'Donnell gestürzt, der nach Unterdrückung eines Aufstandes in Madrid (16. Juli) die Nationalgarde entwaffnete, die Verfassung vom Mai 1845 herstellte und den Verkauf der Kirchengüter sistierte. Zwischen O'Donnell und Narvaez wechselte nun eine Reihe von Jahren die Herrschaft: ersterer, 1855-56, 1858-63 und 1865-1866 oberster Minister, früher selbst Progressist, wollte sich auf eine Mittelpartei, die »liberale Union«, stützen, stieß jedoch bei allen seinen Vorschlägen und Maßregeln auf das unüberwindliche Mißtrauen seiner ehemaligen Parteigenossen und suchte sich daher durch Erfolge auf dem Gebiet der auswärtigen Politik zu befestigen. Diesem Zweck sollte der Krieg mit Marokko [* 13] (s. d., S. 277) 1859-60 dienen, in welchem O'Donnell indes nur kriegerische Lorbeeren, keine wesentlichen Vorteile gewann. 1861 wurde San Domingo auf Haïti [* 14] wieder mit S. vereinigt, und im Bund mit England und Frankreich schritt S. Ende 1861 gegen Mexiko [* 15] ein, das für die Verletzung spanischer Interessen die Genugthuung verweigerte; doch zog sich der spanische Befehlshaber Prim 1862 vom Unternehmen zurück, als er die eigennützigen Absichten der Franzosen erkannte (s. Mexiko, S. 566). Ein Konflikt mit Peru [* 16] und Chile [* 17] (s. d., S. 1022), der 1866 zu einer förmlichen Kriegserklärung Perus, Chiles, Bolivias und Ecuadors an S. (14. Jan.) führte, endete nach der erfolglosen Beschießung Valparaisos (31. März) und Callaos (2. Mai) ohne Ergebnis. San Domingo wurde 1865 wieder aufgegeben. Unter diesen Umständen konnte sich O'Donnell, obwohl er mehrere Militärrevolten niederschlug und auch einen Landungsversuch des karlistischen Prätendenten, des Grafen von Montemolin vereitelte, auf die Dauer nicht behaupten.
Wenn O'Donnell nicht im stande war, die Ruhe aufrecht zu erhalten, so zog die Königin Isabella Narvaez vor, dessen moderadistische Gesinnung der ihrigen mehr entsprach. Narvaez, 1856-57, 1864-65 und 1866-68 Ministerpräsident, begünstigte den Klerus, unterdrückte die Preß- und Vereinsfreiheit und schritt, besonders in seinem letzten Ministerium, mit rücksichtsloser Strenge gegen die Häupter der Progressisten und der liberalen Union ein. Rios Rosas, Serrano u. a. wurden verhaftet, andre, wie O'Donnell, Prim, flüchteten in das Ausland. Die Cortes, deren Wahlen in S. die Regierung allerdings stets beherrscht, gaben zur Aufhebung der konstitutionellen Freiheiten und zur Verhängung des Belagerungszustandes bereitwilligst ihre Zustimmung, und Isabella war des Siegs der klerikalen Richtung so sicher, daß sie sogar ihre Absicht, für die weltliche Herrschaft des Papstes mit der Macht Spaniens einzutreten, offen äußerte.
Narvaez starb plötzlich Sein Nachfolger Gonzalez Bravo mußte den Günstling Isabellas, Marfori, in das Ministerium aufnehmen. Nachdem im Juli eine unionistische Verschwörung, deren Ziel die Erhebung Montpensiers auf den Thron war, entdeckt und ihre Häupter, die angesehensten Generale, wie Serrano, Dulce u. a., nach den Kanarischen Inseln deportiert worden waren, begab sich die Königin nach San Sebastian, um von hier aus mit Napoleon die Besetzung Roms durch spanische ¶