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Studien auf dem Gebiet der biblischen Litteratur und Altertümer ist das »Dictionary of the Bible« (1860 bis 1863, 3 Bde.). Daran schlössen sich kürzere Bearbeitungen derselben Stoffe für die Schule sowie zahlreiche, zum Teil sehr verbreitete Handbücher für Studierende. Mit gleichem Erfolg bearbeitete er die englische Sprache und Litteratur in einer Reihe von Lehrbüchern. Unter größern Arbeiten sind noch zu nennen: »Copious and critical English-Latin dictionary« (mit Hall, [* 2] 1870);
»Historical atlas of ancient geography, biblical and classical« (mit G. Grove, 1872-75);
»Dictionary of christian antiquities«, eine Fortsetzung des »Bible dictionary« (mit Cheetham, 1875-80, 2 Bde.),
und »Dictionary of christian biography, sects etc.« (1877-87, 4 Bde., mit Wace).
Auch übersetzte S. verschiedene Werke von Fichte [* 3] ins Englische. [* 4]
7) Robert Payne, engl. Philolog, ausgezeichneter Kenner des Syrischen, geboren im November 1818 in Gloucestershire, studierte im Pembroke College zu Oxford [* 5] und bekleidete längere Zeit die Stelle eines Unterbibliothekars an der Bodleyanischen Bibliothek, als welcher er einen vortrefflichen Katalog der dortigen syrischen und mandäischen Handschriften (1864) veröffentlichte. Außerdem edierte und übersetzte er aus dem Syrischen den Kommentar des heil. Cyrillus von Alexandria zum Evangelium des Lukas und die Kirchengeschichte Johannes' von Ephesos. [* 6] Sein größtes Werk ist das syrisch-englische Lexikon »Thesaurus syriacus«, mit Beiträgen der hervorragendsten andern Kenner des Syrischen, das von der »Clarendon Press« in Oxford veröffentlicht wird (1868 ff.). S. ist außerdem ein tüchtiger Hebraist und Arabist. 1865 ward er zum Professor an der Universität Oxford, 1871 zum Dean von Canterbury ernannt.
8) Goldwin, engl. Historiker und Politiker, geb. zu Reading (Berkshire), studierte in Oxford, wurde 1847 Rechtsanwalt, 1850 Schriftführer der Untersuchungskommission für die Universität Oxford, deren Arbeiten zu bedeutenden Reformen führten, und endlich Professor der neuern Geschichte an genannter Universität. Nachdem er schon 1864 die Vereinigten Staaten [* 7] besucht hatte und von der Brown-Universität ihm der Doktorgrad verliehen morden war, legte er 1866 seine Oxforder Professur nieder und zog sich nach Amerika [* 8] zurück, wo ihn die neugegründete Universität Ithaka 1868 zum Professor der englischen und Verfassungsgeschichte ernannte. 1871 siedelte er nach Kanada über, wo er in Toronto lebt.
Unter seinen zahlreichen Schriften bemerken wir: »Irish history and Irish character« (1861, neue Ausg. 1885);
»Lectures on modern history« (1861);
»Empire, a series of letters« (1863);
»Relations between England and America« (1869);
»Three English statesmen: Pym, Cromwell and Pitt« (1867, 2. Aufl. 1882);
»Lectures on the study of history« (2. Aufl. 1865);
»History of England down to the Reformation«;
»Political destiny of Canada« (1879);
»Lectures and essays« (1881);
»The conduct of England to Ireland« (1882).
9) William Henry, engl. Staatsmann, geb. zu London, [* 9] Sohn eines Buchhändlers, in dessen Geschäft er eintrat, begann erst verhältnismäßig spät, aber gleich mit einem bedeutenden Erfolg, die politische Laufbahn, indem es ihm bei den Parlamentswahlen von 1868 gelang, Stuart Mill aus der Vertretung für Westminster zu verdrängen und seinen Parlamentssitz für die konservative Partei zu gewinnen. Als 1874 Disraeli zur Regierung kam, wurde S. zum Sekretär [* 10] des Schatzamtes ernannt und 1877 nach dem Tod Ward Hunts zum ersten Lord der Admiralität (Marineminister) befördert. 1880 trat er nach dem Wahlsieg der Liberalen mit Beaconsfield ab und übernahm 1885 das Kriegsministerium im Salisburyschen Kabinett. Ende 1886 ward er erster Lord des Schatzes und Führer der Konservativen im Unterhaus.
10) Benjamin Leigh, engl. Nordpolarfahrer, geb. studierte zu Cambridge, wurde 1856 Advokat am Inner Temple (London), widmete aber sein Hauptinteresse den Naturwissenschaften und rüstete 1871 ein Schiff [* 11] aus, in welchem er eine Fahrt nach Spitzbergen unternahm, dessen Ausdehnung [* 12] nach NO. er berichtigte. Er drang bei dieser Gelegenheit bis 81° 24' nördl. Br. und 18° 35' östl. L. ins Sibirische Meer vor. 1872 fuhr er wieder dorthin und unternahm 1873 in zwei Schiffen eine Fahrt zur Unterstützung der verunglückten schwedischen Expedition unter Nordenskjöld, mit dem er auf der Norwegerinsel zusammentraf. 1880 versuchte S. die Küste von Ostgrönland zu erreichen, was ihm indessen nicht gelang. Er wandte sich darauf zum Franz Joseph-Land und entdeckte westlich von demselben eine Anzahl Inseln sowie den guten Eirahafen an einer bisher noch unbekannten Küste. Die Geographische Gesellschaft in London erteilte ihm die goldene Medaille. 1881 trat er eine neue Fahrt nach Franz Joseph-Land an, überwinterte daselbst und kehrte nach Verlust seines Schiffs auf Booten glücklich über Nowaja Semlja 1882 nach Europa [* 13] zurück.
11) Alexander, engl. Dichter, geb. zu Kilmarnock in Schottland, wuchs in bescheidenen Verhältnissen als der Sohn eines Musterzeichners auf und folgte der Beschäftigung des Vaters. Er war als Zeichner in einer Spitzenfabrik zu Glasgow [* 14] angestellt, als er seinen ersten Band [* 15] Gedichte: »A life drama, and other poems« (1853), veröffentlichte, welcher die günstigste Aufnahme fand und seinem Leben eine andre Wendung gab. Er wurde zum Sekretär der Universität Edinburg [* 16] ernannt, als welcher er starb. Weitere Veröffentlichungen von S. sind: »City poems« (1857) und »Edwin of Deira« (1861) sowie in Prosa: »Dreamthorpe« (1863),
»A summer in Skye« (1865),
»Alfred Hagarts household« (1866) u. a. Auch besorgte er eine wertvolle Ausgabe von Burns' Gedichten (1865).
12) George, berühmter Assyriolog, geb. zu London als Sohn unbemittelter Eltern, verdiente sein Brot [* 17] als Kupferstecher, als er beim Stechen der Tafeln, die H. Rawlinsons Werk über die assyrischen Keilinschriften beigegeben waren, von lebhaftem Enthusiasmus für diese Denkmäler einer uralten Vergangenheit ergriffen wurde und sich von 1866 an ganz ihrem Studium widmete, wozu ihm eine Anstellung am Britischen Museum die Möglichkeit gewährte. Nachdem er sich zuerst als Mitarbeiter Rawlinsons im 3. Band seiner »Cuneiform inscriptions of Western Asia« bekannt gemacht hatte, erregte er in den folgenden Jahren durch eine Reihe glänzender Entdeckungen die allgemeine Aufmerksamkeit. So wies er aus den im Britischen Museum zu London befindlichen Keilschriftdenkmälern nach, daß die Könige Ahas und Asarja von Juda und die Könige Pekah und Hosea von Israel sämtlich Zeitgenossen des assyrischen Königs Tiglat Pilesar waren; er bestimmte das Datum einer totalen Sonnenfinsternis, [* 18] welche 763 v. Chr. stattfand, und entdeckte 1872 auf einem von zwölf im Britischen Museum befindlichen beschriebenen Thontäfelchen die assyrische Version der biblischen Erzählung von der ¶
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Sintflut. Letztere Entdeckung veranlaßte die Eigentümer des »Daily Telegraph«, [* 20] ihn zu einer Forschungsreise nach Ninive aufzufordern und mit den dazu nötigen Geldmitteln zu versehen. S. brachte von seiner 1873 unternommenen Expedition aus Kujundschik eine Menge wichtiger Inschriften mit, welche die Eigentümer des »Daily Telegraph« der englischen Nation zum Geschenk machten, kehrte dann noch einmal nach Mosul zurück, um die Ausgrabungen im Auftrag des Britischen Museums fortzusetzen, und veröffentlichte 1875 einen Bericht über seine beiden Expeditionen unter dem Titel: »Assyrian discoveries« (7. Aufl. 1883). Auf einer dritten Reise nach dem Orient 1876 gelangte er nach Bagdad, wo er sich durch das Ausbrechen der Pest zur Umkehr genötigt sah, erkrankte selbst und starb unterwegs in Aleppo.
Seine Hauptwerke außer den angeführten sind: »History of Assurbanipal, from cuneiform inscriptions« (1871),
nicht weniger als 3000 Zeilen in Keilschrift nebst englischer Übersetzung enthaltend;
»Phonetic Values of the cuneiform characters« (1871);
»Assyria, from the earliest times to the fall of Nineveh« (1875);
»Eponym canon from the death of Solomon to Nebuchadnezzar« (1875) und »The Chaldean account of Genesis« (1875, 6. Aufl. 1880; deutsch von Delitzsch, [* 21] Leipz. 1876).
Die meisten seiner kleinern Abhandlungen enthält das »Journal« der Society of biblical archaeology. Nach seinem Tod erschienen noch: »History of Babylonia« (1877) und »History of Sennaherib, translated from the cuneiform inscriptions« (beide hrsg. von Sayce, 1878). Durch lange Übung hatte sich S. eine staunenswerte Leichtigkeit im Lesen und Übersetzen der Keilschrift angeeignet; auch war er unerreicht als Kopist der Keilzeichen, wodurch seine Textpublikationen den höchsten Grad der Zuverlässigkeit besitzen.