Miklosich, Radices linguae slovenicae veteris dialecti (Leipz. 1845) und Lexicon
palaeo-slovenico-graeco-latinum
(Wien 1862-65);
Leskien, Handbuch der altbulgarischen
Sprache (Weim. 1871).
Die lebenden slawischen
Sprachen sind: Die
russische Sprache, die verbreitetste von allen, nebst den
Dialekten Weißrussisch in
Witebsk,
Minsk etc. und Ruthenisch (Russinisch oder
Kleinrussisch) in Südrußland und dem größten Teil von
Galizien. Sie wird
von etwa 58 Mill.
Menschen gesprochen. Die
polnische Sprache ist besonders durch ihre reiche, schon im 10. Jahrh. beginnende
Litteratur ausgezeichnet; sie wird gegenwärtig noch von
ca. 9-10 Mill.
Menschen gesprochen, von denen
aber sehr viele daneben noch
Deutsch oder
Russisch sprechen, das in
Russisch-Polen dem
Gesetz nach die alleinige offizielle und
Schulsprache ist.
Auch in den angrenzenden
ProvinzenDeutschlands
[* 16] bis an die
Elbe hin wurden im frühern
Mittelalters. S. gesprochen, von denen
sich außer zahlreichen Ortsnamen (z. B.
Rostock,
[* 17]
Berlin,
[* 18] überhaupt die
Namen auf -in) ein vereinzelter
Überrest in dem erst neuerdings abgestorbenem Polabischen (Elbslawisch) erhalten hat, das mit dem
Polnischen nahe verwandt
ist. Die böhmische oder
tschechische Sprache zeichnete sich namentlich im
Mittelalter bis zur Zeit der Hussitenkriege durch
eine reiche und wichtige Litteratur aus.
Nahe verwandt damit ist das
Wendische oder Sorbenwendische, genauer das
Ober- und Untersorbische der
Wenden in den beiden
Lausitzen,
an der
Spree hin, das heutzutage nur noch von
ca. 130,000 Individuen gesprochen wird, von denen ein Drittel sächsische, zwei
Drittel preußische
Unterthanen sind. In sehr nahen Beziehungen zum
Tschechischen steht auch das Slowakische,
das sich durch
Mähren bis nach den
Karpathen hin ausdehnt, übrigens fast ohne alle Litteratur ist. Das
Tschechische u. Slowakische
wird von etwa 6½ Mill.
Menschen gesprochen. Zu welcher
Gruppe die einst in
Niederösterreich,
Steiermark
[* 19] und andern österreichischen
Provinzen, vereinzelt auch in
Bayern
[* 20]
(Baireuth
[* 21] und
Oberfranken) angesiedeltem
Slawen gehörten, ist schwer
zu entscheiden, da eine beträchtliche Anzahl von Ortsnamen die einzigen von ihnen zurückgelassenen
Spuren sind. Jedenfalls
gehört
¶
Die Serben bedienen sich des russischen, die Bewohner von Kroatien, Dalmatien, Slawonien etc. dagegen des lateinischen Alphabets
mit einigen, jedoch verschiedenen Modifikationen. Daneben kommt in der Kirchensprache bei letztern auch das aus dem Cyrillischen
verschnörkelte glagolitische Alphabet zur Anwendung. In Bosnien ist jetzt von der österreichischen Regierung das lateinische
Alphabet eingeführt worden an Stelle des unter der türkischen Herrschaft gebrauchten Cyrillischen.
Während das Serbokroatische sich durch hohe Altertümlichkeit auszeichnet, ist die bulgarische Sprache die modernste und
abgeschliffenste der slawischen Sprachen. Sie erstreckt sich durch den größten Teil der Türkei über eine Bevölkerung
[* 24] von
ca. 6 Mill., ist aber erst in den letzten Jahrzehnten zu litterarischer Kultur gelangt. Die Verwandtschaftsverhältnisse
der slawischen Sprachen unter sich veranschaulicht der nachstehende Stammbaum:
Ein gemeinsamer Charakterzug aller slawischen Sprachen, den sie nur mit den lettischen, teilweise auch mit den iranischen
teilen, ist eine entschiedene Vorliebe für Zischlaute; mit den lettischen und germanischen Sprachen haben sie, wenigstens
bis zu einem gewissen Grade, die Lautverschiebung (s. d.) und die Unterscheidung zwischen bestimmtem und
unbestimmtem Adjektivum (vgl. unser »der Mann ist gut«
neben »guter Mann«) gemein.
Die Hauptwerke über die Geschichte der slawischen Litteraturen, worüber die betreffenden Artikel zu vergleichen, sind:
Safarik, Geschichte der slawischen Sprache und Litteratur nach allen Mundarten (Ofen 1826; 2. Abdr., Prag
1869);
Derselbe, Geschichte der südslawischen Litteratur (Prag 1865, 3 Bde.);