Sicher ist, daß
Ward um 1740 in
Richmond bei
London
[* 2] S. nach dieser
Methode fabrizierte. 1746 baute
Roebuck in
Birmingham
[* 3] die ersten
Bleikammern, in welchen er ein Gemisch von
Schwefel und
Salpeter verbrannte. 1793 zeigtenClément und Desormes,
daß die
Bleikammern durch einen kontinuierlichen Luftstrom gespeist werden können, und daß der
Salpeter nur die
Rolle eines
Vermittlers zwischen schwefliger
Säure und Luftsauerstoff spielt. Die jetzt gebräuchliche kontinuierliche Schwefelverbrennung
wurde zuerst 1807 zu St. Rollox bei
Glasgow
[* 4] ausgeführt. In
Deutschland
[* 5] entstand die erste Schwefelsäurefabrik mitBleikammern
in Ringkuhl bei
Kassel
[* 6] und 1820 eine zweite in
Potschappel bei
Dresden.
[* 7] 1827 konstruierte
Gay-Lussac seinen Kondensationsturm,
welcher aber erst nach längerer Zeit allgemeinere Verbreitung fand.
Die Anwendung des von
Glover konstruierten
Turms datiert von 1859. Die Benutzung der Pyrite versuchte zuerst
Hill in
England
1818, Perret u. Sohn verwerteten seit 1832 die beim
Rösten kupferhaltiger
Kiese auftretende
schweflige Säure
zur
Darstellung von S., 1837 wurden auch in
Böhmen
[* 8]
Kiese angewandt, 1839 in
England und seit 1840 in
Deutschland. Die
Darstellung der
rauchenden S., ehemals die allein übliche in
Deutschland und hauptsächlich in der
Nähe von
Nordhausen
[* 9] ausgeführt, ging in
neuerer Zeit fast ausschließlich in die
Hände der
Firma Starck in
Böhmen über, und erst die letzten Stadien der
Entwickelung
der Teerfarbenindustrie sowie die Ozokeritindustrie haben der rauchenden S. wieder größere Beachtung zugeführt und neue,
den heutigen Verhältnissen besser entsprechende Darstellungsmethoden geschaffen.
Gegenwärtig beträgt die Schwefelsäureproduktion in
Deutschland etwa 358,100
Ton.; davon wurden gewonnen:
aus deutschem
Kies 183,200
T., aus spanischem
Kies 90,750
T., aus ungarischem, norwegischem und anderm
Kies 13,950 T., in
Oker,
Freiberg,
[* 10]
Mansfeld 40,200
T., aus
Zinkblende 30,000 T.
(Schwefeltrioxyd, wasserfreie
Schwefelsäure)
[* 12] SO3 entsteht, wenn Schwefligsäureanhydrid
SO2 durch Vermittelung einer Kontaktsubstanz (z. B.
Platinschwamm) mit
Sauerstoff verbunden wird. Läßt man konzentrierte
Schwefelsäure in kontinuierlichem
Strahl in eine stark erhitzte, mit
Quarz,
Schamotte etc. gefüllte thönerne
Retorte fließen, so zerfällt sie in ein Gemisch von
Sauerstoff, Schwefligsäureanhydrid und Wasserdampf.
Letzterer kann beseitigt werden, indem man das Gemisch stark abkühlt und in einen Koksturm leitet, in welchem konzentrierte
Schwefelsäure herabrieselt. Leitet man dann die getrockneten
Gase
[* 13] durch mäßig stark erhitzte, mit platiniertem
Asbest gefüllte
Thonröhren, so verbindet sich der
Sauerstoff mit dem Schwefligsäureanhydrid zu S., welches in angeschlossenen
Bleikammern
verdichtet wird. Man erhält S. auch durch vorsichtiges Erhitzen von starker rauchender
Schwefelsäure, wobei konzentrierte
Schwefelsäure zurückbleibt, durch Erhitzen von vollkommen trocknem schwefelsauren
Eisenoxyd oder pyroschwefelsauren
Natron,
wobei das durch
Zersetzung von
Schwefelsäure entstehende Gemisch von Schwefligsäureanhydrid und
Sauerstoff
nach obiger
Methode zu S. verbunden und der aus schwefelsaurem
Natron bestehende Rückstand durch Übergießen mit
Schwefelsäure
regeneriert wird.
Trägt
man in geschmolzenes pyroschwefelsaures
Natron trockne
schwefelsaure Magnesia ein, so entweicht bei nicht sehr hoher
TemperaturS., und es bleibt ein
Doppelsalz von schwefelsaurem
Natron und schwefelsaurer
Magnesia zurück,
welches
man inWasser löst, um die beiden
Salze durch
Kristallisation voneinander zu trennen und von neuem zu benutzen. S. bildet
eine farblose, zähe, kristallinische
Masse, schmilzt bei 16°, siedet bei 46° und reagiert, wenn es vollkommen trocken ist,
neutral. Es zieht sehr begierig
Feuchtigkeit an, bildet an der
Luft dicke, weiße
Nebel, zischt, in
Wasser
geworfen, wie glühendes
Eisen
[* 14] und bildet damit
Schwefelsäure. Es verkohlt organische
Stoffe und zerfällt in hoher
Temperatur
in Schwefligsäureanhydrid und
Sauerstoff.
Beim Aufbewahren geht das bei Sommertemperatur flüssige
S. in eine kristallinische
Masse über, die über 50° schmilzt und
sich dabei wieder in die erste Modifikation verwandelt. Man versendet das S. mit einem
Gehalt von 2 Proz.
Schwefelsäure in verlöteten
Blechdosen, doch kommt auch als festes
Vitriolöl (festes
Oleum) ein
Produkt in den
Handel, welches
aus 40 Proz.
S. und 60 Proz.
Schwefelsäure besteht, also im wesentlichen
Pyroschwefelsäure H2S2O7 ist.
Die Handhabung des Schwefelsäureanhydrids erfordert große Vorsicht, weil die Berührung der
Haut
[* 15] mit
flüssigem oder eben durch
Wasser schmelzendem S. bösartige und langsam heilende
Brandwunden erzeugt. Man benutzt S. wie rauchende
Schwefelsäure. S. wurde von
Basilius Valentinus aus
Eisenvitriol und von
Bernhard 1775 aus rauchender
Schwefelsäure erhalten.
Phillips nahm 1831 einPatent zur
Darstellung von S. aus Schwefligsäureanhydrid und
Sauerstoff mit
Hilfe
von
Platin in der Absicht, diesen
Prozeß zur Gewinnung von
Schwefelsäure zu verwerten. Derartige
Versuche blieben aber ohne
Erfolg, und erst seitdem es sich um die Beschaffung von rauchender
Schwefelsäure oder S. für die
Industrie handelt, gewann
jenerProzeß an Bedeutung.
Winkler lieferte 1875 eine bahnbrechende
Arbeit über diesen Gegenstand, und
seitdem kommt S. regelmäßig in den
Handel.
Säure; in den Lösungen der S. erzeugen Barytsalze einen weißen Niederschlag. SchwefelsauresAmmoniak (NH4)2SO4 ^[(NH4)2SO4]
findet sich in vulkanischen Gegenden und in den Borsäurefumarolen als Mascagnin, so daß es bei der Borsäurefabrikation
als Nebenprodukt erhalten wird; hauptsächlich aber wird es aus den ammoniakhaltigen Wässern der Gasanstalten und Knochenbrennereien,
auch aus gefaultem Harn bereitet, indem man diese Flüssigkeiten mit Kalk destilliert, das entweichende
Ammoniak in Schwefelsäure leitet und die entstandene Lösung von schwefelsaurem Ammoniak zur Kristallisation bringt. Es bildet
farblose, wasserfreie Kristalle
[* 17] vom spez. Gew. 1,7, schmeckt scharf salzig,
ist luftbeständig, leicht löslich in Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt bei 140°, zersetzt sich bei
stärkerm Erhitzen, gibt mit Kochsalz schwefelsaures Natron und Salmiak, mit Kalk schwefelsauren Kalk und Ammoniak, mit kohlensaurem
Kalk schwefelsauren Kalk und kohlensaures Ammoniak. Es dient zur Darstellung von Salmiak, Ammoniak, kohlensaurem Ammoniak, Ammoniakalaun
u. als Dünger.
Beim Erhitzen dieses Salzes oder seiner Lösung verwandelt es sich in eine grüne Modifikation, die nicht
kristallisiert, in Alkohol löslich ist und an der Luft zerfließt. Die grüne, wässerige Lösung wird bei wochenlangem Stehen
wieder violett und gibt dann auf Zusatz von Alkohol wieder Kristalle des violetten Salzes. BeimLösen von Chromhydroxyd in überschüssiger
Schwefelsäure und Verdampfen der Lösung erhält man ein pfirsichblütrotes Salz,
[* 22] welches bei Kerzenlicht
spangrün erscheint und in Wasser, Säuren und Ammoniak unlöslich ist.