Gattung aus der
Familie der
Kompositen,
[* 2] milchende, ausdauernde
Kräuter mit einfachen, ganzrandigen, fiederig gelappten oder
zerschnittenen Blättern und einzeln am Ende des
Stengels oder der
Äste stehenden
Blütenkörbchenmit lauter zungenförmigen,
meist gelben
Blüten. Etwa 120
Arten in
Europa,
[* 3] Nordafrika, im westlichen und mittlern
Asien.
[* 4] S. hispanicaL.
(Natter- oder
Schlangengras), mit walzenförmiger, schwarzer, innen weißer
Wurzel,
[* 5] 60 bis 90
cm hohem, oft mit spinnwebiger
Wolle stellenweise
bekleidetem
Stengel,
[* 6] elliptisch lanzettlichen
Wurzelblättern, lanzettlichen bis linealen Stengelblättern, großen, goldgelben
Blüten und in einen
Schnabel verschmälerter
Frucht mit gefiederter
Haarkrone, wächst in
Süd- und Mitteleuropa und wird vielfach
kultiviert. Die früher offizinelle
Wurzel liefert, im
Herbst des zweiten
Jahrs herausgenommen, ein treffliches
Gemüse.
1)
SirWalter, berühmter schott. Dichter, geb. zu
Edinburg
[* 7] als der Sohn eines
Advokaten, verlebte,
schwächlicher
Konstitution, seine
Jugend auf dem
Landgut seines Großvaters,
Sandy-Knowe bei
Kelso.
Percys
»Reliques of ancient
English poetry«, die er im 13. Jahr kennen lernte, sowie die
Sagen jener Gegenden übten großen Einfluß
auf die
Entwickelung seiner poetischen Begabung aus. In
Edinburg erwarb er sich dann eine notdürftige Bekanntschaft mit der
deutschen, französischen und italienischen
Sprache,
[* 8] galt übrigens weder auf der
Schule noch auf der
Universität
für geistig ausgezeichnet, während sein durch die schwersten
Stürme des
Lebens bewährter, ebenso gediegener wie liebenswürdiger
Charakter schon damals hervortrat.
von
Goethes
»Götz« (1799) und
»Erlkönig«. Nachdem er sich 1797 mit
MißCarpenter vermählt hatte, ließ er sich
zu
Laßwade nieder; 1799 ward er zum
Sheriff von
Selkirkshire ernannt. 1806 erhielt er eine einträgliche Sekretariatsstelle
am
EdinburgerGerichtshof, die ihm viel Muße zu dichterischer
Produktion ließ. 1820 wurde er
Baronet. Seine
finanzielle
Lage hatte durch den Erfolg seiner
Romane eine bedeutende Besserung erfahren.
Schon 1811 war es ihm möglich gewesen,
am
Ufer des
Tweed ein Gütchen (ehemaliges
Kloster) zu erwerben und es unter dem
NamenAbbotsford zu einem anmutigen Landsitz
im mittelalterlichen
Stil umzuwandeln. Da traf ihn 1826 ein schwerer
Schlag, indem infolge der geschäftlichen
Krisis der Jahre 1825 und 1826 das ihm nahestehende Bankhaus
Constable und sein Verleger
Ballantyne fallierten.
Obgleich nach englischem
Gesetz nicht haftbar, trat S. für die enorme Schuldenlast von 120,000 Pfd. Sterl.
ein und erbat nur die nötige Zeit, um durch litterarische
Arbeit diese
Summe aufzubringen. Er hielt redlich
Wort und hat sich buchstäblich zu
Tode gearbeitet. Im
Winter 1830 traf ihn ein
Schlagfluß; zur Herstellung seiner
Gesundheit
ging er nach
Italien,
[* 9] starb aber bald nach der Heimkehr in
Abbotsford. Er wurde in
Dryburgh Abbey bestattet und erhielt
ein herrliches Denkmal zu
Edinburg.
Jenen Übersetzungen aus dem
Deutschen folgten bald eigne
Balladen und die Sammlung »The minstrelsy of the Scottish border«
(1802, 3 Bde.; deutsch,
Zwickau
[* 10] 1826),
volkstümliche
Balladen des Grenzlandes, denen er gelehrte
Erläuterungen beifügte;
ferner
eine
Ausgabe des altenglischen
Romans
»Sir Tristram« mit
Kommentar (1804). Der schottischen Vorzeit gewidmet
ist »The lay of the last minstrel« (1805),
ein dem letzten Minstrel zugeschriebener Balladenkranz, ferner das Rittergedicht
»Marmion, a tale of Flottenfield« (1808) und die lyrisch-epische
Dichtung »The lady of the lake« (1810; deutsch unter andern
von
Viehoff, Hildburgh. 1865), die sich namentlich durch herrliche Schilderungen des
Hochlandes auszeichnet. Sehr
kunstreich werden hier die halbwilden Bergbewohner der
Hochlande dem hochkultivierten, ritterlichen
Hof
[* 11]
Jakobs V. gegenübergestellt,
und die unvergleichliche
Landschaft von
Loch Katrine wurde infolge der Scottschen Schilderung das
Ziel unzähliger Reisenden.
Als ein Mangel aber der Scottschen
Poesie muß es bezeichnet werden, daß die handelnden
Personen darin fast lediglichTypen
sind; erst in seinen
Romanen entfaltet S. seine meisterhafte
Kunst des
Charakterisierens und
Individualisierens. Durch sie erwarb
er sich denn auch den höchsten
Ruhm. Die
Reihe dieser Werke, die S. als den Schöpfer und
Meister des historischen
Romans erscheinen
lassen, eröffnete »Waverley« (1814),
die
Epoche des Prätendenten 1745 behandelnd, wonach sich
S. in den
folgenden
Romanen als »Author of the Waverley« bezeichnete. Auf
»Guy Mannering« (1815) folgten: »The antiquary« (1816),
dann
die vier
Reihen der »Tales of my landlord« (1816-31; darunter die beliebten
Romane: »The heart of Midlothian«, »The
bride of Lammermoor«),
die den meisten Beifall fanden. Im »Ivanhoe« wird die Rückkehr des
Richard Löwenherz aus dem
Heiligen Land behandelt; trefflich ist hier die Schilderung der einfachen, derben
Angelsachsen, ihres
Lebens in
Wald und
Feld sowie die der glänzenden normännischen
Ritter. In
»Kenilworth« erhalten wir ein
detailliertes
Bild von dem
Hof und dem
Leben der
KöniginElisabeth, während »Nigel« in die Zeit ihres Nachfolgers
Jakob I. fällt.
»Woodstock« behandelt die Zeit des großen
Bürgerkriegs.
Die
Wirkung dieses Vorzugs wird noch erhöht durch die konsequente und gleichmäßige
Anlage und
Durchführung des
Inhalts sowie
durch die Mannigfaltigkeit der
Charaktere wie der
Situationen und insbesondere durch die historische Redlichkeit des Dichters,
die ihn nirgends seinen politischen
Ansichten zuliebe einen historischen
Charakter umändern oder ihm eine
bestimmte, andern als poetischen
Zwecken dienende
Richtung anweisen läßt.
Tadel verdient nur die oft zu schleppende
Breite
[* 12] am Anfang. Seit 1820 versuchte sich S. auch im
Schauspiel, allein alles von ihm in diesem
Fach Geleistete erhebt sich nicht
über die
Grenzen
[* 13] des
Versuchs. Dagegen sind die biographischen und litterarischen
Einleitungen zu einer
Ausgabe der ältern englischen Romanschreiber (1825, 3 Bde.)
nach Form und
Inhalt ausgezeichnet; schon vorher hatte er treffliche
¶
mehr
Ausgaben der Werke Drydens (1808) und Swifts (1814) mit Anmerkungen und biographischen Einleitungen besorgt. Die nach der Katastrophe
von 1826 entstandenen Werke lassen begreiflicherweise die frühere Sorgfalt und Genialität mehr oder minder vermissen. So
ist sein »Life of Napoleon Buonaparte« (1827, 7 Bde.) nicht frei von Parteilichkeit. Ebenso stehen die
Romane: »Castle Dangerous« und »CountRobert of Paris«
[* 15] den frühern Werken Scotts nach. Seine letzten Arbeiten waren die »Tales
of a grandfather« (1828-30; Auswahl mit Anmerkungen in Tauchnitz' »Student's series«, 1886, 2 Bde.),
»History of Scotland«
(1830, 2 Bde.) und »Letters
on demonology« (geschrieben für Murrays »Family library«). Die Ausgaben seiner Werke sind zahllos, die
besten sind die Edinburger in verschiedenen Formaten. Die Romane wurden in fast alle europäischen Sprachen übersetzt (deutsch
von Herrmann etc., neue Ausg., Leipz.
1876, 25 Bde.; von Tschischwitz, illustriert, Berl.
1876-77, 12 Bde.) und fanden viele Nachahmer. Die ausführlichste
Lebensbeschreibung von S. lieferte sein Schwiegersohn Lockhart (»Memoirs of Sir W. S.«, 1838, 7 Bde.; zuletzt
1887, 10 Bde.; deutscher Auszug, Leipz. 1839). Deutsche
[* 16] Biographien des Dichters schrieben K. Elze (Dresd. 1864, 2 Bde.) und
Eberty (2. Aufl., Leipz. 1871).
Gleichwohl blieben 1848 und 1852 seine Bewerbungen um die Präsidentenwürde erfolglos. Beim Beginn des nordamerikanischen
Bürgerkriegs zum Oberbefehlshaber der Unionstruppen ernannt, nahm er, sich seiner Stellung nicht mehr
gewachsen fühlend, im Oktober 1861 seine Entlassung und ging nach Europa, kehrte aber wegen des drohenden Kriegs mit England
zurück und starb in West Point. Er hat viele Handbücher der Taktik und andre militärwissenschaftliche Arbeiten
sowie »Memoirs« (New York 1864, 2
Bde.) geschrieben.
Vgl. Mansfield, Life and public services of W. S. (2. Aufl., New York 1852).
Von S. erschienen Vorlesungen (»Lectures
on the rise and development of mediaeval architecture«, 1878, 2 Bde.)
und »Personal and professional recollections«, 1879).