(türk.
Ismir), Hauptstadt des asiatisch-türk.
WilajetsAidin (welches in 5
Sandschaksca. 1½ Mill. Einw. zählt
und 71,500 qkm umfaßt), der wichtigste Handelsplatz
Kleinasiens, liegt in der Tiefe des 75 km weit eindringenden
gleichnamigen
Meerbusens, einer
Bucht des Ägeischen
Meers, amphitheatralisch um einen
Berg, der die Überreste eines mittelalterlichen
Schlosses trägt. Die Stadt entspricht im Innern sehr wenig dem imposanten Anblick, welchen sie mit ihren neuenKais
(Marina) von außen gewährt.
Außer dem ausschließlich von
Christen bewohnten Frankenviertel, dem schönsten Teil von S., umfaßt die untere Stadt (nördlich
am
Meer) noch das Griechen- und Armenierviertel, während die obere Stadt nur das Türkenviertel, enge, abschüssige
Gassen
und Gäßchen mit elenden, meist hölzernen
Häusern, enthält. Zwischen beiden liegt das schlecht gebaute
Judenviertel. S. ist der Sitz des
Generalgouverneurs der
Provinz, eines
Metropoliten, eines katholischen, griechischen und eines
armenischen
Erzbischofs, der
Konsuln der europäischen
Staaten (darunter eines deutschen
Berufskonsuls) und der
Vereinigten Staaten
[* 2] von
Nordamerika,
[* 3] eines Handelsgerichts und einer
Bank mit mehreren
Filialen im Innern
Anatoliens.
Die Stadt hat einige unbedeutende und schlecht unterhaltene
Befestigungen, zahlreiche (42), aber unbedeutende
Moscheen, mehrere katholische, griechische und armenische
Kirchen und Klöster, 3 protestantische
Kirchen, mehrere
Synagogen,
griechische, deutsche, armenische, französische und englische Unterrichtsanstalten, einen wissenschaftlichen
Verein (Evangelike
Schole), 13
Zeitungen (darunter 4 griechische und 4 französische),
Spitäler der verschiedenen fremden
Nationen, mehrereFindel-
und
Waisenhäuser, viele
Bazare,
Magazine,
Karawanseraien,
Bäder etc. Die
Industrie ist nicht von hervorragender Bedeutung und
beschränkt sich auf Teppichweberei,
Seiden-,
Woll- und Baumwollmanufaktur,
Töpferei,
Gerberei etc., wozu neuerdings mehrere
Maschinenfabriken und
Eisengießereien gekommen sind.
Der Gesamtwert der Ausfuhr betrug 1885 fast 96 Mill.
(1886: 75 Mill.), der der Einfuhrca. 116 Mill. (1886: 121 Mill.)
Frank. Im
Hafen liefen 1885 ein: 453 Segelschiffe von 76,000
Ton. und 1272
Dampfer von 1,158,000
T.;
aus: 430 Segelschiffe von 73,000 T. und 1273
Dampfer von 1,158,000
T., außerdem mehrere tausend Küstenfahrzeuge.
Der
Hafen von S. hat mit fast allen wichtigern Handelsplätzen des
Mittelmeers
[* 10] tägliche Dampfschiffverbindung; auch ist S. Telegraphenstation sowie mit
Aidin und Seraiköi im SO. und
Alaschehr im
NO. durch
Eisenbahnen verbunden. Die
Bevölkerung
[* 11]
ist ein buntes Gemisch der verschiedensten
Nationalitäten und wurde 1880 auf 155,000
geschätzt, wovon 75,000 Griechen, 45,000
Türken, 15,000
Juden, 10,000 Katholiken, 6000 Armenier und 4000
Fremde. Neuerdings
sind
ca. 50,000 bulgarische
Tataren, tüchtige
Arbeiter und
Landbauer, dazugekommen, welche einen ganz neuen Stadtteil angelegt
haben. - S. lag ursprünglich an der
Nordküste des
Meerbusens und war anfangs äolisch, kam aber 688
v. Chr.
in den
Besitz der
Ionier.
Von dem lydischen König
Alyattes 630 zerstört, blieb es über 400 Jahre lang wüst liegen, bis
Antigonos 20 Stadien südwestlich
von der alten Stadt ein neues S. gründete, das, mit einem trefflichen
Hafen versehen, sich zu einer der
reichsten Handelsstädte
Asiens emporschwang. Nachdem es schon bei der
Eroberung durch
Dolabella sehr gelitten hatte, wurde
es 178 und 180
n. Chr. durch
Erdbeben
[* 12] noch härter mitgenommen, aber durch
Marcus Aurelius wiederhergestellt.
Das
Christentum fand in S. einen Hauptstützpunkt. Wechselnd waren seine
Schicksale unter den
Byzantinern. 1083 ward
es von dem Seeräuber Tzachas erobert. Die
Byzantiner erhielten es zwar wieder, aber nur, um es 1402 aufs neue an
Tamerlan
zu verlieren. Unter
Murad II. kam es 1424 für immer unter die Herrschaft der
Türken.
(Smyrna-Technik), eine Art moderner Frauenhandarbeit, welche die
Nachahmung orientalischer Knüpfteppiche
durch Häkelnadelarbeit mit grober
Wolle aus grobem
Kanevas (sog.
Smyrna-Kanevas) bezweckt. Die
Wolle (»tunesische
Wolle«) kommt
in allen
Farben vor, welche sich an echten Smyrnateppichen finden. Die
Arbeit wird gewöhnlich am untern
Rande der breiten Seite eines Teppichs begonnen und von links nach rechts dergestalt fortgesetzt, daß man reihenweise
arbeitet. Die zu einer
Länge von 9
cm zurechtgeschnittenen Wollfäden werden mit der Häkelnadel auf die Hälfte ihrer
Länge
zusammengelegt, durch den
Kanevas gezogen und über zwei wagerechten
Fäden zusammengeknüpft.
2)
CharlesPiazzi, Sohn des vorigen, geb. zu
Neapel,
[* 15] wurde 1835
Assistent von Maclear in
Edinburg,
[* 16] 1845 königlicher
Astronom von
Schottland und
Professor daselbst und trat 1888 in
Ruhestand. Er stellte 1856 auf dem
Pik von
Teneriffa in
Höhen
von 2700 und 3260 m astronomische
Beobachtungen an und veröffentlichte die
Resultate in
»Teneriffa, an astronomer's
experiment« (Lond. 1858). Außerdem schrieb er »Observations
made at the
Royal Observatory of Edinburgh« (Bd. 6 ff.).
Seine
Arbeiten über die große
Pyramide führten ihn zu dem wunderlichen
Resultat, daß diese
Pyramide ein von Gott inspiriertes
Werk sei, in welchem die größten physikalischen und astronomischen
Entdeckungen unsrer
Tage, dieMaße
des Weltalls, vorweg deponiert worden seien. Seit 1864 veröffentlichte er hierüber sechs Werke, von
¶
mehr
welchen »Our inheritance in the great Pyramid« (3. Aufl., Lond. 1880) die vollständigste Übersicht
gibt.