Christenverfolgung unter diesem Kaiser 251 in einer Höhle verbargen und, als der Kaiser diese hatte vermauern lassen, in Schlaf
verfielen, aus dem sie erst unter Theodosius II. (446) wieder erwachten, um, nachdem sie vor dem herbeigeeilten Bischof Martin von
Ephesos und dem Kaiser selbst das Wunder bezeugt hatten, vom Glorienschein der Heiligkeit umgeben, für immer
zu entschlafen. Die katholische Kirche weihte dem Gedächtnis der S. den 27. Juni. Wenn es an diesem Tag regnet, dauert nach dem
Volksglauben das Regnen sieben Wochen fort (vgl. Lostage).
Vgl. Koch, Die Siebenschläferlegende (Leipz. 1882).
Weisen,die, sieben Männer des alten Griechenland, welche, durch praktische Lebensweisheit unter ihren Zeitgenossen
hervorragend, in dem Zeitraum von 620 bis 548 v. Chr. lebten und ihre Lehren in kurzen Gnomen niederlegten. Genannt werden gewöhnlich:
Kleobulos aus Lindos, Periandros aus Korinth, Pittakos von Mytilene, Bias aus Priene, Thales aus Milet, Cheilon aus Lakedämon
und Solon aus Athen. Doch werden weder ihre Namen, noch ihre Zahl, noch ihre Aussprüche auf übereinstimmende Weise angegeben.
weisenMeister,die, deutsches Volksbuch, eine Sammlung von 15 kleinen Erzählungen folgenden Inhalts. Der römische
Kaiser Pontianus läßt seinen Sohn aus erster Ehe, Diocletianus, von sieben weisen Meistern in den sieben
freien Künsten unterrichten. Nach seiner Rückkehr an den Hof findet die zweite Gemahlin des Kaisers Gefallen an ihm; da er
ihre Liebesanträge aber zurückweist, so verleumdet sie ihn beim Vater, der siebenmal durch bezugvolle Erzählungen
seines Weibes vermocht wird, den Sohn zum Galgen führen zu lassen, aber auch siebenmal sich durch die Gegenerzählung eines
der sieben Meister zum Aufschub der Hinrichtung bewegen läßt, bis endlich der Sohn, der durch ein eigentümliches Verhängnis
sieben Tage hat schweigen müssen, den Vater von der Falschheit seiner Gattin überzeugt, die dann verbrannt
wird. Der Ursprung des Werkes reicht nach Indien zurück, von wo es in die arabische, persische und hebräische Sprache, dann
in die griechische unter dem Namen »Syntipas« (hrsg. von Boissonade, Par. 1828) übergegangen ist. Durch lateinische Umbildungen
kam es in die abendländische nationale Litteratur. Französische Bearbeitungen, deren eine A. Keller nach
einer Pariser Handschrift (»Li romans des sept sages«, Tübing. 1836),
eine andre (»Dolopathos«) Österley (Straßb. 1873) herausgegeben
hat, beginnen zu Anfang des 13. Jahrh. In Deutschland, wohin einzelne Geschichten schon im 14. Jahrh. Eingang gefunden, wurde
das Buch 1412 von Hans v. Bühel in poetischer Form bearbeitet; sein Werk »Diocletianus' Leben« hat A. Keller
(Quedlinb. 1841) herausgegeben. Eine zweite anonyme poetische Bearbeitung findet sich in Kellers »Altdeutschen Gedichten« (Tübing.
1846). Das deutsche prosaische Volksbuch ward zuerst im 15. Jahrh. gedruckt, ohne Ort und Jahr, dann zu Augsburg (1473),
Ingolstadt,
Straßburg und öfter. Simrock hat es in seiner Sammlung deutscher Volksbücher wieder erneuert. Von italienischen
Bearbeitungen sind die »Storia d'una crudele matrigna« (hrsg.
von Romagnoli, Bologna 1862) und der »Libro dei sette savi di Roma« (das. 1865) zu nennen. Eine hebräische Bearbeitung (»Mischle
Sendebar«) erschien
ins Deutsche übersetzt von H. Sengelmann (Halle 1842); eine türkische deutsch von
Behrnauer (Leipz. 1851); eine syrische (»Sindban«)
mit deutscher Übersetzung von Bäthgen (das. 1879).
Wunder der Welt, sieben durch Größe oder Pracht ausgezeichnete Bau- und Kunstwerke des Altertums, welche nach
der gewöhnlichen Überlieferung sind: die ägyptischen Pyramiden, die sogen. hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon, der
Artemistempel zu Ephesos, die Bildsäule des olympischen Jupiter von Pheidias, das Mausoleum zu Halikarnaß,
der Koloß von Rhodos und der Pharos zu Alexandria. Philo aus Byzanz beschrieb sie in der Schrift »De septem mundi miraculis« (bearbeitet
von Orelli, Leipz. 1816).
Vgl. Rohden, De mundi miraculis quaestiones selectae (Bonn 1875).
Ferdinand, Gesanglehrer, geb. zu Wien, bildete sich bei Mieksch in Dresden im Kunstgesang
aus, wirkte dann als Opernsänger an den Theatern zu Detmold, Schwerin und Hannover und ließ sich nach einem mehrjährigen Aufenthalt
in Italien, wo er unter Farinis und Ronconis Leitung seine Ausbildung vollendete, als Gesanglehrer in Berlin nieder. Seine
zahlreichen Werke, Solfeggien der verschiedensten Art sowie Schriften über Gesang, darunter das »Vollständige Lehrbuch der
Gesangskunst« (Magdeb. 1858, 2. Aufl. 1878) und »Katechismus der Gesangskunst« (4. Aufl., Leipz. 1885)
sowie nicht minder seine persönliche Lehrthätigkeit haben ihm verdientermaßen den Ruf eines der ersten Gesangspädagogen
der Gegenwart verschafft.
1) Karl Kaspar von, Mediziner, geb. zu Nideck im Herzogtum Jülich, lehrte in Würzburg Anatomie, Chirurgie
und Geburtshilfe und wurde 1801 wegen seiner Thätigkeit in den Hospitälern in den Reichsadel erhoben. Er starb Sein
ältester Sohn, Johann Georg Christoph v. S., geb. 1767 zu Würzburg, starb daselbst als Professor
der Geburtshilfe und Physiologie. Ein jüngerer Sohn, Adam Elias v. S., geb. zu Würzburg, wurde 1799 daselbst Professor
der Medizin, folgte 1816 einem Ruf nach Berlin, gründete dort die Entbindungsanstalt, förderte die Geburtshilfe durch Anwendung
physiologisch-medizinischer Grundsätze und starb Er schrieb: »Handbuch der Erkenntnis und Heilung der Frauenzimmerkrankheiten«
(2. Aufl., Frankf. 1821-23, 2 Bde.);
»Lehrbuch der Entbindungskunde« (4. Aufl., Nürnb.
1824);
»Lehrbuch der Geburtshilfe zum Unterricht von Hebammen« (5. Aufl., Würzb. 1831).
Eduard Kaspar Jakob v. S., Sohn des vorigen,
geb. zu Würzburg, studierte in Berlin und Göttingen, wurde 1829 Professor der Geburtshilfe in
Marburg, 1833 in Göttingen, wo er starb. Er setzte das vom Vater 1813 begonnene »Journal für Geburtshilfe« fort und
schrieb: »Geschichte der Geburtshilfe« (Berl. 1839-45, 2 Bde.);
»Lehrbuch der Geburtshilfe« (2. Aufl., Braunschw.
1854);
»Zur Lehre der künstlichen Frühgeburt« (Götting. 1842);
»Lehrbuch der gerichtlichen Medizin« (Berl. 1846).
Regine Josephe
v. S., Tochter des Regierungsbeamten Henning in Heiligenstadt, geb. in erster Ehe vermählt mit dem Regierungsrat
Heiland, dann mit Johann Theodor Damian v. S., studierte 1806-1807 Geburtshilfe, erhielt 1815 die medizinische
Doktorwürde, lebte in Darmstadt als Geburtshelferin und starb daselbst Ihre Tochter
mehr
Marianne Theodore Charlotte Heiland, genannt v. S., geb. zu Heiligenstadt, studierte 1811-12 in Göttingen Geburtshilfe,
promovierte 1817, lebte in Darmstadt und starb als Gattin des Oberstabsarztes Heidenreich Sie schrieb: Ȇber die
Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter etc.« (Darmst. 1817).
2) Philipp Franz von, Naturforscher und Reisender, Sohn von Johann Georg Christoph v. S., geb. zu
Würzburg, studierte daselbst seit 1815 Medizin und Naturwissenschaften, ging 1822 als holländischer Sanitätsoffizier nach
Batavia und im folgenden Jahr mit einer Gesandtschaft nach Japan. Anfangs mit seinen Forschungen auf das enge Gebiet der holländischen
Faktorei Desima beschränkt, wußte er sich durch seinen Ruf als Arzt und Lehrer einiger kaiserlicher Ärzte
aus Jedo bald einen weiten Spielraum zu eröffnen. 1826 ging er mit seiner Gesandtschaft nach Jedo, mußte aber mit derselben
infolge eines Verstoßes gegen die japanische Hofsitte von seiten des Gesandten bald nach Desima zurückkehren.
Da er von dem kaiserlichen Astronomen und Oberbibliothekar die Kopie einer Karte Japans angenommen hatte,
ward er 1829 aus dem Reich verwiesen und kehrte 1830 nach Holland zurück. Seine naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen
wurden dem Museum zu Leiden einverleibt. Er schrieb: »Nippon, Archiv zur Beschreibung von Japan« (Leid. 1832-51, 20 Sektionen);
»Bibliotheca
japonica« (hrsg. von Hoffmann, das. 1833-41, 6 Bde.);
»Thesaurus linguae japonicae« (das. 1835 bis 1841);
»Isagoge in bibliothecam japonicam« (das. 1841);
»Catalogus librorum japonicorum«
(das. 1845);
»Epitome linguae japonicae« (2. Aufl., das.
1853).
S. führte den Theebau auf Java ein und that viel zur Eröffnung Japans für den Handel. Hierher gehört seine »Urkundliche
Darstellung der Bestrebungen Niederlands und Rußlands zur Eröffnung Japans« (Leid. 1854). 1859 ging S. wieder nach Japan, trat 1861 in
die Dienste des Taikun, kehrte aber schon 1862 nach Würzburg zurück. Mit der Aufstellung einer japanischen
Sammlung beschäftigt, starb er in München.
3) Karl Theodor Ernst von, Physiolog und Zoolog, Sohn von Adam Elias v. S., geb. zu Würzburg, ward 1831 Kreisphysikus
zu Heilsberg in Preußen, 1835 Direktor der Hebammen- und Entbindungsanstalt zu Danzig, 1840 Professor der
Physiologie etc. in Erlangen, 1845 zu Freiburg,
1850 Professor der Physiologie in Breslau und 1853 Professor der Physiologie und vergleichenden
Anatomie, später auch der Zoologie und Direktor des
zoologisch-zootomischen Kabinetts zu München, wo er starb. Er
förderte die Zoologie und Physiologie durch ungemein zahlreiche Arbeiten, besonders die Systematik, die
Lehre von den Protozoen, von der Entwickelung der Medusen, die Naturgeschichte der Eingeweidewürmer und Insekten. Er stellte hier
das Vorkommen der Parthenogenesis fest und begründete durch Thatsachen die von Dzierzon aufgestellte Theorie des Bienenstaats.
Er schrieb: »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Tiere« (Berl. 1848);
»Observationes de
Salamandris et Tritonibus« (das. 1828);
»Beiträge zur Naturgeschichte der wirbellosen Tiere« (Danz. 1839);
»Über Band- u. Blasenwürmer«
(Leipz. 1854);
»Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen« (das. 1856);
»Beiträge zur Parthenogenesis der Arthropoden«
(das. 1871);
»Die Süßwasserfische von Mitteleuropa« (das.
1863).
Auch begründete er 1849 mit Kölliker die »Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie«.
Vgl. R. Hertwig,
Gedächtnisrede auf S. (Münch. 1886).