Bithynien bestimmte, später im Neptuntempel zu Rom aufgestellte figurenreiche Gruppe: die Überführung des Achilleus auf die
Insel Leuke. Ähnliche Gruppen von seiner Hand: Kampf des Achilleus und Telephos, dann die Jagd des kalydonischen Ebers, fanden sich
am Athenetempel zu Tegea;
Reste von letztern sind neuerdings wieder aufgefunden worden.
Auch war er mit
andern Künstlern an der plastischen Ausschmückung des Mausoleums (s. d.) zu Halikarnassos beteiligt. Wahrscheinlich ist auch
die berühmte Niobegruppe (s. Tafel »Bildhauerkunst II«,
[* ] Fig. 7) sein Werk. Einzelstatuen schuf S. in großer Zahl, meist Idealstatuen,
Götterbilder (Apollon, Aphrodite, Eros, Dionysos), Bacchantinnen und Nymphen.
Vgl. Urlichs, S.' Leben und Werke
(Greifsw. 1863).
griech. Insel im Ägeischen Meer, nordöstlich von Euböa, 85 qkm (1,55 QM.) groß, mit blühendem Weinbau
und dem gleichnamigen Hafenort an der Südostküste mit (1879) 4937 Einw.
S. ist das antike Peparethos, das 342 v. Chr. durch Philipp von Makedonien verwüstet ward.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Rjäsan, an der Eisenbahn Wjasma-Rjashsk, hat 8 griechisch-russ.
Kirchen, eine Realschule, eine Stadtbank, einen großen Kaufhof, bedeutenden Handel mit Getreide, Rindern, Leder und Seife nach
Moskau, Kupfer- und Eisenindustrie (besonders Nägel), Bereitung von Thongefäßen u. Wachslichten und (1885)
10,421 Einw.
eine geheime religiöse Sekte in Rußland, ging um
die Mitte des 18. Jahrh. aus russischen Flagellanten (Chlisti) hervor, wurde gegen Ende desselben von einem gewissen Seliwanow,
einem Bauern im Gouvernement Orel, in Petersburg, der noch jetzt als »Erlöser« und »Gottes Sohn« verehrt wird, heimlich organisiert
und breitete sich bald über ganz Rußland aus. Die S. gehen von dem Grundsatz aus, daß sie durch die
Selbstverstümmelung sich das Himmelreich erwerben, wobei sie sich auf mehrere Bibelstellen (z. B.
Matth.
19, 12;.
Luk. 23, 29). berufen.
Die Verstümmelung wird sowohl an Männern als an Weibern vorgenommen, bei erstern durch Auslösen der Testikeln oder durch
völliges Entfernen des Hodensackes, bei letztern gewöhnlich durch Ablösung der Brüste. Den Inhalt ihrer
Andachtsübungen, die nachts im geheimen abgehalten werden, bilden geistliche Belehrungen, das Absingen von Liedern, sodann
gewisse, bis zur Erschöpfung führende Tänze und Körperbewegungen. Als gesonderte Sekte, die trotz aller Verfolgungen von
seiten der Regierung noch in großer Ausdehnung fortbesteht, stellen die S. ein gegliedertes Ganze dar und
verfügen dabei über ein ungeheures Vermögen, welches von der Regierung bei Aufhebungen schon wiederholt konfisziert wurde.
Die Orte, in welchen sie sich konzentriert haben, sind: Moskau, St. Petersburg, Morschansk, welches bis 1869 der Aufenthaltsort
des Sektenhaupts Plotizin war, und Odessa, dazu Jassy und Bukarest in Rumänien. Viele leben auch ganz unbehelligt
im Kaukasus. Die Zahl der S. läßt sich, da die Sekte geheim ist, nicht bestimmen. Die der ermittelten S. wurde neuerdings
zu 5444 (darunter 1465 Weiber) angegeben. Unter denselben wiegen die Bauern bedeutend vor; doch finden sich auch Edelleute,
Offiziere, Geistliche, Kaufleute, Beamte, Soldaten etc. darunter.
Aufgehobene S., wie z. B. Plotizin und seine Genossen, werden gewöhnlich nach Sibirien verschickt. Die S. zeigen meist ein
aufgeschwemmtes, dickes Äußere ^[richtig: Äußeres] und ein fast ganz bartloses, stark zerfurchtes Gesicht,
die Stimme hat
den männlichen Klang verloren. Die S. verfluchen die orthodoxe Kirche, verwerfen das Abendmahl und die
Taufe; ein Neuaufgenommener wird zuerst »im Geist« wiedergetauft, und ein solcher Wiedergetaufter, aber noch nicht Verschnittener
hat den »ersten Grad«.
Vgl. Pelikan, Gerichtlich-medizinische Untersuchungen über das Skopzentum (a. d. Russ., Gieß. 1876);
Pfizmaier, Die Gottesmenschen und S. in Rußland (Wien 1883).
(Scharbock), eigentümliche Ernährungsstörung des Organismus, welche von krankhafter Blutmischung
abhängt und sich in Blutungen verschiedener Gewebe, namentlich des Zahnfleisches, äußert. Erfahrungsmäßig entwickelt sich
derselbe am häufigsten auf langen Seereisen (Seeskorbut), auf welchen die Schiffsmannschaft fast ausschließlich von Schiffszwieback
und gepökeltem Fleisch lebt und des Genusses frischer pflanzlicher Nahrung gänzlich entbehrt.
Übermäßige Strapazen und mutlose Stimmung der Mannschaft begünstigen den Ausbruch des Skorbuts. Ferner
befällt der S. Menschen, welche ausschließlich Gemüse und Kartoffeln genießen, dabei aber Mangel leiden und in kalten, feuchten
Wohnungen hausen. Dieser sogen. Landskorbut kommt in nordischen Gegenden sehr viel vor.
Der S. beginnt fast immer damit, daß die Kranken über große Schwäche und Müdigkeit klagen. Ihre Stimmung
ist gedrückt, die Gesichtsfarbe wird fahl, die Augen erscheinen zurückgesunken und von dunkeln blauen Ringen umgeben.
Dazu gesellen sich meist Schmerzen in den Gliedern und in den Gelenken, ähnlich wie bei Rheumatismus. Nach Tagen oder Wochen tritt
die für den S. charakteristische Erkrankung der Mundschleimhaut hinzu. Es zeigt sich ein roter Saum des
Zahnfleisches an den Stellen, wo dieses die Zähne umgibt. Bald beginnt das Zahnfleisch zu schwellen, wird dunkelbläulich, hebt
sich von den Zähnen ab und schwillt oft zu schwammigen, dicken Wülsten an. Um die Zähne herum und auf der Höhe der
Wülste zerfällt die Oberfläche zu einer weichen, mißfarbigen Masse, nach deren Abstoßung die skorbutischen Geschwüre zurückbleiben.
Die Zähne sind dabei gelockert. Tritt Besserung ein, so schwillt das Zahnfleisch ab, nimmt wieder seine normale Farbe an und
legt sich fest um die Zähne herum, welche damit auch wieder fest werden. Durch die Zahnfleischanschwellung
wird das Kauen äußerst schmerzhaft und oft unmöglich. Die Schleim- und Speichelabsonderung im Mund ist beträchtlich vermehrt.
Beim Versuch zum Kauen und bei jedem leichten Druck auf das Zahnfleisch blutet dasselbe. Aus dem Mund kommt ein höchst penetranter,
stinkender Geruch.
Auch auf der äußern Haut stellen sich zahlreiche Blutaustritte in Form von bläulichen Flecken und Striemen
ein, und nicht selten erfolgen Blutungen aus der Nase, aus der Luftröhre, dem Darm etc. Der Verlauf des Skorbuts ist ein langsamer,
in langwierigen Fällen erreicht die Hinfälligkeit des Kranken oft eine exzessive Höhe. Leicht tritt auch Hautwassersucht infolge
der Blutarmut hinzu, und oft genug endet der S. mit dem Tode. Durch Abkürzung der Seereisen vermittelst
der Dampfschiffe und durch die bessere Verproviantierung der Schiffe ist der Seeskorbut viel seltener geworden. Besonders versorgen
sich die Schiffe mit großen Quantitäten Sauerkraut, Zitronensaft u. konservierten Gemüsen. Auch der Landskorbut ist seltener,
seitdem selbst ärmere Leute sich bessere Kost und Wohnung verschaffen können. Nur selten kommen bei uns
in einer Kaserne, in einem Arbeitshaus oder einer ähnlichen Anstalt noch Skorbutfälle und dann
mehr
meist mehrere zugleich vor. Wenn man eine solche epidemische Ausbreitung des Skorbuts zu fürchten hat, so muß die größte
Sorge getragen werden für Reinlichkeit, warme Bekleidung, Lüftung der Zimmer, für Bewegung in freier Luft, für ausreichend
große Kostportionen, für passende Auswahl und Abwechselung der Speisen, welche aus frischem Fleisch und
womöglich aus frischem Gemüse und Salat bestehen müssen. Auch ist ein gutes Bier oder mit Branntwein vermischtes Wasser zu
genießen. Gegen den ausgebrochenen S. sind täglich 4-8 Eßlöffel frisch ausgepreßter Pflanzensäfte, namentlich von Brunnenkresse,
Senf, Rettich, Meerrettich, Löffelkraut u. a., von ausgezeichneter Wirkung. Auch der Saft der Zitronen und Apfelsinen, Phosphor-,
Salz- und Schwefelsäure sind von guter Wirkung. Die Zahnfleischaffektion weicht bei dem Gebrauch adstringierender Mundwässer.