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42 Tage einberufen;
4) die Miliz von Gotland, die aber nicht außerhalb der Insel zu dienen braucht, und 5) die seit 1861 bestehenden freiwilligen Schützenvereine (1886: 8618 Mann stark). Der Formation nach besteht die Infanterie aus 2 Leibgarderegimentern, 2 Leibgrenadierregimentern, 2 Leibgrenadierbataillonen, 17 Infanterieregimentern und 4 Jägerbataillonen (jedes Regiment im Frieden zu 2 Bataillonen à 4 Kompanien, im Krieg zu 3 Bataillonen); die Kavallerie aus 1 Regiment berittener Leibgarde, 4 Husaren- und 2 Dragonerregimentern, 1 Jägerkorps zu Pferde, [* 2] zusammen 47 Eskadrons.
Die Artillerie umfaßt 3 Regimenter von zusammen 30 Batterien (22 fahrende, 6 reitende, 2 Fußbatterien), dazu 6 Festungskompanien, eine Reserveartillerie von 9 Batterien, 1 Feuerwerkerkorps und 3 Batterien in Gotland. Ein Artillerieregiment wird in 5 Divisionen à 2 Batterien, eine Batterie in 3 Abteilungen zu je 2 Kanonen geteilt. Die Genietruppen bestehen aus 1 Pontonierbataillon, 1 Sappeurbataillon und 1 Feldtelegraphenkompanie. Endlich besteht 1 Trainbataillon.
Von diesen Truppen gehören die 3 Leibgarderegimenter (darunter das zu Pferde), 1 Jägerbataillon, 1 Husarenregiment, die 3 Artillerieregimenter, die Genie- und Traintruppen zu den angeworbenen, die übrigen zu den »eingeteilten« Truppen. Der Bestand der schwedischen Landmacht war 1888 an Linientruppen: 1732 Offiziere, 477 Beamte, 1510 Unteroffiziere, 1550 Spielleute, 33,020 Soldaten, zusammen 38,289 Mann mit 246 Kanonen und 6178 Pferden;
ferner an Reservetruppen (beväring): 156,288 Mann, in Summa 194,577 Mann.
Was die Seemacht betrifft, so geht damit seit 1860 eine zeitgemäße Reorganisation vor. Die Stärke [* 3] derselben war 1888: 64 Dampfer von 27,350 Pferdekräften und 6 Segelschiffe mit zusammen 150 Kanonen und 4109 Mann. Darunter waren 5 Korvetten (61 Kanonen), 1 Fregatte (16 Kanonen), 15 Panzerkanonenboote, 16 Kanonenschaluppen und 18 Torpedofahrzeuge. Das Personal der schwedischen Flotte besteht seit der Reorganisation vom aus der »königlichen Flotte«, der »Reserve« und der »Seewehr« (sjöbeväring). Die königliche Flotte umfaßt 176 Offiziere (darunter 1 Vizeadmiral, 3 Konteradmirale, 6 Kommandeure). Die Reserve besteht zur Zeit aus 77 Offizieren, 81 Unteroffizieren und 9 Ingenieuren. Die Seewehr umfaßt ca. 50,000 Mann.
Seit dem Verkauf von St.-Barthélemy an Frankreich (1877) besitzt S. keine Kolonien.
[Wappen, Orden etc.]
Das Unionswappen ist ein vertikal in zwei Hälften geteilter Schild, [* 4] von denen die linke, horizontal in zwei Teile geteilte Hälfte auf blauem Grunde die beiden schwedischen Wappen [* 5] (s. unten), die rechte Hälfte aber auf rotem Grunde das norwegische Wappen, einen aufrecht stehenden, gekrönten goldenen Löwen, [* 6] der mit den Vordertatzen die Hellebarde oder Streitaxt des heil. Olaf trägt, mit der goldenen Krone darüber, enthält. Der Schild wird gehalten von zwei aufrecht stehenden, gekrönten, züngelnden Löwen mit doppelten Schwänzen.
Das schwedische Reichswappen (s. Tafel »Wappen«) ist ein blauer, ebenfalls von zwei Löwen gehaltener Schild, quadriert durch ein schmales gelbes Kreuz; [* 7] in den Feldern oben zur Linken und unten zur Rechten ist das schwedische Wappen (drei Kronen) [* 8] und in den beiden andern das gotische (ein über drei weiße Ströme springender Löwe) angebracht; der Herzschild hat die Wappen der Häuser Wasa und Pontecorvo. Die Landesfarben sind Blau und Gelb. Die Flagge (s. Tafel »Flaggen«) [* 9] ist blau, durch ein stehendes gelbes Kreuz in vier Quadrate geteilt; auf dem obern innern Quadrat aber befindet sich seit der Vereinigung mit Norwegen [* 10] das Unionszeichen, bis 1844 aus einem schiefen weißen Kreuz in rotem Feld bestehend, seitdem aber aus einem rechtwinkeligen Kreuz, dessen senkrechter Strich blau mit weißen Rändern, der horizontale aber gelb ist; die vier dadurch gebildeten Felder werden durch diagonale Linien in acht abwechselnd blaue und rote Dreiecke geteilt. S. hat fünf Ritterorden: den Seraphinen- (gestiftet 1285, erneuert 1748), Schwert-, Nordstern- (beide 1748 gestiftet), Wasaorden (seit 1772, s. Tafel »Orden«, [* 11] Fig. 17) und den Orden Karls XIII. (seit 1811);
letzterer wird nur dem höchsten Grade des Freimaurerordens erteilt.
[Geographische Litteratur.]
Tuneld, Geographie öfver konungariket Sverige (Stockh. 1827-33, 5 Bde.);
Dahlmann, Inledning till Sveriges physikalska geographie (das. 1857);
Hofberg, Illustrerad Sverige (das. 1875);
Agardh und Ljungberg, Statsökonomisk statistik öfver Sverige (Karlstad 1852-62, 4 Bde.);
Thomée, Statistik (Stockh. 1859-61);
Törnebohm, Geognosie der schwedischen Hochgebirge (das. 1873);
Almquist, La Suède, ses progrès sociaux etc. (das. 1879);
Jonas, S. und seine Entwickelung (Berl. 1875);
Sidenbladh, Royaume de Suède, exposé statistique (Stockh. 1878);
Rosenberg, Geografiskt-statistiskt handlexicon öfver Sverige (das. 1882-1883, 2 Bde.);
Aschehoug, Staatsrecht der vereinigten Königreiche S. und Norwegen (Freiburg [* 12] 1887);
Dahl, Der Handelsverkehr Schwedens mit dem Ausland 1829-79 (Stockh. 1884).
Eine Hauptquelle für die Kenntnis Schwedens ist die vom statistischen Zentralbüreau seit 1862 herausgegebene Zeitschrift »Statistisk Tidsskrift«; als besonderes Heft erscheint »Sveriges officiela statistik i sammandrag«; deutsche Reisehandbücher von Nielsen (5. Aufl., Leipz. 1887), Bädeker (3. Aufl., das. 1885). Kartenwerke: Eine topographische Karte in 1:100,000 wird seit 1859 publiziert, für die Läns teilweise auch in 1:200,000 (seit 1874), doch beziehen sich dieselben nur auf Südschweden;
ferner M. Roth, Geografisk Atlas [* 13] öfver Sverige (1:400,000, seit 1878);
»Generalkarta öfver Sverige« (1:1,000,000, 3 Blatt, [* 14] seit 1870);
»Geologische Übersichtskarten« von Angelin (über Schonen, 1861-68) und Olbers (über Westschweden, 1858-67);
Forsell, Geognostisk karta öfver södra Sverige (1863, 18 Blatt).
Geschichte.
Schweden unter einheimischen Königen im Mittelalter.
Die älteste Geschichte Schwedens ist dunkel und sagenhaft. Die Urbevölkerung, finnische Stämme, wurde von kriegerischen germanischen Stämmen nach und nach in die unwirtbaren Gegenden des Nordens verdrängt. Die Einwanderer im Süden, in Schonen und Gotland, gehörten dem gotischen Volk an, während die am Mälarsee seßhaften und von da über das nördliche und südliche Küstenland verbreiteten Svea (Schweden) hießen. Beide Stämme hatten als Mittelpunkt ihres Königtums und ihrer Religion ein gemeinsames Heiligtum in Sigtuna am Mälarsee, dann in Upsala. [* 15] Unter dem Oberkönig, aus dem Geschlecht der Ynglinger, der zugleich Oberpriester war und in der Volksgemeinde (alljärharthing) zu Upsala den Vorsitz hatte, standen Gaukönige an der Spitze der Fylken (Stämme), welche die Macht desselben immer mehr einschränkten. Wilde Kämpfe ¶
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erfüllten daher die ersten Jahrhunderte der schwedischen Geschichte. Um 600 n. Chr. versuchte Ingiald Ildrade, sich zum alleinigen König über das ganze Land zu erheben; doch fanden er und sein ganzes Geschlecht dabei den Untergang. Hierauf war Ivar Widfadme zum König erwählt; sein Geschlecht erlosch schon mit seinem Tochtersohn, dem gewaltigen Krieger Harald Hildetand, der in der berühmten Schlacht auf der Heide von Bråvalla in Ostgotland (um 740) gegen seinen Brudersohn Sigurd Ring fiel.
Sigurd gründete eine neue Dynastie, welche nach und nach zur Alleinherrschaft über ganz S. gelangte, und unter welcher die Schweden ebenso wie die Dänen und Norweger Eroberungszüge in die Nachbarlande unternahmen; Sigurds Nachfolger, Ragnar Lodbrok und Björn Jernsida (Eisenseite), waren berühmte Wikinger. Anderseits faßte seit dem 9. Jahrh. das Christentum in S. Fuß. König Björn der Alte (gestorben um 935) und sein Sohn Erich der Siegreiche hielten zwar noch fest am alten Glauben.
Aber der Sohn Erichs (der um 1000 starb), Olaf Schoßkönig, trat zum Christentum über, das jedoch nur im Süden, in Gotland, zur Herrschaft gelangte, während Svealand dem Heidentum treu blieb. Als daher mit Olafs zweitem Sohn, Edmund Gammal (dem Alten), 1061 das Königsgeschlecht ausstarb, brach zwischen Goten und Schweden ein Krieg aus, der sowohl unter dem Geschlecht Stenkils (1061-1129) als auch besonders unter den beiden nun auftretenden feindlichen Dynastien, der gotischen Sverkers und der schwedischen Erichs des Heiligen (1133 bis 1250), 200 Jahre dauerte, und in dem nicht nur die Kriegsgeschlechter sich aufrieben, sondern auch der Wohlstand des Volkes zerrüttet wurde. Ein kriegerischer Adel kam empor, der, steuerfrei und im Besitz eignen Gerichtsstandes und andrer Vorrechte, sich der obersten Gewalt bemächtigte, die er später nur mit dem Klerus teilte, und die königliche Gewalt zu einem Schatten [* 17] herabminderte.
Nachdem Stenkil das Christentum begünstigt und sein Sohn Inge den Göttertempel zu Upsala hatte verbrennen lassen, verhalf Erich IX. oder der Heilige dem Christentum in S. zum Sieg; derselbe unterwarf und bekehrte auch einen Teil Finnlands, wurde aber von einem Kronprätendenten, dem dänischen Prinzen Magnus Henrikson, gefangen und enthauptet. Unter seinem Nachfolger Karl VII., dem Sohn Sverkers, welcher den Titel »König der Schweden und Goten« annahm, ward 1163 das Erzbistum Upsala errichtet. 1167 kehrte Knut, Erichs des Heiligen Sohn, aus Norwegen, wohin er sich geflüchtet hatte, mit Heeresmacht zurück, besiegte und tötete mit Hilfe der Upländer 1168 auf Wisingsö den König Karl und regierte bis an seinen Tod 1195, worauf Sverker II., Karls Sohn, zur Herrschaft gelangte.
Derselbe ward jedoch von Knuts Sohn Erich X. 1208 bei Leva besiegt und in der zweiten Schlacht bei Gestilren 1210 getötet. Erich ließ sich darauf vom Erzbischof krönen, wodurch die Macht und das Ansehen der Geistlichkeit zu einer Höhe stiegen, die nachher den Königen äußerst gefährlich wurde, besonders nachdem auf der Kirchenversammlung zu Skenninge (1248) das Cölibat eingeführt und den Geistlichen verboten worden war, dem König den Eid der Treue zu schwören, wodurch sie allein vom Papst abhängig wurden.
Das Geschlecht Sverkers war schon 1222 mit Johann ausgestorben, der letzte König aus dem Erichschen Stamm war Erich XI. Unter ihm war Birger, »Jarl der Schweden und Goten«, aus dem Geschlecht der Folkunger, der eigentliche Regent Schwedens und blieb es als Dux Sueciae auch nach Erichs Tod (1250), als die schwedischen Großen seinen noch unmündigen Sohn Waldemar, den ersten Folkunger, zum König wählten, bis zu seinem Tod 1266. Er besiegte die aufrührerischen Folkunger, seine eignen Verwandten, durch Verrat und ließ eine große Anzahl derselben hinrichten, stiftete einen allgemeinen Land- und Kirchenfrieden, hob durch Handelsverbindungen mit der Hansa den Wohlstand in S. und gründete 1255 Stockholm, [* 18] fügte aber dem Land großen Schaden zu, indem er seinen drei jüngern Söhnen Herzogtümer verlieh und dadurch den Grund zur Uneinigkeit unter den Brüdern legte. 1275 empörte sich einer derselben, Herzog Magnus von Södermanland, gegen Waldemar, der besiegt und bis an seinen Tod (1302) auf dem Schloß zu Nyköping gefangen gehalten wurde.
Magnus I. wurde 1249 zu Upsala gekrönt und erwarb sich durch eine gute Regierung große Verdienste um das Land. Er schützte die Bauern vor dem gewaltsamen »Gasten« der Edelleute, weshalb er den Ehrennamen Ladulas, d. h. Scheunenschloß, erhielt, unterdrückte 1280 die Folkunger, worunter man alle Adelsverbindungen zu gegenseitiger Waffenhilfe verstand, suchte aber auch den Adel durch Erteilung von Vorrechten und Erweckung des ritterlichen Ehrgefühls an den königlichen Dienst zu knüpfen und begünstigte die Kirche. Bei seinem Tod teilte er seinen jüngern Söhnen Erich und Waldemar Herzogtümer zu, während er dem ältesten, aber noch unmündigen Sohn, König Birger II., den Marschall Torkel Knutsson als Vormund bestellte.
Derselbe regierte vortrefflich und blieb auch, als Birger 1303 selbst die Herrschaft antrat, sein Ratgeber, wurde aber, als die Brüder des Königs einen Aufruhr anstifteten, diesen als Preis der Versöhnung geopfert und zu Stockholm hingerichtet. Dennoch wurde Birger acht Monate später von seinen Brüdern bei Håtuna am Mälar verräterisch überfallen, gefangen und 1310 zur Teilung des Reichs gezwungen. Er rächte sich, indem er seine Brüder, die Weihnachten 1317 im Schloß zu Nyköping bei ihm zu Gaste waren, verhaften und in einem unterirdischen Gefängnis in Eisen [* 19] schmieden ließ, wo sie den Hungertod starben.
Unter Führung des tapfern Mats Kettilmundsson empörte sich das ganze Volk, vertrieb Birger, der 1321 in Dänemark [* 20] starb, und dessen Sohn Magnus 1320 hingerichtet wurde, und rief Erichs Sohn Magnus II. 1319 am Mornstein bei Upsala zum König aus, der 1333 selbst die Regierung antrat. Er erbte von seinem mütterlichen Großvater Hakon Norwegen, das er seinem jüngern Sohn, Hakon, 1350 abtrat, und gewann Schonen, Halland und Blekinge, bedrückte aber das Volk mit Steuern und duldete die Gewaltthaten der Großen, so daß 1350 sein ältester Sohn, Erich XII., vom Volk auf den Thron [* 21] erhoben wurde und er ihm einen Teil des Reichs abtreten mußte.
Nach Erichs frühem Tod (1359) erlangte Magnus wieder die Alleinherrschaft, geriet aber in Streit mit den Großen, trat an Dänemark 1360 Schonen, Blekinge und Gotland gegen das Versprechen bewaffneter Hilfe ab, wurde aber dennoch von den Großen abgesetzt, die seinen Schwestersohn, Albrecht von Mecklenburg, [* 22] in Stockholm zum König wählten. Magnus wurde 1365 in der Schlacht bei Enköping gefangen und erhielt erst 1371 gegen den Verzicht auf die schwedische Krone seine Freiheit wieder; er ertrank 1374 in der Nähe von Bergen [* 23] in Norwegen, und mit ihm erlosch das Geschlecht der Folkunger in S. ¶