durchschwärmenden asbestähnlichen Körper (Serpentinasbest, Chrysotil) Varietäten des Serpentins oder mit ihm dimorphe Substanzen
sind, ist ungewiß. S. kommt in grünen, gelben, braunen und roten, meist düstern Nüancen vor, oft bunt gefleckt, geädert
oder gestreift. Die hellern, gelben oder grünen, bisweilen mit Kalkspat verwachsenen Varietäten (Ophiocalcit) bezeichnet
man als edlen, zum Unterschied vom gemeinen. Die erstern sind durchscheinend, auf dem Bruch etwas glänzend,
die letztern undurchsichtig und matt.
Härte 3-4; spez. Gew. 2,5-2,7.
Im reinsten Zustand ist S. wasserhaltiges Magnesiumsilikat H2Mg3Si2O8 + H2O ,
in welchem besonders häufig ein Teil des Magnesiums durch Eisen ersetzt ist; auch finden sich gelegentlich Thonerde, Chromoxyd,
Manganoxyd, Nickeloxyd. Die Afterkristalle, in denen S. auftritt, geben Fingerzeige, aus welchen Substanzen
sich derselbe durch Umwandlung gebildet haben kann. So deuten die Afterkristalle nach Olivin, Augit und Hornblende auf Wasseraufnahme.
Die Substanz der Formen von Snarum, anfangs für echte Serpentinkristalle gehalten, ist zum Teil noch heute ein Gemenge von
ca. 70 Proz. Olivin mit ca. 30 Proz. S. Vgl. Serpentinfels. Schwieriger, zum Teil bis jetzt unmöglich ist
die Erklärung der Bildungsweise andrer Afterkristalle (nach Spinell, Glimmer, Granat, Chondrodit). - Der S. tritt in Gängen,
mitunter sehr mächtigen Stöcken und Lagern, aber auch derb, eingesprengt und in Adern auf.
Hauptfundorte des weitverbreiteten Minerals sind: Zöblitz u. a. O. in Sachsen, Reichenstein in Schlesien
(hier goldhaltigen Schwefelkies und Arseneisen führend), Schwarzwald, Vogesen, Fichtelgebirge, Salzburg, Steiermark, Tirol, Böhmen,
Mähren, Epinal in Frankreich etc. Da S. politurfähig ist und sich auf der Drehbank verarbeiten läßt, so benutzt man ihn zu
Denksteinen, Ornamenten, Leuchtern, Reibschalen, Wärmsteinen etc.; auch dient er zur Fabrikation
von Bittersalz und wegen seiner Feuerbeständigkeit zu Ofengestellen, Herd- und Brandmauern. Der Vegetation ist er feindlich:
wo er in andern Gesteinen eingelagert vorkommt, treten seine Rücken nackt und kahl hervor, da sich bei der Verwitterung nur
geringe Spuren von Erdkrume bilden. Pikrolith ist dem edlen S. ähnlich, aber härter, kantendurchscheinend,
findet sich in letzterm meist in Platten und als Überzug.
Gestein, welches in den seltensten Fällen lediglich aus Serpentin besteht, gewöhnlich
ein Mineralaggregat von Serpentin mit mehr oder weniger zersetztem Olivin, Augit, Enstatit, Bronzit, Smaragdit etc. darstellt und
außerdem Pyrop, Pikotit (Chromspinell), Chromeisen, Diopsid, Diallag enthält; auch ist S. nach allen Anzeichen das Muttergestein
des gewöhnlich nur auf sekundärer Lagerstätte aufgefundenen gediegenen Platins. Früher als ein unverändertes eruptives
Material betrachtet, gilt er jetzt nach der chemischen und mikroskopischen Beschaffenheit und den Lagerungsverhältnissen
als metamorphisches Produkt.
Das Muttergestein ist sehr häufig ein Olivingestein (Olivinfels, Dunit, Lherzolith, s. Olivinfels), aus dessen Hauptbestandteil
sich, wie die Pseudomorphosen von Serpentin nach Olivin zeigen, Serpentin leicht herausbildet. Nimmt man einen aus gleichen Teilen
Olivin (Mg2SiO4 ) und Enstatit (MgSiO3 ) bestehenden Olivinfels an,
so
braucht zu einem solchen Gemenge nur Wasser hinzuzutreten, um Serpentin zu bilden (Mg2SiO4 + MgSiO3 + 2H2O = H4Si2O9
^[Mg2SiO3+Mg2SiO4+2H2O=H4Si2O9]), und daß diese Umwandlung wirklich stattgefunden hat, zeigen die
beiden Gesteinen gemeinschaftlichen accessorischen Bestandteile (Pyrop, Pikotit, Diopsid), die mitunter noch deutlich erhaltenen,
aber vom Serpentin umrindeten Olivinkörner im S. sowie auch die allmählichen Übergänge aus den genannten
Olivingesteinen zu S., welche an mehreren Fundorten zu beobachten sind.
Solche Übergänge verknüpfen aber auch mehrere Gabbrogesteine mit dem S., und die mit den Namen Forellenstein und Schillerfels
bezeichneten Gesteine sind ebenfalls solches von der Serpentinisierung angekränkeltes Material. Auch Eklogite
und Hornblendegesteine scheinen bisweilen das ursprüngliche Material gewisser jetzt als S. anstehender Gesteine gewesen zu
sein, so daß also eine Reihe komplizierter, Olivin, Augit oder Hornblende führender Gesteine die gemeinschaftliche Tendenz hat,
sich zu Serpentin umzuwandeln.
(Sserpuchow), Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, unweit der Mündung der Nara in die Oka, an der Eisenbahn
Moskau-Kursk, ist zum Teil auf einem steilen Hügel erbaut, auf dem jetzt kaum noch sichtbare Ruinen einer
alten, von Iwan IV., dem Grausamen, aufgeführten Festung sich befinden, und hat eine Kathedrale mit alten Freskomalereien, 21 Kirchen
und (1885) 20,983 Einw. S. ist nächst Moskau die betriebsamste Stadt des Gouvernements, hat bedeutende Tuch-, Kattun-, Segeltuch-
und Papierfabriken sowie auch Fabriken für chemische Präparate, als Schwefel-, Salz- und Salpetersäure,
Bleiweiß etc., ferner Kerzenfabrikation, Gerbereien, Ziegeleien, besuchte Jahrmärkte, Flachs-, Talg- und Holzhandel. Die Waren
werden hauptsächlich nach Petersburg, Moskau und auf den Nishnij Nowgoroder Markt geschickt. S. gehörte schon 1328 zum Großfürstentum
Moskau.
allgemeine Bezeichnung für den in Brasilien südlich von Rio de Janeiro in der
Nähe der Küste hinstreichenden Höhenzug, der steil nach dem Meer zu abfällt und den Rand der die Provinzen São Paulo, Parana,
Santa Catharina und Rio Grande erfüllenden Tafelländer bildet;
yDominguez (spr. -geds), Francisco, Herzog de la Torre, span. Staatsmann, geb. zu
Anjonilla in Andalusien als Sohn eines Generals, trat in spanische Militärdienste, zeichnete sich im Karlistenkrieg aus und
war 1840 schon General. Zu der Partei der Progressisten gehörend, verließ er 1843 die Sache des Regenten Espartero, dem er bis
dahin ergeben gewesen war, und
mehr
stellte sich an die Spitze der provisorischen Regierung in Barcelona. Im Ministerium Lopez hatte er das Portefeuille des Kriegs.
Nach Einführung der Konstitution 1845 ward er zum Senator ernannt. Sein angenehmes Äußere erwarb ihm die Gunst der Königin
Isabella, deren Geliebter er ward, was den Neid andrer Machthaber erweckte; er wurde daher im Oktober 1847 durch
seine Ernennung zum Generalkapitän von Granada aus Madrid entfernt. Anfang 1852 zum Generaldirektor der Artillerie befördert,
ward er wegen seines Anteils am Aufstand in Saragossa 1854 kurze Zeit verbannt, schloß sich dann an O'Donnell an, der ihn zum
Generalkapitän von Neukastilien beförderte, war bei der Niederwerfung der radikalen Progressisten im
Juli 1856 thätig, ward Generalkapitän der Armee und Botschafter zu Paris, 1858 Generalkapitän von Cuba und, nachdem er 1861 San Domingo
für Spanien erworben, zum Herzog de la Torre erhoben, kehrte 1862 von Cuba zurück und leitete bis März 1863 das Auswärtige
Ministerium.
Als 1865 O'Donnell, dem S. mit großer Treue anhing, aufs neue an die Spitze der Regierung trat, erhielt
S. den Vorsitz im Senat. Als er aber im Dezember 1866 gegen die Verzögerung der Berufung der Cortes durch das Ministerium Narvaez
an der Spitze der Opposition der Königin einen Protest überreichen sollte, ward er nach den Balearen gebracht,
jedoch nach wenigen Wochen wieder in Freiheit gesetzt. Im Juli 1868 ward er als Führer der liberalen Union wegen Anteils am Komplott
zum Zweck der Thronerhebung des Herzogs von Montpensier abermals verhaftet und nach den Kanarischen Inseln deportiert.
Beim Septemberaufstand 1868 gehörte er ungeachtet der frühern intimen Beziehungen zu der Königin Isabella
zu den Führern desselben und schlug die treugebliebenen Truppen unter dem General Pavia 28. Sept. bei der Brücke von Alcolea. Nach
Vertreibung der Königin ging die oberste Leitung des Staats, da die Parteien sich über einen neuen König nicht einigen konnten,
zunächst an S. über, welcher den Vorsitz in dem neugebildeten Ministerium übernahm und Ehrenpräsident
der Zentraljunta wurde. Am ward er zum Regenten mit dem Titel Hoheit erwählt und behielt diese Würde bis zum Regierungsantritt
des Königs Amadeus.
Als Oberbefehlshaber gegen den Karlistenaufstand im Mai 1872 beendete er denselben scheinbar durch die
Konvention von Amorevieta, ward dann Ministerpräsident, trat aber wieder zurück, als der König seinen Plan eines absolutistischen
Staatsstreichs nicht billigte. Der Anarchie unter der Republik machte er durch Sprengung der Cortes ein Ende, trat
als Präsident der Exekutivgewalt an die Spitze des Staats, führte den Krieg gegen die Karlisten nicht unglücklich,
aber ohne entscheidende Erfolge und ward Ende 1874 durch Alfons' XII. Thronerhebung plötzlich beseitigt. 1882 stellte er
sich an die Spitze der Partei der dynastischen Linken, ward unter dem Ministerium Posada-Herrera im November 1883 als Botschafter
nach Paris geschickt, nahm aber nach dessen Rücktritt im Februar 1884 seine Entlassung. Er starb in
Madrid.