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Roßbühls (966 m) und dem Paß [* 2] des Kniebis (973 m), welcher das Verbindungsglied zwischen dem obern und untern S. bildet. Nördlich von der Hornisgrinde erreicht das Gebirge in der Badener Höhe noch 930 m, im Hohen Staufen (Merkuriusberg) bei Baden [* 3] 672 m, in den Höhen des Murgthals oberhalb Gernsbach 990 m, im Hochkopf 1041 m Höhe. Eigentümlich sind dem S. die zahlreichen kleinen Bergseen und Moore auf den Höhen, von denen wir im südlichen S. den Feldsee (1112 m), den Schluch- und Titisee, im untern S. den sagenreichen Mummelsee (1032 m) und den Wildsee, zwischen dem Achern- und Murgthal, nennen.
Mit Ausnahme der höchsten rund gewölbten, kahlen, nur mit dürftiger Weide [* 4] bedeckten Kuppen sind die Schwarzwaldberge dicht mit Nadelholz überwachsen, nach dessen dunkler Farbe das ganze Gebirge seinen zuerst im 8. Jahrh. vorkommenden Namen trägt, während es bei den Römern nach seinen Bewohnern, den Markomannen, als Silva marciana (»Wald der Markmänner, Grenzwald«) bezeichnet ward und der südliche S. mit den Quellen der Donau auch Abnoba mons hieß. Auch einige wichtige Pässe enthält der S. Zunächst führt durch das Kinzigthal die Straße zu den Pässen der obern Kinzigthäler, welche über Triberg zur Donau, über Schiltach und Schramberg zum Neckar und von Wolfach hinauf zum Kniebis verlaufen.
Durch diesen Teil des Schwarzwaldes führt auch die 1873 vollendete Schwarzwaldbahn, die bei Offenburg [* 5] in der Rheinebene sich von der badischen Hauptbahn (Mannheim-Basel-Konstanz) abzweigt, das Kinzigthal bis Hausach, das Gutachthal bis Triberg hinaufgeht und alsdann längs der Brigach nach Donaueschingen wieder hinunterführt. Unter allen Eisenbahnen des Deutschen Reichs ist diese mit ihren 38 Tunnels und andern bedeutenden Bauwerken die großartigste. 1887 ist die Höllenthalbahn Freiburg-Neustadt i. Br. eröffnet worden, welche dem Thal [* 6] der Dreisam folgt. Ferner führt aus dem Renchthal der 972 m hohe Paß am Roßbühl und am Kniebis hinüber nach Freudenstadt, dem strategisch wichtigen Kreuzungspunkt der Straßen, die durch das Rench- und Kinzigthal von W. her ins Herz Schwabens führen.
Für den geognostischen Aufbau des Schwarzwaldes sind Granit, Gneis und Buntsandstein die drei wichtigsten Formationen; nur von lokaler Wichtigkeit sind paläozoische Sedimente (Thonschiefer, Steinkohlengebirge, Rotliegendes) und die eruptiven Gebilde. Das verbreitetste Gestein ist der Gneis, der bei Schönau, Todtnau, Neustadt [* 7] und Vöhrenbach im Süden und SO. ein zusammenhängendes Gebiet bildet, welches bis zum Westfuß des Kniebis und Roßbühls nach N. reicht und das ganze hohe, dem Rhein zugekehrte Gebirge von Badenweiler bis Oppenau zusammensetzt.
Der Granit besitzt seine zusammenhängende Verbreitung, das Gneisgebiet umschließend, im Süden, O. und N. Im Süden reicht er fast bis zum Rhein, von welchem ihn im äußersten Süden der hier zwischen Säckingen und der Albmündung nochmals auftretende Gneis trennt. Zahlreich, doch unbedeutend sind hier die Porphyrdurchbrüche. Von da zieht der Granit im Zusammenhang nordwärts über Neustadt und Vöhrenbach nach Triberg, Hornberg und Schiltach. Das zweite, durch Gneis im Süden begrenzte, zusammenhängende Granitrevier reicht vom untern Kinzigthal bis zum Murgthal; daß es mit dem östlichen Revier in Verbindung steht, zeigen das vielfache Auftreten des Granits unter dem Buntsandstein in den Thaltiefen (so im Zusammenhang durch das Murggebiet) und das isolierte Vorkommen desselben bei Herrenalb, bei Wildbad an der Enz, bei Liebenzell an der Nagold.
Die Gebilde der sedimentären Formationen treten am zusammenhängendsten im südlichen S. auf, wo man einen durch Granit und Porphyr vielfach unterbrochenen schmalen Zug Unterdevon mit schwachen Anthracitflözen von Badenweiler im W. über Schönau bis Lenzkirch im Süden des Feldbergs verfolgen kann. Das Kohlengebirge tritt in geringer Ausdehnung [* 8] mit einigen abbauwürdigen Flözen bei Berghaupten am Austritt der Kinzig aus dem Gebirge hervor; ebenso kennt man es bei Oppenau im Lierbachthal und bei Baden.
Hier wird es von dem Konglomerat des Rotliegenden bedeckt. Verbunden mit jüngern Porphyren, erhöht es durch deren Neigung zur Felsbildung nicht wenig die Reize des Oos- und untern Murgthals. Ohne Zwischenlagerung von Zechstein folgt dem Rotliegenden der mächtige Buntsandstein, der in der ganzen Ausdehnung des Schwarzwaldes auf dessen Ostseite vom Rhein bei Waldshut bis zur Enz bei Pforzheim [* 9] den Fuß des Gebirges bildet und im obern S. westwärts bis an die Vorberge, im untern S. bis zu den höchsten Rücken des Gebirges aufsteigt.
Jüngere Sedimente treten nur im West- und Südwestfuß auf. Ausgedehnt sind die diluvialen Schuttablagerungen im Innern des Gebirges, erratische Erscheinungen aber nur am Südgehänge evident vorhanden. Der Mineralreichtum des Schwarzwaldes ist gering, daher auch der Bergbau [* 10] zu keiner Zeit umfangreich war. Von um so größerer Bedeutung ist das Gebirge durch seinen Reichtum an Mineralquellen, unter denen als die wichtigsten die Thermen von Baden-Baden, [* 11] Huberbad, Badenweiler, Säckingen, Wildbad, von welchen einige schon von den Römern benutzt wurden, ferner die sogen. Kniebisbäder (s. d.) hervorzuheben sind.
Das Klima [* 12] auf den Höhen des Schwarzwaldes ist rauh, und lange herrscht dort noch der Winter, während am Fuß des Gebirges längst schon alles im Grünen und Blühen begriffen ist. So kommt es, daß am Fuß die Traube reift und neben unserm gewöhnlichen Obste die Mandel, die Walnuß und die echte Kastanie gedeihen, während die Fluren der auf der Höhe des Gebirges gelegenen Orte nur Sommergetreide, Kartoffeln und Flachs liefern. Reich und in gutem Zustand sind überall die Wiesen, die Grundlage einer ausgedehnten Viehzucht [* 13] im Gebirge. Bis 400 m reichen am Gebirgsrand und in den nördlichen, westlichen und südlichen Thälern Weinstock und echte Kastanie, bis 800 m der Buchenwald und die Edeltanne, letztere im Murg- und Enzthal ausgedehnte Forsten bildend. Darüber herrscht dann bis zur Höhe von 1320 m die Fichte. [* 14] Auf den trocknen Sandsteinhöhen herrscht überall das Nadelholz vor.
Die Bewohner des Gebirges, das mit seinem Ostteil zu Württemberg, [* 15] im übrigen zu Baden gehört, sind im Süden alemannischen, im O. schwäbischen, im N. rheinfränkischen Stammes. Dem Gebirgscharakter gemäß finden wir die Gemeinden im W. u. Süden in zahllose Einzelgehöfte zerstreut, die Häuser im Süden schon ganz an den Gebirgsstil der Schweiz [* 16] erinnernd. Während im Süden, so weit das quellenreichere kristallinische Grundgebirge reicht, zahlreiche Orte noch hoch auf dem Gebirge liegen (Höchenschwand bei St. Blasien, das höchst gelegene Dorf, 935 m; Vöhrenbach, die höchst gelegene Stadt, 799 m), ist das Buntsandsteingebiet nur auf der Nordostabdachung reich an Anbau, der höchste Rücken aber fast menschenleer und Waldland. Auf der Höhe des Kniebispasses (972 m) befinden sich nur vereinzelte ¶
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Wohnungen; das einsame Herrenwies liegt 752 m hoch zwischen Sandsteinhöhen auf Granit, am Nordende noch Dobel 722 m ü. M. Eine der Hauptnahrungsquellen des Schwarzwaldes ist die Holzarbeit und der Holzhandel. Noch liefert der S. die Holländerstämme, die den Rhein hinabgeführt werden. In zahlreichen Schneidemühlen wird das Holz [* 18] zu Dielen geschnitten. Der volkreiche obere S. ist der Sitz eigentümlicher industrieller Thätigkeit geworden. Die Holzschnitzerei hat hier zur Produktion der Schwarzwälder Uhren [* 19] und diese weiter zu der von Spiel- und Taschenuhren geführt.
Der Vertrieb dieser Erzeugnisse erstreckt sich über die ganze Erde. Die badischen Ämter Neustadt, Triberg und Hornberg sind der Sitz, Furtwangen der Mittelpunkt dieser Industrie. Zahlreiche Uhrmacherschulen suchen dieselbe mehr und mehr zu vervollkommnen. Damit im Zusammenhang steht der Bau von Leierkasten und Orchestrien. Dazu hat sich hier das Flechten [* 20] der Strohhüte gesellt, das vorzugsweise die Mädchen und Frauen beschäftigt. Der Fremdenbesuch, obgleich seit einiger Zeit zunehmend und neuerdings besonders durch die Bemühungen des Schwarzwaldvereins mehr gehoben, ist wegen der Nähe der Alpen [* 21] nicht so bedeutend, wie es die mannigfachen Reize des Schwarzwaldes vermuten lassen sollten; doch werden zahlreiche Reisende auf der Schwarzwaldbahn, wenn auch nur im Flug, durch das Gebirge geführt.
Gegenwärtig ist der S. ganz von Eisenbahnen umschlossen: im W. von der Linie Heidelberg-Basel, im Süden von Basel-Konstanz, im O. von Singen-Pforzheim und im N. von Durlach-Pforzheim. Außer der Schwarzwaldbahn und Höllenthalbahn (s. oben) gehen von diesen Eisenbahnlinien nur noch kurze Zweige in den S. hinein, so auf der Westseite nach Gernsbach, Baden, Oppenau und Waldkirch, auf der Südseite nach Zell im Wiesenthal und auf der Ostseite nach Wildbad und Villingen (Anschluß an die Schwarzwaldbahn).
Vgl. »Wegweiser durch den S.« (in »Meyers Reisebüchern«, 4. Aufl., Leipz. 1887),
die Reisehandbücher von Schnars (»Schwarzwaldführer«, 8. Aufl., Heidelb. 1887; »Die badische Schwarzwaldbahn«, 3. Aufl., das. 1883), Wichard (Pforzh. 1888, 5 Tle.) u. a.; Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie (Karlsr. 1874);
Bach, Geognostische Karte von Württemberg und Baden (Stuttg. 1870).