herstellen konnte. Von ihrem
Waffenplatz Agrigent aus dehnten daher die Karthager ihre Herrschaft immer weiter aus und behaupteten
sie auch gegen den anfangs siegreichen König
Pyrrhos von
Epirus, bis sie in dem
Frieden, der dem ersten
PunischenKrieg ein Ende
machte (241), ihren
Anteil an der
Insel an dieRömer
[* 2] abtreten mußten. Die Osthälfte blieb zunächst unter
der Herrschaft von
Syrakus
[* 3] und wurde erst nach dessen
Eroberung 212 mit dem
Westen zur Provincia Sicilia vereinigt.
Als römische
Provinz war S. die Kornkammer
Italiens;
[* 4] ein Krebsschaden war jedoch die ausgedehnte Sklavenwirtschaft. Wiederholt,
am gefährlichsten 136-133 und 103-98, kam die Erbitterung der auf das grausamste behandelten Sklaven
in blutigen
Aufständen
(Sklavenkriegen, s. d.) zum
Ausbruch. Der
Reichtum der
Insel und die Kunstschätze der
Städte verführten
die
Statthalter zu
Erpressungen und Räubereien, und nur selten fanden die Geschädigten in
Rom
[* 5] einen
Fürsprecher, wie in
Cicero
gegen
Verres.
Nach der kurzen
Regierung seines
SohnsPeter II. (1337-42) folgten dessen
SöhneLudwig (1342-55) und
Friedrich III. (1355-77),
welch letzterer, um vom
Kirchenbann losgesprochen zu werden, die Oberlehnsherrlichkeit des
Papstes und
Neapels anerkannte und sich zur
Zahlung eines
Zinses an letzteres verpflichtete. Unter der Herrschaft von
Friedrichs III. Tochter
Maria, welche minderjährig war, wurde S. von Parteiungen zerrissen, indem ein Teil der
Barone einem italienischen
Prinzen die
Hand
[* 10] der
Königin und die Herrschaft verschaffen wollte, ein andrer zu
Aragonien hinneigte.
Als König
Ferdinand IV. 1806 von
Napoleon seines
Throns entsetzt wurde, floh er nach S., das er
unter dem
Schutz der englischen
Flotte behauptete, und
dem er auf Verlangen des englischen Befehlshabers
LordBentinck 1812 auch eine freisinnige
Verfassung gab. 1815 wurde
die
Insel mit
Neapel zum
Königreich beider Sizilien (s. d.) vereinigt. Als 1820 in
Neapel die
Revolution ausbrach, versuchte
S. sich wieder loszureißen; nur durch
Personalunion wollte es mit
Neapel verbunden sein.
Doch wurde der
Aufstand mit der
EroberungPalermos(5. Okt.) unterdrückt. Anfang 1848 erneuerte es den
Versuch, sagte
sich 13. April förmlich von den
Bourbonen los und wählte 11. Juli den
Herzog von
Genua
[* 14] zum König.
Indes wurde es im Mai 1849 von
den Neapolitanern wieder unterworfen. 1860, als
Garibaldi in
Marsala landete, schloß sich S. ihm sofort an und ermöglichte
hierdurch den
Sturz des bourbonischen
Königreichs. Doch stieß die italienische
Regierung in S. auf große
Schwierigkeiten, da der gesetzlose
Sinn derBevölkerung
[* 15] der Errichtung einer kräftigen
Verwaltung und gerechten Handhabung
der
Gesetze widerstrebte. Die
Korruption und der
Widerstand gegen
Gesetz und
Recht waren in der
Mafia (s. d.) förmlich organisiert
und konnten auch durch energische Ausnahmemaßregeln nicht ausgerottet werden.
Vgl. di
Blasi, Storia del
regno di Sicilia
(Palermo
[* 16] 1844, 3 Bde.);
SanFilippo, Compendio della storia di Sicilia (7. Aufl., das.
1859);
La Lumia,
Studi di storia siciliana (das. 1870, 2 Bde.);
Duca di
Serradifalco, La antichità della Sicilia (das. 1835-42, 5 Bde.);
Heiligen römischen Reichs deutscher Nation anerkannt. Als KaiserOtto I. 968 auch Unteritalien erobern wollte, scheiterte das
Unternehmen. Seinen Sohn, KaiserOtto II., halfen bei einem neuen Eroberungszug 982 die Araber besiegen, womit der Versuch, Unteritalien
der direkten Herrschaft der deutschen Kaiser zu unterwerfen, vereitelt war.
Das Normannenreich.
Die der That nach völlig unabhängigen langobardischen Fürsten lagen in fast fortwährendem Hader und
Streit miteinander. In einem solchen unterstützten 1027 die Normannen den HerzogSergius von Neapel gegen Pandulf von Capua und
erhielten zum Lohn dafür einen StrichLandes in Apulien, in welchem sie die Stadt Aversa anlegten und eine unabhängige
Herrschaft gründeten. Einen neuen Aufschwung erhielten die normännischen Unternehmungen, als von den zwölf Söhnen des GrafenTankred von Hauteville zehn nacheinander aus der Normandie nach Italien kamen und sowohl die langobardischen Fürsten unterwarfen
als Apulien und Kalabrien den Griechen entrissen.
Der vierte Sohn Tankreds, Robert Guiscard, der die letzte griechische Stadt, Bari, eroberte, erhielt 1060 vom
PapstNikolaus II. die Belehnung mit den eroberten Ländern. Der jüngste Bruder, Roger, setzte nach Sizilien über, wo sich die
Macht der Sarazenen in eine Menge kleiner Herrschaften, mit Palermo als Mittelpunkt, aufgelöst hatte. Mit ganz geringen Streitkräften
wurde 1091 die Eroberung der Insel vollendet und die Normannenherrschaft auf derselben begründet.
berühmt waren Neapel und Amalfi durch ihre Lehranstalten für Rechtskunde,
Salerno durch seine medizinische Schule.
Nicht am wenigsten dankte es dies der Toleranz gegen Griechen und Sarazenen, die ebenso
wie die Normannen mit Ämtern betraut wurden. Aber Rogers Sohn Wilhelm I., »der Böse« (1154-66),
lebte wie
ein orientalischer Fürst in Wollust und Üppigkeit, und mit dessen Sohn Wilhelm II. (1166-89),
mit dem Beinamen »der Gute«,
unter dem eine kurze Periode des Glücks für das Königreich zurückkehrte, erlosch die rechtmäßige männliche Nachkommenschaft
Tankreds von Hauteville. Die reichen, schönen Länder fielen an den Hohenstaufen, KaiserHeinrich VI., den
Gemahl Konstanzes, der Tochter Rogers II. Aber der Wechsel des Herrschergeschlechts war der Anfang neuer Drangsale für das
Königreich, denn ein natürlicher Enkel Rogers II., Tankred, und dessen Sohn Wilhelm erhoben ebenfalls Ansprüche auf den Thron.
Durch dieselben ging schon ein moderner Hauch, denn an die Stelle der die Macht des Herrschers einschränkenden Lehnsaristokratie
trat ein festgeschlossener Beamtenstand, der vom König eingesetzt wurde und mit ihm über Aufrechthaltung der Gesetze zu
wachen hatte. Das Land wurde militärisch eingeteilt und ein aus Deutschen und Sarazenen bestehendes Söldnerheer
zum Schutz des Königtums errichtet. Auch für die Hebung
[* 23] des materiellen Wohlstandes sorgten die Konstitutionen.
Karl I. (1266-84) erklärte alle Schenkungen und BelehnungenFriedrichs und seiner Nachfolger für ungültig und verlieh die
dadurch frei gewordenen Guter an französische Große mit ausgedehnten Feudalrechten über die Landbevölkerung und die
Städte. An die Stelle der städtischen Verfassung der Konstitutionen trat wieder eine selbstsüchtige Feudalherrschaft, während
alle Lasten, die man Friedrich einst so sehr zum Vorwurf gemacht hatte, bestehen blieben.
Dazu kam die Begünstigung der zahlreich einwandernden Franzosen. Am schwersten lastete der Druck der französischen Herrschaft
auf der Insel Sizilien, und die Mißstimmung war eine um so größere, je milder das RegimentManfreds gewesen
war. Nachdem Johann vonProcida eine Verschwörung gebildet und das Volk zur Rache aufgereizt hatte, brach am zweiten Osterfeiertag
um die Vesperzeit, als die Franzosen sich Unziemlichkeiten gegen sizilische Frauen erlaubten, in Palermo der
Aufstand (Sizilianische Vesper) aus und endete mit der allgemeinen Ermordung der Franzosen auf der Insel. Die Sizilianer setzten
darauf eine provisorische Regierung ein und verteidigten sich gegen Karls¶