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breit und länger sind als der Raum zwischen Ohröffnung und Auge, [* 2] durch die hohen Beine, die Flachrippigkeit und den Karpfenrücken. Gute Ernährung und verminderte Bewegung bessern diese fehlerhaften Körpereigenschaften. Zuweilen sind am Hals zwei Hautausstülpungen, »Glocken«, vorhanden. Borsten sind schlicht oder schwach gelockt; die Farbe derselben ist vorherrschend gelbweiß, doch kommen auch dunkle und schwarzscheckige Tiere vor. Die Tiere dieser Rassen werden bis 2 m lang und 1 m hoch; sie entwickeln sich langsam, sind spät reif. Das großohrige S. ist durch den mittlern, westlichen und nördlichen Teil von Europa [* 3] verbreitet, und es gehören zu dieser Rasse die großen polnischen Schweine, [* 4] die deutschen Marschschweine (holsteinisches, jütländisches und westfälisches, letzteres wegen seiner vorzüglichen Schinken berühmt), die französischen (craonnaisischen, Champagner, normännischen) Schweine und die frühern großen englischen Schweine.
2) Das kurzohrige S. hat Hochbeinigkeit, Flachrippigkeit und Karpfenrücken mit dem großohrigen gemeinsam. Der Rumpf ist aber nie so lang gestreckt wie bei letzterm; die Ohren sind klein, aufrecht stehend oder schwach nach vorn geneigt; die Augenachse ist länger im Verhältnis zu den andern Dimensionen des Kopfes, die Stirn höher und breiter. Es ist mehr Niederungsrasse und vorzugsweise durch das mittlere Deutschland [* 5] verbreitet.
3) Das kraushaarige S. Gesicht [* 6] unterhalb der Augen schmal, spitz in den Rüssel übergehend, Ohren wenig länger als der Raum zwischen Ohröffnung und Auge, aufrecht oder schwach nach vorn geneigt, Rumpf kurz, Rippen flach, Rücken konvex, scharfgrätig, Länge der Beine gleich der Tiefe der Brust, Körper stark behaart, Borsten kraus, Farbe asch- bis schwarzgrau; dasselbe ist über den Südosten Europas, namentlich über Ungarn, [* 7] Slawonien, die Donaufürstentümer, die Türkei, [* 8] Südrußland, und über die westlichen Teile von Mittelasien verbreitet.
4) Das romanische S. Kopf kurz im Verhältnis zur Breite, [* 9] Gesicht eingeknickt in der Augenachse, Stirn vorstehend und gerunzelt, Rüssel schlank, Backen dick, Ohren länger als der Raum zwischen Ohröffnung und Auge, nach vorn geneigt, nicht schlaff hängend, lanzettförmig zugespitzt, Falten über dem Auge, keine deutliche Halsfläche, Rippen gewölbt, Rücken breit und geradlinig, Kreuz [* 10] abschüssig, Beine kürzer als die Brusttiefe. Behaarung schwach, Farbe dunkel, schwarz oder dunkel aschgrau, sehr selten feuerrot. Die Tiere sind klein, aber gute Futterverwerter. Die Anklänge an den Typus des indischen Schweins sind unverkennbar. Es gehören zu dieser Rasse das portugiesische, das französische Périgord- und das italienische S.
5) Die englischen Schweine. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist es den englischen Landwirten nach dem Vorgang Bakewells in Dishley und dessen Schülers Colling gelungen, durch Einführung indischer und romanischer Schweine und Kreuzung derselben mit dem einheimischen großohrigen S. sowie durch sorgfältige Pflege und Fütterung ein Tier zu erzielen, das sich durch schnelle Entwickelung und große Mastfähigkeit auszeichnet. Bei der Züchtung dieser neuern englischen Kulturrassen ist der Hauptgesichtspunkt auf die größtmögliche Entwickelung aller nutzbaren Teile gerichtet gewesen, während die nicht oder wenig nutzbaren Teile, wie Kopf und Beine, auf das kleinste Maß beschränkt wurden.
Der Kopf dieser Rassen ist klein, kurz, in der Profillinie eingesenkt, mit dicken, muskulösen Backen und kurzen, aufrecht stehenden Ohren versehen. Die Kopflänge, vom Auge bis zur Rüsselspitze, erreicht nur den 9., bei den größern Rassen sogar nur den 11. Teil der Körperlänge, während bei dem natürlichen oder Landschwein dieses Verhältnis sich auf 1:6 stellt. Der Hals ist kurz, der Leib gedrungen, breit, tonnenförmig, von Parallelogrammform; der Rücken ist gerade oder etwas eingesenkt, das Kreuz nur wenig abschüssig, der Schwanz leicht geringelt.
Die Brust ist tief, die Beine sind kurz, voll und fleischig. Das Knochengerüst ist fein und leicht, ebenso die Haut [* 11] fein und oft nahezu nackt, bei den neuern Zuchten jedoch spärlich mit feinen Haaren bedeckt. Die Tiere zeichnen sich durch Frühreife, gute Futterverwertung und große Mastfähigkeit aus, Vorzüge, welche durch das denselben eigne phlegmatische Temperament wesentlich gefördert werden. Anderseits zeigen sie sich aber auch sehr empfindlich gegen die Einflüsse der Witterung und stehen in der Fruchtbarkeit weit hinter den Tieren der natürlichen Rassen zurück.
Beides gilt besonders von der ursprünglich durch Paarung mit der romanischen Rasse hergestellten kleinern Zucht, bei der man die Frühreife und Mastfähigkeit etwas zu weit getrieben hatte auf Kosten der Widerstandsfähigkeit des Körpers und der Fruchtbarkeit. Fester und fruchtbarer sind die Tiere der großen Zuchten, in denen mehr von dem Blute des alten englischen Landschweins steckt. Freilich ist die Körperentwickelung bei diesen auch eine langsamere und das Verhältnis der nutzbaren und nicht nutzbaren Teile ein ungünstigeres. In neuerer Zeit hat man Mittelrassen produziert, in denen die Vorzüge der kleinen und großen Zuchten gut vereinigt sind. Man unterscheidet sonach englische Rassen der kleinen, der großen und der mittelgroßen Zucht. Die Körperunterschiede sind, abgesehen von Farbe und Größe, gering; Parallelogrammform des Rumpfes, Kleinheit der Beine und des Kopfes sind allen eigen.
a) Rassen der kleinen Zucht (small breed):
1) schwarze Essex (die verbreitetste), Sussex, Suffolk;
2) weiße Yorkshire (s. Tafel), Windsor, Coleshill.
b) Rassen der großen Zucht (large white breed): Leicester, [* 12] Yorkshire, Suffolk, Lincolnshire, Lancashire.
c) Rassen der mittelgroßen Zucht (middle breed).
1) bunte Berkshire (s. Tafel), Hampshire (s. Tafel);
Nach dem Kontinent und namentlich nach Deutschland sind seit Jahrzehnten in sehr großer Zahl englische Schweine eingeführt und entweder rein in sich fortgezüchtet oder zur Verbesserung der einheimischen Schweine der natürlichen Rassen verwandt worden. Die letztern werden mehr und mehr verdrängt, die reinen Landschweine werden immer seltener, während die Schweine der englischen Kulturrassen (die edlen) als Vollblut- oder Halbbluttiere von Jahr zu Jahr weiteres Terrain erobern.
Die amerikanischen Hausschweine, welche neuerdings eine große Bedeutung durch den Massenimport von Speck und Schmalz bei uns erlangt haben, sind durch von auswärts eingeführte und miteinander gekreuzte Rassen entstanden; dasselbe gilt von dem Kapschwein in Afrika, [* 13] während sich außerdem in diesem Erdteil und in Australien [* 14] einheimische, von den Eingebornen gezähmte Hausschweine finden, dort das Senaar- und das guineische S., hier das Papuaschwein.
Schweinezucht.
Bei dem Betrieb der Schweinezucht hat man nur die Produktion von Fleisch und Fett im Auge. In den kultivierten Wirtschaften unsrer Gegenden ¶
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spaltet sich aber der auf einer niedern Kulturstufe einheitliche Betrieb in drei verschiedene Weisen. Bei dem einen hält man Mutterschweine zum Zweck der Produktion und des Verkaufs von Gebrauchs- und Zuchtferkeln; bei dem andern kauft man Ferkel an oder züchtet sie auch wohl selbst, um sie aufzuziehen und erwachsen im magern Zustand an Mäster zu verkaufen (Läufer- oder Faselschweinhaltung); bei dem dritten kauft man erwachsene magere Schweine, um sie zu mästen und fett zu veräußern.
Die Wahl der Betriebsweise richtet sich nach den vorhandenen Futtermitteln und den Absatzverhältnissen. Der Ferkelverkauf ist die unsicherste Betriebsart wegen der Schwierigkeit der Aufzucht und des Schwankens der Preise; anderseits ist der Verkauf von Ferkeln aber der lohnendste, wenn viele derselben als Zuchttiere abgesetzt werden. Läuferhaltung ist am Platz in solchen Wirtschaften, welche nur vorübergehend (wie z. B. bei nur im Winter im Betrieb stehenden Brennereien) Schweinefutter zur Verfügung und bei einer zahlreichen Bevölkerung [* 16] der Umgegend leichten Absatz der aufgezogenen Schweine zur Mästung in Haushaltungen haben. Mästung (abgesehen von der für den Hausbedarf) ist nur lohnend in Wirtschaften mit technischen Gewerben, die genügende Abfälle bieten, oder vorübergehend, wenn die Ernte [* 17] große Mengen von Hinterkorn ergeben hat, oder wenn das Getreide [* 18] sich durch den Verkauf schlechter verwertet.
Nur dort, wo die Schweine auf der Weide [* 19] groß gezogen werden und größtenteils im Freien sich aufhalten sollen, wählt man Tiere der natürlichen Rassen. Wo die Fütterung aber lediglich im Stall stattfindet, sind jene als schlechte Futterverwerter nicht am Platz. Da erscheinen nur englische Schweine geeignet, für deutsche Verhältnisse freilich solche mit nicht zu dünner und nackter Haut. Je nachdem man Fleisch- oder Speckschweine ziehen will, wählt man entweder die kleinen, sich früh entwickelnden Rassen, die ein zartes, feines, mit Fett durchwachsenes, aber nicht zu speckiges Fleisch liefern, oder die Tiere der großen Zuchten, welche im ausgemästeten Zustand große Mengen von Schmalz, kernige Speckseiten und feine Schinken ergeben.
Zur Beurteilung des Alters der Schweine gewähren das Hervorkommen und der Wechsel der Zähne [* 20] Anhaltspunkte, wie die folgende Tabelle zeigt:
Zähne | Ausbruch der Milchzähne im Alter von: | Wechsel d. Milchzähne im Alter von: | Ausbruch der Zähne, denen kein Milchzahn vorangeht, im Alter von: |
---|---|---|---|
Zangen (incisivi 1) | 4 Wochen | 12 Mon. | - |
Mittelzähne (incisivi 2) | 3 Monaten | 18 " | - |
Eckzähne (incisivi 3) | vor d. Geburt | 9 " | - |
Hakenzähne (canini) | " " " | 9 " | - |
Prämolaren 4 (Lückenz.) | - | - | 6 Monaten |
" 3 (1. Backenz.) | 5-6 Wochen | 13 Mon. | - |
" 2 (2. ") | 8-14 Tagen | 12 " | - |
" 1 (3. ") | 8-14 " | 12 " | - |
Molaren 1 (4. ") | - | - | 6 Monaten |
" 2 (5. ") | - | - | 9 " |
" 3 (6. ") | - | - | 18 " |
Bei der Auswahl der Zuchtschweine hat man das Hauptaugenmerk auf die Körperform zu richten. Der Kopf muß kurz, mit einem fein zulaufenden Rüssel und mit starken, fleischigen Backen versehen, die Stirn aufrecht, die Profillinie eingesenkt, die Augen müssen munter, freundlich, nicht heimtückisch, die Haut über denselben in Falten, die Ohren nicht zu groß, noch dickhäutig, das Genick kräftig und breit, der Hals kurz und voll, der Widerrist breit, mit dem Rücken in einer Ebene verlaufend, der Rücken gerade oder höchstens ganz wenig eingesenkt, das Kreuz breit, der Schwanz hoch angesetzt, die Rippen gut gewölbt, die Brust tief, der Leib im ganzen lang sein.
Der Rumpf soll annähernd Parallelogrammform besitzen, die Beine kurz, stämmig, an den Oberschenkeln fleischig, die Haut mit feinen Borsten besetzt sein. Flachrippigkeit, Karpfen- oder stark eingesenkter Rücken, spitz zulaufendes Kreuz sowie Hochbeinigkeit sind verwerflich. Das männliche Tier, der Zuchteber, darf außerdem keinen plumpen, schweren Kopf haben; sein Hinterteil muß besonders kräftig, die Schenkel breit gestellt, nicht zu fein und nicht übermäßig kurz, er selbst von reger Begattungslust und nicht bösartig sein.
Man verwendet ihn erst im Alter von etwa einem Jahr zum Springen. Im zweiten und dritten Lebensjahr ist er am leistungsfähigsten und fruchtbarsten. Später erhält er eine Neigung zum Fettwerden, wird deshalb schwerfällig und träge beim Springen. Die Zuchtsau soll in ihrer ganzen Erscheinung das Gepräge der Weiblichkeit zeigen, namentlich einen leichten Kopf mit feinem Rüssel haben, außerdem einen möglichst langen Leib, damit das Gesäuge recht ausgedehnt sei und womöglich mehr als zwölf Zitzen aufweise; das Hinterteil muß eine gehörige Breite haben, damit die Jungen sich gut entwickeln und die Geburt leicht von statten geht.
Ein großes Gewicht ist auch auf eine feine, mit Haaren gleichmäßig besetzte Haut und auf ein ruhiges Temperament zu legen. Im Alter von 10-14 Monaten können die jungen Sauen zur Zucht benutzt werden. Bis zum Alter von 3-4 Jahren sind sie am fruchtbarsten, dann werden sie zu beleibt und müssen in den Maststall gebracht werden. Manche bleiben indessen bis zum Alter von sechs Jahren zur Zucht brauchbar. Die Zeit der Zulassung der Sau zum Eber richtet sich nach dem Eintritt der Brunst, des »Rauschens«, welches 30-40 Stunden dauert und, wenn die Sau nicht oder ohne Erfolg besprungen wurde, nach 3-4 Wochen wiederkehrt.
Bei geordnetem Betrieb läßt man die Sau im März und September ferkeln. Da sie nahezu vier Monate trägt, so muß der eine Sprung in den November, der andre in den Mai fallen, immer etwa acht Wochen nach der Geburt. Ein Eber genügt für 25-40 Sauen. Zum Zweck des Springens läßt man Eber und Sau in einem geräumigen Stall oder in einem umschlossenen Hofraum zusammen, am besten etwa 12 Stunden nach Eintritt der Brunst. Kehrt das Rauschen bei der Sau nicht wieder, so gilt sie als trächtig.
Während der Trächtigkeit muß die kräftige Entwickelung des Fötus durch verdauliche und ausreichende Nahrung gefördert werden. Bei zu starker Fütterung wird die Sau fett, und die Entwickelung der Frucht leidet. Schwerverdauliches, stopfendes und blähendes Futter anderseits, ebenso Hetzen und Jagen des tragenden Tiers begünstigen das Verwerfen. Die jungen Ferkel sucht man nach 2-3 Wochen durch Vorsetzen von Milch an die Aufnahme von Futter zu gewöhnen. Daneben gibt man weiterhin etwas ganze Gerste, [* 21] bringt die Ferkel bei guter Witterung bald ins Freie und nimmt sie von der Mutter im Alter von etwa sechs Wochen. Nach dem Absetzen bringt man sie in einen reinen, warmen Stall und reicht ihnen in der ersten Zeit reine, frische Kuhmilch fünf bis sechsmal des Tags, pro Tag und Stück etwa 2 Pfd. Nach einigen Wochen kann ein Teil und dann die ganze Milch abgerahmt gegeben und im Alter von 10-12 Wochen durch Schlickermilch ersetzt ¶