1)
Name mehrerer
Märtyrer u.
Bischöfe der alten
Kirche; am bekanntesten geworden ist S.
mit dem Beinamen
Sindonites (da er nichts als ein
StückLeinwand [sindon] zur Bekleidung besitzen wollte), ein wandernder
Asket
in der Mitte des 4. Jahrh. in
Ägypten.
[* 6] Nach ihm sind E.
T. A.
Hoffmanns »Serapionsbrüder« benannt.
2)
Name mehrerer arabischen
Ärzte: S. der ältere, eigentlich Jahja ben Serabi, bekannt als
Janus
[* 7]
Damascenus,
Arzt aus
Damaskus, lehrte im 9. oder 10. Jahrh. zu
Bagdad und hinterließ ein in syrischer
Sprache
[* 8] verfaßtes Werk, das im 15. Jahrh.
als »Pandectae therapeuticae« mehrfach in
Italien
[* 9] gedruckt wurde. - Ein andrer arabischer
Arzt, S. der jüngere oder
IbnSerabi,
im 11. Jahrh., verfaßte das Werk
»De medicamentis simplicibus«, das ebenfalls im 15. Jahrh. öfters im
Druck erschien.
ägypt. Gott, Beherrscher der
Unterwelt und der abgeschiedenen
Seelen, hieß eigentlich
Osar-Hap (»Osiris-Apis«),
d. h. der zum
Osiris
[* 10] gewordene oder verstorbene
Apis.
[* 11] Die Apisstiere wurden selbst nach ihrem
Tod noch verehrt, indem sie seit
der 18. Dynastie bis ans Ende der griechischen Herrschaft in einer noch erhaltenen Nekropole bei
Memphis
bestattet wurden (s.
Serapeum). Mit diesem
Osiris-Apis wurde von den ägyptischen
Priestern ein Gott identifiziert, der unter
dem ersten
Ptolemäer aus
Sinope in
Ägypten eingeführt und S. genannt wurde. Er ward im Gebiet des Naturlebens gedeutet
als die unterirdische
Sonne
[* 12] und, sofern
Tod und
Krankheit in das Gebiet des Herrschers der
Unterwelt gehören, um
Heilung angerufen
und daher von manchen mit
Asklepios
[* 13] identifiziert.
Der Serapiskultus, in welchem sich
Elemente verschiedener Religionskreise vermischten, verbreitete sich, in
Verbindung mit
dem der
Isis,
[* 14] bald auch nach dem
Westen und gewann im römischen
Reich trotz des Einschreitens des
Staats
große
Ausdehnung.
[* 15] Dargestellt wurde
S. in späterer Zeit mit einem dem
Zeus
[* 16] ähnlichen
Gesicht
[* 17] und langem Gewand; neben ihm
stand ein von einer
Schlange
[* 18] umschlungenes
Tier mit
Hunds-,
Löwen- oder Wolfskopf.
2052 m hoher
Berg auf der Westseite der Sinaihalbinsel, südlich vom
Wadi Feiran, 40 km
östlich vom
Golf von
Suez und ebenso weit nordwestlich vom
DschebelMusa, welchen
Lepsius und
Ebers in Übereinstimmung mit der
Tradition für den
Berg der mosaischen
Gesetzgebung halten, während andre, wie es scheint mit mehr
Recht, denselben im
DschebelMusa suchen (vgl.
Sinai).
ein
Volk slawischen
Stammes, dessen
Name bei
Plinius und
Ptolemäos zuerst als
Serbi, später
als Sorbi, Spori, Surbi, Sorabi vorkommt und der nach
Schafarik einfach
Nation,
Volk bedeutet. Zusammen mit den ihnen auf das
nächste verwandten Kroaten sehen wir sie im 7. Jahrh. den größten Teil
Illyriens einnehmen und sich allmählich von
Save
und
Donau gegen
Süden, bis
Durazzo, verbreiten, von wo sie allerdings durch die
Albanesen wieder verdrängt
wurden. Im allgemeinen haben sie aber seit dem 9. Jahrh. ihre alten Sitze auf der
Balkanhalbinsel
[* 22] bewahrt, wo sie in kompakter
Masse den Nordosten einnehmen.
Wie dieselben aber politisch unter verschiedene
Staaten geteilt sind, so zerfallen sie auch in religiöser Beziehung, indem
bei den S. der
Balkanhalbinsel die griechische, bei denen
Österreich-Ungarns die katholische
Religion vorherrscht. In seiner
vollen Eigentümlichkeit lernen wir den
S. in den innern Teilen des
Königreichs kennen, zwischen
Bergen
[* 27] und Wäldern, aus denen die
Führer und
Streiter im serbischen Freiheitskampf hervorgingen.
Dort zeichnet sich der typische
Serbe durch scharfes Gesichtsprofil und kräftige Körperformen aus. Er ist eher groß als klein, breitschulterig, selten
fett.
Der
Kopf erscheint gut proportioniert, das Oberhaupt mehr spitz, die
Stirn wohlgebildet, die Backenknochen
etwas hervorragend, die
Nase
[* 28] oft eingedrückt, aber auch wieder von schönem Adlerschnitt, das
Haar
[* 29] meist blond oder braun,
seltener schwarz. Der Serbe trägt nur Schnurrbart, bloß die
Geistlichkeit macht mit Vollbärten eine Ausnahme. Die
Frauen,
von mittlerer
Größe, zeigen regelmäßige
Züge, ohne schön zu sein. Sie schminken sich und färben
das
Haar schwarz.
Die
Kleidung ist sehr mannigfaltig und wechselt, namentlich bei den Weibern, von
Bezirk zu
Bezirk. Auf dem Land sind faltige,
weiße Leinengewänder, ein breiter
Gürtel
[* 30] um die Mitte und braune oder lichte Oberkleider von Wolltuch bei beiden Geschlechtern
in
Gebrauch. Das rote
Fes bildet die Kopfbedeckung.
In denStädten kommt die westeuropäische
Tracht mehr
und mehr in
Aufnahme. Die
Wohnungen auf dem Land und in den kleinen
Städten sind meist sehr einfacher
Natur; sie bestehen aus
roh behauenen
Balken, zwischen welche Lehmziegel eingefügt sind, sind mit
Stroh oder
Holz
[* 31] gedeckt und in
zwei oder drei Gemächer abgeteilt. Der
Rauch zieht durch eine Öffnung im
Dach
[* 32] ab;
Herde oder
Kamine sind kaum gekannt. Das
Möblement ist das primitivste und Bettstellen wie
Schränke fast unbekannt. Das beste
Haus ist dasjenige des Familienältesten
(Starjeschina), welches den unverheirateten Familiengliedern zur
Wohnung dient, und um das sich die kleinen
Häuschen der Verheirateten
¶
mehr
gruppieren. Sie enthalten gewöhnlich nur einen Schlafraum, da zum Essen
[* 34] etc. alle Familienglieder im großen Raum des Ältestenhauses
sich versammeln. Mais, Milch, Käse, getrocknete Fische,
[* 35] Speck, Bohnen, von GewürzenKnoblauch und Paprika bilden die Hauptnahrungsmittel
des Volkes. Die Verfassung des serbischen Hauses ist die patriarchalische, begrenzt durch die Rechte der einzelnen
Familie. Stirbt der Vater, das natürliche Familienoberhaupt, so geht dessen Nachfolger aus der freien Wahl der Hausgenossenschaft
(Zadruga) hervor.
Der Befähigtste wird alsdann zum Starjeschina gewählt. Er vertritt die ganze Hausgenossenschaft gegenüber den politischen
Behörden, schlichtet die Streitigkeiten und leitet die Arbeiten desHauses, an denen die ganze Familie
teilnimmt. Die erwachsenen Männer und Frauen arbeiten im Feld und Walde, die jüngern hüten das Vieh. Die Anordnungen des Ältesten
werden willig befolgt; er verteilt die Einkünfte und Ausgaben des Hauses zwischen den Genossen und sorgt für diese wie für
sich selbst.
Die Erträgnisse aus dem Feldbau, der Obst- und Weinkultur, der Schweinezucht etc. bilden die Einnahmequellen.
Zum Verkauf oder der Schuldenbelastung des genossenschaftlichen Vermögens ist die Zustimmung der Mehrzahl der Genossen nötig.
Die gemeinsame Hauswirtschaft wird wechselweise von einer der verheirateten Frauen geführt. Die Frau teilt alle Arbeit des Mannes:
sie ackert, spinnt, webt, färbt, arbeitet überhaupt mehr als der bequemere Mann. Durch die Zadruga
wird die Familie zusammengehalten, und Pauperismus und Proletariat sind im allgemeinen in Serbien unbekannt.
Neben manchen schlimmen Seiten des Nationalcharakters hat der Serbe, wo er von fremden Einflüssen unberührt blieb, sich
auch die guten Seiten desselben zu bewahren gewußt. Jahrhunderte hindurch abgesperrt von aller Welt, hat
er an deren Fortschritten keinen Anteil genommen. Aber der Sinn für die Familie, die Liebe zum Vaterland und der persönliche,
jeder Knechtschaft abholde Mannesmut sind in allen Klassen des Volkes lebendig. Mit starrer Zähigkeit hält er an alten Sitten
und Gebräuchen fest, eine Tugend, die selbst in Eigensinn ausartet, wo veränderte Verhältnisse das Aufgeben
des Ererbten erheischen.
Der Serbe ist duldsam und gastfrei. Seine kriegerischen Tugenden wurden schon von den Byzantinern gerühmt und bewährten sich
in den Freiheitskriegen. Voll stolzen Selbstgefühls, ist er schlau und läßt sich keinen Vorteil entgehen, dabei ist er prozeßsüchtig,
streitet gern und greift leicht zu Thätlichkeiten. Das religiöse Moment bildet einen Grundzug seines
Charakters, er neigt zum Mystischenu. ist voller Aberglauben. WeiseFrauen stehen ihm höher als der Arzt.
Standesunterschiede kennt der Serbe nicht, seit die Türken das Land demokratisierten und den Adel gleich den Hörigen zur
Rajah erniedrigten. Bei großer Neigung für Poesie und Musik zeigt der Serbe sehr geringen Sinn für die
bildenden Künste und noch geringern für das Handwerk, welches ihm als Lebensberuf sogar verächtlich erscheint. Wenn er nicht
Ackerbauer und Viehzüchter ist, wird er am liebsten Beamter oder Soldat. Eine eigentliche Intelligenz beginnt erst neuerdings
unter dem Einfluß Westeuropas sich herauszubilden.
Mäßigkeit gehört zu den schönsten Tugenden des S. Gastfreundschaft übt er besonders gern; von Spielen liebt er ausschließlich
die Musik und den Tanz, zumal den nationalen Kolo, einen Rundreigentanz. Die Elternliebe, die Achtung der Jugend vor dem Alter
wurzeln tief im
Gemüt des S., und nicht minder fest begründet ist die Heiligkeit des Bandes zwischen Bruder
und Schwester. Dem hohen Grade der Geschwisterliebe stellt sich an Innigkeit nur der Freundschaftsbund zur Seite, welchen zwei
Mädchen oder junge Männer aus freier Neigung schließen. Die Bundesbrüder- und Bundesschwesterschaft (pobratimstvo, posestrimstvo)
gestaltet diese Freundschaft zu einem von der Kirche geheiligten, für das Leben unlöslichen Band, welches
in höherm Grad als selbst die Blutsverwandtschaft zu gegenseitiger Treue und Unterstützung verpflichtet. Vgl. Litteratur bei
Serbien.