Seckenburger
Kanal, [* 2] s. Friedrichsgraben. ^[= Kanäle in den preuß. Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen, welche, 1689-97 von der ...]
Kanal, [* 2] s. Friedrichsgraben. ^[= Kanäle in den preuß. Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen, welche, 1689-97 von der ...]
altes Adelsgeschlecht, welches, besonders in Franken und Sachsen [* 3] verbreitet, seinen Namen von dem Dorf Seckendorf bei Nürnberg [* 4] in Franken führt, wo auch größtenteils die Stammgüter liegen. Als Stammvater des Geschlechts wird Ludwig von S. (um die Mitte des 13. Jahrh.) genannt. Es blüht jetzt in drei Hauptlinien. Die Aberdarische wurde 1706 in den Freiherrenstand und 1810 in der Person des württembergischen Staatsministers Johann Karl Christoph von S. (gest. in den Grafenstand erhoben und hat gegenwärtig des letztern Urenkel Karl, Grafen von S., geb. württembergischen Rittmeister, zum Haupt.
Aus der Gudentischen Hauptlinie wurden dem Feldmarschall Friedrich Heinrich von S. 1719 die Reichsgrafenwürde und Adolf Franz Karl von S., gest. als sächsischer Geheimrat, 1816 die preußische Grafenwürde verliehen; ihr Chef ist gegenwärtig Karl Friedrich Adolf von S., geb. preußischer Major. Die Rinhofer Hauptlinie wird jetzt durch den Freiherrn Rudolf von S., geb. vortragenden Rat im Reichsjustizamt, vertreten.
1) Veit Ludwig von, Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Herzogenaurach bei Erlangen, [* 5] Sohn des von den Schweden [* 6] wegen Verrats 1642 enthaupteten Obersten Joachim Ludwig v. S., studierte zu Straßburg [* 7] die Rechte, daneben Philosophie, Geschichte und Theologie, trat dann in die Dienste [* 8] Ernsts des Frommen, ward 1651 gothaischer Hof- und Justizrat, 1656 Geheimer Hof [* 9] und Kammerrat sowie Hofrichter in Jena [* 10] und 1663 Wirklicher Geheimer Rat und Kanzler. 1664 trat er als Geheimrat, Kanzler und Konsistorialpräsident in die Dienste des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz.
Nachdem er seit 1681 auf seinem Gut Meuselwitz bei Altenburg [* 11] gelebt, folgte er 1691 einem Ruf als Geheimrat nach Berlin [* 12] und wurde noch in demselben Jahr zum Kanzler bei der neugegründeten Universität zu Halle [* 13] ernannt, starb aber schon Sein Hauptwerk ist der »Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo« (Gotha [* 14] 1688, 3 Bde.; vollendet, Frankf. u. Leipz. 1692),
eine Entgegnung auf Maimbourgs »Histoire du Luthéranisme«. Er schrieb außerdem: »Der deutsche Fürstenstaat« (Gotha 1655);
»Der Christenstaat« (Leipz. 1685) u. a.
Vgl. Schreber, Historia vitae Viti Lud. a S. (Leipz. 1733);
Nasemann, Veit Ludw. v. S. (in den »Preußischen Jahrbüchern«, Bd. 12).
2) Friedrich Heinrich. Reichsgraf von, kaiserlicher Feldmarschall und Diplomat, Neffe des vorigen, geb. zu Königsberg [* 15] in Franken, studierte zu Jena, Leipzig [* 16] und Leiden [* 17] die Rechte und trat 1693 in gothaische und ansbachische, 1697 in kaiserliche Militärdienste, in denen er unter dem Prinzen Eugen im Türkenkrieg 1698 focht. Im spanischen Erbfolgekrieg führte er das Ansbacher Regiment und eroberte in der Schlacht bei Höchstädt [* 18] an der Spitze seiner Dragoner 16 feindliche Fahnen.
Zum Obersten ernannt, focht er bei Ramillies und Oudenaarde und wirkte mit zur Belagerung von Lille. [* 19] Hierauf trat er als Generalmajor in die Dienste Augusts II. von Polen und befehligte in Flandern die sächsischen Hilfstruppen. Als polnischer Gesandter im Haag [* 20] nahm er 1713 an den Verhandlungen des Utrechter Friedens teil, half als Befehlshaber sächsischer Truppen 1715 zur Eroberung Stralsunds mit und ward 1717 zum kaiserlichen Feldmarschallleutnant ernannt. Unter dem Oberbefehl Eugens befehligte er bei Belgrad [* 21] zwei Ansbacher Regimenter, focht 1718 mit Erfolg in Sizilien [* 22] gegen die Spanier und nötigte dieselben 1720 zum Evakuationsvertrag.
Seiner Erhebung zum Reichsgrafen 1719 folgte 1721 die zum Feldzeugmeister. Seit 1726 kaiserlicher Gesandter am Berliner [* 23] Hof, wo er, mit dem einflußreichen Grumbkow verbündet, die Gunst Friedrich Wilhelms I. gewann und in schlauester Weise zu gunsten Österreichs ausbeutete, brachte er die Verlobung des Kronprinzen Friedrich mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel zu stande und erwirkte von mehreren deutschen Höfen sowie von Dänemark [* 24] und Holland die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion.
Als Reichsgeneral der Kavallerie rückte er im polnischen Erbfolgekrieg mit 30,000 Mann über den Hunsrück und schlug die Franzosen bei Klausen. Im neu ausbrechenden Türkenkrieg auf des sterbenden Eugen Empfehlung als österreichischer Feldmarschall mit dem Oberbefehl über das bei Belgrad stehende Heer betraut, war er anfangs glücklich, mußte sich nachher aber hinter die Save zurückziehen und ward deshalb auf Anstiften seiner Feinde angeklagt und auf der Festung [* 25] Graz [* 26] gefangen gesetzt.
Von Maria Theresia freigelassen, trat er in bayrische Dienste, wurde Oberbefehlshaber des bayrischen Heers, entsetzte München [* 27] und warf nach mehreren Wechselfällen die Österreicher 1744 nach Böhmen [* 28] zurück, worauf er sein Kommando niederlegte. Nach dem Tod Karls VII. wirkte er zur Versöhnung zwischen Österreich [* 29] und Bayern [* 30] im Frieden zu Füssen mit. Von Kaiser Franz I. in allen seinen Ehrenstellen bestätigt, lebte er zurückgezogen auf seinem Gut Meuselwitz bei Altenburg, bis er von dort im Dezember 1758 auf Befehl Friedrichs II. unter dem Verdacht, daß er mit Österreich einen für Preußen [* 31] nachteiligen Briefwechsel unterhalten habe, verhaftet und ein halbes Jahr zu Magdeburg [* 32] festgehalten wurde. S. starb in Meuselwitz. Sein Leben beschrieb Theresius v. S. (Leipz. 1792-94, 4 Bde.).
Vgl. Seeländer, Graf S. und die Publizistik zum Frieden von Füssen (Gotha 1883).
3) Karl Siegmund von, Dichter, geb. zu Erlangen als Sohn des markgräflich baireuthischen Ministers v. Seckendorff, stand bis 1763 in österreichischen, dann in preußischen Militärdiensten, wurde 1775 Kammerherr in Weimar, [* 33] wo er zum Kreis [* 34] der Herzogin Amalia gehörte, 1784 preußischer Gesandter beim fränkischen Kreise; [* 35] starb in Ansbach. [* 36] Er schrieb: »Superba«, Singspiel (Weim. 1779),
»Das Rad des Schicksals, oder die Geschichte des Thoangesis« (Dessau [* 37] 1783),
»Kalliste«, Trauerspiel (das. 1783), und gab Kompositionen von Volks- und andern Liedern (Weim. 1779 bis 1782, 3 Sammlungen) heraus.
4) Christian Adolf, Freiherr von, dramat. Dichter und kameralistischer Schriftsteller, geb. zu Meuselwitz bei Altenburg, stand 1786-94 erst in mecklenburgischen, darauf in sächsischen Militärdiensten, privatisierte seitdem auf seinem Gut Zingst bei Querfurt und starb in Luzern. [* 38] Er veröffentlichte: »Forstrügen« (Leipz. 1799 bis 1804, 10 Bde.);
»Briefe an einen Prinzen von seinem Begleiter auf Reisen« (das. 1805);
»Dramatische Arbeiten« (das. 1822-24, 3 Bde.);
»Almanach dramatischer Spiele« (das. 1825) u. a. Seine »Sämtlichen Schriften« erschienen in 7 Bänden (Leipz. 1816-23).
5) Leo, Freiherr von, Dichter, geb. 1773 zu Wohnfurth bei Haßfurt, studierte in Jena Philologie, kam 1798 als Regierungsassessor nach Weimar, wo ¶
sein poetisches Talent durch den Umgang mit Goethe, Schiller und Wieland weiter ausgebildet wurde, und 1802 als Regierungsrat nach Stuttgart, [* 40] wurde aber hier wegen eines angeblichen Majestätsverbrechens in eine Untersuchung verwickelt und als Staatsgefangener erst auf dem Schlosse Solitüde, dann auf dem Hohenasperg gefangen gesetzt. 1805 wieder freigegeben, ging er nach Wien, [* 41] wo er mit J. L. ^[Joseph Ludwig] Stoll seit 1808 das Journal »Prometheus« herausgab. Beim Ausbruch des Kriegs von 1809 trat er als Hauptmann in die Wiener Landwehr ein, folgte dann der Hillerschen Heeresabteilung und fand bei Ebersberg an der Traun den Tod, indem er schwerverwundet in einer Scheune verbrannte. Er veröffentlichte: »Blüten griechischer Dichter« (Weim. 1800);
»Neujahrstaschenbuch von Weimar für 1801«;
»Taschenbuch für Weimar auf das Jahr 1805« und »Musenalmanach« (Regensb. 1806 u. 1807).
6) Gustav Anton, Freiherr von, Bruder von S. 4), ebenfalls Dichter und Schriftsteller, geb. zu Meuselwitz, studierte in Leipzig und Wittenberg, [* 42] verweilte 1796-98 in Nordamerika, [* 43] trat dann in kursächsische Dienste, wurde 1807 Kammerdirektor in Hildburghausen, [* 44] nahm aber schon nach sieben Monaten seine Entlassung und machte 1808-1811 unter dem Namen Patrick Paale als Deklamator Kunstreisen. Nachdem er 1811 in Göttingen [* 45] promoviert, hielt er hier, dann in Berlin und andern Orten Vorlesungen, wurde 1814 zum Professor am Carolinum in Braunschweig [* 46] ernannt und ging schließlich (1821) wieder nach Amerika, [* 47] wo er 1823 in Alexandria (Louisiana) in Armut und Elend starb.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die Trauerspiele »Otto III., der gutgeartete Jüngling« (Torgau [* 48] 1805) und »Orsina«, ein Folgestück aus Lessings »Emilia Galotti« (Braunschw. 1804);
ferner »Kritik der Kunst« (Götting. 1812);
»Aphorismen« (Berl. 1812);
»Beiträge zur Philosophie des Herzens« (das. 1814);
»Vorlesungen über bildende Kunst etc.« (Aarau [* 49] 1814);
»Vorlesungen über Deklamation und Mimik« [* 50] (Braunschw. 1816);
»Grundzüge der philosophischen Politik« (Leipz. 1817);
»Des Vaters Bild«, Trauerspiel (das. 1822), u. a.
7) August Heinrich Eduard Friedrich, Freiherr von (aus der Rinhofer Hauptlinie), Jurist, geb. studierte in Bonn, [* 51] trat 1830 in den preußischen Staatsdienst, war lange Jahre als rheinischer Jurist unter anderm beim Justizamt in Ehrenbreitstein und beim Appellationsgericht zu Köln [* 52] als Richter thätig, wurde dann Staatsprokurator zu Trier, [* 53] später Oberprokurator zu Köln, 1856 Mitglied des Obertribunals zu Berlin und 1871 Generalprokurator am Appellationsgericht zu Köln. 1849-1851 vertrat er einen rheinischen Wahlbezirk in der Zweiten Kammer des preußischen Landtags. Mit Errichtung des Reichsgerichts wurde er als Oberreichsanwalt an die Spitze der Reichsanwaltschaft berufen. Er starb in Leipzig.
8) Arthur, Freiherr von S.-Gudent, Forstmann, geb. zu Schweizerhall bei Basel, [* 54] studierte Forstwissenschaft in Gießen, [* 55] wurde 1868 Privatdozent der Forstwissenschaft in Zürich, [* 56] 1870 Professor an der Forstakademie Mariabrunn, 1873 k. k. Regierungsrat, 1874 Leiter des forstlichen Versuchswesens in Österreich, 1875 Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und starb daselbst. Er schrieb unter anderm: »Die forstlichen Verhältnisse Frankreichs« (Leipz. 1879);
»Beiträge zur Kenntnis der Schwarzföhre« (Wien 1881);
»Das forstliche Versuchswesen« (das. 1881);
»Verbauung der Wildbäche, Aufforstung und Berasung der Gebirgsgründe« (das. 1884).
Auch gab er die »Mitteilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Österreichs« und das »Zentralblatt für das gesamte Forstwesen« heraus und übersetzte Demontzeys »Studien über die Arbeiten der Wiederbewaldung und Berasung der Gebirge« (Wien 1880).