s.
Seilerwaren. - Dann (auch
Bandmaschine genannt) eine Vorrichtung zum Wasserheben, bestehend in einem
senkrechten endlosen
Seil, welches mit großer
Geschwindigkeit über zwei
Rollen
[* 3] läuft u. dabei das adhärierende
Wasser mit
emporreißt.
Personen, welche auf einem gespannten
Seil einherschreiten, tanzen und allerlei
Künste ausführen, kommen
schon bei den Griechen, viel häufiger aber bei den
Römern vor, welche Funambuli, die auf starken
Seilen, und Neurobatae,
die auf
Darmsaiten tanzten, unterschieden.
Letztere hießen auch Aërobatae (»Lufttänzer«),
weil sie bei der Dünne der
Saiten aus der
Entfernung in freier
Luft zu tanzen schienen. Seiltänzerkunststücke finden sich
auf
Vasen
[* 5] und Wandgemälden abgebildet, und auf einigen
Münzen
[* 6] von
Kyzikos ist sogar das Besteigen des Turmseils dargestellt.
Später kamen von
Indien und
Ägypten
[* 7] aus S. nach
Konstantinopel,
[* 8] und imMittelalter kannte man indische,
persische, morgenländische
Gaukler dieser Art. Der S. Arcangelo Tuccaro verfaßte eine illustrierte
Schrift über seine
Kunst
(Par. 1599). In neuerer Zeit zeichneten sich besonders
Italiener als S. aus, und namentlich die
Chiarinis, welche sich
Akrobaten
nannten, während sich andre früher als
Äquilibristen bezeichnet hatten, erlangten großenRuf.
Unter den
Deutschen brachte
Kolter die
Kunst zu staunenswerter Vollendung und erstieg zuerst auf einem scharf gespannten
Seil
einen
Turm.
[* 9]
Später hat man dies ohne Balancierstange und selbst mit einer Bürde beladen ausgeführt, auch
oben allerlei Kunststücke,
Umkleidungen etc. vorgenommen, Feuerwerke abgebrannt etc. In neuerer
Zeit erregte
CharlesBlondin (geb. 1824 zu
St.-Omer in
Frankreich), der auf einem gespannten
Seil wiederholt
den Niagarafall überschritt, allgemeine
Aufmerksamkeit. Auch
Tiere sind vielfach durch
Dressur zu Seilkünstlern ausgebildet
worden.
Der
Hanf- und Baumwollenseiltrieb hat den
Riementrieb zur
Übertragung großer
Kräfte (bis 1000
Pferdekräfte) vielfach ersetzt.
Bei ihm wird die
Kraft
[* 13] meist auf eine Anzahl
Seile (bis 30) von 30-50
mmDurchmesser verteilt, welche mit
großer
Geschwindigkeit (10-40
m und darüber pro
Sekunde) neben- und untereinander laufen, wobei jede
Seilscheibe mit einer
entsprechenden
Anzahl von
Rillen von keilförmigem
Querschnitt versehen sein muß. Der
Hanf- und Baumwollenseiltrieb dient besonders
zur
Übertragung der
Kraft eines größern
Motors auf die Haupttransmissionswellen und hat dabei vor dem
Riementrieb geringern Raumbedarf, etwas kleinere Betriebskosten und größere Sicherheit gegen Betriebsstörung voraus,
gestattet aber nicht, wie der
Riementrieb, eine Ausrückung mittels
Los- oder
Leerscheibe. In
Räumen mit großer
Feuchtigkeit
oder sehr veränderlicher
Temperatur werden die Spannungsverhältnisse der
Seile zu stark beeinflußt.
Jarolimek ersetzt die
Hanf- oder Baumwollenseile durch sogen. Stahlschnüre (Stahlschnurtrieb), d. h.
Schraubenfedern aus Stahldraht, deren lichter
Durchmesser nur dem Drahtdurchmesser entspricht, so daß ihre Federung bei großer
Zugkraft nur gering ist. Bei geringerm Kraftbedarf, besonders bei
Maschinen mit
Hand- und Fußbetrieb, ist der
Schnurtrieb allgemein
im
Gebrauch. Man benutzt hier eine
in sich zurückkehrende
Schnur
(Schnur ohne Ende,
Treibschnur) aus
Hanf
oder gedrehten Lederstreifen (gedrehten
Riemen) oder
Därmen
(Darmsaiten, Peesen).
Bei dem großen
Abstand der
Seilscheiben muß das
Seil in einem
Bogen von verhältnismäßig großer Pfeilhöhe
zwischen den
Scheiben herabhängen, um nicht durch sein eignes
Gewicht zu zerreißen. Die durch das
Gewicht des Seils in ihm
hervorgerufene
Spannung erzeugt die auf den
Scheiben zur
Übertragung nötige
Reibung. Bei sehr großen
Entfernungen der beiden
Scheiben wird das
Seil alle 100 bis 200 m durch Tragrollen unterstützt, weil sonst seine Einsenkung und
die dadurch bedingte
Höhe der Unterstützungen der
Scheiben
(Pfeiler) zu groß werden würde. In solchem
Fall wendet man auch
den sogen. zusammengesetzten
S. an, indem man Zwischenstationen mit zweispurigen
Rollen einschaltet, welche von
Station zu
Station
je durch ein endlosesSeil verbunden sind.
Sind die
Rollen ungleich hoch, so erhält man den sogen. schiefen S. Ablenkungen oder Verzweigungen
des Seillaufs sind mittels Wechselstationen mit Kegelrädergetrieben zu bewerkstelligen. Weniger empfehlenswert sind
Leitrollen,
weil sie die Dauerhaftigkeit des Seils beeinträchtigen. Die Scheibendurchmesser wechseln zwischen 1,5
und 5,5 m bei einer Umfangsgeschwindigkeit von 10-30 m pro
Sekunde. Berühmte
Anlagen dieser Art sind:
der S. der
SchaffhausenerWasserwerke, der S. der
Société des eaux et des forêts in Freiburg,
[* 14] der S. der Compagnie générale de
Bellegarde,
der
Züricher S.
(Sseim,Ssem), Nebenfluß der
Desna in Rußland, bildet sich aus zwei Quellflüssen im
GouvernementKursk, wird
bei
Kursk schiffbar, fließt westlich mit vielen Windungen in das
GouvernementTschernigow u. mündet der
Stadt
Sosniza gegenüber.
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