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Lápos und der
Bistritz, die
Aluta mit dem Fekete Ügy, dem Burzenbach, dem Homoród und dem Czibin. Im W. entspringt auch
die
Körös und an der Ostseite die
Goldene
Bistritz, der Totrus (Trotusch) etc., die nach der
Moldau in den
Sereth fließen.
Unter den
Seen sind der 22 km lange fischreiche Hodoser (oder Cseger)
See bei
Szamos-Ujvár, der fast 1000 m
hoch gelegene, schwefelhaltige St. Annensee am Nordende des
Háromszéker
Gebirges, der Verestó (im Gyergyóer
Gebirge), aus
dem der
Große Békás fließt, der Lálasee im
Rodnaer
Gebirge und zahlreiche kleine
Seen
(Meeraugen) in den sieb
enbürgischen
Karpathen, besonders im
Süden, zu bemerken.
Der Höllenmorast, bei Kovászna, entwickelt kohlensaures Gas, das die darüberfliegenden Vögel [* 2] betäubt und tötet. An Mineralquellen, meist Salz- und Sauerbrunnen, ist das Land ungemein reich; die bemerkenswertesten Heilquellen sind die Schwefelthermen in Alvácza, die kohlensäurereichen Quellen in Elöpatak und Homoród, die eisenhaltige Quelle [* 3] in Borszék, die Stahlsäuerlinge in Tusnád, die Jodquellen in Baasen und Zaizon, die Glaubersalzquellen in Kis-Czég und Kovászna u. a. In Torda und Vizakna sind vorzügliche Salzbäder.
Die beträchtliche Meereshöhe und die hohen Randgebirge bewirken, daß das Klima [* 4] trotz der südlichen Lage ziemlich rauh ist. Kronstadt [* 5] hat 7,7° C., Klausenburg [* 6] 9° und Hermannstadt [* 7] 8,7° mittlere Jahreswärme. In den höhern Gebirgsgegenden dauert der Winter oft bis in den Mai, während anderwärts, z. B. im Hátszeger Thal, [* 8] das mildeste Klima herrscht. Am mildesten ist es in der Mitte des Landes an den Flüssen Maros, Szamos und Kokel. Das südliche S. ist häufigen Regen und Überschwemmungen ausgesetzt. Trotz schneller Temperaturwechsel ist das Klima im ganzen gesund.
[Bevölkerungsverhältnisse.]
In Bezug auf Nationalität und Religion zeigt S. die größte Mannigfaltigkeit. Von der Gesamteinwohnerzahl, 1881: 2,084,048 (über deren Verteilung auf die einzelnen Komitate vgl. die Tabelle bei Art. »Ungarn«), [* 9]
waren 1,146,611 Rumänen, 608,152 Ungarn, 204,713 Deutsche; [* 10]
überdies gab es daselbst 46,460 Zigeuner, 3315 Armenier, 1983 Slawen etc. Der Religion nach waren 662,936 griechisch-orientalischer, 572,772 griechisch-katholischer, 296,795 reformierter, 263,823 römisch-katholischer, 199,551 Augsburger Konfession, 55,068 Unitarier, 20,043 Israeliten etc. Am stärksten vermehren sich die Rumänen und Szekler;
die erstern sind im ganzen Land verbreitet, meist aber im W. und Süden;
die letztern bewohnen die gebirgigen östlichen Teile des Landes und waren einst die Verteidiger der Grenze.
Die Sachsen [* 11] bedienen sich des Hochdeutschen als Schriftsprache, während sich die bei ihnen herrschenden Mundarten den mittel- und niederrheinischen Dialekten mit niederdeutschen Einflüssen nähern. Landwirtschaft, Viehzucht und [* 12] Bergbau [* 13] sind die wichtigsten Nahrungszweige der Einwohner. Dem Ackerbau und der Viehzucht widmen sich hauptsächlich die Ungarn und Szekler und beiden sowie auch starkem Obst- und Weinbau die Sachsen, bei denen man die meisten Gewerbe und Fabriken trifft.
Die Rumänen treiben meist Viehzucht. Die Zigeuner sind teils ansässige, teils wandernde, sogen. Zeltzigeuner. Beide nähren sich als Pferdehändler, Schmiede, Korbflechter, Kesselflicker, Abdecker, Musikanten etc., die angesiedelten besonders als Goldwäscher (in Oláh-Pian). Die Griechen und Armenier sind Kaufleute, die Juden meist Kleinhändler, Hausierer und Branntweinbrenner. S. ist trotz seines Gebirgscharakters mit Ausnahme der höchsten kahlen Bergrücken sehr fruchtbar.
Vom Areal entfallen 22,6 Proz. auf Ackerland, 0,5 auf Weinland, 16,5 auf Wiesen und Gärten, 9,5 auf Weiden, 37,3 auf Wald, und 13,5 Proz. sind unproduktiv. Besonders fruchtbar sind das Marosthal und die Gegend bei Hermannstadt, Kronstadt, Reps etc., wo alle Getreidearten vorzüglich gedeihen. Hauptsächlich wird jedoch nur Mais, Weizen und Hafer, [* 14] sodann Flachs, Hanf und Tabak [* 15] gebaut. Der Weinstock ist überall zu finden, gedeiht aber am besten an den Ufern der Maros, im Hunyader und im Groß- und Kleinkokelburger Komitat.
Obst liefert S. in großer Menge, ebenso auch allerlei Farbhölzer, Alpen- und gewürzreiche Kräuter. Die ausgedehnten Waldungen bestehen aus Tannen, Fichten, Buchen, Eichen, Erlen etc. Das Tierreich bietet ebenfalls eine große Mannigfaltigkeit. Das Hornvieh ist an Güte dem ungarischen gleich. Büffel werden meist nur als Zug- und Lasttiere benutzt; vorzüglich und darum sehr geschätzt ist die Milch der Büffelkühe. Auf den Gebirgsweiden grasen viele tausend Pferde, [* 16] und die Pferdeausfuhr ist bei der starken Zucht sehr beträchtlich.
Die sieb
enbürgischen
Pferde sind größer und stärker als die ungarischen, feurig und dauerhaft.
Schafe
[* 17] weiden zu Hunderttausenden auf den
Gebirgen und zwar zwei
Rassen: die Zurkan, mit langem, grobem
Haar,
[* 18] und die
Berke oder Zigey,
mit krauser, kurzer, feiner
Wolle. Merinoschafe findet man bloß auf den
Gütern größerer
Besitzer.
Schweine
[* 19] werden in
Menge
in den Wäldern sowie daheim gemästet. Von wilden
Tieren gibt es
Bären,
Wölfe (mit besonders schönen
Pelzen),
Füchse,
Wildschweine,
Hermeline,
Gemsen; von
Amphibien besonders
Schildkröten.
[* 20] Auch
Seidenraupen werden, zumeist von den
Sachsen, gezogen;
Bienen gedeihen vortrefflich und nisten auch in großen
Schwärmen in den hohlen
Stämmen der
Wälder; die
Honig-
und Wachsproduktion sowie der
Export davon sind sehr beträchtlich.
[Bergbau, Industrie, Handel.]
Der Mineralreichtum Sieb
enbürgens ist unerschöpflich. In Bezug auf
Gold
[* 21] ist es das reichste Land
Europas. Das meiste
Gold, das sich oft auch in
Tellur (in
Offenbánya), einem nur in Sieb
enbürgen vorkommenden
Metall, findet,
wird in den berühmten
Bergwerken zu
Nagyág (Szekeremb),
Kapnik-Bánya,
Zalathna und Vöröspatak gewonnen.
Außerdem wird auch von
Zigeunern und
Rumänen
Gold aus dem
Gerölle mehrerer
Flüsse
[* 22] und
Bäche gewaschen, so aus dem
Aranyos,
der
Maros etc. Im ganzen beträgt der jährliche
Gewinn über 1500 Münzpfund.
Ferner finden sich Silber (über 2500 Münzpfund), Kupfer, [* 23] Quecksilber, Eisen, [* 24] Blei, [* 25] Spießglanz, Schwefel, Arsenik, Vitriol, Alaun, [* 26] Marmor, Edel- und Halbedelsteine, Kreide, [* 27] Graphit und Porzellanerde. Torf- und Steinkohlenlager sind des großen Holzreichtums wegen fast unbenutzt. Wichtig sind endlich noch die Salzlager des Landes, die zu dem großen von Rumänien [* 28] bis Wieliczka und Bochnia in Galizien reichenden Salzstock gehören. Man zählt an 30 Salzspuren, d. h. solche Orte, wo der Salzstock zu Tage ausstreicht.
Die ergiebigsten Gruben sind die zu Maros-Ujvár, Torda, Vizakna (Salzburg), [* 29] Kolos, Deés-Akna und Parajd. Außerdem werden ca. 120 Salzquellen benutzt. Die jährliche Erzeugung von Kochsalz beträgt über 400,000 Doppelzentner. Höchst merkwürdig sind die aus reinem Steinsalz bestehenden, mitunter gleich Basaltkegeln sich erhebenden Berge zwischen Szováta und Parajd. Die Industrie ist verhältnismäßig wenig entwickelt; gewisse Gewerbe fehlen noch ganz. Gewöhnliche Haus-, ¶
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vorzüglich Hanfleinwand wird in allen Dörfern des Landes, aber meist nur zum eignen Bedarf, erzeugt; Tücher werden besonders in Hermannstadt, Kronstadt und Heltau verfertigt. Zahlreich vertreten sind Gerberei und Branntweinbrennerei. Gewöhnliches Töpfergeschirr wird hinlänglich erzeugt; bemerkenswert sind die Wasserkrüge aus feinem grauen Thon und die blasigen Trinkgefäße aus Alaunthon. Unter mehreren Steingutfabriken ist die zu Batiz die vorzüglichste; unter den Glashütten liefern die bei Arpás und Kertzesora auch feine und geschliffene Artikel.
Erwähnung verdienen noch die Produkte der Hermannstädter Seifensieder, Riemer und Hutmacher sowie der Kronstädter Lederarbeiter, Tuchmacher und Holzflaschendrechsler. Der innere Verkehr ist ziemlich lebhaft und wird vornehmlich durch Jahr- und Wochenmärkte unterhalten, worunter die zu Klausenburg, Bistritz, Sächsisch-Regen, Hermannstadt und Kronstadt die wichtigsten sind. Der Verkehr mit Vieh, Butter, Käse etc. ist meist in den Händen rumänischer Gebirgsbewohner.
Bauholz, Bretter, Schindeln etc. verführen besonders die Szekler aus den Csiker und Háromszéker Gebirgen. Der Verkehr mit Industrieerzeugnissen hat seinen Hauptsitz in den sächsischen Gegenden, der eigentliche Handel aber ist zumeist in den Händen der Griechen und Armenier. Die Ausfuhr besteht in Vieh, Schafwolle, Fellen, Leder, Wein, Salz, [* 31] gröbern Wollwaren, Glas- und Töpferwaren, Bergwerksprodukten, Papier, Seife und Kerzen, Flachs, Drechsler- und gröbern Tischlerarbeiten; die Einfuhr in Vieh, Fellen und Häuten, Wein, Wolle, Baumwolle, [* 32] Wachs, Honig, feinen Tüchern, Woll-, Baumwoll- und Leinenwaren, feinern Töpfer- und Glaswaren, Kolonialwaren, Luxusgegenständen etc. Lebhaft ist endlich der Durchfuhrhandel (meist mit levantischen Erzeugnissen).
Die vornehmsten Handelsplätze sind Kronstadt und Hermannstadt. Das Land wird in allen Richtungen von Straßen durchschnitten.
Als Wasserstraßen werden bis jetzt nur die Maros (besonders zum Transport des Steinsalzes nach Arad in Ungarn)
und die Szamos benutzt. Die jetzt bestehenden Linien der Ungarischen Staatsbahnen
[* 33] berühren die wichtigsten Punkte des Landes,
und zwar die Hauptlinie Budapest-Predeal die Städte Klausenburg, Nagy-Enyed, Mediasch, Schäßburg, Reps und Kronstadt, wogegen
die in dieselbe einmündende ehemalige Sieb
enbürger Bahn an Déva, Broos, Mühlenbach und Karlsburg vorüberführt.
Seitenlinien zweigen in das kohlen- und eisenreiche Zsilthal, nach Torda, nach Maros-Vásárhely und Sächsisch-Regen sowie
nach Hermannstadt und Székely-Udvarhely ab. Die Szamosthalbahn endlich verbindet Deés und Bistritz mit Klausenburg.
[Bildungsanstalten, Einteilung.]
Von höhern Lehranstalten haben die Römisch-Katholischen 5 Ober- und 4 Untergymnasien, die unierten Griechen ein Gymnasium und eine theologische Lehranstalt zu Blasendorf, die orientalischen Griechen Gymnasien zu Kronstadt und Naszód, die Reformierten 6 Ober-, ein Untergymnasium und eine theologische Lehranstalt; die Evangelischen Augsburger Konfession besitzen 5 Obergymnasien mit Lehrerseminaren und 2 Untergymnasien, eine Ober- und eine Unterrealschule sowie 3 landwirtschaftliche Schulen in Mediasch, Kronstadt und Bistritz.
Die Unitarier haben ein Ober- und 2 Untergymnasien. 1872 wurde in Klausenburg auch eine Landesuniversität auf Staatskosten errichtet, mit welcher eine Professorenpräparandie verbunden ist. In Klausenburg befinden sich ferner eine Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie und eine Ackerbauschule, in Hosszufalu eine Kunstschnitzereischule. Die Katholiken und unierten Armenier haben einen gemeinschaftlichen Bischof in Karlsburg, die unierten Griechen einen Bischof in Szamos-Ujvár und einen Erzbischof (Diözese Karlsburg-Fogaras), der zu Blasendorf residiert; die zahlreichen nichtunierten Griechen einen Erzbischof in Hermannstadt.
Die Reformierten und Evangelischen haben ihre Superintendenten und Oberkonsistorien, jene zu Klausenburg, diese in Hermannstadt; die Unitarier erkennen als geistliche Oberbehörde die Generalsynode und das Konsistorium zu Klausenburg an und haben ebenfalls einen Superintendenten in Klausenburg. Die Juden haben 10 Synagogen. Früher zerfiel S. in 1) das Land der Ungarn im W. und in der Mitte (7/11 des Ganzen umfassend) mit 11 Komitaten und 2 Distrikten;
2) das Land der Szekler im gebirgigen Südosten mit einigen kleinern Bezirken in der Mitte (etwa 2/11) mit 5 Stühlen oder Gerichtsbezirken;
3) das Land der Sachsen im Süden und N. (etwa 2/11) mit 9 Stühlen und 2 Distrikten. Seit 1876 ist das ganze Land in 15 Komitate
eingeteilt. (S. die Tabelle im Artikel »Ungarn«. Das Wappen
[* 34] Sieb
enbürgens s. auf Tafel »Österreichisch-Ungarische
Länderwappen«.)
[* 35] Der Obergespan des Hermannstädter Komitats ist gleichzeitig Komes der Sachsen und Präses der sächsischen
Nationsuniversität.
Vgl. Mildenberg, Statistik und Geographie des Großfürstentums S. (Hermannst. 1837, 3 Bde.);
Lenk v. Treuenfeld, Sieb
enbürgens Lexikon (Wien
[* 36] 1839, 4 Bde.);
Bielz, Handbuch der Landeskunde Sieb
enbürgens (das. 1856);
Boner, S., Land und Leute (deutsch, Leipz. 1868), v. Rath, S. (Heidelb. 1880);
Michaelis, Geographie und Geschichte von S. (Hermannst. 1873);
Reißenberger, Das Großfürstentum S. (Wien 1881);
Bielz, Reisehandbuch für S. (2. Aufl., das. 1885);
Derselbe, Mineralquellen
und Heilbäder Sieb
enbürgens (das. 1883);
Fronius, Bilder aus dem sächsischen Bauernleben in S. (3. Aufl., das. 1885);
Bergner, S. Eine Darstellung von Land und Leuten (Leipz. 1884);
Haltrich, Zur Volkskunde der sieb
enbürgischen
Sachsen (Wien 1885);
Derselbe, Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenland in S. (4. Aufl., das. 1885);
F. Müller, Sieb
enbürgische
Sagen (2. Aufl., das. 1885).
[Geschichte.]
S. war im Altertum ein Teil Daciens und wurde 107 n. Chr. von Trajan der römischen Herrschaft unterworfen. Seit 274 gaben die Römer [* 37] das Land auf, und die Stürme der Völkerwanderung brachen über dasselbe herein. Es ward nacheinander von den Ostgoten, Gepiden, dann von den Petschenegen eingenommen. Gegen ihre Einfälle mußte König Stephan I. Ungarn schützen, was nun zu fortschreitender Besitznahme des Landes, namentlich seit dem Schluß des 11. Jahrh., führte.
Die Reste der Dakoromanen, die Rumänen oder Walachen, welche insbesondere im Gebirge zurückgeblieben waren, wurden später, seit dem 12. und 13. Jahrh., durch große Zuzüge ihrer Stammgenossen vom Süden der Donau verstärkt. König Geisa II. (1141-61) berief in den öden, unbevölkerten südlichen Teil des Landes Deutsche aus Flandern, dann vom Mittel- und Niederrhein; 1211 verlieh König Andreas II. dem Deutschen Ritterorden das gleichfalls menschenleere Burzenland, der dasselbe auch mit Deutschen besiedelte. Die neuen Kolonisten hatten freies Grundeigentum und ihr eignes deutsches Partikularrecht, das ihnen volle Selbstverwaltung gewährte. Durch sie erhoben sich die Städte Mediasch, Mühlenbach, Hermannstadt, ¶