Die städtische
Verwaltung setzt sich zusammen aus 7 Magistratsmitgliedern und 45
Stadtverordneten. In der
Nähe, mit S. durch
Dampfschiffahrt verbunden, der Vergnügungsort Zippendorf mit 135 Einw. und auf einer Anhöhe
in lieblicher
Lage am Ziegelsee das Dorf
Sachsenberg mit einer großen
Irrenanstalt und (1885) 633 Einw. -
2) Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk
Posen,
[* 6] am Einfluß der
Obra in die
Warthe, hat eine evangelische und eine große
kath.
Kirche, eine
Synagoge, eine höhere Knabenschule, ein
Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine Dampfsägemühle, Stärkefabrikation,
Ziegelbrennerei, Pferdehandel,
Schiffahrt und (1885) 6814 meist evang. Einwohner.
[* 2] eins der ältesten
GeschlechterPommerns, welches, auch nach
Mecklenburg, der
Mark,
Polen,
Schweden
[* 7] und
Kurland
[* 8] verbreitet, im 17. Jahrh. an 24
Linien zählte. Der noch gegenwärtig blühende gräfliche
Zweig zerfällt in die
Äste Walsleben
und Wildenhoff, vertreten durch
Otto, Graf von S., geb. Wolfshagen, vertreten durch
OttoWilhelmLudwig,
Graf von S., geb. Schwerinsburg, vertreten durch Christof,
Graf von S., geb. und Wendisch-Willmersdorf,
vertreten durch
Friedrich,
Graf von S., geb.
Vgl. Gollmert und
GrafenW. undL. Schwerin, Geschichte
des
Geschlechts von S. (Berl. 1878, 3 Bde.);
Schwebel, Die
Herren und
Grafen von S. (Berl. 1884).
Ein schönes Denkmal an der Kaurimer
Straße bei Stierlohol bezeichnet den Platz, wo der
Held gefallen.
Friedrich II. ließ
ihm eine
Statue auf dem Wilhelmsplatz in
Berlin
[* 26] errichten. S. ist einer der populärsten
Helden der
Schlesischen Kriege,
der mit Heldenmut und Feldherrntalent Menschlichkeit und
Milde gegen Untergebene und echt religiösen
Sinn verband. Auch besaß
er wissenschaftliche
Bildung, schrieb ein Werk über
Kriegskunst und verfaßte mehrere religiöse
Lieder.
AnklamerKreises teil und schloß sich der freisinnigen Partei an. 1848 erhielt er im MinisteriumCamphausen19. März das Portefeuille
des Kultus, trat jedoch schon 13. Juni d. J. mit den übrigen Ministern wieder zurück. Als Mitglied der FrankfurterNationalversammlung
gehörte er zu der erbkaiserlichen Partei und trat mit dieser nach dem Scheitern der Reichsverfassung im
Mai 1849 aus. Von da an war er ununterbrochen Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und während der beiden Legislaturperioden
von 1849-52 und 1852-55 Präsident der Versammlung. Im Juli 1859 trat er anFlottwellsStelle für das Innere in das Ministerium
der »neuen Ära« ein und verwaltete dasselbe mit Freisinn und Milde, doch ohne legislatorische Erfolge; nahm
er mit den liberalen Mitgliedern des Kabinetts seine Entlassung, worauf er 6. MaiAnklam wiederum in das Abgeordnetenhaus gewählt
ward, wo er in dem Verfassungskonflikt an der Spitze der Altliberalen energisch für die konstitutionellen Rechte eintrat
und Bismarck eine scharfe Opposition machte. 1866 schloß er sich den Nationalliberalen an und war auch Mitglied des norddeutschen
und des deutschen Reichstags sowie in den letzten JahrenStadtrat von Berlin. Er starb - Sein und seiner GattinHildegard,
einer Tochter Schleiermachers, einziger überlebender Sohn (ein andrer fiel 1870 bei Gravelotte), Heinrich,
geb. gest. in Berlin als Generallandschaftsdirektor in Pommern, war mit einer Tochter des Kultusministers
v. Mühler verheiratet und gehörte seit 1879 als streng konservativer Vertreter des ersten Stettiner Wahlkreises dem Abgeordnetenhaus
an.
4) Franziska, Gräfin von, Dichterin, geb. zu Tilsit,
[* 31] verbrachte ihre Jugend in kleinen ostpreußischen
Städten, erfuhr später in Danzig
[* 32] und Königsberg
[* 33] den Einfluß bedeutender Männer, welche die reifende Dichterin in ihrer eigentümlich
religiösen, durch schwere innere und äußere Erlebnisse hervorgerufenen Lebensrichtung noch bestärkten, und ließ diese
Grundstimmung auch in ihren Dichtungen vorwalten. Wir nennen von ihren Dichtungen: »Alphabet des Lebens«
(Bresl. 1854; 5. Aufl., Davos 1886),
Ihr letztes Werk war: »Lebensstufen in acht Bildern« (Norden
[* 34] 1881). Sie starb in Königsberg. - Auch
ihre SchwesternAgnes (geb. 1815) und Josephine (geb. 1836), mit denen Franziska bis an ihren Tod in Eintracht zusammenlebte,
haben sich auf dem Gebiet des Romans und der Novelle hervorgethan.