durfte er über die Geschichte selbst nicht lesen) sowie Mitglied der kaiserlichen
Akademie in
Wien,
[* 2] 1867 ordentlicher
Professor
der Geschichte und
Direktor des
Instituts für österreichische Geschichte daselbst, 1874 Mitglied der Zentraldirektion der
»Monumenta Germaniae«. 1884 wurde er in den Ritterstand erhoben und 1889 Mitglied des
Herrenhauses. S. hat sich
besonders um die Durchforschung und Herausgabe der Kaiserurkunden des
Mittelalters verdient gemacht. Er veröffentlichte:
»Monumenta graphica medii aevi«
(Wien 1859-69, 9
Tle.);
Franz von, deutscher
Ritter, geb. auf der
Ebernburg bei
Kreuznach
[* 4] als Sohn des
RittersSchwickerv.
S., focht schon 1508 in
Diensten des
KaisersMaximilian I. gegen die
Venezianer, führte aber im
Frieden ganz das
Leben eines damaligen
Ritters, der neben der städtischen und Fürstenmacht sich durch alle
Mittel emporzubringen suchte und
jede
Fehde, jeden
Raub für erlaubt hielt, wenn er nur einen ordentlichen
Fehdebrief hatte vorausgehen lassen. S. betrieb dies
nur in größerm
Stil. So begann er 1513 eine
Fehde gegen die Stadt
Worms
[* 5] zu gunsten eines nach einem verunglückten
Aufstand gegen den dortigen
Rat vertriebenen
Bürgers, Balthasar Schlör, den er als
Sekretär
[* 6] in seine
Dienste
[* 7] nahm;
er plünderte einen
Wormser Kaufzug bei
Oppenheim und belagerte dann mit 7000 Mann die Stadt, die er indes vergeblich
bombardierte.
Die ihm von demselben hierauf zugedachte
Erhebung in den Grafenstand lehnte
S. ab; dagegen nahm er die
Ernennung zum kaiserlichen
»Rat, Kämmerling,
Hauptmann und
Diener« an. In
Schwaben hatte. S. auch die Bekanntschaft
Huttens gemacht,
der seit 1520 beständig bei ihm verweilte, einen großen Einfluß auf ihn erlangte, ihn für die
SacheLuthers gewann und seinem edel und groß angelegten, aber ungebildeten
Geist höhere
Ziele seines
Strebens steckte.
Bald bethätigte
er offen seine Anhänglichkeit an die
Reformation.
Durch die Übermacht König
Franz' sowie durch
Seuchen und Mangel zum
Rückzug genötigt, bewerkstelligten sie denselben mit
großer Meisterschaft. S. wandte nun seine ganze Thätigkeit wieder dem schon früher aufgenommenen
Plan einer politisch-kirchlichen
Umgestaltung der deutschen Zustände zu, welche zunächst durch Abschaffung der geistlichen Fürstentümer undErhebung derReichsritterschaft angebahnt werden sollte. Er stiftete im
August 1522 einen
Bund des oberrheinischen
Adels, der ihn zum
Hauptmann
erwählte, und wollte auch das Bürgertum zum
Bund mit dem
Adel gegen die
Fürsten heranziehen. S. eröffnete den
Kampf mit
einem
Fehdebrief und bald darauf mit einemAngriff gegen den
Erzbischof zu
Trier,
[* 15]
Richard v. Greiffenklau,
einen heftigen Gegner der
Reformation.
Mit 5000 Mann zu
Fuß und 1500 Mann zu
Roß brach S. ins triersche Gebiet ein, eroberte die
BurgBlieskastel und die Stadt St.
Wendel und stand 7. Sept. vor
Trier, mußte aber, da er auf unerwarteten tapfern
Widerstand stieß, dessen
Belagerung 14. Sept. wieder aufheben. Mit diesem ersten mißlungenen
Schlag war aber das ganze Unternehmen Sickingens vereitelt.
Die
Reformatoren mißbilligten sein Unternehmen, die
Stimmung des
Volkes war nicht mit dem kühnen
Ritter, dessen Zug
ihm nur als
eine gewöhnliche
Fehde erschien.
Das
Reichsregiment sprach über ihn die
Acht aus, und die
Fürsten von
Hessen und Kurpfalz rüsteten ein
Heer. Obwohl von allen
Freunden verlassen, fiel S. doch im
Frühling 1523 ins pfälzische Gebiet ein. Ein
Anschlag, sich der
FesteLützelstein durch
Überfall zu bemächtigen, mißlang aber, und bald ward er in seiner
FesteLandstuhl von den
Fürsten belagert. Am durch eine
Kugel in der Seite tödlich verwundet, ergab er sich 6. Mai starb 8. Mai, nachdem die
Fürsten
in die eroberte
Burg eingezogen waren.
SeinGrab befindet sich in der katholischen
Kirche zu
Landstuhl.
Pfingsten 1889 wurde ihm
und
Hutten auf der
Ebernburg ein prächtiges Denkmal errichtet. Hauptquelle für Sickingens Geschichte
ist die »Flersheimer
Chronik« (hrsg. von O. Waltz, Leipz. 1874).
Konrad von S. ward von KaiserMaximilian H. in den Reichsfreiherrenstand und dessen Nachkommen 1773 von KaiserJoseph II. in
den Reichsgrafenstand erhoben und 1791 in das schwäbische Grafenkollegium eingeführt.