müssen semitische
Stämme Südarabiens über das
Rote Meer gesetzt sein und
Abessinien eingenommen haben; dort findet sich
als
Sprache
[* 2] der alten christlichen Litteratur dieses
Landes das nahe mit dem Himjaritischen verwandte
Äthiopische, von dem
die lebenden
SprachenAbessiniens,
Amharisch,
Tigre nebst Tigrine und
Harari, abstammen. Sämtlichen semitischen
Sprachen gemeinsam
ist außer einer großen Anzahl von Wörtern und
Wurzeln die
Regel, daß jede
Wurzel
[* 3] aus drei
Konsonanten
bestehen muß, welche stets unverändert bleiben, während die dazwischen stehenden
Vokale wechseln, um wechselnde grammatische
oder andre Beziehungen auszudrücken. So hieß in der aus der Vergleichung der semitischen
Sprachen zu erschließenden semitischen
Ursprache kadhala »er tötete«, kadhila »er
wurde getötet«, kadhl "
Mörder«, kidhl »Feind« etc.
Schon hierdurch allein unterscheiden sich die semitischen
Sprachen total
von den indogermanischen, in welchen grammatische Endungen und
Zusammensetzungen die nämliche
Rolle spielen wie in den semitischen
Sprachen der Vokalwechsel, und alle
Versuche, beide Sprachstämme
[* 4] miteinander zu vermitteln, haben bisher
mit einem rein negativen
Resultat geendigt.
Dagegen besteht zwischen den semitischen
Sprachen und den hamitischen Nordafrikas (s.
Hamiten) eine wenn auch entfernte, doch
unbestreitbare
Verwandtschaft, die namentlich in der Bezeichnung des weiblichen
Geschlechts und bei den persönlichen Fürwörtern
hervortritt. Als die
Hamiten sich von den S. trennten, kann der grammatische
Bau ihrer
Sprachen noch nicht
vollendet gewesen sein, die semitischen
Sprachen stehen dagegen einander sehr nahe, weit näher als z. B. die einzelnen
Familien
des indogermanischen Sprachstammes; doch muß die
Kultur der noch ungetrennten S. niedriger gestanden haben als die der ältesten
Indogermanen (s. d.), da ihnen z. B. ein
Wort für »Stadt« fehlte und das älteste semitische
Wort für Stadt (im
Assyrischen) eigentlich
»Zelt« bedeutet.
Eine berühmt gewordene allgemeine
Charakteristik der S. hat
Renan versucht; doch ist sein sehr ungünstiges
Urteil von Parteilichkeit
keineswegs freisprechen, indem
er den semitischen Völkern unter andern alle politischen und kriegerischen Fähigkeiten abspricht
und in ihrer Litteratur und
Kunst das
Drama, die
Epopöe, die
Philosophie und überhaupt alle
Wissenschaften,
die
Mythologie und die plastische
Kunst völlig vermißt.
Vgl.
Renan,
Histoire générale et système comparé des langues sémitiques
(4. Aufl., Par. 1864);
1)
Christoph,
Gründer der ersten deutschen
Realschule, geb. 1669 zu
Halle,
[* 7]
studierte in
Leipzig
[* 8] und
Jena,
[* 9] hier namentlich angeregt von dem
MathematikerErhardWeigel, war seit 1697 akademischer
Dozent, seit 1699 auch
Pfarrer
und städtischer
Schulinspektor in seiner Vaterstadt. In seinen »Nützlichen
Vorschlägen« (1705) entwickelte
er denPlan einer
mathematischen Handwerkerschule, die er 1706 als »mathematische
und mechanische
Realschule« ins
Leben rief. Die 1710 wieder eingegangene Anstalt versuchte S. nochmals 1738 als »mathematische,
mechanische und ökonomische
Realschule« zu beleben. Mit seinem
Tod 1740 erlosch auch diese, aber das
Ideal einer
Realschule
war durch ihn geschaffen und wirkte in seinen Zeitgenossen, namentlich auch in
Joh. Jul.
Hecker (s. d.),
fort.
(ungar. Zimony, serb. Zemun, lat.
Taurunum), Stadt im kroatisch-slawon.
KomitatSyrmien (in der ehemaligen
Militärgrenze) und
Station der
Bahnlinie
Budapest-S., liegt am rechten Donauufer, dicht
vor der Mündung der
Save, von
Belgrad
[* 11] nur durch die letztere getrennt,
war ehemals befestigt, ist ein bedeutender Handelsplatz, hat 5 katholische und 2 griechische nichtunierte
Kirchen, eine
Realschule,
ein
Theater
[* 12] und (1881) 11,836 meist serb. Einwohner
und besitzt lebhafte
Industrie, Vieh- und Schweinezucht, ein Brauhaus, eine
Ölmühle etc. sowie einen
Gerichtshof, ein
Hauptzollamt
und eine Kontumazanstalt. In der
Nähe die
Ruinen der
BurgJoh. Hunyadys (der hier 1456 starb) und viele römische
Altertümer.
Gebirgsstock der Steirisch-Österreich.
Alpen,
[* 13] an der
Grenze von
Niederösterreich und
Steiermark,
[* 14] 1395 m hoch,
zwischen der
Raxalpe (2009
m) und dem
Wechsel (1738 m) gelegen, mit 981 m hohem
Paß,
[* 15] welcher einen Hauptverbindungsweg zwischen
Niederösterreich und
Steiermark bildet.
Schon im 14. Jahrh. errichtete ein steirischer
Herzog mitten in der
Wildnis des Hochgebirges ein
Hospiz, aus dem das jetzige Dorf
Spital auf der steirischen Seite des
Passes entstanden ist. Eine
ordentliche Fahrstraße wurde erst 1728 unter
KaiserKarl VI., welchem auf dem höchsten
Punkt ein Denkmal gesetzt wurde, und 1840 die
neue Semmeringstraße ausgeführt. Die
Eisenbahn über den S., 1850-53 mit einem Kostenaufwand von
ca. 20 Mill.
Gulden erbaut, führt in einer
Länge von 42 km mit doppeltem Geleise von
Gloggnitz nach
Mürzzuschlag, an steilen Felswänden
¶
mehr
angelegt, durch 15 Tunnels (darunter der 1430 m lange Tunnel
[* 17] durch den BergS.) und über 16 Viadukte (darunter der großartige 280 m
lange Viadukt mit 13 Bogen
[* 18] über das Schwarzathal und der 248 m lange, 46 m hohe Viadukt über die Kalte Rinne), durch mehrere
in die Felswände gebaute Galerien, namentlich an der Weinzettelwand, berührt die Stationen Payerbach,
Eichberg, Klamm, Breitenstein, Semmering (mit Denkmal zu Ehren des Erbauers der Bahn, Karl v. Ghega), Spital und Mürzzuschlag und
erreicht in ihrem höchsten Punkt (in der Mitte des Semmeringtunnels) 896 m Meereshöhe.
Die längste ununterbrochene Steigung findet sich zwischen Eichberg und Klamm im Verhältnis von 1:40 und
in einer Ausdehnung
[* 19] von 3,6 km. Die Semmeringbahn vermittelt als integrierender
Teil der Österreichischen Südbahn den Verkehr zwischen Wien
[* 20] und Triest
[* 21] und wird mit eigens konstruierten Lokomotiven befahren.
Der S. sowie der von hier aus bestiegene Sonnwendstein oder Göstritz (1523 m, mit Alpengasthaus und
herrlicher Rundsicht) sind beliebte Ausflugsorte von Wien. Auch ist durch neue Hotelanlagen der Südbahn der S. ein klimatischer
Höhenkurort geworden.