(spr. sséwwern), 1) nächst der
Themse der wichtigste
FlußEnglands, entspringt am Ostabhang des Plynlimmon
in
Wales, bildet in seinem gegen
NO. gerichteten Oberlauf mehrere
Wasserfälle und wird bei
Welshpool, 244 km
oberhalb seiner Mündung, für
Barken schiffbar. Weiterhin sich nach O. wendend, fließt er durch ein 1½ km breites
Thal,
[* 4] durchschneidet sodann die fruchtbare Alluvialebene von
Shrewsbury und wird in seinem südöstliche, zuletzt südwestliche
Richtung verfolgenden Unterlauf von schön bewaldeten
Bergen
[* 5] eingeschlossen.
Unterhalb
Worcester tritt er in die fruchtbare Thalebene (des
Vale) von
Gloucester ein, verbreitert sich schließlich zu einem
großen Mündungsbusen und mündet zwischen den
Kaps von Brean
Down und Lavernock nach einem
Laufe von 300 km in den
Kanal
[* 6] von
Bristol. Die
Flut steigt an der Mündung zuweilen 18 m. Eindeichungen schützen hier
das Land gegen
Überschwemmungen. Vermittelst eines
Kanals gelangen Seeschiffe von 300
Ton. bis nach
Gloucester. Bei den Sharpneß
Docks, an der Mündung dieses
Kanals gelegen, überspannt den S. seit 1879 eine großartige
Eisenbahnbrücke (1269 m lang, mit
zwei Öffnungen in der Mitte, je 99,6 m breit und 21,3
m
hoch), und weiter unterhalb, bei
NewPassage, führt ein 7200 m langer Eisenbahntunnel unter ihm weg. Einschließlich seiner
Nebenflüsse
Avon,
Usk und
Wye (s. d.) hat der
S. ein
Flußgebiet von 21,027 qkm. Durch
Kanäleist er mit der
Themse, dem
Trent,
Humber undMersey verbunden. - 2)
Fluß im brit.
Nordamerika,
[* 7] entspringt aus dem Favourable
Lake, auf der
Wasserscheide zwischen den
Winnipegsee und der
Hudsonbai, und ergießt sich nach einem
Laufe von 480 km bei der Severn Factory
in die
Hudsonbai. Da seinem Quellsee auch der dem
Winnipeg zufließende
Berens entströmt, so vermittelt er
einen ununterbrochenen Bootsverkehr mit dem
Westen.
2)
Sulpicius, christl. Geschichtschreiber, geboren um 363 in
Aquitanien, studierte die
Rechte und war zuerst als
Sachwalter thätig,
ging aber nach dem
Tod seiner Gemahlin in ein
Kloster in
Aquitanien und trat später auch in den geistlichen
Stand über, in
dem er die
Würde eines
Presbyters erlangte; er starb um 410 in
Massilia. S. schrieb einen Abriß der Geschichte
von Erschaffung der
Welt bis auf seine Zeit (»Chronica oder
Historia sacra« genannt) und eine
»Vita S.
Martini
Turonensis«. Die beste
Ausgabe besorgte
Halm
(Wien 1867).
Alle Bewerbungen um ihre
Hand
[* 16] nach ihres
GattenTod (1651), z. B. eines
Conti,
Turenne, ihres
Cousins Bussy,Fouquets,
schlug sie aus. Als ihre Tochter 1671 ihrem Gemahl, dem
Grafen von
Grignan,
Gouverneur der
Provence, dahin folgte, begann zwischen
Mutter und Tochter jener (nicht für die
Öffentlichkeit bestimmte) 25jährige Briefwechsel, welcher in der litterarischen
Welt nachmals großes Aufsehen erregt hat. Es offenbaren sich darin ein reines weibliches
Gemüt, ein feiner,
gebildeter
Geist und eine leicht erregbare
Phantasie, und ihre Formvollendung erhebt sie zum
Muster des Briefstils.
Die
Briefe der Tochter bilden durch ihre ernste
Kälte einen schroffen
Kontrast zu denen der
Mutter. S. starb auf
dem
SchloßGrignan in der
Provence. Die Hauptausgabe der
»Lettres« ist die von A.
Régnier (Par. 1862-67, 14 Bde.;
neue Ausg. 1887 ff.) mit
Biographie von Mesnard und einem
Lexikon, zu welchem die
Ausgabe von Monmerqué (1818-19, 10 Bde.)
die Grundlage bildet. Capmas veröffentlichte:
»Lettres inédites de
Madame de S.« (1876, 2 Bde.). Übersetzungen ausgewählter
Briefe erschienen
Brandenburg
[* 17] 1818, 3 Bde., und (von
Lotheißen)
Stuttgart
[* 18] 1884.
Vgl.
Walckenaer,
Mémoires
touchants la vie et les écrits de
Madame de S. etc. (Par. 1842-1852, 5 Bde.;
Bd. 6 von
Aubenas, 1865);
Flächenraum von 14,062 qkm (255,4 QM.). Im N. wird die Provinz von der Sierra Morena, im Süden von Ausläufern des bätischen
Gebirgssystems darunter Sierra Terril (1130 m), durchzogen. Im übrigen ist sie ebenes Land, welches vom Guadalquivir durchflossen
wird und an dessen Unterlauf Sumpfland (las Marismas) enthält. Außerdem wird die Provinz von den Nebenflüssen
des erwähnten Stroms, darunter Jenil, Corbones, Viar, Cala, Guadaira, Guadiamar, bewässert.
Die gleichnamige Hauptstadt, ein Industrie- und Handelsplatz ersten Ranges, liegt zu beiden Seiten des bis hierher für Seefahrzeuge
schiffbaren Guadalquivir, in einer weiten, fruchtbaren und wohlangebauten Ebene, mit Cordova, Cadiz und Huelva durch Eisenbahn
verbunden, und bietet mit ihren zahlreichen Türmen von allen Seiten einen imposanten Anblick dar. Die
eigentliche Stadt nimmt das linke Ufer des Guadalquivir ein und ist von den Vorstädten Los Humeros (der Sitz der Zigeuner, Zincali
genannt, der Schmuggler, Stierkämpfer etc.), Cesteria, Baratillo, Carreteria, Resolana mit
dem großen Hospital La Caridad, SanBernardo (Sitz des Proletariats), San Roque y la Calzada und Macarena
mit dem Hospital de la Sangre umgeben.
Von der alten mit 66 Türmen versehenen Ringmauer, welche die innere Stadt umgab, sind nur noch Reste vorhanden. Am rechten
Ufer des Flusses breitet sich noch die große Vorstadt Triana aus. Die innere Stadt bildet ein Labyrinth
von engen Gassen, ist jedoch gut und solid gebaut. In den letzten Jahren hat sich S. bedeutend verändert, sowohl in den äußern
Vierteln gegen den Bahnhof zu als auch im Innern, wo neue Plätze und Straßen durch Niederreißung vieler Häuser angelegt worden
sind.
Als größere, regelmäßige Plätze sind die Plaza de San Francisco oder der Konstitutionsplatz, der hinter
demselben neuangelegte Platz mit modernen Prachtbauten, die Plaza del Duque mit schöner Promenade, die Plaza de la Encarnacion
(der Fleisch- und Gemüsemarkt), der Museumsplatz mit Bronzestatue Murillos und der Quemadero, wo die Autodafees stattfanden,
hervorzuheben. Die belebteste Straße ist die schlangenartig gewundene Calle de Sierpes. Unter den Häusern
sind zahlreiche palastartige, meist im altrömischen Stil erbaute mit schönen marmorgetäfelten Höfen; im übrigen herrscht
die orientalische Bauart vor, insofern die Häuser durchgängig platte Dächer und selten mehr als zwei Stockwerke haben.
Die Vorstadt Triana, der Tummelplatz der »Majos«, ist
seit 1848 durch eine eiserne Brücke
[* 34] mit der eigentlichen
Stadt verbunden. S. hat zahlreiche öffentliche Brunnen,
[* 35] welche meist durch den unter dem NamenCaños de Carmona bekannten,
aus 410 Bogen
[* 36] bestehenden antiken Aquädukt (von. J. Cäsar erbaut) mit Wasser versehen werden, und 74 Kirchen. Unter den Gebäuden
ist zunächst hervorzuheben: die KathedraleMaria de la Sede, eine der größten und schönsten gotischen
Kirchen (1401-1519 an der Stelle einer ehemaligen Moschee erbaut), mit fünf Schiffen, zahlreichen, mit Kunstschätzen (Gemälden
von Murillo, Velazquez, Zurbaran etc.) geschmückten Seitenkapellen, herrlichen Glasmalereien, einer Riesenorgel u. vielen Grabmälern
gekrönter u. historischer Persönlichkeiten.
Daneben steht die sogen. Giralda, ein 114 m hoher viereckiger Glockenturm mit reichen, in gebrannten Steinen
ausgeführten Ornamentmustern und 22 harmonisch gestimmten Glocken, nebst dem sogen. Orangenhof die einzigen Überbleibsel
der ehemaligen Moschee. Die Giralda wurde 1196 von AbuJussufJakub in der Höhe von 82 m erbaut; der weitere, 32 m hohe Aufsatz
in durchbrochener Arbeit kam 1568 hinzu. Ferner verdienen Erwähnung: der Alkazar oder maurische Palast mit
prächtigen Sälen und Hallen und großen Gärten;