mehr
und Denkwürdigkeiten, von denen die Teile, welche die böhmische Geschichte von Kaiser Maximilian II. bis zur Schlacht am Weißen Berg umfassen, von J. ^[Joseph] Jirecek (Prag [* 2] 1868-77) herausgegeben wurden.
und Denkwürdigkeiten, von denen die Teile, welche die böhmische Geschichte von Kaiser Maximilian II. bis zur Schlacht am Weißen Berg umfassen, von J. ^[Joseph] Jirecek (Prag [* 2] 1868-77) herausgegeben wurden.
Lake (spr. slähw lähk), s. v. w. Sklavensee. ^[= 1) (Großer S., engl. Great ) großer Binnensee im nordwestl. Teil des brit. Nordamerika, ...]
River (spr. slähw riwwer), s. v. w. Sklavenfluß. ^[= s. Mackenzie.]
(slaw.), Ruhm;
auch s. v. w. Lebehoch!
Kreisstadt im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, am Donez, hat bedeutende Maschinenfabriken und Talgsiedereien, Handel mit Vieh und (1885) 5049 Einw. Es wurde 1753 von ausgewanderten österreichischen Serben gegründet.
(ursprünglich Slawene oder Slowene, d. h. die Redenden, Verständlichen), neben den Germanen und Romanen eins der Hauptglieder des indogermanischen (indoeuropäischen) oder arischen Stammes in Europa, [* 3] welches vornehmlich den östlichen Teil unsers Kontinents innehat. Bei Betrachtung der arischen Sprachen ergibt es sich, daß die nordeuropäische (slawodeutsche) Abteilung des indogermanischen Gesamtvolks sich zuerst aus dem Verband [* 4] loslöste und ihre Wanderung aus Asien [* 5] nach W. antrat.
Diese Abteilung spaltete sich dann später wieder in eine slawolitauische und eine deutsche, und aus der erstern entstanden durch weitere Trennung das Litauische und das Slawische, letzteres die Mutter aller übrigen slawischen Sprachen (s. d.). Die abgesonderten S. okkupierten nach und nach das europäische Flachland zwischen dem obern Don und Dnjepr und über diesen Fluß hin gegen den Osten des Baltischen Meers und der mittlern Weichsel, südlich wohl nicht über den Pripetfluß.
Von da erfolgten Ausbreitungen gegen N. und SW. Wann die S. von den genannten Landstrichen Besitz ergriffen, ist genauer schwer zu bestimmen. Nach Wocel war dies in der sogen. Bronzeperiode noch nicht der Fall, da zwischen Don und Weichsel antike Bronzeobjekte bis jetzt nicht aufgefunden worden sind. Dagegen finden sich auf dem urslawischen Territorium vorherrschend Eisengeräte; es scheint danach, als ob die S. eine sogen. Bronzeperiode nicht besessen haben. Keinenfalls aber besetzten, wie aus sprachlichen Folgerungen hervorgeht, die S. nach dem 5. Jahrh. die oben erwähnten Territorien.
Sprachliche Gründe zwingen uns, die S. in ihren europäischen Stammsitzen als Ackerbauer und Viehzüchter anzuerkennen; über die Stufe der nomadisierenden Hirten waren sie bereits hinausgekommen. Von Natur kein kriegerisches Volk, richteten die S. ihr Bestreben lediglich auf Erhaltung des Besitzes, und zum Schutz desselben dienten hölzerne Befestigungen (grád). Die Familienverfassung war eine patriarchalische. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch Blutsverwandtschaft verknüpfte Sippe (obschtina, rod), deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen.
Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der Stamm (pljeme), an dessen Spitze das Stammesoberhaupt, der Anführer im Krieg, stand. Die Stämme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem größern Ganzen, zu Einzelvölkern (narod). Da die Ältesten stets nur die Ersten unter den Gleichen waren, so erhellt hieraus die demokratische Grundverfassung der S. Die Ehe ward heilig gehalten; es herrschte ursprünglich Monogamie. Noch vor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die S. durch uraltes Herkommen befestigte Rechtsnormen (pravo, zakon); der Begriff »erben« fehlte jedoch, da die Familienverfassung Erbschaften ausschloß. Die Religion war, wie bei den übrigen Ariern, ein Naturkultus. In den Naturerscheinungen, besonders den Phänomenen des Himmels, sah der Slawe wirkliche Wesen, die er sich mit Denken und Empfinden ausgestattet dachte, einige wohlthätig, andre zerstörend wirkend. Die erstern nannte er Bog, die letztern Bjes, und das Christentum übernahm diese Wörter für Gott und Teufel.
Als geschichtliches Volk erscheinen die S. zuerst unter dem Namen der Serben (oder Sporen) und der Veneter; sie saßen unter diesem Namen bis ins 5. Jahrh. in den Ländern zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer, zwischen den Karpathen und dem Don, an der obern Wolga bis nach Nowgorod und von da bis zur Scheide der Weichsel und der Oder. Etwa mit dem 6. Jahrh. treten die Namen Anten (für die Ostslawen) und Slowenen (für die Westslawen) auf. Beide erhielten sich aber als Bezeichnungen der Gesamtheit nicht lange, und die Namen Serben und Slowenen verengten sich bis zur Benennung einzelner slawischer Stämme.
Aus der Bezeichnung Veneter aber wurde Wenden, die Bezeichnung der S. bei den Deutschen. Die Ausbreitung der S. erfolgte nach Süden und Westen. Im 6. Jahrh. rückten sie an die untere (von den Westgoten verlassene) Donau nach Mösien, Thrakien, Makedonien, ja bis nach dem Peloponnes. Das von den Wolgabulgaren in Mösien gegründete Reich verfiel vollständig der Slawisierung, während weit früher schon (Ende des 5. Jahrh.) die slawischen Vorposten nach W. zu bis an die Elbe und Saale vordrangen sowie Böhmen [* 6] und Mähren von ihnen stammweise besetzt wurden.
Der vornehmste unter den slawischen Stämmen, welche Böhmen besiedelten, jener der Tschechen, vereinigte im 9. Jahrh. die Einzelstämme dieses Landes zu einem Gesamtvolk. Von Mähren aus, dessen vom Fluß March entlehnter Name zuerst 822 geschichtlich erscheint, breiteten sich die S. nach den Westkarpathen hin und nach Pannonien zu aus, hier als Slowaken auftretend, die mundartlich von den Tschechen und Mähren geschieden sind. Im N. der Tschechen, zwischen der Saale und dem Bober, siedelten sich zu beiden Seiten der Elbe die Sorben (Wenden) an. Dieselben bestanden aus zwei großen (Lusitzer in der Nieder-, Milzener in der Oberlausitz) und mehreren kleinern Stämmen.
Die nördlichen Nachbarn der Sorben hießen im 8. Jahrh. Wilzen oder Welataben, später Liutizen und hatten das Land zwischen Oder und Elbe bis in die Nähe der Ostsee inne. Sie zerfielen in mehrere Stämme (Chiziner, Circipaner, Tollensaner, Redarier, Ukraner), unter denen die Heveller (Hevelder) an der Havel am bekanntesten sind. Westlich von den Liutizen, im östlichen Holstein und Mecklenburg, [* 7] hatten die Obotriten (Abodriten, Bodrizer) ihre Sitze, zu denen die Wagren in Holstein und die Drewaner im Lüneburgischen gehörten.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. begannen die Slowenen nach dem Abzug der Langobarden (568) von der Donau aus über Pannonien, Noricum und Karnien sich auszubreiten und drangen allmählich in das Gebiet des heutigen Oberösterreich, Steiermark, [* 8] Kärnten und Krain, [* 9] ja bis Tirol [* 10] vor. Eine politische Selbständigkeit genossen auch in dieser Zeit nur einzelne slawische Völker; auf andern lastete das Joch der Avaren, bis es Samo, einem Franken von Geburt, 624 gelang, ihre Macht zu brechen und ein großslawisches Reich, mit Böhmen als Mittelpunkt, zu errichten, das allerdings nur 35 Jahre bestand. In der ersten Hälfte des 7. Jahrh. drangen die Kroaten (Chorbaten) aus ihren hinterkarpathischen Ländern (Weißchorbatien) sowie die Serben siegreich über die Donau und siedelten sich nach Vertreibung der Avaren ¶
in Pannonien, in Dalmatien und im übrigen Illyricum an. Mit dem Ende des 7. Jahrh. dürfen wir die großen westlichen und südlichen Wanderungen der S. als abgeschlossen ansehen. Im 8. und 9. Jahrh. treten dann die S. als voneinander sprachlich und politisch scharf abgeschiedene Einzelvölker in die Geschichte und nehmen einen Landstrich ein, der sich fast ohne Unterbrechung vom Schwarzen und Ägeischen Meer bis zur Ostsee und dem Ilmensee sowie von der Elbe, Saale, dem Böhmerwald, dem Inn, den Alpen [* 12] und der Adria bis zum obern Don und untern Dnjepr erstreckt. Das Land zu beiden Seiten der Weichsel bis an die Oder hin bewohnte der Stamm der Lechen oder Polen; östlich von ihnen waren im weiten osteuropäischen Tiefland zahlreiche kleinere slawische Stämme ansässig, welche später der allgemeine Name Russen vereinigte.
Nach diesem Überblick der slawischen Vorgeschichte betrachten wir die Kultur- und Sittengeschichte des Gesamtvolks. Nach den griechischen und deutschen Schriftstellern waren die alten S. ein friedliebendes und fleißiges Volk, fest am Althergebrachten hängend, leidenschaftlich dem Ackerbau ergeben und auch, wie aus der Sprache [* 13] hervorgeht, Handel treibend. Gerühmt wird ihre Gastfreundschaft, die noch heute einen hervorragenden Charakterzug der S. bildet.
Kranke und Arme fanden sorgfältige Pflege; nur der Böse wurde ausgestoßen, und chud bedeutet in slawischer Sprache zugleich arm und böse. Vielweiberei war gestattet, wurde aber fast nur von den Vornehmen geübt. Der Grundzug der Zivil- und Staatsverfassung war demokratisch; man kannte ursprünglich keine Stände, keine erbliche Fürstenwürde. Das Band [* 14] der Sippeneinheit hielt alle umschlungen, und der Starosta (Älteste) war nur Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe.
Die Einheit der Sippe schloß die Erbfolge aus. Hierdurch unterschieden sich die S. wesentlich von den Germanen und Romanen. Ständeunterschiede, erbliche Fürstenmacht, Leibeigenschaft und Sklaverei bildeten sich infolge fremder Einflüsse erst später bei den S. aus. Die Bezeichnungen für die Fürstenmacht (knes, kral, cjesar) und den Adel (szlachta, »Geschlecht«) sind fremden Ursprungs. An der alten Sippenverfassung, Geschlechtsgenossenschaft oder Hauskommunion (zadruga) wird heute noch bei den Südslawen zäh festgehalten.
So in Stämme, Sippen, Genossenschaften zersplittert, nach allen Schriftstellern notorisch sehr uneiniger Natur, konnten die S. auch nicht annähernd in der Geschichte jenen Platz einnehmen, der den urverwandten Völkern der Germanen und Romanen zukam. In ethischer Beziehung ist es erwähnenswert, daß die S. als sehr gesangliebend geschildert werden, und noch jetzt offenbaren sich bei ihnen Seele und Gemüt in anmutigen Liedern und Gesängen. Von den mythologischen Vorstellungen und der darin sich kundgebenden Weltanschauung der alten S. läßt sich bei dem Mangel einer zusammenhängenden Überlieferung kein deutliches Bild entwerfen.
Sie verehrten einen höchsten Gott, den Urheber des Himmels und der Erde, des Lichts und des Gewitters; diesem waren die andern Götter unterthan. Der Name dieses Gottes war Swarog (der »Glänzende«),
als Urheber des Donners heißt er Perun. Seine Söhne waren die Sonne [* 15] und das Feuer. Der Sonnengott (Daschbog, »Geber der Güter«) war auch Kriegsgott; als Theomorphose der Luft erscheint Swentowit oder Swantowit (nach Miklosich nur Sanctus Vitus), als Gott des Sturms Stribog. Der Hauptgötze der Wenden war Radegast, der ebenfalls als Kriegsgott verehrt wurde. Als Frühlingsgöttinnen erscheinen Wesna und Deva, als Göttin der Liebe und Schönheit Lada. Unter den bösen Gottheiten steht die Repräsentantin des Winters (Moraua) obenan.
Ein eigentlicher Dualismus bestand aber nicht, und was bei einigen Schriftstellern von einem Kampf zwischen den Göttern des Lichts und der Finsternis (dem Bjelbog und Tschernebog der Nordslawen) berichtet wird, scheint bereits auf christlichen Einfluß hinzuweisen. Als mythische Wesen niedern Grades wurden verehrt: die Vilen und Rusalken, die Herrscherinnen über Flüsse, [* 16] Wälder und Berge, welche in der Volkspoesie der S. bis auf den heutigen Tag eine große Rolle spielen;
ferner die Rojenitze oder Schicksalsgöttinnen sowie zahlreiche Haus- u. Feldgeister und die finstern Mächte Jagbaba, Bjes und Vjed, welch letzterm die Sonnen- und Mondfinsternisse zugeschrieben wurden.
Die Gunst der Götter und deren Schutz suchten die S. durch Gebet und Opfer zu erlangen. Letztere bestanden im Verbrennen von Rindern und Schafen auf Bergen [* 17] und in Hainen, wo sich auch Götterbilder befanden. Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor. Vollstrecker der Opfer waren die Stammesältesten; einen Priesterstand kannten die alten S. ebensowenig wie besondere Tempel. [* 18] Von Festen sind jene zu erwähnen, die sich an den Wechsel der Jahreszeiten [* 19] anknüpfen: die Wintersonnenwende (koleda, ovsen, kratschun), der Frühlingsanfang mit Austragung des Winters und die Sommersonnenwende (kapalo, jarilo).
Mit dem leiblichen Tod hörte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf, vielmehr war die Seele (duscha) unsterblich; sie gelangte in das Paradies (nav, raj), das als schöne Wiese gedacht wurde. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben; beide Bestattungsweisen kommen nebeneinander vor. Schätzenswerte Untersuchungen über die alte Kultur und mythologische Vorstellungen der S., soweit sie sich im Aberglauben, in Sagen und Märchen des Volkes erhalten haben, enthält Afanasjews Werk »Die poetischen Naturanschauungen der S.« (russ., Mosk. 1865-69, 3 Bde.). Wie alle übrigen europäischen Völker, gelangten auch die alten S. erst durch semitischen Einfluß zu einer Lautschrift, während das frühere Vorhandensein einer Zeichenschrift anzunehmen ist. Als Reformator der alten Runenschrift trat dann viel später Cyrillus auf, der bereits jene in Pannonien vorfand und dem slawischen Lautsystem anpaßte (vgl. Slawische Sprachen).
Im europäischen Völkerkonzert nehmen die S. eine von den Romanen und Germanen abgesonderte, darum aber nicht weniger bedeutende Stellung ein. Da sie kein Bürgertum, kein Städtewesen aus sich heraus entwickelten, blieben sie auch neben den andern beiden indoeuropäischen Hauptstämmen in Bezug auf Gewerbe und Handel, Künste und Wissenschaften bis in die neueste Zeit zurück; sie waren, da ihnen die Vermittelung zwischen Herr und Bauer fehlte, einseitig, und lange Zeit konnten die S. ohne fremde Hilfe, ohne Anregung von außen (Byzantiner, Deutsche) [* 20] auf dem Gebiet der Kulturentwickelung nichts leisten.
Während sie vielfache Fertigkeiten, große Gewandtheit, Anstelligkeit zeigen, vermissen wir bei ihnen bis jetzt große und originale Kulturleistungen, welche auf die Westeuropäer eingewirkt hätten, in der Wissenschaft, in der Kunst wie in den Gewerben. Die S., von denen heute noch acht Zehntel Bauern (zumeist bis vor zwei Jahrzehnten Leibeigne) sind, traten als die letzten in die europäische Kulturentwickelung ein. Politisch gelangen sie gegenwärtig durch Rußland mehr zur Geltung, neben dem nur Serbien [* 21] und ¶