Das gleiche
Amt bekleidete er, nachdem er sich den gemäßigten
Tories genähert hatte, seit 1710 unter
KöniginAnna, war dann
Lord-Statthalter von
Irland und wurde 1714 von
Anna kurz vor ihrem
Tod als
Lord-Großschatzmeister an die
Spitze des
Ministeriums gestellt, welche Ernennung wesentlich dazu beitrug, die friedliche Thronbesteigung
Georgs I. zu sichern.
S. starb 1718 kinderlos, worauf der Herzogstitel erlosch. Den Grafentitel erbte eine Seitenlinie; gegenwärtig führt ihn
CharlesJohn Chelwynd
Talbot,
Graf von
S. und
Talbot, geb.
(spr. schróppschir,Salop),
Grafschaft im westlichen
England, von
Wales,
Cheshire,
Stafford-,
Worcester- und
Herefordshire umgeben, hat einen Flächenraum von 3418 qkm (62,1 QM.)
und (1881) 248,014 Einw. Der schiffbare
Severn teilt die
Grafschaft in zwei Teile, von denen der nördliche meist eben und
angebaut ist, während der hügelige südliche Teil sich mehr für die
Viehzucht
[* 2] eignet.
Fast in der Mitte der
Grafschaft erhebt
sich der isolierte Wrekin (402 m) mit großartiger Fernsicht. Von der Oberfläche sind 33,7
Proz. unter dem
Pflug,
[* 3] 52 Proz. bestehen aus Weideland und 5,6 Proz.
aus
Wald. 1888
gab es 32,049 Ackerpferde, 153,147
Rinder,
[* 4] 429,760
Schafe
[* 5] und 61,428
Schweine.
[* 6]
Bergbau
[* 7] und Hüttenbetrieb lieferten
1887: 770,800
Ton.
Steinkohlen, 52,047 T. Roheisen und 1771 T.Blei.
[* 8] Nächstdem sind die
Töpfereien von
Bedeutung. Hauptstadt ist
Shrewsbury (s. d.).
Seitdem hielt er sich meist in
Deutschland
[* 13] auf und starb 12. April
(a. St.) 1852 in
Baden-Baden.
[* 14] S. gehört
zu den bedeutendsten Vertretern der
Romantik in Rußland. Eine unglückliche
Liebe zu einer nahen Verwandten hatte ihn in eine
melancholische
Schwärmerei versetzt, die auch seinen
Dichtungen für immer eigen blieb. Von Anfang an vorzugsweise als Übersetzer
thätig,
wählte er aus den fremden
Litteraturen solcheDichtungen aus, die zu seiner eignen
Stimmung paßten,
und lieferte so Werke, die keineswegs als bloße
Übertragungen zu betrachten sind.
Uhland etc. Nicht minder gelungene
Übersetzungen lieferte er von der
»Odyssee« und der
»Äneide« (letztere unvollendet). Seine eignen
Dichtungen tragen, wie erwähnt,
das Gepräge der
Schwermut, die selbst seinem berühmten patriotischen Gedicht »Pewétz w stáne
rússkich woínow« (»Der
Sänger im
Lager
[* 15] russischer
Krieger«, 1812), das durch seinen nationalen
Enthusiasmus eine bedeutende
Wirkung ausgeübt hat, nicht fremd ist. Im übrigen beruht sein großes
Verdienst vorzugsweise in der Form
und in der künstlerischen
Faktur des
Verses; die
russische Sprache erhielt unter seiner
Hand
[* 16] einen
Reiz und eine Vollendung,
die man bis dahin noch nicht gekannt hatte. Eine Gesamtausgabe von Shukowskijs Werken erschien in
Petersburg (7. Aufl. 1878, 6 Bde.).
Noch erschienen seine
Briefe an den
GroßfürstenKonstantin Nikolajewitsch (deutsch,
Dorp. 1881).
(»Schwarzröckige«, von den umwohnenden Mohammedanern
Kafir, »Ungläubige«, genannt), Volksstamm im
Winkel
[* 19] zwischen
Indien und
Afghanistan,
[* 20] am Südabhang des
Hindukusch,
das den
Iraniern verwandt ist. Es sind mittelgroße, wohlgebildete
Menschen, hellfarbig, braunhaarig und braunäugig und weder
mit Afghanen noch mit Kaschmirern zu vergleichen.
Ihre neuindische
Sprache
[* 21] wehrt dem
Aberglauben, der sie für den Rest eines
griechischen
Heers ausAlexanders Zeit hält.
Sie sind vielmehr, gedrängt vielleicht durch süd- und ostwärts sich schiebende islamitische
Völker, erst im 8. oder 9. Jahrh.
n. Chr. in ihre jetzigen Sitze eingerückt. Sie erkennen keinen erblichen Herrscher an, der Tapferste ist
Führer.
Blutrache,
Sklavenjagd und
Krieg sind Hauptbeschäftigungen der
Männer. Über ihren wollenen Kleidern tragen sie
Mäntel aus schwarzen
Ziegenfellen, woher ihr
Name; sie wohnen in steinernen
Häusern und essen nichtkauernd, sondern auf
Stühlen
an
Tischen sitzend.
schiffbarer
Fluß auf der
InselSumatra, entspringt am Ostabhang des Barissangebirges und fällt in die
Straße
von
Malakka.
Das gleichnamige
Reich umfaßt den mittlern Teil der Ostküste der
Insel, ist von mohammedanischen
Malaien bewohnt und bildet einen Teil der niederländisch-indischen Residentschaft »Ostküste«
von
Sumatra.
(griech.), die Speichelabsonderung befördernde
Mittel.
¶
mehr
Siam, großes Reich auf der HalbinselHinterindien, zwischen 4-22° nördl. Br. und 97½-106° östl. L. v. Gr., begreift außer
dem eigentlichen S. einen Teil der Laoländer und auf der HalbinselMalakka einige Schutzstaaten (s. Karte "Hinterindien«),
grenzt
im N. an China, im W. an Birma und britische Besitzungen, im O. an Anam und französische Besitzungen, im
Süden ans Meer und hat einen Flächenraum von 726,850 qkm (13,200 QM.) mit 5,750,000 Einw., welche nach Garnier und Bastian
sich verteilen wie folgt:
Die bedeutendsten der letztern sind: Tringanu, Kalantan, Patani und Quedah;
die tributären Laostaaten
sind Xiengmai, Laphun, Lakhon, Phoe, Nan, Luang-Prabang und Muang-Lom.
Das Land wird von den FlüssenMenam, Mekhong, im westlichsten
Teil vom Salwen durchzogen, zwischen welchen Parallelketten sich hinziehen; am Meer eine aus abgelagertem Flußschlamm bestehende
Niederung, wird es nach N. äußerst gebirgig. Dort findet man Kupfer,
[* 23] Zinn, Antimon, Magneteisen, in den
Flüssen Waschgold, Edelsteine
[* 24] an mehreren Orten. Aus dem Seewasser gewinnt man durch VerdunstungSalz
[* 25] zum Verbrauch und zur Ausfuhr.
Das Klima
[* 26] ist tropisch, doch sind die Fieber weniger gefährlich als in Bengalen und Java.
Während des trocknen Nordostmonsuns (Dezember bis März) sinkt das Thermometer
[* 27] bis auf 12° C. und steigt
während des nassen Südwestmonsuns (Mai bis Oktober) auf 35° C. Die Pflanzenwelt ist von demselben Reichtum wie in Indochina
überhaupt; ausgedehnte Teakwaldungen liefern vortreffliches Schiffbauholz, Reis gedeiht in dem großen Überschwemmungsgebiet
des Menam in vorzüglicher Güte. Von wilden Tieren gibt es Königstiger, Nashörner, Bären, Affen,
[* 28] Hirsche,
[* 29] Krokodile,
[* 30] Schlangen,
[* 31] die dem Häuserbau so verderblichen Termiten
[* 32] u. a. AllenTieren voran steht aber der Elefant,
[* 33] sehr zahlreich
im Laoland und im Becken des Menam; eine weißliche Spielart ist Gegenstand der Verehrung.
Als eifrige Buddhisten töten die Siamesen kein Tier. Das Meer, Flüsse
[* 34] und Seen (der Tonle Sap reicht im Süden
von Birma herein) wimmeln von Fischen. Die Bevölkerung
[* 35] besteht aus 2 Mill. Siamesen, 1½ Mill. Chinesen, 1 Mill. Lao, ½ Mill.
Malaien, 300,000 Kambodschanern, wozu noch Bergvölker (Karen, Schan etc.) und eine große Anzahl Eingewanderter kommen. Die
Siamesen bilden mit andern hinterindischen Völkern die Nation der Thai, die aus Innerasien, etwa aus der
Ecke, wo der Brahmaputra seine Biegung nach W. macht, nach S. wanderte, somit einen Stamm der großen mongolischen Völkerrasse
bildet; ihre nächsten Verwandten sind die Lao (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 36] Fig. 16). Die fortgesetzte Beimischung indischen,
malaiischen und chinesischen Bluts prägt sich auch dem Äußern auf.
Die Siamesen sind von hellbrauner Hautfarbe, klein, kurz im Knochenbau, mit starkem Kopf, muskelarm infolge des ausschließlichen
Genusses von Reis, Obst und Fischen, träge infolge des heißen Klimas, ungebildet und stumpfsinnig durch jahrhundertelange Knechtung
unter einer despotischen Regierung. Die Arbeiterbevölkerung wird vornehmlich durch Chinesen, nächstdem
durch Malaien gestellt. Die Sprache der Siamesen ist wie die chinesische und birmanische eine einsilbige Wurzelsprache, die
grammatische Beziehungen in der Regel nur durch die Wortstellung oder durch beigefügte Hilfswurzeln allgemeiner Bedeutung
ausdrückt.
Während aber die Birmanen meistens die sinnbegrenzenden Wurzeln der Hauptwurzel voranschicken, lassen die Siamesen sie
als Suffixe nachfolgen. Ein weiteres Mittel der Bedeutungsvariation besitzen sie in sehr mannigfach abgestuften gesangartigen
Accenten. Grammatiken lieferten Pallegoix (Bangkok
[* 37] 1850) und Ewald (Leipz. 1881), ein Wörterbuch Pallegoix (Par. 1854).
Die Schrift der Siamesen ist dem altindischen Alphabet nachgebildet und der birmanischen ähnlich, aber einfacher als letztere.
Die Kleidung der Siamesen besteht aus Baumwollgewändern; die Füße bleiben nackt, außer bei Wohlhabenden, welche Sandalen
[* 39] tragen. Vornehme tragen einen Sonnenschirm, die übrigen einen breiten Hut
[* 40] aus Palmblättern. Die Reichen der
Hauptstadt nehmen allmählich europäische Kleidung und Sitten an. Die Häuser stehen im Überschwemmungsgebiet durchgehends
auf Pfählen und sind aus Holz,
[* 41] Bambus etc. leicht gezimmert.
Vielweiberei ist unter den Wohlhabenden allgemein. In den gesellschaftlichen Verhältnissen herrscht größte Ungleichheit.
Ein Dritteil des Volkes fristet sein Leben in drückendster Leibeigenschaft; unter den Freien genießen Adlige
und hohe Würdenträger fast königliche Ehre u. Unbeschränktheit; ein arbeitscheues Heer von Beamten saugt das Volk aus und
belegt die übrigen Freien mit unerschwinglichen Steuern und Staatsfronen. Die Religion ist der Buddhismus, der aus Vorderindien
eingeführt wurde; nirgends hat er sich von fremden Elementen freier erhalten, nirgends beeinflußt er denHof
[* 42] und die höhern Stände, die sämtlich einige Zeit im Kloster zubrachten, sowie das Volk in so hohem Grad wie in S. Die zahlreichen
Priester erteilen einen dürftigen Elementarunterricht.
Das Reich hatte früher zwei Könige, von welchen der zweite jedoch ohne jegliche Macht war. Nachdem dieser 1885 gestorben,
herrscht nur ein König. Derselbe übt die gesetzgebende Gewalt seit in Gemeinschaft mit dem
GroßenStaatsrat und dem Ministerrat aus. Der Staatsrat besteht aus dem König, den 7 Ministern, 10-20 vom König ernannten
Räten und 6 Prinzen des königlichen Hauses. Das Königtum ist in beschränkter Weise erblich, indem fast
stets der älteste Sohn des Königs zum Nachfolger gewählt wird, die Wahl aber durch den Ministerrat in Gemeinschaft mit den
alten Prinzen der vier höchsten Rangklassen notwendig ist.
Das Reich wird in 41 Provinzen geteilt, die tributpflichtigen Staaten (s. oben) werden aber von ihren eignen Fürsten regiert.
Die Einkünfte des Königs (höchstens 23 Mill. Mk., da der größte Teil unterschlagen wird fließen
aus Naturalabgaben, Kopfsteuer (der Chinesen etc.), Monopolen (Opium, Spielhäuser) und Zöllen. Der König verfügt über ein
Heer von 12,000 von europäischen Offizieren eingeübten Soldaten. Außerdem besteht ein Gardekorps von 400 Mann zu Fuß und 300 Reitern.