reicher erfochten. Die Österreicher hatten 21. Juni 1859 ihren Rückzug hinter den Mincio beendigt, am 23. aber, nachdem der Kaiser,
dem Heß zur Seite trat, den Oberbefehl übernommen, mit 170,000 Mann wieder den Vormarsch in die Lombardei begonnen. Auf diesem
trafen sie 24. Juni früh auf die gleichfalls vormarschierenden Alliierten (150,000 Mann). Es entspann sich
nun auf der ganzen Linie eine Reihe von Einzelgefechten ohne Entscheidung, bis Napoleon gegen Mittag einen energischen Angriff
auf S., den Mittelpunkt und Schlüssel der österreichischen Aufstellung, befahl.
Verteidigung u. Angriff leisteten das Äußerste. Um 3 Uhr erstürmten die Franzosen endlich die österreichischen Stellungen
von S. und San Cassiano. Da ein Angriff Wimpffens auf den französischen rechten Flügel von Niel zurückgewiesen
wurde, traten die Österreicher 4 Uhr den Rückzug an. Ein starkes Gewitter mit Wolkenbruch verhüllte von 5 Uhr an diesen. Die
Piemontesen hatten mittlerweile die gefährlichste Aufgabe zu lösen: sie sollten in der schmalen Ebene
zwischen dem Nordabfall des Hügellandes und dem Südufer des Gardasees östlich gegen Peschiera vorgehen.
General Benedek drängte sie bis Rivoltella zwischen Desenzano und Sermione zurück und stellte sich auf dem Plateau von San Martino
auf, das gegen N. und W. steil abfällt. Fünfmal stürmten die piemontesischen Bataillone; aber so oft
sie bis an den obern Rand gelangten, wurden sie unter großen Verlusten zurückgeworfen. Erst am Abend trat auch Benedek zögernd
den Rückzug an. Die Schlacht von S. war eine sehr blutige. Der Gesamtverlust der Österreicher belief sich auf 22,350 Mann;
die Franzosen verloren 11,670, die Piemontesen 5521 Mann. Den Gefallenen ward hier 1870 ein Denkmal errichtet.
Karl Wilhelm Ferdinand, Ästhetiker, geb. 28. Nov. 1780 zu Schwedt in der Ukermark, studierte zu Halle und Jena die Rechte
und unter Schelling Philosophie, schloß sich am letztern Ort und später in Berlin dem Kreis der Romantiker an, wurde 1809 Professor
der Ästhetik zu Frankfurt a. O., 1811 zu Berlin, wo er 20. Okt. 1819 starb. Außer seinem in Form der Platonischen
Dialoge abgefaßten mystisch-dunkeln »Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst« (Berl. 1815, 2 Bde.),
in welchem er die ästhetischen Prinzipien der romantischen Schule vertrat, der aber auch eindringlich
auf Hegels Ästhetik gewirkt hat, verfaßte er noch: »Philosophische Gespräche« (das. 1817) und
eine geschätzte Übersetzung des Sophokles (das. 1808, 2 Bde.; 3. Aufl.
1837). Seine »Nachgelassenen Schriften und Briefwechsel« wurden von Tieck und Fr. v. Raumer (Leipz. 1826, 2 Bde.),
seine »Vorlesungen über Ästhetik« von Heyse (Berl. 1829) herausgegeben. Vgl. Reinh. Schmidt, Solgers Philosophie
(Berl. 1841).
L. (Goldrute), Gattung aus der Familie der Kompositen, ausdauernde Kräuter mit abwechselnden, ganzrandigen, oft
gesägten Blättern, in Trauben oder Rispen stehenden, kleinen Blütenkörbchen und cylindrischen, gerippten
Achenen mit einreihigem Pappus. Etwa 80 Arten, meist Nordamerikaner. S. canadensisL. (kanadische Goldrute, Klapperschlangenkraut),
in Nordamerika, mit bis 2,5 m hohem, zottigem Stengel, lanzettförmigen, gesägten, scharfen Blättern und gelben Blüten in
zurückgebogenen, einseitigen Trauben, welche wieder große Rispen bilden, wird gegen den Biß der Klapperschlange
gebraucht und häufig als Zierpflanze kultiviert.
Von S. Virga aureaL. (heidnisches Wundkraut), in Europa, in Wäldern und Hainen,
besonders an trocknen Stellen, mit bis 1 m hohem Stengel, untern elliptischen, gesägten, obern lanzettlichen, fast ganzrandigen
Blättern und gelben, traubigen oder rispig traubigen Blütenständen, war das adstringierend aromatische
Kraut früher offizinell.
(Solidarbürgschaft), im Genossenschaftswesen die Haftpflicht des Einzelmitglieds für die Verbindlichkeiten
der Genossenschaft (s. Genossenschaften, S. 103).
(lat. in solidum), Bezeichnung für diejenige Gemeinschaftlichkeit von Verbindlichkeiten und Rechten (Solidarobligation),
vermöge deren, wenn mehrere etwas zu fordern haben, jeder das Ganze fordern kann und, wenn mehrere verpflichtet
sind, jeder das Ganze zu leisten schuldig ist (alle für einen und einer für alle, samt und sonders, korreal).
Der Entwurf
des deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs spricht in solchen Fällen von einem »Gesamtschuldverhältnis« und von »Gesamtgläubigern«
und »Gesamtschuldnern«. Vgl. Korrealverbindlichkeit.
röm. Goldmünze, welche Kaiser Konstantin d. Gr. um 312 an Stelle des bis dahin üblichen Aureus (s. d.) einführte,
und die seitdem nicht bloß die allgemeine Reichsmünze war, sondern bald auch Geltung über die ganze
damals bekannte Welt erlangte. Der Wert betrug 1/72 Pfd. = 4,55 g und war bisweilen durch die Zahl LXXII oder durch die griechischen
Zahlzeichen O B (d. h. 72) auf der Münze ausgedrückt. Das gewöhnlichste Teilstück ist das Drittel, der Tremissis oder Triens;
selten sind Stücke von 1½, 2 und mehr Solidi (sogen. Medaillons). Der Name S. (»Ganzstück«) erhielt sich
noch lange für verschiedene Geldwerte; schließlich ging er, da Feinheit und Kurswert der Münzen immer mehr herabsanken,
auf Kupfermünzen, wie den italienischen Soldo und den französischen Sou, über.
(Ssoligalitsch), Kreisstadt im russ. Gouvernement Kostroma, an der Kostroma, mit (1885) 3303 Einw.,
entstand aus einem Kloster (1335 gegründet), in dessen Nähe Salzquellen entdeckt wurden, und gehörte seit 1450 zum moskauischen
Fürstentum.
Die Salzgewinnung hat jetzt fast ganz aufgehört;
doch wird ein Brunnen, aus dem klares bittersalziges Wasser hervorsprudelt,
als Heilquelle benutzt.
(Ssolikamsk), Kreisstadt im russ. Gouvernement Perm, unweit der Kama, hat 7 griechisch-russ.
Kirchen, ein Kloster, eine Stadtbank, wichtige Salinen (jährlich über 1 Mill. Pud Salz) und (1885) 3901 Einw.
(Suleiman), Name von drei türk. Sultanen:
1) S. I., Sohn Bajesids I., ließ sich nach der Gefangennehmung seines Vaters bei Angora 1402 in Adrianopel
zum Sultan ausrufen, mußte aber mit seinem Bruder Musa um den Thron kämpfen, wurde in Adrianopel eingeschlossen, auf der Flucht
gefangen genommen und seinem Bruder ausgeliefert, welcher ihn 1410 erdrosseln ließ.
mehr
2) S. II., el Kanani (»der Große« oder »der Prächtige«),
Sohn Selims I., der berühmteste Sultan der Osmanen, geb. 1496, war
bei des Vaters Tod (22. Sept. 1520) Statthalter von Magnesia, gab die durch seinen Vater eingezogenen Güter an die Beraubten zurück
und bestrafte mit Strenge Staatsdiener, welche sich Unordnungen hatten zu schulden kommen lassen. Die
Verweigerung des bei einem Thronwechsel üblichen Tributs gab ihm den Vorwand zu einem Feldzug gegen Ungarn, der ihm den Besitz
von Schabatz, Semlin und Belgrad verschaffte.
Dann rüstete er sich zur Eroberung der Insel Rhodos, welche nach einer sechsmonatlichen Verteidigung am 25. Dez. 1522 durch
Verrat fiel. Hierauf zog er im April 1526 mit 100,000 Mann und 300 Kanonen von neuem gegen Ungarn, und am 29. Aug. erfocht er den
Sieg von Mohács, worauf am 10. Sept. Pest und Ofen dem Sieger die Thore öffneten. Nach Unterdrückung eines Aufstandes in Kleinasien
unternahm er zu gunsten Johann Zápolyas, Bans von Siebenbürgen, den eine Partei zum Könige gewählt hatte, 1529 einen
dritten Feldzug nach Ungarn, nahm am 8. Sept. Ofen und drang am 27. mit 120,000 Mann bis Wien vor, mußte aber nach einem Verlust
von 40,000 Mann am 14. Okt. die Belagerung der Stadt aufgeben.
Nun wandte er seine Waffen nach Osten. Bereits im Herbst 1533 sandte er ein Heer unter dem Großwesir Ibrahim nach Asien, wo die
Festungen Ardschisch, Achlath und Wan fielen und Persiens Hauptstadt Tebriz 13. Juli 1534 ihm ihre Thore öffnete. Auch Bagdad ward
noch in demselben Jahr besetzt und hierauf von da aus das eroberte Land organisiert. Während dessen
hatte Solimans Marine unter Barbarossa den Spaniern 1533 Koron genommen und 1534 Tunis unterworfen, welches aber 1535 durch Karls
V. Expedition bald wieder verloren ging. 1541 unterwarf S. über die Hälfte Ungarns, und Zápolyas Sohn mußte sich mit Siebenbürgen
begnügen.
Endlich wurde 1547 ein fünfjähriger Waffenstillstand geschlossen, nach welchem S. ein jährlicher Tribut
von 50,000 Dukaten bewilligt ward. Hierauf unternahm er einen zweijährigen Krieg gegen Persien und erneuerte 1551 den Krieg
in Ungarn. Erst 1562 kam mit Ungarn ein Friede zu stande. Obschon über 70 Jahre alt, unternahm S. 1566 einen abermaligen
Heereszug gegen Ungarn, fand aber vor Szigeth am 5. Sept. 1566 das Ende seines thatenreichen Lebens. S. beschließt die Periode
der Blüte der osmanischen Herrschaft.
Die Türken verehren in ihm ihren größten Fürsten. Als Krieger ausgezeichnet und glücklich, war er auch ein weiser Gesetzgeber
und Staatsmann. Er übte Gerechtigkeit, hielt die Beamten in Pflicht und Gehorsam, beförderte Ackerbau,
Gewerbfleiß und Handel und war freigebig gegen Gelehrte und Dichter. Doch hielt er sich nicht frei von Grausamkeit; so ließ
er seiner Favoritin Roxelane, einer gebornen Russin, zu Gefallen alle ihm von andern Frauen gebornen Kinder umbringen, um ihrem
Sohn Selim II. die Nachfolge zu sichern.
3) S. III., Sohn Ibrahims, Bruder Mohammeds IV., geb. 1647, folgte, nach dessen Absetzung von den Ulemas aus seiner langjährigen
Haft befreit, 1687, hatte mit Empörungen zu kämpfen und führte den Krieg in Ungarn unglücklich, bis er 1689 Mustafa Köprili
zum Großwesir ernannte; starb 1691.