gehört zu der großen
Gruppe des auf dem flachen Land noch jetzt in Anspruch genommenen »wahrsagenden
Hausgeräts«, wobei außer dem
Siebe besonders
Erbschlüssel,
[* 2] Erbbibeln,
Beile,
Scheren,
[* 3]
Messer
[* 4] und
Gabel gebraucht werden. Man
hängt diese Gegenstände entweder an einer
Schnur auf, oder hält sie (den
Erbschlüssel in die
Bibel
[* 5] gebunden) zwischen
zwei
Fingern im schwankenden
Gleichgewicht,
[* 6] dabei die
Namen der verdächtigen
Personen aufzählend oder inmitten der versammelten
Hausgenossenschaft von einer
Person zur andern tretend. Derjenige, bei deren Nennung oder
Annäherung sich der Gegenstand bewegt,
wird für den Schuldigen gehalten.
Diese
Temperatur, der
Siedepunkt, ist demnach von dem äußern
Druck abhängig und liegt um so tiefer, je geringer dieser
Druck
ist. Der normale
Siedepunkt des
Wassers, welchen man als festen
Punkt der Thermometerskala gewählt und mit 100° bezeichnet
hat, ist diejenige
Temperatur, bei welcher der gesättigte Wasserdampf eine dem normalen
Luftdruck gleiche
Spannkraft besitzt und demnach einer Quecksilbersäule von 760
mmHöhe (Normalbarometerstand an der Meeresoberfläche) das
Gleichgewicht hält.
Auf hohen
Bergen
[* 8] oder
Hochebenen, wo der
Luftdruck geringer ist als am Meeresspiegel, erfolgt das S. bei weniger als 100°.
Auf dem Gipfel des
Montblanc z. B., in einer
Höhe von 4775 m ü. M., wo der Barometerstand nur noch 417
mm
beträgt, siedet das
Wasser schon bei 84°, d. h. bei derjenigen
Temperatur, bei welcher die
Spannkraft des Wasserdampfes ebenfalls 417
mm
beträgt. Wenn man daher an einem hoch gelegenen
Orte den
Siedepunkt des in einem offenen
Gefäß
[* 9] kochenden
Wassers bestimmt
und die zugehörige
Spannkraft aus einer Spannkraftstabelle entnimmt, so weiß man hiermit auch den dort herrschenden Barometerstand
und kann die
Höhe des Beobachtungsorts über der Meeresoberfläche berechnen.
Ein zu diesem
Zweck geeignetes
Thermometer,
[* 10] dessen in sehr kleine Unterabteilungen geteilte
Skala nur wenige
Grade unterhalb
des normalen
Siedepunktes umfaßt, heißtHypsothermometer. Unter der
Glocke der
Luftpumpe
[* 11] kann man das
Wasser
bei jeder beliebigen niedrigen
Temperatur zum S. bringen. Wird in einem etwa zur Hälfte gefüllten Glaskolben
Wasser zum S.
gebracht, bis alle
Luft durch die entweichenden
Dämpfe ausgetrieben ist, sodann die Mündung durch einen luftdicht schließenden
Kork
[* 12] verschlossen und derKolben mit dem
Hals nach unten aufgestellt, so befindet sich über dem
Wasser,
welches nun unter den normalen
Siedepunkt erkaltet, nur noch Wasserdampf, welcher einen seiner
Temperatur entsprechenden
Druck
auf die
Flüssigkeit ausübt.
Gießt man nun kaltes
Wasser auf den Glaskolben, so beginnt das
Wasser im Innern wieder lebhaft zu sieden,
weil der auf der
Flüssigkeit lastende
Druck
des
Dampfes durch die Abkühlung plötzlich vermindert wird.
Hat man aus einer an
beiden
Enden kugelförmig erweiterten und zum Teil mit
Weingeist gefüllten Glasröhre durch
Kochen alle
Luft vertrieben und
dieselbe alsdann durch Zuschmelzen geschlossen, so daß nach dem Erkalten die eingeschlosseneFlüssigkeit
nur noch dem bei gewöhnlicher
Temperatur geringen
Druck ihres
Dampfes ausgesetzt ist, so reicht die
Wärme
[* 13] der
Hand
[* 14] hin, die
Flüssigkeit zum S. zu bringen
(Pulshammer).
Eine mit
Wasser gefüllte und auf diese
Weise luftleer gemachte
Röhre nennt man
Wasserhammer
(Kryophor),
[* 15] weil beim Schütteln
das
Wasser, von
Luft nicht mehr gehindert, mit lautem
Schall
[* 16] gegen die Glaswand schlägt. In einem offenen
Gefäß kann man eine
Flüssigkeit nicht (oder nur wenig) über den
Siedepunkt erhitzen, welcher dem jeweils herrschenden
Luftdruck
entspricht, weil, sobald das S. begonnen hat, alle zugeführte
Wärme zur Überführung der
Flüssigkeit in den gasförmigen
Zustand verbraucht wird. In einem geschlossenen
Gefäß dagegen steigert sich bei fortgesetztem Erhitzen,
da der
Dampf nicht entweichen kann, die auf die
Flüssigkeit pressende Dampfspannung immer mehr und mit ihr der
Siedepunkt;
unter einem
Druck von 2
Atmosphären z. B. siedet das
Wasser erst bei 121°, unter 3
Atmosphären bei 134° u. s. f. Hierauf
beruht der
Dampfkochtopf (s.
Digestor).
Siedepunkte einiger
Flüssigkeiten beim normalen
Druck von 760
mm:
Das S. einer
Flüssigkeit beginnt übrigens nicht immer bei der
Temperatur ihres
Siedepunktes, sondern häufig wird, besonders
in glattwandigen
Gefäßen, eine
Verzögerung des Siedens, ein
Siedeverzug, beobachtet; die
Temperatur steigt dann allmählich
ein wenig über den
Siedepunkt, und das S. tritt dann stoßweise oder sogar explosionsartig ein, indem
die
Temperatur wieder auf den normalen
Siedepunkt herabsinkt, um nachher wiederum anzusteigen. Durch den
Siedeverzug (Überhitzung)
und die darauf folgende stürmische Dampfentwickelung hat man
Dampfkesselexplosionen zu erklären versucht. Der
Siedeverzug
wird verhindert, wenn man eckige, rauhe und insbesondere poröseKörper, z. B. Platindrähte,
Sand, Kohlenstückchen,
Holzspäne, in die
Flüssigkeit bringt, welche, indem sie die ihnen adhärierende
Luft abgeben, die
Dampfbildung einleiten.
Noch wirksamer kann der
Siedeverzug durch Einleiten eines Luftstroms verhindert werden.