und dort ins Gefängnis von San Lucar geworfen wurde, wo er 1600 wahrscheinlich hingerichtet ward.
Vgl. Machado, Memorias para
a historia de Portugal que comprehendem o governo del rey Dom S. (Lissab. 1736-51, 4 Bde.);
d'Antas, Les faux Don Sébastien (Par. 1865).
Horace François de la Porta, Graf, franz. Marschall, geb. 10. Nov. 1772 zu Porta bei Bastia
auf Corsica, trat 1792 in die französische Armee und ward 1796 zum Bataillonschef und 1799 zum Obersten ernannt. Nachdem er
Napoleon bei dem Staatsstreich vom 18. Brumaire als Befehlshaber der Dragoner wesentliche Dienste geleistet, wohnte er 1800 der
Schlacht von Marengo bei, ging nach dem Frieden von Amiens als Gesandter Napoleons nach Konstantinopel, Ägypten,
Syrien und den Ionischen Inseln und trat 1803 als Brigadegeneral wieder in die Armee.
Bei Austerlitz schwerverwundet, ward er hierauf Divisionsgeneral und im Mai 1806 als Gesandter nach Konstantinopel geschickt,
wo er Selim III. die Kriegserklärung gegen Rußland abzugewinnen wußte und den Angriff des englischen
Admirals Duckworth zurückwies. 1809-11 stand er in Spanien, siegte bei Ciudad Real und Almonavid und eroberte Granada und Malaga. 1812 führte
er den Vortrab der Großen Armee und zog mit den ersten französischen Truppen in Moskau ein. 1813 wurde er bei Leipzig
verwundet, schlug sich bei Hanau mit seiner Division durch, hatte hierauf an der Spitze des 5. Armeekorps das linke Rheinufer
zu decken, mußte aber 1814 in die Champagne zurückweichen und zeichnete sich an der Spitze der Gardekavallerie bei Reims und
Arcis sur Aube aus.
Nach Napoleons Abdankung erhielt er trotz seiner Unterwerfung keine Anstellung und trat 1815 während der
Hundert Tage als Deputierter des Departements Aisne in die Kammer. Mit Lafayette und andern Mitgliedern begab er sich nach der
Schlacht bei Waterloo ins Lager der Verbündeten, um den Frieden zu vermitteln, und schiffte sich, da seine Bemühungen zu gunsten
Napoleons vergeblich waren, nach England ein. 1816 kehrte er nach Frankreich zurück und ward auf Halbsold
gestellt. 1819 in die Kammer gewählt, trat er auf die Seite der liberalen Opposition. Nach der Julirevolution von 1830 erhielt
er 11. Aug. das Portefeuille der Marine und 17. Nov. das der auswärtigen Angelegenheiten. Am 1. April 1834 zurückgetreten,
ward er Gesandter zu Neapel und 1835-40 zu London. Zum Marschall ernannt, nahm er fortan nur noch an den Verhandlungen der Kammer
Anteil, in welcher er seit 1835 Ajaccio vertrat. Er starb 21. Juli 1851. Seine Tochter ward von ihrem Gatten, dem Herzog von Praslin
(s. d.), ermordet.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Komotau, im Erzgebirge, an der Bahnlinie Komotau-Reitzenhain-Chemnitz,
seit dem Brand 1854 neuerbaut, mit Bezirksgericht, Spitzenklöppelei, Viehhandel und (1880) 2050 Einw.
Badeort im württembergischen Schwarzwaldkreis, Oberamt Rottenburg, 477 m ü. M., zur Gemeinde Mössingen
gehörig, mit einer sehr wirksamen Schwefelquelle von 12° C.
(Ssewastópol), Handels- und Kriegshafen im russ. Gouvernement Taurien, an der Südwestspitze der Halbinsel
Krim, Endpunkt der Eisenbahn Losowo-S., liegt an der Südseite einer von W. her eindringenden Bucht, welche eine der schönsten
Reeden der Welt bildet. Ihre Länge von der Einfahrt in dieselbe bis zur Mündung des Flüßchens Tschernaja beträgt 7 km,
die größte Breite 1 km und die Tiefe 11-18 m. Da die Hauptbucht einige kleinere Verzweigungen bildet, namentlich
die Artillerie-, die südliche, die Schiffer- und die Kielbucht, so wird die Stadt durch diese in drei Teile geteilt: die südliche,
die Schiffer- und die nördliche Seite. S. hat 6 Kirchen, eine Synagoge, Zollamt, Bank, Schiffahrtsschule
und (1885) 33,803 Einw. Der Handel hat sich neuerdings wieder gehoben; die Ausfuhr hatte 1887 einen Wert von 13½ Mill. Rubel,
die Einfuhr von 6 Mill. Rub. Im auswärtigen Verkehr liefen 280 Schiffe mit 270,816 Ton., im Küstenverkehr 866 Fahrzeuge mit
427,040 T. ein. - Die Gegend, wo heute S. liegt, war im Altertum von Griechen bewohnt, die hier die Kolonie
Chersones gründeten; später gehörte sie zum pontisch-bosporanischen Reich und kam nach Eroberung des letztern an die Römer.
Früh schon war S. als Handelsort den Russen unter dem Namen Korsunj bekannt. Die Mongolenherrschaft vernichtete alle
Verbindungen Rußlands mit den griechischen Städten am Nordufer des Pontus, die darauf in Verfall gerieten. Als das krimsche
Chanat 1783 an Rußland kam, wurde durch Potemkin der Kriegshafen S. gegründet und in der Neuzeit durch Kaiser Nikolaus zum
ersten Kriegshafen für die Flotte des Schwarzen Meers erweitert. Im blühendsten Zustand befand sich S.,
als der orientalische Krieg begonnen hatte, in welchem seit 5. Okt. 1854 die vereinigten Armeen der Franzosen, Engländer, Türken
und Sardinier zu Land und zu Wasser die Festung erschlossen und bombardierten. Die in der That staunenswerten Befestigungen
lagen hauptsächlich auf der Seeseite; mit dem Bau der Befestigungen nach der Landseite zu war bei Beginn
des Krimkriegs kaum angefangen
^[Abb.: Kärtchen zur Belagerung von Sebastopol (1854-1855, nach Spruner-Mencke).]
mehr
worden. Die Einfahrt zur Reede verteidigten auf der südlichen Seite das Quarantäne- und Alexanderfort, auf der nördlichen
Seite das Fort Konstantin, den Eingang zur Südbucht das Fort Nikolaus und das Fort Paul, und diesen gegenüber waren auf der Nordseite 2 Batterien
angelegt. Mit Hinzurechnung der noch außerdem vorhandenen zahlreichen Batterien verteidigten 700 Geschütze
vom schwersten Kaliber den Hafen. Die Forts waren von Kalkstein erbaut, kasemattiert und hatten 2 oder 3 Etagen.
Die Verteidigungslinie an der Landseite bestand zur Zeit der Landung der Truppen der Westmächte, außer einigen in Angriff
genommenen Werken, nur aus einer frei stehenden, krenelierten Mauer, welche an einigen Stellen durch Defensivkasernen
verstärkt war. Ganz vollendet war außer einigen andern Punkten namentlich der Malakowturm. Auf der Nordseite lag etwa 1200 Schritt
vom Ufer entfernt das Nordfort und westlich davon der Wolochowturm. Alle andern Werke wurden angesichts, sogar meist unter
dem Feuer des Feindes unter Oberleitung des Generals Totleben errichtet.
Durch Erstürmung des Kornilewbastions 8. Sept. 1855 ward der Fall Sebastopols nach elfmonatlicher Belagerung herbeigeführt.
Fast die ganze Stadt war bei der Einnahme ein Trümmerhaufe. Die noch unversehrten Docks und Forts an der Südseite der Reede
wurden von den Alliierten durch Sprengung gänzlich zerstört (s. Krimkrieg). Nach dem Pariser Frieden baute
man sich allmählich wieder hier an, jedoch gelangte der Ort nicht zum frühern Wohlstand. Die beim Beginn der Belagerung
in der Einfahrt zum Hafen versenkten sechs russischen Linienschiffe sind bisher noch nicht gehoben. Seit 1885 beginnt man die
Festungswerke und Docks wiederherzustellen und hat S. zum Kriegshafen für die Flotte des Schwarzen Meers
ausersehen.
Vgl. Niel, Siége de S. (Par. 1858);
Weigelt, Die Belagerung von S. (Berl. 1861);
Totleben, Die Verteidigung von
S. (das. 1864-72, 4 Bde.).