davontrug.
In den folgenden
Jahren schuf er eine sitzende Marmorfigur des
KönigsWilhelm für die
Börse in
Berlin
[* 2] und eine in
Terrakotte ausgeführte
Statue von
Leibniz für die
Akademie der
Wissenschaften in
Pest, die wie seine spätern monumentalen
Arbeiten
von einem gesunden, kräftigen
Realismus bei strenger Durchbildung der Form und imponierender
Wirkung zeugen. 1871 entstand
bei der Einzugsfeier in
Berlin das meisterhafte
Relief, darstellend die
Erhebung des
Volkes infolge des königlichen Aufrufs, 1872 der
mit dem zweiten
Preis gekrönte
Entwurf zu einem Kriegerdenkmal für
Hamburg
[* 3] und der genial erfundene
Entwurf für ein Goethedenkmal
in
Berlin, der jedoch nicht zur Ausführung gelangte.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln,
[* 14]
Kreis
[* 15]
Kattowitz,
[* 16] hat eine kath.
Kirche, Steinkohlenbergbau und
(1885) 4481 meist kath. Einwohner.
Lucyan, poln. Schriftsteller, geb. 1809 zu Kamionna
Gora in
Galizien studierte seit 1828 im
CollegiumRichelieu zu
Odessa
[* 17] orientalische
Sprachen und beteiligte sich an dem
Freiheitskrieg von 1831. Bis 1846 hielt er sich teils in
Frankreich, teils im Posenschen auf und ließ sich in dem genannten
Jahr dauernd in
Krakau
[* 18] nieder, wo er die
Zeitung »Czas« (»Die Zeit«)
gründete, Mitglied der
Akademie der
Wissenschaften wurde, eine mehr ins
Breite
[* 19] als ins Tiefe gehende litterarische Thätigkeit
entwickelte und starb. Als Dichter machte er sich zuerst bekannt durch eine vortreffliche
Übersetzung der tschechischen
»Königinhofer Handschrift«
(Krak. 1836). Unter seinen eignen
Dichtungen (zuerst
Krak. 1844, dann
öfter gedruckt) verdient die
Romanze »Trąby w Dnieprze« Erwähnung; in seinen »Legendy
polskie, ruskie i litewskie«
(Pos. 1845) schlägt
er denTon des
Volksliedes mit großem
Geschick an. Ihm
verdankt auch die
polnische Litteratur gelungene Übersetzungen der Horazischen
Oden
(Krak. 1869) und der
»Odyssee« (das. 1873).
Das historische Gebiet betrat er mit der kurzen Geschichte
Polens: »Wieczory pod lipą«
(»Abende unter der
Linde«,
Pos. 1845),
welche zu den populärsten
Büchern in
Polen gehört. Unter seinen
Romanen verdient Erwähnung: »Muzamerit«
(Pos. 1843). Zahllos sind seine zerstreuten litterarhistorischen und kritischen Abhandlungen; sie erschienen zum Teil
gesammelt unter dem
Titel: »Portrety literackie«
(Pos. 1865-75, 5 Bde.).
Heinrich, poln.
Maler, geb. im
GouvernementGrodno, bildete sich auf der
Akademie zuPetersburg,
[* 20] ging 1870 nach
Frankreich und
Deutschland,
[* 21] wo er sich eine Zeitlang in
München
[* 22] aufhielt und hier
SchülerPilotys war, und ließ
sich dann in
Rom
[* 23] nieder. Er wählt die
Motive zu seinen Geschichts- und Genrebildern vorzugsweise aus dem griechischen und
römischen
Altertum, gelegentlich auch aus dem
NeuenTestament und sucht höchsten
Glanz und
Reichtum der
Farbe mit genauer
Nachbildung des Stofflichen zu verbinden. Er strebt zumeist nach sinnlicher
Wirkung, die er durch das
Spiel
des Sonnenlichts noch zu erhöhen sucht, und schreckt auch nicht vor dem Wollust- und Grauenerregenden zurück, wofür besonders
sein Hauptwerk, die lebenden
Fackeln des
Nero (1876,
Verbrennung christlicher
Märtyrer vor
Nero und seinem
Hof),
[* 24] bezeichnend ist. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen:
Alexanders Vertrauen zu seinem
ArztPhilippus (1870),Christus
und die Ehebrecherin (1871), das
Weib oder die
Vase und der bettelnde Schiffbrüchige (zwei Genrebilder aus dem altrömischen
Leben, 1879), der Schwertertanz (1880),Christus bei
Maria und
Martha (1886), Glühwürmchen, ein Liebespaar
in
Pompeji,
[* 25] und
Phryne (1888).
Der
Dom von S. wurde im 13. u. 14. Jahrh. vollendet und bildet
namentlich mit seiner reich dekorierten Westfassade den Höhepunkt italienischer Gotik (s. Tafel
»Baukunst
[* 29] X«,
[* 30] Fig. 6). Der viereckige Glockenturm erhebt sich unverjüngt in sechs
Geschossen. Das dreischiffige
Innere hat
eine
Länge von 89
m, eineBreite von 24,5m und ist mit horizontalen schwarzen und weißen Marmorplatten
verkleidet. Der
Fußboden besteht aus herrlichen Marmormosaiken von 1369 bis 1550 (meistens
Darstellungen aus
¶
mehr
dem Alten und NeuenTestament). Von hoher Bedeutung für die Entwickelung der Skulptur ist die 1268 vollendete Kanzel von NiccolòPisano. Bemerkenswert sind außerdem: das Bronzetabernakel im Chor, der Hochaltar, das Altarbild von Duccio (1310), mehrere reich
geschmückte Kapellen, der schöne Saal der Libreria, welcher 10 ausgezeichnete Fresken Pinturicchios aus
dem LebenPius' II. und 29 reich ausgestattete Chorbücher mit schönen Miniaturen enthält. Unter dem Chor der Kirche befindet
sich die Unterkirche San Giovanni mit berühmtem Taufbrunnen (von 1428). In der Dombauhütte (Casa dell' Opera) befinden sich
die Originalskulpturen der Fonte Gaja, eine schöne antike Marmorgruppe der drei Grazien u. a. Mittelpunkt
der Stadt ist der in der Form einer antiken Schaubühne angelegte Marktplatz (PiazzaVittorio Emmanuele), eine ehemals den
republikanischen Volksversammlungen geweihte Gemeindearena (jetzt noch Schauplatz der Pferderennen), mit der Fonte Gaja (von
Giacomo della Quercia), dem stattlichen Palazzo pubblico auf der Südseite (1297-1327, mit hohem Turm,
[* 32] im Innern mit
schönen Fresken), der mit Statuen geschmückten Loggia dei Nobili, dem herrlichen Palazzo del Governo (mit bedeutendem Staatsarchiv)
und der marmornen Loggia del Papa hinter letzterm.
Andre kunstgeschichtlich interessante kirchliche Gebäude sind: die Kirche der in S. gebornen heil. Katharina mit schöner Frührenaissancefassade;
San Domenico mit Gemälden von Soddoma, einem Marmorciborium u. a.;
San Cristoforo mit vorzüglicher Madonna
von Pacchia;
Santo
[* 33] Spirito mit der
schönen von Soddoma ausgemalten Cappella degli Spagnuoli u. a. Hervorragende Paläste sind außer den schon erwähnten: der
Palazzo del Magnifico (von 1508) mit schönen bronzenen Fahnenhaltern an der Fassade;
Endlich ist das nahe am westlichen Thor gelegene, durch
Dante verherrlichte Brunnenhaus Fontebranda, eine offene Spitzbogenhalle mit Zinnen, zu erwähnen. Die Zahl der Einwohner beträgt
(1881) 23,445, welche Seidenweberei, Tuch- und Hutfabrikation und Handel mit Wein und Öl betreiben. An wissenschaftlichen
Anstalten besitzt S.: eine 1321 gegründete, aber schwach besuchte Universität (1883/84: 161 Studierende) mit juristischer
und medizinischer Fakultät, ein königliches Lyceum, ein Gymnasium und eine technische Schule, ein Konviktkollegium, ein Seminar,
ein Institut der schönen Künste (mit Gemäldesammlung, reich an Werken der alten Sieneser Schule), ein naturhistorisches
Museum, eine Stadtbibliothek mit etwa 50,000 Bänden und 5000 Manuskripten; ferner mehrere Wohlthätigkeitsinstitute. S. ist
der Sitz eines Erzbischofs, eines Präfekten, eines Tribunals, einer Finanzintendanz und einer Handelskammer. Der beliebteste
Spaziergang von S. ist die am Nordende der Stadt befindliche Anlage La Lizza. - S. hieß bei den Römern Sena
Julia und erhielt unter Augustus eine Kolonie (Colonia Senensis).
Unter den Langobarden war S. Sitz eines obersten Beamten (Gastalden), im Mittelalter Hauptstadt eines ansehnlichen, aber durch
Parteiungen vielfach zerrissenen Freistaats und das Haupt der ghibellinischen Städte in Mittelitalien; es zählte damals gegen
100,000 Einw. Am erfochten die Sienesen über die Florentiner
[* 34] den glänzenden Sieg von Montaperto.
Nachdem S. aber durch Cosimo I., Herzog von Florenz und nachmaligen Großherzog
von Toscana, seiner republikanischen Freiheiten
beraubt und 1557 mit Florenz vereinigt worden war, sank es so sehr herab, daß es kaum noch 10,000 Einw. zählte.
Vgl. Romagnoli, Cenni storico-artistici di S. (2. Aufl. 1840);