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verwundet, gefangen. Nach der Schlacht von Marengo [* 2] in Freiheit gesetzt, erhielt er den Oberbefehl in Piemont, wo er mit kluger Mäßigung die ausbrechenden Aufstände zu dämpfen wußte. 1802 wurde er zum Generalobersten der Konsulargarde ernannt und befehligte von 1803 bis 1805 die Truppen im Lager [* 3] von Boulogne. Bei Napoleons I. Thronbesteigung ward er zum Marschall erhoben. 1805-1807 befehligte er das 4. Armeekorps bei Austerlitz, [* 4] Jena [* 5] und Eylau. Nach dem Tilsiter Frieden zum Herzog von Dalmatien ernannt, erhielt er 1808 das Kommando der Zentralarmee in Spanien. [* 6] Er bestand hier gegen das britische Heer den blutigen Kampf bei Coruña, überschritt Anfang März den Minho und trieb das britisch-portugiesische Heer bis Porto zurück. An Jourdans Stelle zum Generalstabschef der Armee in Spanien ernannt, schlug er die spanische Armee bei Ocaña, nahm 1810 Sevilla [* 7] und trieb die Spanier nach Cadiz [* 8] zurück. Am eroberte er Badajoz und lieferte 16. Mai Engländern und Portugiesen die Schlacht bei Albuera. 1813 übernahm er in der Schlacht bei Großgörschen an Bessières' Stelle das Kommando über die Gardeinfanterie und befehligte bei Bautzen [* 9] das Zentrum, ward aber dann wieder nach Bayonne geschickt, um Wellingtons weiterm Vordringen Schranken zu setzen. Er drang Ende Juli von neuem in Spanien ein, ward aber bei Cubiry (27. Juli) mit großem Verlust zurückgeschlagen. Ein zweiter Versuch des Vordringens (Ende August) endete mit seiner Niederlage bei Irun und seinem Rückzug nach Bayonne.
Obwohl er die Schlacht bei Orthez verlor, lieferte er Wellington noch 10. April mit kaum 20,000 Mann die blutige Schlacht von Toulouse. [* 10] Erst am 12. räumte er Toulouse und schloß, indem er sich zugleich dem König von Frankreich unterwarf, am 19. einen Waffenstillstand. Er wurde von Ludwig XVIII. zum Gouverneur der 13. Militärdivision, aber an General Duponts Stelle zum Kriegsminister ernannt. Als Napoleon 1. März bei Fréjus landete, dankte S. ab; er zog sich auf ein Landgut bei St.-Cloud zurück, erschien erst nach mehrmaliger Aufforderung bei Napoleon und übernahm 11. Mai die Stelle eines Generalstabschefs. Er befand sich in den Schlachten [* 11] von Ligny und Waterloo [* 12] an Napoleons Seite, übernahm, als dieser in Laon die Armee verließ, das Oberkommando derselben und leitete den Rückzug bis Soissons.
Durch die königliche Ordonnanz vom aus Frankreich verbannt, ging er nach Düsseldorf. [* 13] 1819 erhielt er die Erlaubnis zur Rückkehr und ward sei 1821 wieder unter den Marsch allen aufgeführt und 1827 zum Pair erhoben. Von Ludwig Philipp zum Kriegsminister ernannt, behauptete er sich beinahe vier Jahre (bis 1834) auf seinem Posten und erhielt auch im Mai 1832 die Präsidentschaft im Kabinett. Im Mai 1839 übernahm er nach Molés Sturz von neuem das Präsidium im Kabinett zugleich mit dem Portefeuille des Auswärtigen, doch scheiterte dieses liberale Ministerium schon im Januar 1840 an der Dotationsfrage.
Nach Thiers' Rücktritt ließ sich S. nochmals zur Übernahme des Portefeuilles des Kriegs und der Präsidentschaft bewegen, legte aber 1846 ersteres und 1847 letztere nieder und ward zum Maréchal général de France ernannt. Er starb auf seinem Schloß in St.-Amans. Seine wertvolle Gemäldesammlung, die er in den spanischen Feldzügen zusammengeraubt, trug bei der Versteigerung fast 1½ Mill. Frank ein. S. war ohne höhere Bildung, besaß aber um so mehr natürlichen Scharfblick, große Bravour und glühenden Ehrgeiz. Er galt für den besten Taktiker unter Napoleons Generalen. Die 1816 geschriebenen Memoiren des Marschalls gab sein Sohn heraus (I. Teil: »Histoire des guerres de la Révolution«, 1854, 3 Bde.).
Vgl. Combes, Histoire anecdotique de Jean de Dieu S. (Par. 1870). -
Sein Sohn Hector Napoléon S., Herzog von Dalmatien, geb. 1801, diente unter der Restauration im Generalstab und betrat 1830 die diplomatische Laufbahn. Er war erst französischer Gesandter in den Niederlanden, dann zu Turin [* 14] und bekleidete seit 1844 dieselbe Stelle zu Berlin. [* 15] Vor der Februarrevolution Mitglied der Zweiten Kammer, trat er 1850 in die Legislative und verfocht hier die Sache der Orléans. [* 16] Nach dem Staatsstreich vom trat er ins Privatleben zurück und starb Des Marschalls Bruder, Pierre Benoît S., geb. zu St.-Amans, schwang sich in den Kriegen der Republik und des Kaiserreichs ebenfalls zu höhern Chargen empor und starb als Generalleutnant in Tarbes.