dem Alten und
NeuenTestament). Von hoher Bedeutung für die
Entwickelung der
Skulptur ist die 1268 vollendete
Kanzel von
NiccolòPisano. Bemerkenswert sind außerdem: das Bronzetabernakel im
Chor, der
Hochaltar, das Altarbild von
Duccio (1310), mehrere reich
geschmückte
Kapellen, der schöne
Saal der
Libreria, welcher 10 ausgezeichnete Fresken
Pinturicchios aus
dem
LebenPius' II. und 29 reich ausgestattete Chorbücher mit schönen
Miniaturen enthält. Unter dem
Chor der
Kirche befindet
sich die Unterkirche
San Giovanni mit berühmtem Taufbrunnen (von 1428). In der Dombauhütte
(Casa dell'
Opera) befinden sich
die Originalskulpturen der
Fonte Gaja, eine schöne antike Marmorgruppe der drei
Grazien u. a.
Mittelpunkt
der Stadt ist der in der Form einer antiken Schaubühne angelegte Marktplatz
(PiazzaVittorio Emmanuele), eine ehemals den
republikanischen
Volksversammlungen geweihte Gemeindearena (jetzt noch Schauplatz der
Pferderennen), mit der
Fonte Gaja (von
Giacomo della
Quercia), dem stattlichen
Palazzo pubblico auf der Südseite (1297-1327, mit hohem
Turm,
[* 2] im Innern mit
schönen Fresken), der mit
Statuen geschmückten
Loggia dei Nobili, dem herrlichen
Palazzo del Governo (mit bedeutendem Staatsarchiv)
und der marmornen
Loggia del
Papa hinter letzterm.
Andre kunstgeschichtlich interessante kirchliche Gebäude sind: die
Kirche der in S. gebornen heil.
Katharina mit schöner Frührenaissancefassade;
San Domenico mit Gemälden von
Soddoma, einem Marmorciborium u. a.;
San Cristoforo mit vorzüglicher
Madonna
von Pacchia;
Santo
[* 3]
Spirito mit der
schönen von
Soddoma ausgemalten Cappella degli Spagnuoli u. a. Hervorragende
Paläste sind außer den schon erwähnten: der
Palazzo del Magnifico (von 1508) mit schönen bronzenen
Fahnenhaltern an derFassade;
Endlich ist das nahe am westlichen
Thor gelegene, durch
Dante verherrlichte Brunnenhaus Fontebranda, eine offene Spitzbogenhalle mit
Zinnen, zu erwähnen. Die Zahl der Einwohner beträgt
(1881) 23,445, welche Seidenweberei,
Tuch- und Hutfabrikation und
Handel mit
Wein undÖl betreiben. An wissenschaftlichen
Anstalten besitzt
S.: eine 1321 gegründete, aber schwach besuchte
Universität (1883/84: 161 Studierende) mit juristischer
und medizinischer
Fakultät, ein königliches
Lyceum, ein
Gymnasium und eine technische
Schule, ein Konviktkollegium, ein
Seminar,
ein
Institut der schönen
Künste (mit Gemäldesammlung, reich an Werken der alten Sieneser
Schule), ein naturhistorisches
Museum, eine Stadtbibliothek mit etwa 50,000
Bänden und 5000
Manuskripten; ferner mehrere Wohlthätigkeitsinstitute. S. ist
der Sitz eines
Erzbischofs, eines
Präfekten, eines
Tribunals, einer Finanzintendanz und einer
Handelskammer. Der beliebteste
Spaziergang von S. ist die am Nordende der Stadt befindliche
Anlage La Lizza. - S. hieß bei den
Römern Sena
Julia und erhielt unter
Augustus eine
Kolonie
(Colonia Senensis).
Unter den
Langobarden war S. Sitz eines obersten Beamten (Gastalden), im
Mittelalter Hauptstadt eines ansehnlichen, aber durch
Parteiungen vielfach zerrissenen
Freistaats und das
Haupt der ghibellinischen
Städte in Mittelitalien; es zählte damals gegen
100,000 Einw. Am erfochten die Sienesen über die
Florentiner
[* 4] den glänzenden
Sieg von Montaperto.
Nachdem S. aber durch
Cosimo I.,
Herzog von
Florenz
[* 5] und nachmaligen
Großherzog
von
Toscana, seiner republikanischen
Freiheiten
beraubt und 1557 mit
Florenz vereinigt worden war, sank es so sehr herab, daß es kaum noch 10,000 Einw. zählte.
Vgl. Romagnoli, Cenni storico-artistici di S. (2. Aufl. 1840);
(spr. -witsch),Heinrich, der bedeutendste poln. Romanschriftsteller der Gegenwart, geb.
1845, studierte an der
WarschauerUniversität, trat schon 1872 mit seiner ersten humoristischen
Novelle: »Niemand ist
Prophet
in seinem Vaterland«, hervor und wurde 1876 durch seine unter dem
Pseudonym Litwos in der
Warschauer »Gazeta
Polska« veröffentlichten, ungemein interessanten amerikanischen Reisebriefe in den weitesten
Kreisen bekannt. Er veröffentlichte
sodann eine
Reihe von
Novellen, welche ein ungewöhnliches
Talent in realistischer Auffassung und
Darstellung bekundeten und
allgemeines Aufsehen erregten. Am bemerkenswertesten darunter sind: »Hania«,
»Kohlenzeichnungen«,
»Janko der Musikant«, »Za chlebem«, »Bartek
zwycięzca« etc. Das Gebiet des historischen
Romans betrat S. 1880 mit »Niewola tatarska«, darauf errang er mit
dem großen
Roman »Mit
Feuer und
Schwert«, der wie die meisten frühern Werke ins Deutsche,
[* 6]
Französische,
Russische
[* 7] etc. übersetzt
wurde, einen außerordentlichen Erfolg und hat auch in den nachfolgenden: »Potop«
(»Sintflut«, 1886) und »Wołodyjowski« (1887)
die hochgespannten Erwartungen vollkommen erfüllt.
Alle drei
Romane spielen im 17. Jahrh. auf dem blutigen
Hintergrund der
Kriege mit den
Kosaken,
Schweden
[* 8] und
Türken und übertreffen
an
Kraft,
[* 9] Erfindungsgabe und glänzendem
Stil alles, was bisher auf diesem Gebiet in der polnischen Litteratur geleistet
wurde. S. lebt in
Warschau
[* 10] und hat in den letzten
Jahren weite
Reisen nach
Spanien,
[* 11] dem
Orient etc. unternommen. In seiner neuesten
Novelle:
»Ta trzecia« (1888), ist S. wieder zu einem sozialen
Stoff aus der Gegenwart zurückgekehrt.
Leone, brit.
Kolonie in Oberguinea
[* 16] (Westafrika), zwischen dem 7. und 9.° nördl.
Br., begrenzt im N. von der
französischen
KolonieRivières du Sud, im
Süden von der Negerrepublik
Liberia,
[* 17] während nach dem Innern zu die
Grenzen
[* 18] unbestimmt
sind, doch wird das
Areal auf 2600 qkm (47 QM.) berechnet. Der
Name kommt ursprünglich nur der
Halbinsel
zu, welche
vor der Mündung des ziemlich weit aufwärts schiffbaren Rokelle sich ins
Meer erstreckt. Im
Süden ist der
Bum Kittam
eine benutzbare Wasserstraße. Vor seiner Mündung liegt die große
Insel Sherboro, viel kleiner sind die
Inseln Yellaboi,
Matacong u. die Losinseln. Die
Bevölkerung
[* 19] (1881: 60,546) besteht zum größten Teil aus den Nachkommen
befreiter Sklaven (35,400), sodann aus den
Angehörigen der verschiedensten
StämmeAfrikas und sehr wenigen (163) Europäern,
welche als Beamte,
Offiziere einer 400 Mann starken westindischen
Truppe¶
mehr
und als Kaufleute thätig sind. Die allgemeine Umgangssprache ist ein verderbtes Englisch, doch werden hier an 60 verschiedene
Dialekte gesprochen. Die meisten Bewohner sind protestantische Christen, wenigstens dem Namen nach; von Mohammedanern, deren
Zahl beständig zunimmt, gab es 1881: 5178, von Heiden 15,924. Infolge der Trägheit der Neger produziert das
Land selbst sehr wenig;
ferner: Kleiderstoffe,
Kurzwaren, Lebensmittel, Eisen,
[* 22] Messerschmiedewaren etc. 1887 betrug die Einfuhr 308,038, die Ausfuhr
333,516 Pfd. Sterl. Das Kolonialbudget bezifferte sich 1886 in Einnahme auf 62,935, in Ausgabe auf 63,482,
die Schuld der Kolonie auf 58,000 Pfd. Sterl. Hauptstadt und Sitz des Gouverneurs, dem auch die britischen Besitzungen am Gambia
unterstellt sind, ist Freetown (s. d.). - Die Kolonie wurde 1787 von englischen Philanthropen zur Aufnahme von befreiten Negern
aus Nordamerika
[* 23] gegründet; später wurden sehr viele der aus Sklavenschiffen Befreiten hierher geführt.
Anfänglich von einer Gesellschaft verwaltet, wurde die Kolonie 1808 von der Krone in Besitz genommen, welche 1860 die Insel Sherboro
und 1862 den südlichen, den Quiah abgenommenen Küstenstrich hinzufügte.
Vgl. Griffith, S., past, present and future (Lond.
1881);
Burton und Cameron, To the Goldcoast for gold (das. 1882, 2 Bde.);