mehr
verursachten Empfindungszustand auf als objektive
Eigenschaft dieses äußern
Objekts. Die
Gesichts- und Gehörsempfindungen
sind von allen die objektivsten. Wir verlegen dieselben, mit vollständigem Vergessen unsers empfindenden
Ichs, ganz und gar
außerhalb unsers
Körpers, so daß nicht im geringsten die begleitende
Vorstellung eines veränderten Zustandes des Sinne
sapparats
vorhanden ist. Weniger objektiv schon sind die Druckempfindungen. Auch diese verlegen wir an den
Ort,
wo das den
Sinn erregende
Objekt wirklich sich befindet; dieser
Ort ist aber die
Peripherie des Sinne
snervs selbst.
Daher beziehen
wir diese
Empfindungen sowohl unmittelbar auf Teile unsers
Körpers als auch auf die äußern
Dinge selbst, doch so, daß
letztere das Übergewicht behalten.
Empfindungen geringer
Objektivität sind die
Temperatur-,
Geruchs- und Geschmacksempfindungen.
Bei diesen haben wir verhältnismäßig am meisten das
Gefühl veränderter Zustände des eignen
Körpers.
Nerven I

* 2
Nerven. Da objektiv ganz verschiedene
Reize, welche denselben Sinne
snerv treffen,
Empfindungen ähnlicher Art hervorrufen, während
anderseits ein und derselbe äußere
Reiz, wenn er auf verschiedene Sinne
snerven einwirkt, verschiedene
Empfindungen verursacht, so schreibt man jedem Sinne
snerv eine ihm eigentümliche,
spezifische Energie zu, welche wir nicht
von der
Beschaffenheit der
Nerven
[* 2] selbst ableiten können. Vielmehr sind die spezifischen
Energien wahrscheinlich von dem nervösen
Zentralapparat des Sinnes
abhängig.
Mangelt ein Sinne
sendapparat, so fallen die ihm zukommenden objektiven
Empfindungen aus, während subjektive
Reize noch spezifische
Empfindungen auslösen können. Jeder
Sinn verschafft uns die qualitativ mannigfachsten
Empfindungen:
wir nehmen die verschiedensten
Farben, die verschiedensten
Töne wahr. Auch quantitativ sind die
Empfindungen äußerst verschieden;
doch gelingt es uns nur bei räumlichen und zeitlichen
Empfindungen, ein absolutes
Maß für dieselben zu
finden, während wir qualitativ gleiche
Empfindungen der Spezialsinne
nur einfach verschieden intensiv wahrnehmen, ohne in
dem
Sinn selbst ein absolutes
Maß für die verschiedenen
Intensitäten zu haben.
Licht

* 3
Licht.Ganz schwache Reize nehmen wir übrigens gar nicht wahr. Mit der Vermehrung der Reizstärke steigert sich auch die Empfindungsintensität. Bei fortgesetzter Einwirkung eines nicht zu schwachen Reizes tritt allmählich Abstumpfung der Empfindung ein, letztere wird schwächer oder erscheint selbst qualitativ verändert. Stärkere Reize führen früher zur Abstumpfung als schwächere. Allzu starke Reize, wie sehr grelles Licht, [* 3] sehr lauter Schall, [* 4] rufen die Empfindung des Schmerzes hervor.
Durch anhaltende Übung kann man es in der Unterscheidung von Empfindungen, welche sich qualitativ oder quantitativ sehr nahe stehen, zu einer ungewöhnlichen Feinheit bringen. Äußerst wichtig ist der Umstand, daß wir beständig zahlreichen Sinnesreizen ausgesetzt sind, ohne von den meisten derselben wirklich etwas zu empfinden. Da erfahrungsmäßig jeder Reiz erst eine gewisse Höhe erreichen muß, ehe er Empfindungen anregen kann, so ist uns bis zu einer gewissen Grenze ein durch äußere Reize ungestörter Zustand gesichert.
Aber auch bei starker Reizung von Sinnesnerven können die Empfindungen ausfallen, wenn die Leitung zwischen dem peripherischen Ende der Sinnesnerven und dem Gehirn, [* 5] z. B. durch Nervendurchschneidung, aufgehoben ist, oder bei getrübtem Bewußtsein, wie in gewissen Hirnkrankheiten, im tiefen Rausch, oder endlich bei Ablenkung der Aufmerksamkeit von den unsre S. treffenden Gegenständen und von unsern eignen Empfindungszuständen. Merkwürdig ist, daß auch nicht beachtete Eindrücke mehr oder minder deutlich uns zum Bewußtsein kommen können.
Vgl. George, Die fünf S. (Berl. 1846);
Dornblüth, Die S. des Menschen (Leipz. 1857);
Böhmer, Die Sinneswahrnehmungen (Erlang. 1866-68);
Leyden, Über die Sinneswahrnehmungen (2. Aufl., Berl. 1872);
Preyer, Die fünf S. des Menschen (Leipz. 1870);
Bernstein, [* 6] Die fünf S. des Menschen (2. Aufl., das. 1889).